SS-Sturmbannführer

* 28.03.1906 in Plauen (Vogtland)
† 23.10.1974 in
Dachau

vollständiger Name: Zill Egon Gustav Adolf

Familiärer Hintergrund
Sohn eines Brauereiarbeiters (Zills Vater wurde im Ersten Weltkrieg schwer verletzt)

Schule/Ausbildung
Volksschulbesuch 8 Jahre

1923
Bäckerlehre, die er mit der Gesellenprüfung Abschloss

Beruf: Pförtner in einer Textilfabrik

ab 1923
Mitglied der SA

ab 25.10.1925
Mitglied der NSDAP (Mitglieds Nu. 20 063)

ab 01.08.1926
Mitglied der Allgemeinen SS (Mitglieds Nu. 535)

15.04.1931
Beförderung zum SS-Scharführer

15.11.1933
Beförderung zum SS-Oberscharführer

20.04.1934
Beförderung zum SS-Untersturmführer

1934
Zill Egon heiratet, seine Frau war seit Mitte der 1920er Jahre Mitglied verschiedener nationalsozialistischer Organisationen gewesen. Aus der Ehe gingen drei Kinder hervor.

ab 00.05.1934
Angehöriger der Lagermannschaft im KL
Hohnstein

ab 00.05.1934/00.06.1934
Angehöriger der Lagermannschaft im KL
Sachsenburg

15.09.1935
Beförderung zum SS-Obersturmführer

01.11.1936-31.07.1937
Schutzhaftlagerführer im KL
Lichtenburg
(Der dortige Lagerkommandant Hans Helwig überließ Zill die Lagerführung. Unter den Häftlingen galt Zill als brutal und willkürlich.)

00.08.1937-00.10.1937
Zweiter Schutzhaftlagerführer im KL
Dachau u. KL Buchenwald

30.01.1937
Beförderung zum SS-Hauptsturmführer

ab 01.02.1938
Adjutant des Kommandanten im KL
Lichtenburg

Berlin, den 25.03.1938
Das SS Zivilabzeichen Nr. 512, Inhaber SS-Hauptsturmführer Zill Egon, SS Nr. 535, Stab KL Dachau, ist zu Verlust geraten. Vor Mißbrauch wird gewarnt.

00.05.1939-00.12.1939
Adjutant des Kommandanten im KL
Ravensbrück

ab 01.12.1939
Erster Schutzhaftlagerführer im KL Dachau

18.11.1940
Karl Kapp war Oberkapo im Arbeitskommando Garagenbau. Als die Truppe des Arbeitskommandos am 18. November 1940 morgens das Lagertor passierte, deutete Zill auf zwei Häftlinge und sagte, dass er die beiden abends nicht mehr sehen wolle. Bei der Rückkehr am Abend fuhr die Truppe dieses Arbeitskommandos die beiden auf Schubkarren tot ins Lager zurück. Als Kapp das Eintreffen mit den zwei Toten meldete, soll Zill geantwortet haben: „Das nenne ich mir eine prompte Befehlsausführung“. Wenig später wurde Kapp dann Lagerältester und erreichte damit die höchste Position, die ein Funktionshäftling haben konnte.

1941
Als SS-Lagerführer wählte Zill Ende 1941 aus einer Gruppe einen sowjetischen Kriegsgefangenen aus, weil dieser eine Bartflechte im Gesicht hatte. Zill führte ihn persönlich zur Hinrichtung auf den Schießplatz Hebertshausen ab. Die Gruppe, in der sich der sowjetische Kriegsgefangene befand, sollte anfangs hingerichtet werden, war dann aber begnadigt und zur Arbeit in den Steinbrüchen eingeteilt worden. Zill traf hier eigenmächtig eine Auswahl.

30.01.1942
Beförderung zum SS-Sturmbannführer u. SS-Sturmbannführer der Waffen-SS

00.12.1941-00.04.1942
Kommandant im SS-Sonderlager
Hinzert

ab 00.04.1942
stellvertretender Kommandant im KL
Natzweiler-Struthof

00.09.1942-00.07.1943
Kommandant im KL
Flossenbürg
(Sein Regime als Kommandant war auch von extremer Grausamkeit geprägt. Nach den Aussagen von Insassen umfasste Zills Verbrechen das Binden von Gefangenen an Bäume, bevor seine Hunde ihre Genitalien verwüsten konnten. Zill wurde im April 1943 von Max Kögel ersetzt, nachdem er als Kommandant für unwirksam befunden worden war. Der Umzug folgte auf Beschwerdebriefe der Dorfbewohner an Fritz Sauckel über den hohen Lebensstandard der Lagerwächter und ihrer Frauen im Gegensatz zu den verarmten Standards im Dorf sowie über eine Kultur der Korruption unter den Wachen.)

