Schlosslager (Herrenhaus Lager)
Waldlager im Wald von Rzuchów
Die Örtlichkeit
Als geeignetes Gelände für die Einrichtung eines Vernichtungslagers wurde der Ort Chelmno bestimmt. Er liegt am Ner, einem Nebenfluß der Warthe, etwa 55 km von Lodz und 150 km von Posen entfernt. Er war Amtssitz des gleichnamigen Amtsbezirks, in dem 16 Ortschaften zusammengefaßt waren. Mit Kolo (Warthbrücken), das 14 km entfernt in nordwestlicher Richtung und an der Haupteisenbahnlinie Lodz - Posen liegt, war Chelmno durch die Nebenstrecke einer Kleinbahn und eine Fahrstraße verbunden. Letztere führte in entgegengesetzter Richtung über Dabie nach Lodz.
In Chelmno lebten etwa 250 meist polnische Einwohner. Es waren 12 größere Höfe vorhanden, die von wolhyniendeutschen Umsiedlern bewirtschaftet wurden. Daneben gab es eine Reihe von kleineren Höfen, die aus den Ländereien einer ehemaligen polnischen Staatsdomäne gebildet und meist von den früheren Angestellten der Domäne erworben worden waren. Inmitten der Ortschaft, in der Abzweigung der Straße nach Schuchen, lag etwas abseits von der Hauptstraße in einem zum Ner hin abfallenden Parkgelände das als Schloß bezeichnete Herrenhaus der ehemaligen Domäne. Im Bereich des Schlosses, etwa 80-100 m von diesem entfernt, befand sich ein alter Kornspeicher. Neben dem Schloß, durch eine Senke und eine Straße von diesem getrennt, stand auf einer Anhöhe die Kirche des Ortes. Gegenüber der Kirche lagen entlang der Hauptstraße das Gemeindehaus, das Pfarrhaus und die Schule. An der Straße nach Schuchen befanden sich ein größeres Gebäude, das sogenannte Deutsche Haus, und mehrere kleinere Häuser. Die Straße zwischen dem Schloßgelände und der Kirche führte zu einer Reihe von Häusern, die an einem längs des Ner und parallel zur Hauptstraße verlaufenden Weg angeordnet waren. An der von der Kirche abgewandten Seite des Schloßgeländes zweigt die Straße nach Buchenwalde von der Hauptstraße ab.
Etwa 4 km von Chelmno entfernt in Richtung Kolo befand sich beiderseits der Hauptstraße ein größeres Waldgelände. An der linken Seite grenzte das Jagen 77 an die Hauptstraße. Es war mehrere Hektar groß und enthielt einen Kiefernjungbestand von 15-20 Jahren, der außen dicht gewachsen war und innen mehrere größere Lichtungen aufwies. Von der Straße führte eine befahrbare Schneise in das Waldinnere. Einige Kilometer weiter in Richtung Kolo, insgesamt etwa 9 km von Chelmno entfernt, liegt an der Hauptstraße und zugleich an der von Kolo nach Chelmno führenden Bahnnebenstrecke der Ort Powiercie. Abseits der Bahnlinie und etwa 1 km von Powiercie entfernt liegt der Ort Zwadka, in dem sich ein zweistöckiges Mühlengebäude befand, das im Parterre und im Obergeschoß zwei größere Räume enthielt.
übersicht
Bezeichnung: Vernichtungslager Chelmno nad Nerem (Kulmhof am Ner)
Gebiet
Polen, Woiwodschaft Großpolen, Landkreis Koło, Stadt- und Landgemeinde Dąbie
Das Vernichtungslager Chelmno lag in dem kleinen Dorf Chelmno nad Nerem (deutsch: Kulmhof am Ner).
Chelmno liegt 60 km nordwestlich von Lodz und 14 km südöstlich von Kolo. Kolo liegt an der Bahnlinie Lodz - Poznan
Gebiet heute
Polen, Woiwodschaft Großpolen, Landkreis Koło, Stadt- und Landgemeinde Dąbie
sechs Kilometer nordwestlich der Stadt gelegenen Ortschaft Kulmhof (Chełmno nad Nerem)
Eröffnung
im November 1941 erbaut, nachdem man die meisten Dorfbewohner vertrieben hatte. am 08.12.1941 erste Tötungen
Schließung
September 1944 wurden alle Krematorien im Waldlager zerstört. Es wurden aber immer noch Leichen in den Massengräbern verscharrt. Mitte Dezember 1944 beseitigte man schließlich alle verbliebenen Einrichtungen. Bothmann und seine SS-Truppe wartete auf weitere Befehle, die aber nicht eintrafen. So entschied er, das Sonderkommando Kulmhof aufzulösen und die restlichen Juden des Waldkommandos umzubringen. In diesen Tagen revoltierten die in der Scheune des Schlosslagers eingeschlossenen Juden des Arbeitskommandos. Zwei Nazis wurden erschossen, Srebrnik und Zurawski konnten entkommen. Die anderen Juden des Kommandos wurden exekutiert. Die Scheune wurde von der SS in Brand gesteckt. Kurz vor dem Eintreffen der Roten Armee verließ die Einheit am 17. Januar 1945 den Ort des Verbrechens
Unterstellung
Die personelle Hoheit über die eingesetzten Sicherheits- und Ordnungspolizeibeamten lag beim HSSPF Wilhelm Kopp
Häftlinge
Die Zahl der deportierten Juden und Herkunft (erste Phase)
Namensliste der Häftlinge
Wachmannschaft/Täter
Anfangsphase 7. Dezember 1941 bis März 1943
SS-Sonderkommando Lange etwa 15 SS- und Sipo-Männer
etwa 50-60 Polizisten der 1. Kompanie des Polizeibataillons Litzmannstadt (Lodz)
etwa 50 Polizisten der 2. Kompanie des Polizeibataillons Litzmannstadt (Lodz)
verteilt auf das Transportkommando, das Schlosslager und den Verbrennungsplatz im Rzuchowski-Wald, dem Waldlager
Alle Mitglieder des Sonderkommandos erhielten einen Lohnzuschlag.
Laut Aussagen nach 1945
Der Polizist Bruno Israel sprach von 13 RM, die Bothmann direkt ausgezahlt haben soll.
