SS-Obersturmführer
* 31.10.1913 in Pfaffenhofen an der Ilm
† 08.10.1946 in Hameln (gehenkt)
Reichsdeutscher
Eltern: Thumann Anton u. Thumann Maria (geb. Kögl)
Sein Vater (Beruf: Maurer) kehrte als Vermisster nicht aus dem Ersten Weltkrieg zurück
Beruf: Tischler
1928–1932
Nach dem Ende seiner Ausbildung war er bis 1932 arbeitslos
ab 01.04.1932
Mitglied der Allgemeinen SS (Mitglieds Nu. 24 444)
(Dienst in der 34. SS-Standarte in Weilheim)
ab 20.04.1933
Mitglied der Bewaffneten Verbände der SS
20.04.1933
Am 20. April 1933 wurde er zum 1/SS-Totenkopfverband Oberbayern versetzt, wo er drei Jahre und zehn Monate bei der 1/SS- Totenkopfhundertschaft Dienst tat.
ab 1933
Angehöriger der Lagermannschaft im KL Dachau (SS-Totenkopfstandarte „Oberbayern“)
(Blockführer, u. in der Schreibstube der Abteilung Kommandantur eingesetzt)
ab 01.05.1933
Mitglied der NSDAP (Mitglieds Nu. 1 726 633)
15.07.1934
Beförderung zum SS-Unterscharführer
01.08.1936
Beförderung zum SS-Scharführer
01.09.1936
Beförderung zum SS-Oberscharführer
01.02.1937
Am 1. Februar 1937 erfolgte seine Versetzung zur Kommandantur des Konzentrationslagers Dachau.
01.09.1938
Beförderung zum SS-Hauptscharführer
Seit August 1939 war er verheiratet, er hatte eine Tochter. Seine Familie lebte in Dachau. Während
Thumanns Dienst in den Konzentrationslagern Groß-Rosen, Lublin-Majdanek und Neuengamme besuchte ihn seine Frau mit der Tochter jeweils für längere Zeit
vor 1945 Angehöriger der Lagermannschaft im KL Auschwitz
00.12.1940
zum KL Groß-Rosen versetzt
01.12.1940
Beförderung zum SS-Untersturmführer
ab 01.05.1941
Schutzhaftlagerführer im KL Groß-Rosen
1942
Die Verantwortung für das KZ-Außenlager Drütte hatte der jeweilige SS Lagerkommandant: In der Aufbauphase SS-Hauptsturmführer Hermann Florstedt und SS-Obersturmführer Anton Thumann, von Ende 1942 bis Mitte 1943
(Außenlager Drütte / https://www.salzgitter.de/tourismus/downloads/llIudg69.pdf)
10.02.1943
Laut Dienstleistungszeugnis vom 10. Februar 1943 „versah er seinen Dienst zur größten Zufriedenheit in gewissenhafter, verantwortungsbewusster und unermüdlicher Weise“
00.05.1943
zum KL Lublin-Majdanek versetzt
(1. Schutzhaftlagerführer)
Der gefürchtetste Wärter in Majdanek war SS-Obersturmführer Anton Thumann, auch der Handlanger von Lublin genannt. Er diente zwischen Februar 1943 und Mai 1944 im Lager, nachdem er wegen Korruption mit der Versetzung von Groß-Rosen nach Majdanek bestraft worden war. Jeder Häftling kannte ihn, manche hielten ihn sogar für den Lagerkommandanten. Den Häftlingen zufolge war Thumann ein großer, schlanker, gutaussehender Mann, der immer gut gekleidet war und Handschuhe trug. Er war ein extremer Sadist und unzertrennlich mit seinem riesigen Hund Boris. Über sein Verhalten sind verschiedene Geschichten überliefert. So fuhr er eines Tages mit seinem Motorrad in eine Gruppe von Häftlingen. Er wählte zwei von ihnen aus und fesselte ihre Hände mit einem Seil an sein Motorrad. Dann beschleunigte er und schleppte sie über das Lagergelände, bis nichts mehr von ihnen übrig war als eine unkenntliche blutige Masse. Er hatte auch die Angewohnheit, eigenmächtig 400 oder mehr Peitschenhiebe zu verabreichen.