10.05.1943-00.08.1943
Dienst in einer Nachschubeinheit der 7. SS-Freiwilligen-Gebirgs-Division Prinz Eugen

01.09.1944-09.01.1945
Dienst in der 23. Gebirgs-Division der Waffen-SS Kama (kroatische Nr. 2)

00.10.1944
Anfang Oktober 1944 unterbreitete Zill den Vorschlag, ausgesuchte KZ-Häftlinge in den Dienst der Waffen-SS zu stellen. Der Vorschlag wurde von Oskar Dirlewanger aufgegriffen und führte zur Überstellung von Häftlingen in die Dirlewanger unterstehende Sonderformation.

ab 09.1945
Rekrutierung von Freiwilligen für die llitauische Waffen-SS in Danzig

Dienst in der 13. Waffen-Gebirgs-Division der SS Handschar (1. Kroatisch)

Zu Zills Aufenthaltsort und Werdegang nach Kriegsende liegen folgende Angaben vor:

Zill benutzte den Falschnamen Willi Sonntag und arbeitete in einer Kraftfahrzeugabteilung der britischen Armee. 1951 legte er bei der Anerkennung einer Vaterschaft den Falschnamen ab, später war er als Platzwart auf einem Sportplatz in Hamburg tätig

Sein Name wurde am 17. November 1948 in einem Brief genannt, den der Landesausschuss der politisch Verfolgten in Bayern der Münchner Staatsanwaltschaft übergab und in dem zahlreiche im KZ Dachau verübte Verbrechen beschrieben wurden.

am 26. August 1952 erging gegen Zill Haftbefehl. Nach acht Monaten Fahndung gelang es, Zill am 24. April 1953 in Hamburg zu verhaften.

Den Nachkriegsermittlungen der Münchner Staatsanwaltschaft zufolge folterte Zill in Dachau zahlreiche Häftlinge ein Teil der Häftlinge starb an den Misshandlungen. Die Zeugen sagten im Schwurgericht aus, dass Zill mehrmals aktiv zur Tötung von Häftlingen aufgefordert oder die Tötung selbst in die Wege geleitet hatte.

Zeugenaussage:
Als SS-Lagerführer wählte Zill Ende 1941 aus einer Gruppe einen sowjetischen Kriegsgefangenen aus, weil dieser eine Bartflechte im Gesicht hatte. Zill führte ihn persönlich zur Hinrichtung auf den Schießplatz Hebertshausen ab. Die Gruppe, in der sich der sowjetische Kriegsgefangene befand, sollte anfangs hingerichtet werden, war dann aber begnadigt und zur Arbeit in den Steinbrüchen eingeteilt worden. Zill traf hier eigenmächtig eine Auswahl.

Karl Kapp war Oberkapo im Arbeitskommando Garagenbau. Als die Truppe des Arbeitskommandos am 18.November 1940 morgens das Lagertor passierte, deutete Zill auf zwei Häftlinge und sagte, dass er die beiden abends nicht mehr sehen wolle. Bei der Rückkehr am Abend fuhr die Truppe dieses Arbeitskommandos die beiden auf Schubkarren tot ins Lager zurück.
Als Kapp das Eintreffen mit den zwei Toten meldete, soll Zill geantwortet haben: Das nenne ich mir eine prompte Befehlsausführung. Wenig später wurde Kapp dann Lagerältester und erreichte damit die höchste Position, die ein Funktionshäftling haben konnte.

1955 fällte das Schwurgericht des Landgericht München II am 14. Januar ein Urteil: lebenslängliche Haft

Wiederaufnahmeverfahren
Der ehemalige Funktionshäftling Karl Kapp wurde 1960, fünfzehn Jahre nach Befreiung des Konzentrationslagers Dachau, vor Gericht gestellt.
Kapp gestand und bestätigte damit, dass er jenen Befehl Zills erhalten hatte, und Zill abends das Geschehen derart kommentiert hatte. Kapp behauptete aber, er habe die beiden Häftlinge nicht ermordet. Die beiden seien innerhalb des Tages zufällig und ohne äußeres Zutun gestorben. Dem ehemaligen Funktionshäftling Kapp konnte, zwanzig Jahre nach dem Tag des Vorfalls vom 18. November 1940, nichts Gegenteiliges mehr bewiesen werden, er wurde in allen Punkten der Anklage freigesprochen.