Der ehemalige Polizeichef des Lagers, Alois Häfele, sprach von 12 RM täglich, höhere Chargen 15 RM.
Die Ehefrau des Polizeioffiziers Josef Peham sagte aus, dass der Zuschlag je nach Dienstrang zwischen 10 und 13 RM täglich betragen hat.
Was auch immer der wahre Betrag gewesen sein mag, er erhöhte den normalen Lohn auf mehr als das Doppelte.
Anfang März 1943 traf Greiser mit einigen NSDAP-Männern ein. Im Lokal Riga in Kolo (deutsch: Warthbrücken) wurde eine Party gegeben, auf der jedem Mann persönlich ein Schweigegeld von 500 RM einmalig von Greiser überreicht wurde, verbunden mit dem Versprechen, dass jeder einen zweiwöchigen Urlaub auf Greisers Wohnsitz in Berlin verbringen dürfe.
Geschlecht
Frauen, Männer und Kinder
Einsatz der Häftlinge bei
Namensliste der Täter
Art der Arbeit
Lagerausstattung
Ausstattung der Insassen
Lageralltag
Bemerkungen
Schlosslager
Ein 2,5-3 m hoher Holzzaun umgab das Gelände, und dichter Baumbestand verhinderte den Blick auf das Herrenhaus und eine große Scheune. Das Haupttor zum Herrensitz funktionierte wie eine Schleuse. Von zwei Toren blieb immer eines verschlossen, so dass niemand entweichen konnte
Die neu angekommenen Juden wurden von Lagerkommandant Bothmann, seinem Stellvertreter SS-Untersturmführer Albert Plate, Polizei-Meister Willy Lenz, Polizei-Meister Alois Haeberle oder Franciszek Piekarski begrüßt. Dieser war als Gutsherr ausstaffiert: Schaftstiefel, Federhut, gute Kleidung, eine Pfeife rauchend.
Im Hof sagte er den Wartenden, dass sie zur Arbeit nach Österreich oder weiter nach dem Osten geschickt würden, der Rest könnte auf seinem Gutshof arbeiten. Er stellte faire Behandlung und gutes Essen in Aussicht. Aus hygienischen Gründen müssten sie nur noch duschen und ihre Kleidung desinfizieren lassen. Nach dieser beschwichtigenden Ansprache brachte man die Juden zum Entkleidungsraum in der 1. Etage. Dort hatten sie sich zu entkleiden und die Wertsachen abzugeben. In Chelmnos zweiter Phase übernahm ein SS-Mann die Ansprache.
Diejenigen Wertsachen, die nicht von SS-Männern unterschlagen wurden, schickte die SS nach Pabianice bei Lodz, zusammen mit der Kleidung der Opfer. Dort hatte die SS einige Lagerhäuser für das Raubgut (z.B. Pelze) eingerichtet. Nach eingehender Untersuchung und anschließender Sortierung schickte man alles was noch zu gebrauchen war nach Deutschland bzw. verkaufte es an deutsche Bewohner des Warthegaus. Am 9. September 1944 wurden 775 Armbanduhren und 550 Taschenuhren von Chelmno an die Ghettoverwaltung in Lodz geschickt. Viele Kleidungsstücke waren mit Schmutz und Blut befleckt, einige Stücke trugen noch die Judensterne.
Die unbekleideten Menschen wurden nun zu einem Korridor im Erdgeschoss gebracht, an dessen Wänden Schilder hingen wie zum Bad und zum Arzt. Dort teilte man ihnen mit, sie würden nun mit Lastwagen zum Baden gebracht. Seife wurde verteilt. Durch eine Außentür und über eine mit Brettern verkleidete Holzrampe betraten die Opfer schließlich den Laderaum des Gaswagens, der direkt an der Rampe wartete. Schnell schloss die SS die gasdichten Wagentüren und der Fahrer startete den Motor, fuhr jedoch nicht los. Schon vorher hatte der Fahrer das Auspuffrohr und den Laderaum (die Gaskammer) mit einem Schlauch verbunden, so dass die Motorabgase in den Laderaum strömen konnten. Nach 5-10 schrecklichen, von Schreien erfüllten Minuten waren alle Menschen erstickt. Dann fuhr der Wagen die Leichen nach dem Waldlager.
In Chelmno wurde ein großer Gaswagen (Magirus, für 150 Menschen) und zwei kleinere (Opel Blitz und Diamond Reo für 80-100 Menschen) eingesetzt. Das Sonderkommando verwendete ein mit Gift versetztes Spezialbenzin, jedoch keinen Dieseltreibstoff.
Am 7. April 1943 sprengte die SS das Herrenhaus und die zwei Krematorien. An diesem Tag kam ein letzter, unerwarteter Judentransport an, in dem sich typhuskranke Menschen befanden. Die Deutschen befahlen den Menschen, sich in das erste Stockwerk des Schlosses zu begeben. Wenig später wurde Sprengstoff im Erdgeschoss verteilt und gezündet. Das Herrenhaus fiel in sich zusammen, und die Juden wurden von den Trümmern begraben.
Ablauf der Tötungen
Anfang Dezember 1941 begannen die ersten Transporte jüdischer Menschen nach Chelmno.
Die Lastkraftwagen des Sonderkommandos holten aus mehreren Städten und Ortschaften der näheren Umgebung Männer, Frauen und Kinder ab, die zuvor von der örtlichen Verwaltung ausgesucht und mit Hilfe von Gendarmerie auf größeren Plätzen zusammengetrieben worden waren. Es wurde ihnen gesagt, daß sie zum Arbeitseinsatz kämen.
Auf jedem Lastwagen befand sich ein Polizeibegleitposten, der neben einer Schußwaffe im Besitz eines Schlaggegenstandes — dabei handelte es sich, wie in allen anderen Fällen des Besitzes und Gebrauchs eines Schlaggegenstandes, meistens um eine Lederpeitsche - war und hiermit auf die Juden einschlug, wenn sie den Wagen nicht schnell genug bestiegen. Während der Fahrt verblieb er am rückwärtigen Ende der Ladefläche, um Fluchtversuche der Abtransportierten zu verhindern. Er hatte, wie alle in Chelmno eingesetzten Polizeibeamten, für diesen Fall Schießbefehl erhalten, sollte also die Flucht von Opfern durch Gebrauch der Schußwaffe unterbinden.
