SS-Rottenführer

* 02.03.1906 in Dieringhausen-Brück
† 19.11.1972 in
Altenglan (Ortsteil Tatersbach)

Reichsdeutscher

verheiratet, zwei Kinder

Beruf: Schlosser

1933
Eintritt in die allgemeine SS (Mitglieds Nu. 101 548)
(drei Jahre später wieder ausgeschlossen, da er versäumt hatte, seine Mitgliedsbeiträge zu bezahlen.)

1933
Eintritt in die NSDAP

00.05.1941
wieder aufnahme in die SS, zunächst Waffen-SS.
(Wegen eines Herzleidens aber dann ins Konzentrationslager Oranienburg versetzt.)

13.09.1941
Beförderung zum SS-Schützen

01.11.1942
Beförderung zum SS-Sturmmann

01.12.1943
Beförderung zum SS-Rottenführer

vor 1945 Angehöriger der Lagermannschaft im KL
Oranienburg, KL Buchenwald, KL Auschwitz, KL Natzweiler, KL Heppenheim

ab Frühjahr 1944
Kommandoführer im Lager
Schörzingen (Unternehmen Wüste)
(Es ist vor allem das Duo Oehler – Telschow, Lagerführer und Lagerältester, das sich durch Tyrannei und Sadismus ins Gedächtnis der Häftlinge eingraviert hat. Die beiden ergänzten sich gegenseitig im Terror gegenüber den Häftlingen, aber auch in ihren Schwächen: beide hatten offenbar eine Neigung zum Alkohol, beide unterhielten Beziehungen zu Damen in den benachbarten Ortschaften, beide hatten es mit Diebstählen.

23.12.1944
Am 23. Dezember 1944 ließ der Schörzinger Lagerleiter, SS-Rottenführer Herbert Oehler, nach einem Fluchtversuch zwei russische Gefangene hängen. Um dieses „Weihnachtsgeschenk“ zu würdigen, hatten alle Häftlingen anzutreten.

Im Lager Schörzingen
Auf diesen Posten wurde Oehler nach eigener Aussage durch den Kommandoführer des Lagers Schömberg, SS-Hauptscharführer Seuss beordert. Er verstand seine Aufgabe hauptsächlich so, dass er „für Ruhe und Ordnung im Lager“ zu sorgen hatte.
Nicht eindeutig zu eruieren ist, gegenüber welcher Instanz Oehler als Lagerleiter weisungsgebunden war. War er unmittelbar der Kommandantur des Stammlagers Natzweiler in Guttenbach untergeordnet, oder gab es eine Zwischenebene? Der Zeuge Hagenbourger, ehemaliger Lagerschreiber
in Schörzingen, beschreibt verhältnismäßig ausführlich, dass SS-Untersturmführer Wurth von Zeit
zu Zeit unangekündigte Inspektionen im Lager durchgeführt habe. Wurth, der in diesen Berichten als „streng aber gerecht“ charakterisiert wird, habe bei diesen Gelegenheiten Oehler wegen zum Teil gravierender Missstände zur Rechenschaft gezogen
Es gab zumindest einen Vorgang im Lager Schörzingen, der eine Weisungsgewalt Wurths gegenüber Oehler bestätigt. Tatsächlich wollte Oehler einmal etwa 200 Häftlinge des Außenkommandos Zepfenhan im Herbst 1944 angesichts ihres Entkräftungszustandes nicht zur Arbeit ausrücken
lassen. Daraufhin habe ihm Wurth, so die Aussage Oehlers, telefonisch gedroht, ihn wegen Sabotage anzuklagen, es würde jetzt „Totaleinsatz“ verlangt. Oehler, der die Häftlinge daraufhin ausrücken ließ, verzeichnete in der Folge ein „wahres Massensterben“.
Wurth bestätigte diesen Vorgang. Er wies jedoch darauf hin, dass der Befehl letztlich von der Kommandantur in Guttenbach kam, nachdem sich die Organisation Todt dort wegen des Ausbleibens der Arbeitskräfte beschwert hatte.
Das Beispiel zeigt, dass auch in einem Oehler gelegentlich eine menschliche Seite durchschimmern konnte. Dem steht eine Reihe von Beispielen entgegen, in denen er sich Häftlingen gegenüber unmenschlich und brutal verhielt, meist im Zusammenspiel mit seinem Lagerältesten Telschow. Vielleicht am deutlichsten zeigte sich dies bei Fluchtversuchen, wenn er die eingefangenen Flüchtlinge beispielsweise winters in eisiger Kälte stunden- oder gar tagelang nackt auf dem Appellplatz stehen und manchmal noch mit Wasser übergießen ließ. Oder wenn er den Häftlingen
seine speziell angefertigten schweren und kantigen eisernen Hand- und Fußschellen, die unbarmherzige Schmerzen und Verwundungen verursachten, als Strafritual für irgendwelche tatsächliche oder auch nur vorgegebene Delikte anlegte. Dass die Zahl der Toten im Lager Schörzingen prozentual gesehen besonders hoch lag, kam nicht nur von den widrigen Arbeitsbedingungen auf der Baustelle in Zepfenhan, sondern auch durch die Brutalität Oehlers und Telschows.