09.11.1943
Beförderung zum SS-Obersturmführer
00.03.1944 - 00.04.1944
März und April 1944
Zwischen März und April 1944 befand sich Thumann einige Wochen im KZ Auschwitz-Birkenau . Thumann erscheint auch in einer Fotoserie eines 2007 entdeckten SS- Erholungslagers, der Solahütte bei Auschwitz. Auf einem der Fotos ist Thumann mit Richard Baer, Josef Mengele, Josef Kramer und Rudolf Höß abgebildet.
(Erstens kann auf mehreren Gruppenfotos der SS-Obersturmführer Anton Thumann identifiziert werden, der sich laut seiner SS-Führerpersonalakte bereits im April 1944 als Schutzhaftlagerführer im KZ Neuengamme befand und nominell nie einen Posten im KZ Auschwitz bekleidete. Anweisung und Praxis waren erwiesenermaßen nicht immer deckungsgleich; Personalplanungen wurden oft, wie auch in diesem Fall, den aktuellen Erfordernissen angepasst. Mit der Auflösung des KZ Lublin im Sommer 1944 unterstützte Thumann als Schutzhaftlagerführer den Ablauf der „Ungarn-Aktion“ in Birkenau. Höß und Thumann kannten einander schon aus ihrer gemeinsamen Dienstzeit im KZ Dachau; Höß hatte bis 1938 als Effektenverwalter und Thumann als Rapportführer fungiert. Weiterhin auffällig an Thumanns Anwesenheit ist der gleichzeitige Transfer von Mordspezialisten von Lublin nach Auschwitz zu Beginn der Massentransporte aus Ungarn. Darüber hinaus wurden Vernichtungsexperten wie der Lagerkommandant Josef Kramer und der Schutzhaftlagerführer Franz Hößler aus dem KZ Natzweiler nach Auschwitz versetzt.)
ab 00.04.1944
1. Schutzhaftlagerführer im Kl Neuengamme (Abteilung III)
(Seine Versetzung von Lublin nach Neuengamme erfolgte mit Wirkung vom 16. 04. 1944)
Abteilung III
Die Abteilung III, die das Schutzhaftlager beaufsichtigte, spielte die wichtigste Rolle im Leben der Gefangenen. Sie wurde von Anton Thurmann geleitet, der Lagerführer des Arbeitslagers Groß Rosen gewesen war und bis Februar 1943 Leiter des Schutzhaftlagers war.
05.07.1944
Ein wegen eines Diebstahls aus der Effektenkammer des KZ Lublin-Majdanek angestrengtes SS- und Polizeigerichtsverfahren gegen Thumann wurde am 5. Juli 1944 auf Weisung Heinrich Himmlers eingestellt. (Ein Ermittlungsverfahren gegen den 1. Schutzhaftlagerführer im KZ Lublin-Majdanek, Anton Thumann, 1944/45 in gleicher Funktion im KZ Neuengamme, wurde vom SS- und Polizeigericht XV, Zweigstelle Kattowitz, am 5. Juli 1944 eingestellt, nachdem der Verwaltungsführer Worster erklärt hatte, Thumann habe sich die Kleidung aus jüdischem Häftlingsbesitz nur ausgeliehen.)
21.04.1945 u. 23.04.1945
Noch am 21. und 23. April 1945 führte Anton Thumann die Exekution (Bericht) von 13 Frauen und 58 Männern durch, die die Gestapo aus dem Polizeigefängnis Fuhlsbüttel ins KZ Neuengamme hatte bringen lassen. (Unter Beteiligung von Thumann wurden diese Häftlinge zwischen dem 21. und 23. April 1945 in einer Arrestzelle gehängt. Nachdem einige der Verurteilten weiterhin Widerstand leisteten, warf Thumann eine Handgranate durch das Zellenfenster. Unter dem Kommando von Thumann und Wilhelm Dreimann wurden die letzten 700 in Neuengamme verbliebenen Häftlinge gezwungen, die Leichen zu beseitigen und Spuren des Lagers zu verwischen.)
(Ein Teil dieser Gefangenen hat Widerstand geleistet und sich in den Arrestzellen verbarrikadiert. Der SS‑Obersturmführer Anton Thumann hat daraufhin mehrere Handgranaten durch das Fenster in die mittlere Zelle geworfen. Die Detonation tötete die Häftlinge und „riß beide Seitenwände der Zelle herunter, so daß aus drei Zellen eine wurde“, so Thumann in einer Aussage im britischen Ermittlungsverfahren. Der ehemalige Häftling Helmut Bickel berichtete, dass dabei auch die mittlere der metallenen Fensterklappen abgerissen worden sei. Über den Wiederaufbau des zerstörten Bereichs des Arrestbunkers ist nichts bekannt. Es ist fraglich, ob dies in der verbleibenden Woche bis zur Räumung des KZ noch erfolgte.