Bei der Ankunft in Chelmno fuhr jeweils nur ein Lastkraftwagen auf den Schloßhof, während die anderen außerhalb der Einzäunung auf der Straße warteten. An der Einfahrt zum Schloßbereich stand ein mit einem Karabiner bewaffneter Polizeiposten, der das Tor öffnete und hinter dem Fahrzeug wieder verschloß. Er folgte sodann in der Regel dem Fahrzeug, das vor dem Schloß anhielt, und achtete darauf, daß keine Fluchtversuche unternommen wurden. Nachdem die Juden von dem Lastkraftwagen abgestiegen waren, wurde ihnen in einer freundlichen Ansprache erklärt, sie kämen zum Arbeitseinsatz nach Deutschland, müßten jedoch vorher baden und ihre Kleider zur Desinfektion abgeben. Diese Ansprachen, die bei den jüdischen Menschen meist Freude und Hoffnung erweckten, hielten vereinzelt der Führer des Sonderkommandos und sein Stellvertreter, überwiegend jedoch andere im Schloßbereich tätige Kommandoangehörige.' Gelegentlich trugen einzelne Angehörige des Kommandos beim Eintreffen der Juden einen weißen Kittel mit einem Hörrohr, um vorzutäuschen, daß sie Ärzte wären. Um den Eindruck, daß die Angekommenen gut behandelt würden, zu verstärken, wurde ihnen auch oft beim Absteigen von den Fahrzeugen geholfen. Alle diese auf die Irreführung der Opfer gerichteten Maßnahmen hatten zum Ziel, den Gedanken an eine Flucht und eine Widerstandsleistung bei ihnen nicht aufkommen zu lassen und ihnen damit die Möglichkeit eines Widerstandes und einer Flucht zu nehmen, solange dies noch mit einer gewissen Aussicht auf Erfolg unternommen werden konnte.
Nach der Ansprache wurden die Juden über eine Außentreppe in das Schloß geführt, wo sie sich in einem nach rückwärts gelegenen größeren Raum entkleiden mußten. Ihre Wertsachen wurden von einem polnischen Arbeiter eingesammelt und proforma registriert. Nach der Entkleidung, die von einigen Polizeiposten mit Schlaggegenständen und gelegentlich auch von dem ins Schloß nachgefolgten Torposten beaufsichtigt wurde, führten
die ebenfalls mit Schlaggegenständen versehenen polnischen Arbeiter die Opfer zur Kellertreppe, wo ein Schild »Zum Bad« angebracht war, von dort weiter durch den Kellergang zum seitlichen Ausgang, an dem sich die Rampe befand. Im Kellergang stand ein Polizeiposten, der neben einer Schußwaffe einen Schlaggegenstand besaß und die in einem Kellerraum untergebrachten jüdischen Handwerker (Schuster und Schneider) bewachte.
Bei der Entkleidung und der Führung der Opfer durch den Keller kam es manchmal zu Unruhen, Stockungen und Widersetzlichkeiten. Die bei der Entkleidung anwesenden Polizeiposten, die polnischen Arbeiter und der Polizeiposten im Keller machten in diesen Fällen auftragsgemäß von ihren Schlaggegenständen Gebrauch und sorgten hierdurch für den schnellen Durchgang.
Über die Rampe mußten die nackten Menschen sodann in den Gaswagen einsteigen. Dieser wurde von dem Fahrer jeweils rückwärts an die Öffnung der Rampe gefahren, so daß nach der Öffnung der Flügeltüren die Rampe, deren Boden in gleicher Höhe mit dem Boden des Gaswagens lag, völlig abgeschlossen war. Während die Juden über die Rampe gingen, wurden sie außer von den begleitenden Polen und Polizeiposten von einem weiteren Polizeiposten beaufsichtigt, der außerhalb der Rampe neben dem Gaswagen stand und Fluchtversuchen entgegenwirken sollte. Wenn die Opfer den Gaswagen betreten hatten, schloß ein polnischer Arbeiter die Türen und verband meist auch den unter dem Wagen angebrachten Schlauch mit dem Auspuff. Wiederholt nahm letztere Tätigkeit auch der Führer des Gaswagens selbst wahr, der anschließend den Motor in Betrieb setzte und etwas Gas gab. Die Motorabgase gelangten durch den Schlauch ins Wageninnere. Diese aus Kohlenmonoxyd, vermischt mit Rauch- und Reizgasen, bestehenden Abgase bewirkten nach wenigen Minuten bei den Eingeschlossenen Kopfschmerzen, Schläfendruck, Übelkeit, Erbrechen und Gliederzittern. Die Opfer merkten, was geschah. Sie gerieten in Angst und Panik, die sich in Stöhnen und Schreien ausdrückte. Sie sahen den
sicheren Tod vor Augen und schlugen in ihrer Verzweiflung an die Wagenwände. Nach einer Leidenszeit von mehreren Minuten traten etwa 7-8 Minuten nach dem Anlassen des Motors Bewußtlosigkeit und etwa zwei Minuten später der Tod ein. Der Fahrer des Gaswagens wartete nach dem Anlassen des Motors eine Zeitspanne von etwa 10-15 Minuten ab. Der Schlauch wurde abgemacht. Danach verließ er mit dem Fahrzeug den Schloßbereich und fuhr zum Waldlager. Hier standen mehrere Polizeiposten entlang der äußeren Begrenzung des Jagen 77, die das Waldlager an allen Seiten nach außen absicherten. Auf den Lichtungen im Inneren des Waldlagers waren weitere Polizeiposten eingesetzt, die ein dort tätiges Kommando jüdischer Arbeiter bewachten. Diese jüdischen Arbeiter luden die Leichen aus dem Gaswagen und legten sie in mehreren Reihen übereinander in die Massengräber.
Verbrennungsplatz im Rzuchowski-Wald
Sonderkommando (Waldlager)
Gefangene (vorwiegend aus dem Fort VII in Poznan), die während der Euthanasie-Aktionen selektiert worden waren, waren dem Sonderkommando direkt unterstellt. Diese Männer arbeiteten fast ausschließlich im Waldlager. Nach ihrer täglichen, grausamen Arbeit hatten sie gewisse Privilegien und wurden nicht so grausam behandelt wie es die SS sonst mit anderen Gefangenen tat.
