München, Ettstraße

Polizeigefängnis

Bezeichnung: Polizeigefängnis München (Ettstraße)

Gebiet
München Ettstraße 2-4
Deutschland, Bundesland Bayern, Regierungsbezirk Oberbayern, Landeshauptstadt des Freistaates Bayern

Eröffnung
März 1933

Schließung

Häftlinge
Anfang April: etwa 120, später 150, Anfang Juni: 63 Schutzhäftlinge

Geschlecht
Männer und Frauen

Einsatz der Häftlinge bei

Art der Arbeit

Bemerkungen
Die Häftlinge waren in einem Polizeigefängnis interniert. Die Bewachung erfolgte durch Polizei, SA und SS.


01.04.1933

Am 01.04.1933 wird der am 12.11.1882 in Kempten geborene Politiker Ott Emil vom Polizeigefängnis München Ettstraße ins Gefängnis München-Stadelheim Stadelheimer Straße 12 überstellt. Emil Ott war vom 30.03.1933-01.04.1933 im Polizeigefängnis München Ettstraße in „Schutzhaft“. Er wurde am 01.04.1933 im Gefängnis München-Stadelheim übernommen. Hier war er vom 01.04.1933-18.04.1933 inhaftiert. Emil Ott wurde am 25.04.1945 in Kelheim auf seinem Anwesen durch Granatsplitter getötet.


25.04.1933

Am 25.04.1933 wird der am 02.07.1895 in München als Johannes Baptist Beimler geborene Politiker vom Polizeigefängnis München Ettstraße ins Konzentrationslager Dachau überstellt. Er wird am 25.04.1933 im Lager Dachau aufgenommen. Dem Politiker und Widerstandskämpfer gelingt in der Nacht vom 08. auf den 09. Mai 1933 in der Uniform eines von ihm ermordeteten SS Mannes die Flucht aus dem Lager. Als Vergeltungsmaßnahme wird am 09.05.1933 der Häftling Götz Joseph im Arrestlokal des KZ Dachau erschossen. Hans Beimler wird am 01.12.1936 im Spanischen Bürgerkrieg vor Madrid erschossen. (Ausführlicher Bericht, Lied Hans Beimler).


04.05.1933

Am 04.05.1933 wird der am 01.06.1896 in Welsberg Bezirksamt Staffelstein geborene Dressel Friedrich vom Polizeigefängnis München Ettstraße ins Konzentrationslager Dachau überstellt. Er wird am 04.05.1933 in Dachau aufgenommen. (Friedrich Dressel war von Beruf Zimmerer und von 1928 bis 1933 Vorsitzender der KPD-Fraktion im Bayerischen Landtag.
Im März 1929 organisierte er eine Protestdemonstration der Münchner Arbeitslosenbewegung und wurde deswegen von der bayrischen Justiz angeklagt. Nach Aufhebung seiner Immunität als Abgeordneter wurde er zu einer mehrermonatigen Haftstrafe verurteilt. Am 3. Mai 1933 wurde Dressel erneut von der bayrischen Polizei verhaftet und in das KZ Dachau verschleppt. Dort wurde er zur Isolation von den übrigen Häftlingen in den sogenannten Arrestbau gebracht. Nach mehreren Tagen systematischer körperlicher und psychischer Misshandlung durch die SS-Wachmannschaften unternahm Dressel einen Suizidversuch, indem er sich mit seinem Brotmesser die Pulsadern auftrennte. Er starb schließlich an den Folgen seiner Verletzungen bzw. an den ihm nach seiner Einweisung ins Krankenrevier weiterhin beigebrachten Misshandlungen. Dressels Mithäftling Hans Beimler, der unmittelbar nach Dressels Suizidversuch zu dem Halbtoten gebracht worden war, um ihn seinerseits zum Selbstmord zu ermutigen, indem man ihm zeigte „wie man das macht“, berichtete später hierüber:
„Der linke Arm lag ausgestreckt auf dem Boden, quer über den Vorderarm drei Schnitte. Das Brotmesser daneben. Es war alles aufgeklärt. Der Genosse wurde durch die unerhörten Quälerei in den Tod getrieben wie das an mir und auch an anderen geschah, dazu getrieben Hand ans ich zu legen. Er wurde dabei unvorsichtigerweise von einem Sturmführer gefunden als er noch nicht verblutet war. Ein Gefangener, Dr. Katz, hätte den Genossen am Leben erhalten können. Doch der Wille des Kommandanten war dass Dressel wieder vom Revier in die Zelle geworfen und dem Doktor untersagt wurde den verwundeten Freund weiter zu behandeln. Man holt um eine Behandlung vorzutäuschen zwei SA-Sanitäter. Am Abend des 7. Mai riss die Mörderbande den Verband von der Wunde und der Genosse verblutete dann endgültig. Als Abschluss machten sie den Musikabend und besoffen sich zur eigenen Betäubung.“
Darüber berichtete auch das Bamberger Tagblatt am 10.05.1933 auf Seite 2.
Wie erst durch Ermittlungen nach 1945 geklärt wurde, hat er keinen Selbstmord verübt, sondern wurde von Angehörigen der SS erschlagen.