1961 kam es, aufgrund dieser Aussage von Kapp und dessen Freispruch, zu einem Wiederaufnahmeverfahren bei Zill. Am 14. Dezember 1961 reduzierte das Landgericht München II die lebenslänglich Haft Zills auf 15 Jahre.
(Im Strafvollzug fiel Zill durch Handgreiflichkeiten gegen Mitgefangene auf; gegenüber den Vollzugsbeamten verhielt er sich „anständig und bescheiden“)

Verfahren Lfd.Nr.525
Tatkomplex: NS-Gewaltverbrechen in Haftstätten, Kriegsverbrechen
Angeklagte:
Zill, Egon 15 Jahre
Gerichtsentscheidungen:
LG München II 611214
LG München II 550114
BGH 550901
Tatland: Deutschland
Tatort: HS KL Dachau
Tatzeit: 3912-4112
Opfer: Häftlinge, Juden, Kriegsgefangene
Nationalität: Deutsche, Polnische, Sowjetische, Tschechische, unbekannt
Dienststelle: Haftstättenpersonal KL Dachau
Verfahrensgegenstand: Straftaten eines 1.Schutzhaftlagerführers des KL Dachau. Misshandlung zahlreicher Häftlinge (teils mit Todesfolge). Aufforderung zur Tötung zweier Häftlinge. Tötung eines in den Lagerzaun getriebenen Häftlings

Im Strafvollzug fiel Zill durch Handgreiflichkeiten gegen Mitgefangene auf, gegenüber den Vollzugsbeamten verhielt er sich anständig und bescheiden.

Kurz vor Zills Entlassung im April 1963 kam die Strafanstalt zu folgender Einschätzung von Zills Persönlichkeit:
Er ist ein geistig schwerfälliger Mensch von einfachem Format, gemütsmäßig ärmlich ausgestattet. Sein Wirkungsstreben ist auf äußerliches Auftreten gerichtet, er hat auch in der Anstalt sein militärisches Gebaren aufrechterhalten, so zum Beispiel durch das Zusammenschlagen der Haken beim Ansprechen. Das stramme Gebaren und die zur Schau gestellte harte Entschlossenheit ist nur Fassade, in Krisenzeiten kann er sehr wehleidig sein, z.B. beim Arzt. Er ist innerlich verspannt und wird schnell heftig, zeigt keine Einsicht oder Sühnewillen. Zudem verfällt er sofort in Selbstverteidigung und versucht noch heute die Verhältnisse im KL zu bagatellisieren oder gar zu rechtfertigen. Er erweckt dabei den Eindruck, als ob noch heute nazistische Ideen in ihm fest verankert seien.

1963 wurde Zill entlassen.

Er hat für die Verbrechen somit 2 Jahre Haft verbüßt. Es darf aber nicht vergessen werden, wer zur damaligen Zeit über Recht und Unrecht entschieden hat. Zill lebte bis zu seinem Tod in Dachau, den Ort seiner Verbrechen.

Bemerkungen
Anfang Oktober 1944 unterbreitete Zill den Vorschlag, ausgesuchte KZ-Häftlinge in den Dienst der Waffen-SS zu stellen. Der Vorschlag wurde von Oskar Dirlewanger aufgegriffen und führte zur Überstellung von Häftlingen in die Dirlewanger unterstehende Sonderformation.

In Dachau lebte auch der SS-Sturmbannführer
Burger Wilhelm (alias Bauer Georg)
* 19.05.1904 in München
+ 14.12.1979 Dachau

und
SS-Hauptscharführer
Engelschall Georg
* 30.04.1911 in Aich (Ob)
† 19.05.1979 in Dachau
letzter bekannter Wohnort: Odelshausen
vor 1945 Angehöriger der Lagermannschaft im KL Dachau, KL Auschwitz, KL Birkenau u. KL Monowitz


Wie Verblendet und gefühlskalt müßen diese Mörder gewesen sein.