Nach der Vergasung fuhr der Wagen nach dem ca. 4 km entfernten Waldlager im Rzuchowski Wald. Auf der Fahrt dorthin öffneten sich eines Tages die hinteren Türen des Lastwagens, und viele Leichen fielen auf die Straße. Seitdem wurde die Stelle Ecke des Todes genannt. Im Waldlager musste das jüdische Waldkommando die Leichen aus dem Wagen herausholen, nachdem er höchstens 10 Minuten entlüftet werden durfte. Danach mussten Mitglieder des Waldkommandos die Leichen nach verborgenen Wertsachen untersuchen, Goldzähne brach man heraus.
Bis zum Frühjahr 1942 vergrub man die Opfer in vier langen Massengräbern, danach wurden die Leichen verbrannt. Dazu wurden zwei Krematorien gebaut, die im Sommer 1942 durch zwei mobile Öfen ergänzt worden sind, diese Feldöfen wurden hier auch für die Aktion Reinhard getestet. Hier in Chelmno machte Paul Blobel verschiedene Versuche zur Beseitigung von Leichen. Seine Versuchsergebnisse wurden dann an den Tötungsorten im Baltikum, in Weißrussland, der Ukraine und im Generalgouvernement umgesetzt. Trotz aller Bemühungen zur Beseitigung von Spuren sind noch heute Reste von menschlichen Knochen zu finden.
Liste der Angehörigen des Kommandos (Liste nicht vollständig)
Franciszek Piekarski
Henryk Mania
Kajetan Skrzypczynski
Lech Jaskolski
Stanislaw Polubinski
Henryk Maliczak
Stanislaw Szymanski
Marian Libelt
Die Männer des Waldkommandos wurden nach kurzer Zeit getötet und durch andere ersetzt. Die in umliegenden Dörfern lebenden Polen bezeugten nach dem Krieg, dass ständig Rauch aus dem Wald aufstieg.
erste Phase
erste Phase vom 7. Dezember 1941 bis März 1943
Die meisten Juden trafen mit der Bahn (üblicherweise 1.000 Personen in 20-22 Waggons) auf dem Bahnhof in Kolo ein. Bis Mitte März 1942 wurde jeder ankommende Transport in der Synagoge von Kolo eingesperrt, bis die Juden mit Lastwagen nach Chelmno gebracht wurden. Aufgrund von Protesten deutscher Stellen in Kolo, die es ablehnten, dass die Juden inmitten der Stadt auf ihren Abtransport warten mussten, änderte man ab Mitte März die Vorgehensweise. Von nun ab mussten die Juden auf dem Bahnhof in Schmalspurwagen umsteigen, die sie ca. 6 km weiter nach Powiercie brachten. Dort mussten alle aussteigen. Das schwere Gepäck wurde zurück gelassen, und die Juden mussten ca. 1,5 km durch einen Wald nach Zawadka marschieren. In der dortigen Mühle eingesperrt, verbrachte man dann die letzte Nacht. Am nächsten Morgen holten Lastwagen die Leute ab und brachten sie nach Chelmno. Teilweise wurden die in Powiercie ausgeladenen Juden auch mit Lastwagen nach Zawadka gebracht.
08.05.1942
Am 07.05.1942 verläßt ein Sondertransport das Ghetto Litzmannstadt (Lodz) mit Ziel Vernichtungslager Chelmno nad Nerem. Der Transport erreichte den Bahnhof Kolo am 07.05.1942. Vom Bahnhof wurden sie in Schmalspurwagen ins ca. 6 km entfernte Powiercie gebracht. Hier mußten sie aussteigen, das Gepäck wurde zurückgelassen. Nach einem ca. 1,5 km langen Marsch durch einen Wald erreichten sie Zawadka. Hier verbrachten sie die letzte Nacht iihres Lebens in der dortigen Mühle. Am nächsten Tag wurden sie mit Lastwagen zur Vernichtungsstelle Chelmno nad Nerem verbracht und vergast. Es gab keine Überlebenden.
02.07.1942
Am 02.07.1942 erreicht ein Transport mit 81 Kinder das Vernichtungslager Chelmno nad Nerem (Kulmhof am Ner). Der Zug kommt aus dem 72,2 km (Luftlinie) entfernten Lodz (Litzmannstadt), und hat Lodz am 02.07.1942 verlassen. Die Kinder werden gleich nach ihrer Ankunft vergast. Es handelt sich bei den Kindern, um die nach der Nazi Lehre nicht eindeutschungsfähigen Kinder aus Lidice
Krematorien
Sie waren tief in den Boden hinein gebaut und ragten nicht über die Erdoberfläche hinaus. Sie sahen aus wie umgedrehte Kegel, mit rechteckigen Grundflächen. An der Oberfläche maßen sie 6x10 m und waren 4 m tief. Unten, an der Aschengrube, maßen sie 1,5x2 m. Die Roste waren aus Schienen angefertigt. Ein Kanal bis zur Aschengrube ermöglichte die Luftzufuhr und die Entfernung von Asche und Knochen. Die Wände des Krematoriums waren aus feuerfesten Steinen gebaut und mit Zement verputzt. Im Ofen waren abwechselnde Lagen aus gehacktem Holz und Leichen:
Um die Verbrennung zu erleichtern, ließ man etwas Platz zwischen den Körpern. Der Ofen fasste 100 Leichen auf einmal, doch wenn sie herunter gebrannt waren, wurden frische von oben hinzugefügt. Die Asche und Knochenreste wurden aus der Aschengrube entfernt, in Mörsern zermahlen und zuerst in extra ausgehobene Gruben geworfen; doch später, ab 1943, fuhr man Asche und Knochen nachts heimlich nach Zawadka und warf sie dort in den Fluss.