02.05.1945
Am Spätnachmittag des 2. Mai 1945 verließ Anton Thumann das Hauptlager Neuengamme und schloss sich einer Wehrmachtseinheit an.
Orden, Ehrenzeichen und Medaillen
Ostmark-Medaille
Sudetenland-Medaille
SA-Sportabzeichen in Bronze
Deutsches Reichssportabzeichen in Bronze
Julleuchter
Goldenes Ehrenzeichen der NSDAP
SS-Dienstauszeichnung nach 4-jähriger Dienstleistung die 4. Stufe
SS-Dienstauszeichnung nach 8-jähriger Dienstleistung die 3. Stufe
Mai 1945
Verhaftung in Rendsburg
Augenzeuge Jerzy Kwiatkowski
Augenzeugen Jerzy Kwiatkowski, der von März 1943 bis Juli 1944 in Majdanek interniert war, exekutierte Thumann persönlich Häftlinge und sowjetische Kriegsgefangene. Er besaß einen Deutschen Schäferhund, mit dem er die Häftlinge biss
Bericht des Ehemaligen Häftlings Paul Staszek
Im Frühjahr 1944 bekamen wir als Schutzhaftlagerführer SS-Obersturmführer Thumann, ehemaliger Lagerführer von Majdanek/Lublin. Dieser Name allein genügte, um uns Häftlinge in eine panikartige Stimmung zu versetzen. Sein Spitzname war – Lagerschreck. Er schlug persönlich, mißhandelte täglich. Ich arbeitete neben seinem Arbeitszimmer und hörte monatelang das Wimmern und Schreien der Gemaßregelten und Mißhandelten, für irgendwelche Vergehen im Lager. Er schlug mit einem Ochsenziemer.
Derjenige, der damit bearbeitet wurde, war für eine gewisse Zeit arbeitsunfähig, bei schweren Mißhandlungen blieb man wochenlang arbeitsunfähig und war in Revierbehandlung.
11.04.1946
(18. März bis zum 3. Mai 1946)
Aussage Anton Thumann im ersten Curio-Haus-Prozess
Ich kann nur sagen, dass ich als SS-Mann ein Soldat war und nur meine Pflicht erfüllt habe, und über das Gefühl der Menschen kann sich nur der ein Urteil erlauben, der so etwas selbst erlebt hat
Aussage Ehefrau
Mein Mann war sehr naturliebend, durch ihn habe ich sie erst richtig kennengelernt. Er liebte
Blumen über alles. Ich habe sehr viele Hunde gehabt. Er schlug meine Kleine nicht ein einziges Mal. Ich habe öfter auch Gelegenheit gehabt, die Häftlinge zu sehen und sah nie, daß mein Mann auf sie geschlagen hat.
03.05.1945
Am 3. Mai 1946 wurde Anton Thumann im ersten Curio-Haus-Prozess für im KL Neuengamme verübte Verbrechen zum Tode verurteilt. Anton Thumann war im Altonaer Gefängnis untergebracht.
Die Todesstrafe wurde jedoch nicht in Altona, sondern am 8. Oktober 1946 durch den britischen Henker Pierrepoint Albert im Gefängnis Hameln durch Erhängen vollstreckt
14.05.1946 in Recklinghausen
Der Leiter des Krematoriums in Neuengamme, SS-Unterscharführer Wilhelm Brake, gab am 14. Mai 1946 in Recklinghausen einem Sergeanten der Britischen Rheinarmee zu Protokoll:
„Ich entsinne mich, dass etwa 14 Tage vor dem Zusammenbruch des Deutschen Reiches ein Leichentransport von Hamburg, wahrscheinlich vom Bullenhuserdamm, ankam. Es waren ungefähr 40-50 Leichen, und mir wurde von Obersturmführer Thumann gesagt, dass die Leichen vorläufig nicht verbrannt werden sollten. Ich fuhr mit dem Fahrrad zum Krematorium und fand, dass man inzwischen schon mit der Verbrennung angefangen hatte. Ich fuhr zurück und meldete Thumann das. Thumann sprach dann mit Dr. Trzebinski und es wurde entschieden, dass die Leichen doch verbrannt werden sollten. Ich fuhr dann wieder zum Krematorium und sagte den Häftlingen, dass sie weitermachen könnten. Dann erzählten mir die Häftlinge, dass unter diesen Leichen etwa 20 Kinder waren.“
14.06.1946
Eidesstattliche Versicherung von Wilhelm Leers vor britischen Ermittlern
Wilhelm Leers stritt entschieden ab, Mithäftlinge misshandelt zu haben. Im Prozess plädierte er auf
„nicht schuldig“. Der vormalige SS-Obersturmführer und Schutzhaftagerführer des KZ Neuengamme Anton Thumann sagte für ihn vor Gericht als Entlastungszeuge aus und gab an, Leers sei „nicht unverhältnismäßig brutal“ gewesen.