Im Rastatter Prozess wird Herbert Oehler laut Amtsblatt des französischen Oberkommandos in Deutschland vom 15. April 1947 zur Todesstrafe verurteilt. Das Urteil wird jedoch nicht vollstreckt, statt dessen sitzt er bis 1957 in französischen Gefängnissen. Dann ist er frei.
Quelle: Gedenkstätten-Rundschau Nr. 8 / Mai 2012

Auszug aus der Urteilsbegründung des Rastätter Kriegsverbrecherprozesses
„Der Lagerchef, SS-Rottenführer Oehler (Herbert) und der gerichtlich vorbestrafte Lagerälteste Telschow (Walter Günther), beide deutscher Staatsangehörigkeit, haben sich wie wahre Tyrannen benommen, indem sie die Internierten peinigten und quälten und Schrecken unter ihnen verbreiteten. Sie sind für den Tod hunderter von Deportierten verantwortlich, die sie unter den niedrigsten Vorwänden und selbst ohne jeden Grund unablässig schlugen und mit Knüppeln prügelten, bis sie ohn-mächtig wurden und der Tod eintrat.
Diese beiden Angeklagten haben nicht nur die Internierten allgemein, sondern auch die Kranken und Sterbenden gezwungen, im Schnee und bei jedem Wetter den mehrere Stunden dauernden Appellen beizuwohnen. Sie haben die Internierten mit 25, zuweilen sogar mit 150 Stockschlägen auf die Nieren geschlagen oder unter ihrer Aufsicht schlagen lassen. Sie haben die Internierten wiederholte Male nachts unter Stockschlägen aufstehen und sich hinlegen lassen. Sie haben zahllose Grausam-
keiten begangen und begehen lassen, insbesondere an den ungarischen Internierten, die versucht hatten zu fliehen und ins Lager zurückgebracht worden waren, namentlich indem ihnen mehrere Tage und mehrere Nächte an Händen und Füßen besonders konstruierte Fesseln angelegt wurden, welche in das Fleisch eindrangen. Sie haben schließlich aus der Küche Lebensmittel beiseite gebracht und den
Inhalt von Sendungen des Roten Kreuzes entwendet und sich Wertgegenstände angeeignet, die Internierte bei ihrer Ankunft im Lager besaßen, ebenso Goldzähne, die sie Internierten nach ihrem Tode herausreißen ließen, namentlich den Internierten,
die nach ihrem Eintreffen im Lager mit besonderen Zeichen versehen und zu dem vorgenannten Zweck für einen gewaltsamen Tod binnen kürzester Frist ausersehen wurden.
Um solchen Schrecken und Grausamkeiten zu entgehen, haben es einige Internierte vorgezogen, das Ende ihres Martyriums im Freitod zu suchen.“

Aussage des Häftlings Hagenbourger

Aussage des Häftlings Hagenbourger Julien
Mit Oehler hatte ich eine letzte Begegnung auf dem Ruheplatz bei Owingen. Wir waren alle sehr hungrig, und so ging ich zusammen mit Wachmann Fuchs zu Uscha. Ibach, um die Erlaubnis zu erhalten, in der Nähe auf Proviantjagd zu gehen. Als wir dort ankamen, war Oehler unter den SS unserer Kolonne. Er war stark angetrunken und in diesem Zustand unberechenbar und gefährlich. Plötzlich zog er seine Waffe und richtete sie auf mich mit den Worten: „Der weiß zu viel, der muss weg, der könnte mir gefährlich werden!“ Ich konnte nicht ausweichen und dachte voller Enttäuschung, dass ich jetzt, im letzten Augenblick, auf eine so blöde Weise das Leben verlieren müsste. Uscha. Ibach erkannte den Ernst der Situation und handelte gerade noch rechtzeitig, indem er dem Oehler unter den Arm schlug, so dass der Schuss durch das Holzdach der Baracke ging.