24.06.1944
Am 23.06.1944 erreicht ein Transport mit 561 Juden den Bahnhof Kolo. Der Transport kommt aus dem Ghetto Litzmannstadt (Lodz) und hat Lotz am 23.06.1944 verlassen. Vom Bahnhof Kolo wurden sie in Schmalspurwagen ins ca. 6 km entfernte Powiercie gebracht. Hier mußten sie aussteigen, das Gepäck wurde zurückgelassen. Nach einem ca. 1,5 km langen Marsch durch einen Wald erreichten sie Zawadka. Hier verbrachten sie die letzte Nacht iihres Lebens in der dortigen Mühle. Am nächsten Tag wurden sie mit Lastwagen zur Vernichtungsstelle Chelmno nad Nerem verbracht und vergast. Es sind keine Überlebende bekannt
27.06.1944
Am 26.06.1944 erreicht ein Transport mit 912 Juden den Bahnhof Kolo. Der Transport kommt aus dem Ghetto Litzmannstadt (Lodz) und hat Lotz am 26.06.1944 verlassen. Vom Bahnhof Kolo wurden sie in Schmalspurwagen ins ca. 6 km entfernte Powiercie gebracht. Hier mußten sie aussteigen, das Gepäck wurde zurückgelassen. Nach einem ca. 1,5 km langen Marsch durch einen Wald erreichten sie Zawadka. Hier verbrachten sie die letzte Nacht iihres Lebens in der dortigen Mühle. Am nächsten Tag wurden sie mit Lastwagen zur Vernichtungsstelle Chelmno nad Nerem verbracht und vergast. Es sind keine Überlebende bekannt
29.06.1944
Am 28.06.1944 erreicht ein Transport mit 803 Juden den Bahnhof Kolo. Der Transport kommt aus dem Ghetto Litzmannstadt (Lodz) und hat Lotz am 28.06.1944 verlassen. Vom Bahnhof Kolo wurden ins ca. 6 km entfernte Powiercie gebracht. Hier mußten sie aussteigen, das Gepäck wurde zurückgelassen. Nach einem ca. 1,5 km langen Marsch durch einen Wald erreichten sie Zawadka. Hier verbrachten sie die letzte Nacht iihres Lebens in der dortigen Mühle. Am nächsten Tag wurden sie mit Lastwagen zur Vernichtungsstelle Chelmno nad Nerem verbracht und vergast. Es sind keine Überlebende bekannt
01.07.1944
Am 30.06.1944 erreicht ein Transport mit 700 Juden den Bahnhof Kolo. Der Transport kommt aus dem Ghetto Litzmannstadt (Lodz) und hat Lotz am 30.06.1944 verlassen. Vom Bahnhof Kolo wurden sie ins ca. 6 km entfernte Powiercie gebracht. Hier mußten sie aussteigen, das Gepäck wurde zurückgelassen. Nach einem ca. 1,5 km langen Marsch durch einen Wald erreichten sie Zawadka. Hier verbrachten sie die letzte Nacht iihres Lebens in der dortigen Mühle. Am nächsten Tag wurden sie mit Lastwagen zur Vernichtungsstelle Chelmno nad Nerem verbracht und vergast. Es sind keine Überlebende bekannt
04.07.1944
Am 03.07.1944 erreicht ein Transport mit 700 Juden den Bahnhof Kolo. Der Transport kommt aus dem Ghetto Litzmannstadt (Lodz) und hat Lotz am 03.07.1944 verlassen. Vom Bahnhof Kolo wurden sie ins ca. 6 km entfernte Powiercie gebracht. Hier mußten sie aussteigen, das Gepäck wurde zurückgelassen. Nach einem ca. 1,5 km langen Marsch durch einen Wald erreichten sie Zawadka. Hier verbrachten sie die letzte Nacht iihres Lebens in der dortigen Mühle. Am nächsten Tag wurden sie mit Lastwagen zur Vernichtungslager Chelmno nad Nerem verbracht und vergast. Es sind keine Überlebende bekannt
06.07.1944
Am 05.07.1944 erreicht ein Transport mit 700 Juden den Bahnhof Kolo. Der Transport kommt aus dem Ghetto Litzmannstadt (Lodz) und hat Lotz am 05.07.1944 verlassen. Vom Bahnhof Kolo wurden sie ins ca. 6 km entfernte Powiercie gebracht. Hier mußten sie aussteigen, das Gepäck wurde zurückgelassen. Nach einem ca. 1,5 km langen Marsch durch einen Wald erreichten sie Zawadka. Hier verbrachten sie die letzte Nacht iihres Lebens in der dortigen Mühle. Am nächsten Tag wurden sie mit Lastwagen zur Vernichtungsstelle Chelmno nad Nerem verbracht und vergast. Es sind keine Überlebende bekannt
08.07.1944
Am 07.07.1944 erreicht ein Transport mit 700 Juden den Bahnhof Kolo. Der Transport kommt aus dem Ghetto Litzmannstadt (Lodz) und hat Lotz am 07.07.1944 verlassen. Vom Bahnhof Kolo wurden sie ins ca. 6 km entfernte Powiercie gebracht. Hier mußten sie aussteigen, das Gepäck wurde zurückgelassen. Nach einem ca. 1,5 km langen Marsch durch einen Wald erreichten sie Zawadka. Hier verbrachten sie die letzte Nacht iihres Lebens in der dortigen Mühle. Am nächsten Tag wurden sie mit Lastwagen zur Vernichtungsstelle Chelmno nad Nerem verbracht und vergast. Es sind keine Überlebende bekannt
11.07.1944
Am 10.07.1944 erreicht ein Transport mit 700 Juden den Bahnhof Kolo. Der Transport kommt aus dem Ghetto Litzmannstadt (Lodz) und hat Lotz am 10.07.1944 verlassen. Vom Bahnhof Kolo wurden sie ins ca. 6 km entfernte Powiercie gebracht. Hier mußten sie aussteigen, das Gepäck wurde zurückgelassen. Nach einem ca. 1,5 km langen Marsch durch einen Wald erreichten sie Zawadka. Hier verbrachten sie die letzte Nacht iihres Lebens in der dortigen Mühle. Am nächsten Tag wurden sie mit Lastwagen zur Vernichtungsstelle Chelmno nad Nerem verbracht und vergast. Es sind keine Überlebende bekannt
13.07.1944
Am 12.07.1944 erreicht ein Transport mit 700 Juden den Bahnhof Kolo. Der Transport kommt aus dem Ghetto Litzmannstadt (Lodz) und hat Lotz am 12.07.1944 verlassen. Vom Bahnhof Kolo wurden sie ins ca. 6 km entfernte Powiercie gebracht. Hier mußten sie aussteigen, das Gepäck wurde zurückgelassen. Nach einem ca. 1,5 km langen Marsch durch einen Wald erreichten sie Zawadka. Hier verbrachten sie die letzte Nacht iihres Lebens in der dortigen Mühle. Am nächsten Tag wurden sie mit Lastwagen zur Vernichtungsstelle Chelmno nad Nerem verbracht und vergast. Es sind keine Überlebende bekannt
15.07.1944
Am 14.07.1944 erreicht ein Transport mit 700 Juden den Bahnhof Kolo. Der Transport kommt aus dem Ghetto Litzmannstadt (Lodz) und hat Lotz am 14.07.1944 verlassen. Vom Bahnhof Kolo wurden sie ins ca. 6 km entfernte Powiercie gebracht. Hier mußten sie aussteigen, das Gepäck wurde zurückgelassen. Nach einem ca. 1,5 km langen Marsch durch einen Wald erreichten sie Zawadka. Hier verbrachten sie die letzte Nacht iihres Lebens in der dortigen Mühle. Am nächsten Tag wurden sie mit Lastwagen zur Vernichtungsstelle Chelmno nad Nerem verbracht und vergast. Es sind keine Überlebende bekannt
zweite Phase
zweite Phase 1943 - 1944
die Opfer fuhren mit der Schmalspurbahn direkt von Kolo nach Chelmno, weil die kleine hölzerne Brücke über einen Nebenfluss der Warta zwischen Powiercie und Chelmno wieder repariert worden war. Polnische Truppen hatten sie beim Rückzug 1939 zerstört
Dort verbrachten die Juden ihre letzte Nacht in der Dorfkirche. Am nächsten Tag mussten die Menschen auf dem Platz vor der Kirche auf ihren Abtransport nach dem Waldlager warten, wohin sie in Gruppen zu jeweils ca. 150 gefahren wurden.