08.10.1964
Bericht des Ehemaligen Häftlings Mieczysław-Franciszek Bartosiński
Lagerführer, d. h. Kommandant im Lager, war SS-Oberst Thumann, ein Mensch finsteren Gesichtes, er ging mit gesenkten Augen, führte einen großen Schäferhund. Für das kleinste Vergehen gab er den Häftlingen Fußtritte, schlug sie und hetzte den Hund auf. Es reichte aus, wenn z. B. die Nummer des Häftlings verschmiert war, er beim Appell nicht gerade in der Reihe stand, die Mütze nicht abnahm, wenn er vorbeikam. Wenn Thumann einen Häftling bestrafen wollte, nahm er ihn in sein Quartier, auf die Wache oder Portierstube mit. Dort verpaßte er ihm persönlich 25–30 Hiebe mit dem Gummiknüppel. Manchmal beim Vorbeigehen schlug er den Häftling mit dem Gummi über Kopf und Gesicht, der ihm gerade nicht gefallen hat.
Die Namen der von Thumann verstümmelten Häftlinge kann ich nicht angeben, weil sie ins Revier verlegt wurden und ich bei einer 12 Stunden täglichen Arbeit in ständiger Furcht und Angst vor Schlägen nicht im Stande war, mich mit dem Schicksal der anderen Geschlagenen zu beschäf-
tigen
08.10.1946
am 8. Oktober 1946 wurde er im Hof des Gefängnisses Hameln durch den britischen Henker Pierrepoint Albertden mit dem Strang hingerichtet
(Er wurde auf dem Friedhof „Am Wehl“ bestattet.)
Deister- und Weserzeitung, 20.11.1975
(Einer Hamelner Bürgerinitiative gelang es mit Unterstützung der Hamelner Ratsfraktionen von CDU und FDP zwölf Jahre lang, die Einebnung des Gräberfeldes zu verhindern. Dass die Gründung der Bürgerinitiative durch Mitglieder der rechtsextremen NPD erfolgte, wird in der Presse nicht erwähnt.)
25.01.1984
Bericht des Ehemaligen Häftlings Heinrich Christian Meier
Und ich war ja Wand an Wand mit Thumann. Thumann hatte sein Büro direkt neben uns, und wir konnten alles hören, was Thumann machte. Und es war ja so, wenn Thumann im Lager war, dann war also Schrecken und Angst. Denn Thumann hatte die Angewohnheit, wenn alle auf Arbeit, also aus dem Lager raus waren oder jedenfalls an ihrer Arbeit, dann ging er durch alle Blocks und dann fand er irgendetwas, was nicht in Ordnung war, riss alles aus dem Schrank raus, brüllte denBlockältesten an, du dummes Schwein, warum passt du nicht auf, und dann schlug er auf irgendeinen Häftling, den er fand, ein. Der sank dann zu Boden, und dann war er zufrieden.
Dann besuchte Frau Thumann ihren Mann und blieb die Nacht da. Und wenn das war, dann ging ein Geflüster im ganzen Lager rum, Frau Thumann ist da. Und dann wusste man, jetzt ist er manierlich, jetzt passiert nicht viel. Und sie war also auf diese Weise die Wohltäterin des Lagers, denn Thumann hatte Angst, dass seine Frau was merkte. Ich möchte nicht nur Schlechtes sagen, dass Thumann natürlich auch nur ein zerbrochener junger Mensch war, der irgendwie gläubig zu den Nazis gekommen war
Sekution von 13 Frauen und 58 Männern in Neuengamme