31.05.1933

Am 31.05.1933 wird der am 26.01.1903 in Köln Ortsteil Mülheim geborene Politiker Marx Franz vom Polizeigefängnis München (Ettstraße) ins Konzentrationslager Dachau überstellt. Er wird am 31.05.1933 im Lager Dachau übernommen (Häftlings Nu 2033) und bleibt bis zum 06.09.1933 inhaftiert. Franz Marx ist am 25.12.1985 in Gauting verstorben.


26.06.1933

Am 26.06.1933 wird der am 25.02.1900 in Moos bei Forstinning geborene Politiker Hundhammer Alois vom Polizeigefängnis München (Ettstraße) ins Konzentrationslager Dachau überstellt. Er wird am 26.06.1933 im Lager Dachau übernommen und bleibt bis zum 22.07.1933 inhaftiert. Er stirbt am 01.08.1974 in München.


27.06.1933

Am 27.06.1933 wird der am 08.05.1866 in Dösing geborene Politiker Oswald Heinrich vom Polizeigefängnis München (Ettstraße) ins Gefängnis München-Stadelheim Stadelheimer Straße 12 überstellt. Heinrich Oswald befand sich vom 26.06.1933-27.06.1933 im Polizeigefängnis München (Ettstraße) in „Schutzhaft“. Er wurde am 27.06.1933 im Gefängnis München-Stadelheim übernommen. Hier war er vom 27.06.1933 bis mindestens 06.07.1933 in Schutzhaft (die genaue Dauer der Haft ist unklar). Heinrich Oswald ist am 26.10.1945 in München verstorben.


01.07.1933

Am 01.07.1933 wird der am 15.04.1886 in Neustadt bei Coburg geborene Politiker Meyer Ludwig vom Polizeigefängnis München (Ettstraße) ins Konzentrationslager Dachau überstellt. Er wird am 01.07.1933 im Lager Dachau übernommen und bleibt bis zum 31.08.1933 im KZ Dachau in Schutzhaft. Ludwig Meyer ist am 11.08.1957 nach langer, schwerer Krankheit im Alter von 71 Jahren in Coburg verstorben.


11.07.1933

Am 11.07.1933 wird der am 08.09.1892 in Bad Aibling geborene Politiker und spätere Bürgermeister von Penzberg Prandl Michael vom Polizeigefängnis München Ettstraße 2-4 ins Konzentrationslager Dachau überstellt. Michael Prandl war vom 30.06.1933-11.07.1933 im Gefängnis Laufen und im Polizeigefängnis München in "Schutzhaft". Er wurde am 11.07.1933 ins Lager Dachau übernommen und bleibt hier bis zum 10.08.1933 inhaftiert ("Schutzhaft" Häftlings Nu 2935) Michael Prandl verstarb am 25.10.1976 in Penzberg.


15.01.1934

Am 15.01.1934 wird der am 31.01.1896 in München geborene Ackermann Josef vom Polizeigefängnis München (Ettstraße) ins Gefängnis München-Stadelheim überstellt. Hier wird er am 15.01.1934 eingeliefert. (Ackermann Josef * 31.01.1896 in München + 22.08.1959 in Luzern, Beruf: Schriftsteller und Redakteur, ab 24.10.1933 im Polizeigefängnis München (Ettstraße) inhaftiert "Schutzhaft").


02.12.1935

Am 02.12.1935 wird der am 28.05.1895 in Bad Tölz geborene Politiker Kiene Josef im Polizeigefängnis München (Ettstraße) übernommen. Er wurde am 02.12.1935 vom Gefängnis München-Stadelheim überstellt. Kiene bleibt bis zum 20.12.1935 im Polizeigefängnis München (Ettstraße) inhaftiert. Er stirbt am 30.01.1981 in Trostberg


20.12.1935

Am 20.12.1935 wird der am 28.05.1895 in Bad Tölz geborene Politiker Kiene Josef vom Polizeigefängnis München (Ettstraße) ins Konzentrationslager Dachau überstellt. Er wird am 20.12.1935 im Konzentrationslager Dachau (Häftlings Nu 8858) übernommen. Josef Kiene bleibt bis zum 07.09.1936 im Lager Dachau in Schutzhaft inhaftiert. Er stirbt am 30.01.1981 in Trostberg


28.03.1942

Am 28.03.1942 wird die am 02.06.1902 in München geborene Politikerin Hösl Viktoria vom Polizeigefängnis München (Ettstraße) ins Gefängnis München-Stadelheim überstellt. Sie wird am 28.03.1942 im Gefängnis München-Stadelheim übernommen.