Dort trennte man die Männer von den Frauen und Kindern, und brachte sie in zwei neuen Baracken (10x20 m) unter. Dies sollte die Opfer Glauben machen, sie seien in einem Durchgangs- oder Arbeitslager angekommen, und somit beruhigen.
Schilder mit Aufschriften wie Zum Bad, Zum Arzt oder Baracke Nummer sollten den Eindruck eines normalen Lagers vermitteln. Die SS versuchte diese Irreführung bis zur letzten Minute durchzuhalten, bis die entkleideten Opfer, Frauen und Kinder zuerst, die Tür zum Bad betraten.
Hinter der Tür wurden die Nackten durch einen 20-25 m langen, 1,50 m breiten, mit Brettern verkleideten Gang getrieben.
Der Gang wies einen Knick auf, so dass die Menschen beim Betreten dieser Schleuse nicht sehen konnten, dass sich am Ende eine Rampe befand, an der der Gaswagen wartete.
Irreführung der Opfer sowie die Schleuse bzw. Schlauch waren vorher in Belzec und Sobibor erprobt worden und kamen nun auch hier zum Einsatz.
Die Schleusen von Chelmno, Belzec und Sobibor waren nur unvollkommene Vorläufer des perfektionierten Schlauches in Treblinka. Die erste Schleuse in Belzec in Gebrauch vom Juli 1942 - Dezember 1942 war gerade und hatte keinen Knick.
Dieser wurde später in der Schleuse von Sobibor eingebaut, die jedoch viel zu lang war. Der optimale, letzte Schlauch in Treblinka (von der SS auch Himmelfahrtstraße genannt) hatte eine Kurve und genau die erforderliche Länge.
Die Tötungseinrichtungen in Chelmno reichten für die Vernichtung aller Juden des Ghettos Lodz nicht aus. Daher wurden die letzten 70.000 Juden aus Lodz nach Auschwitz deportiert. Im September 1944 wurden alle Krematorien im Waldlager zerstört. Es wurden aber immer noch Leichen in den Massengräbern verscharrt. Mitte Dezember 1944 beseitigte man schließlich alle verbliebenen Einrichtungen. Bothmann und seine SS-Truppe wartete auf weitere Befehle, die aber nicht eintrafen. So entschied er, das Sonderkommando Kulmhof aufzulösen und die restlichen Juden des Waldkommandos umzubringen.
Das Ende
Bothmann und sein Sonderkommando wurden später nach Italien / Jugoslawien zur Partisanenbekämpfung versetzt (SS-Division Prinz Eugen). evtl. sogar im KZ San Sabba.
Aussage Eichmanns während eines des ersten Verhörs nach seiner Festnahme im Mai 1960 durch den israelischen Polizeihauptmann Avner W. Less:
Eichmann:
Ich weiß bloß folgendes, dass ich folgendes gesehen habe. Einen Raum, wenn ich mich noch recht entsinne, vielleicht fünfmal so groß wie hier, auch viermal so groß kann er gewesen sein. Da waren Juden drin, die mussten sich ausziehen, und dann fuhr ein Lastwagen vor, der ganz geschlossen war, wo vorn die Türen aufgemacht wurden, und fuhr gewissermaßen bis an eine Rampe ran. Und da mussten jetzt nun die nackten Juden hereingehen. Dann wurde der Wagen zugemacht, und er fuhr los.
Less:
Wie viele Menschen fasste der Wagen?
Eichmann:
Ich weiß es nicht genau zu sagen. Ich habe nicht einmal genau zusehen können, ich habe nicht hinein geschaut die ganze Zeit.
Ich konnte es nicht, nicht, mir hat es genügt. Das Schreien und, und, ich war hier viel zu erregt gewesen und so weiter. Ich sagte das auch Müller bei meiner Berichterstattung. Er hat von meiner Berichterstattung nicht viel profitiert. Ich fuhr dann dem Wagen nach, sicher mit einem der Leute dort, die den Weg gewusst haben, und da sah ich das Entsetzlichste, was ich in meinem Leben bis dahin gesehen hatte. Der fuhr an eine längliche Grube, die Türen wurden aufgemacht, und heraus wurden Leichen geworfen, als ob sie noch lebten, so geschmeidig waren die Glieder. Wurden reingeworfen, ich sehe da noch, wie ein Zivilist mit einer Zange Zähne rauszieht, und dann bin ich abgehauen. Bin in den Wagen und bin weg und habe nichts mehr gesprochen. Da war ich bedient. Ich weiß nur noch, dass ein Arzt dort, in einem weißen Kittel, mir sagte, ich soll durch ein Guckloch schauen, wie sie im Wagen drin waren. Das habe ich abgelehnt. Ich konnte nicht, ich konnte nichts mehr sagen, ich musste weg. Ich bin nach Berlin gekommen, habe dem Gruppenführer Müller berichtet. Sagte ihm genau dasselbe wie jetzt auch, mehr konnte ich ihm nicht sagen. Fürchterlich, sag ich, das Inferno, kann nicht, es ist, ich kann dies nicht, hab ich ihm gesagt
Höß über seinen Besuch in Chelmno am 16. September 1942:
Bei dem Besuch von Kulmhof sah ich auch die dortige Vernichtungsanlage mit den Lastwagen, die zur Tötung durch die Motorabgase hergerichtet waren. Der dortige Kommandoführer bezeichnete aber die Art als sehr unzuverlässig, da das Gas sehr unregelmäßig sich bilde und oft zur Tötung nicht ausreiche
14.06.1945
Der polnische Landwirt M. aus Chelmno bekundete am 14. Juni 1945 bei seiner Vernehmung durch den Untersuchungsrichter in Lodz
(Aktenz.II, S. 13/45)
Die Angehörigen des Sonderkommandos Kulmhof verhielten sich in der ersten Zeit der Ortsbevölkerung gegenüber ausgesprochen feindselig. Sie trieben sie mit Stockhieben zur Arbeit an und dergleichen mehr. Dann änderte sich das Verhalten und die Verhältnisse gestalteten sich befriedigend. Die SS bediente sich ursprünglich des Gemeindetelefons. Der Gemeindesekretär Stanislaw Kaszynski dürfte auf diese Weise zuviel gehört haben; er wurde nämlich verhaftet und zum Tode verurteilt. Kaszynski hatte die Ereignisse in Chelmno geschildert und den Brief an irgendeine diplomatische Vertretung abgesandt. Dieser Brief war augenscheinlich aufgefangen worden. Außer Kaszynski und seiner Frau ist kein Ortsbewohner umgekommen.
09.03.1961
Aussage des ehemaligen dt. Angehörigen des Venichtungslagers Chelmno SS-Scharführer Schalling Franz bei seiner polizeilichen Vernehmung am 9. März 1961 (er gehörte zeitweilig der Bewachungsmannschaft des Waldlagers in Chelmno an.)
Im Sommer 1942 begann man damit, die Gräber zu öffnen und die Leichen zu verbrennen. In diesem Zusammenhang möchte ich eine Wahrnehmung schildern, die ich in den Sommermonaten des Jahres 1942 an einem der Massengräber während eines Bewachungseinsatzes machte. An mehreren Stellen dieses Grabes sprudelte förmlich in dicken Strahlen Blut oder eine blutähnliche Flüssigkeit hervor und bildete in der Nähe des Grabes große Lachen. Wodurch dieses geschah entzieht sich meiner Kenntnis. Bald danach mußten die Gräber durch das jüdische
Kommando geöffnet werden. Zwischenzeitlich waren bereits drei oder vier Gruben in der Abmessung von 5 m Länge, 4 m Breite und 3 m Tiefe ausgegraben worden. In diese Gruben schichtete man die aus den Massengräbern hervorgeholten Leichen, bestreute sie mit einem Pulver und setzte sie in Brand. Später wurde außerdem von irgendwelchen Handwerkern ein großer Ofen mit einem 4 bis 5 m hohen Schornstein gemauert
und weitere Leichen zusätzlich darin verbrannt. Die Gruben und der Ofen brannten Tag und Nacht. In der Nacht war der Feuerschein weithin zu bemerken. Außerdem herrschte in der ganzen Umgebung dieses Waldstückes ein bestialischer Gestank.
23.03.1961
Aussage des ehemaligen dt. Angehörigen des Venichtungslagers Chelmno SS-Scharführer und Kriminalangestellter Burmeister Walter bei seiner Vernehmung am 23. März 1961 vor dem Untersuchungsrichter:
Unter Bothmann ist es vorgekommen, daß für das aus jungen Männern bestehende Arbeitskommando aus den zur Vergasung eingelieferten Juden mehrmals eine Frau herausgenommen wurde, welche sich die Polen wohl aussuchen durften. Ich glaube, die Polen haben wohl auf polnisch noch gefragt, ob sie bereit sei, mit ihnen Geschlechtsverkehr auszuüben. Im Keller des Schlosses war dann ein Raum dazu eingerichtet, in dem diese
Frau jeweils eine Nacht oder auch wohl mehrere Tage verwahrt wurde und den Polen zur Verfügung stand. Sodann wurde sie ebenso wie die anderen im Gaswagen getötet.
26.02.1962
aus der polizeilichen Vernehmung ehemaliger dt. Angehöriger des Venichtungslagers Chelmno
Ich sah im Waldlager zwei große Massengräber, die etwa 20 m lang - sie können auch 30 m lang gewesen sein - 6-8 m breit und 4 m tief waren. Eines dieser Massengräber war bereits mit Leichen gefüllt und mit Erde zugedeckt. Das andere Massengrab war etwa zur Hälfte mit Leichen gefüllt. Jeden Tag kamen nun mehrfach die Gaswagen angefahren und hielten an diesem Massengrab.
Die Angehörigen des zum Waldkommando gehörenden jüdischen Arbeitskommandos, welche an den Füßen mit dünnen Ketten gefesselt waren, mußten nun jeweils die Flügeltür des Gaswagens öffnen und die darin befindlichen Leichen herausziehen, welche dann von ihnen in dem Massengrab aufgeschichtet wurden. Die Gaswagen kamen täglich 5—10 mal mit Leichen angefahren. In den kleineren Gaswagen waren schätzungsweise immer 50 Leichen und in den großen etwa 70 Leichen. Zuvor mußten sie die Opfer nach verstecktem Geld und Wertsachen absuchen, ihnen die Goldzähne ausbrechen und die Ringe von den Fingern ziehen. Stellte sich heraus, daß einzelne Menschen im Gaswagen nur betäubt waren, und bei der Ausladung ihr Bewußtsein wiedererlangten, wurden sie durch die im Wald aufsichtführenden Polizeibeamten erschossen. Nachdem sie die Leichen ausgeladen hatten, säuberten die jüdischen Arbeiter grob das Wageninnere, das von Blut, Urin und Exkrementen der Opfer verunreinigt war. Danach kehrte der Gaswagen wieder zum Schloß zurück. In der Zwischenzeit hatte ein anderes jüdisches Arbeitskommando unter Aufsicht eines Polizeipostens die im Entkleidungsraum abgelegte Kleidung der Opfer entfernt, so daß eine neue Gruppe von Juden ins Schloß geführt und nach der Entkleidung durch den Keller in den anderen Gaswagen getrieben werden konnte. Die Fahrten wurden
jeweils so lange fortgesetzt, bis alle an dem betreffenden Tag in Chelmno eingetroffenen Juden getötet waren. Nach Beendigung der letzten Tagesfahrt wurden die Gaswagen im Schloß von jüdischen Arbeitern gründlich gereinigt.
Die eingesammelten Wertsachen der Opfer (Schmuck, Uhren, Münzen, Goldzähne, Pelzmäntel und dergleichen) wurden geordnet, registriert und anschließend der Ghettoverwaltung in Lodz übersandt, desgleichen das angefallene Geld, das sich bei Abschluß der Vernichtungsaktion auf insgesamt 2650000 RM belief. Die Angehörigen des Sonderkommandos hatten die Möglichkeit, Wertsachen aus den eingesammelten Beständen anzukaufen. Einige von ihnen machten davon Gebrauch.
Der Ablauf der Tötungen erfolgte stets in der gleichen Weise.
Im Sommer 1942 machte sich von den Massengräbern im Wald her ein starker Verwesungsgeruch bemerkbar, der immer mehr zunahm und über der ganzen Gegend lag. Die Leichengase drangen durch die aufgelegte Erddecke, die nur einen halben bis einen Meter hoch und aus Tarnungsgründen mit Ginster bepflanzt worden war. Daraufhin wurde ein Verbrennungsofen erstellt, der auf einer Grube im Umfang von ca. 4 X 4 m und einer Tiefe von 2 m, einigen Eisenschienen als Rost und einem seitlich in die Erde führenden Luftschacht bestand. Die bei der Verbrennung
zurückgebliebenen Knochenreste wurden mit einer Knochenmühle zermahlen, das Knochenmehl und die Asche der Leichen wurden in große Säcke gefüllt und vergraben oder in den Ner gestreut. Ab Herbst 1942 mußte das im Waldlager eingesetzte jüdische Arbeitskommando die früher in dem Massengrab bestatteten Leichen wieder ausgraben und ebenfalls verbrennen.
Fast täglich kam es vor, daß Angehörige des jüdischen Arbeitskommandos abends im Waldlager erschossen wurden, bevor sie wieder nach Kulmhof zurücktransportiert wurden. Es handelte sich immer um Juden, die nicht mehr arbeitsfähig oder arbeitswillig waren. Meistens waren es 5-6 Personen, die getötet wurden. Diese Exekutionen führte meistens der Polizeimeister L. durch. Er befahl den Juden, sich an den Rand des Massengrabes zu legen mit dem Gesicht nach unten. Dann nahm er seine Pistole und schoß jeden ins Genick. Die übriggebliebenen Juden mußten
dann die Leichen in das Massengrab werfen.
(Die Wertgegenstände wurden außerdem an alle deutschen Staatsbediensteten und Wehrmachtsangehörigen verkauft. Sie mußten hierzu auf einem besonderen Formblatt einen Antrag stellen, in dem sie den gewünschten Gegenstand bezeichneten und außerdem versicherten, sich mindestens schon mehrere Monate im Warthegau aufzuhalten. Aus den erhalten gebliebenen Anträgen ist ersichtlich, daß in erster Linie Schmuckstücke, Brillanten, Uhren, Gegenstände aus Silber und Zahngold gekauft wurden. Bei den Antragstellern befanden sich Angehörige aller Schichten vom Büroangestellten bis zur Ehefrau eines Generals.)
18.04.1962
Der damalige deutsche Lehrer in Kulmhof Erhard M. erklärte bei seiner polizeilichen Vernehmung am 18.04.1962
Während ich noch in der alten Schule in Kulmhof gegenüber der Unterkunft des SS-Kommandos unterrichtete, stellte ich fest, daß Bothmann mit seinen Getreuen fast täglich dort Orgien mit deutschen Mädchen und Frauen feierte, bei denen es sich meines Wissens meistens um Pflegerinnen aus dem Krankenhaus in Warthbrücken handelte. Diese wurden dann morgens von Bothmann hinausgeworfen und lagen vielfach unbekleidet und betrunken auf der Straße, so daß auch die Schulkinder das sehen konnten. Gegen diesen Zustand hatte ich beim Schulrat Beschwerde geführt. Der Erfolg war, daß die Schule zunächst verlegt und später aufgelöst wurde. Ich erinnere mich noch, daß Bothmann zu dieser Zeit zu mir kam und mir sagte, daß ich mit meiner Schule weichen müßte.
23.07.1964
LG Wien 27a Vr 844/65
Aktenzahl des Gerichts (Geschäftszahl): LG Wien 27b Vr 4726/62
Opfer
Juden/Jüdinnen
Tatland (Tatort)
Polen Kulmhof-Prozess, Polizei
Strafverfahren gegen: Johann Heilbrunner
Josef Peham
Josef Steinbauer
Josef Islinger
wegen
Mitschuld am Mord (§§ 5, 135 StG bzw. §§ 5, 134, 135 StG)
Den Beschuldigten wurde zur Last gelegt, als Angehörige eines als Sonderkommando im Vernichtungslager Kulmhof (Chelmno) eingesetzten Polizeiwachtkommandos in den Jahren 1942 und 1943 an der Ermordung jüdischer Häftlinge beteiligt gewesen zu sein.
23.07.1964: Einstellung des Verfahrens gegen Josef Peham wegen §§ 5, 134, 135 StG und gegen Johann Heilbrunner, Josef Steinbauer und Josef Islinger wegen §§ 5, 134 StG gemäß 90 StPO.
Ebenfalls im Akt enthalten:
Abschrift Anklageschrift der Oberstaatsanwaltschaft Bonn gegen Gustav Laab der s u.a. vom 5.7.1962 (LG Bonn 8 Js 180/61)
Abschrift des Urteils des LG Bonn gegen Gustav Laabs u.a. vom 30.03.1963 (LG Bonn 8 Ks 3/62)