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Transportliste
Dieser Transport bestand aus Nummer: VI-219, VI-877, VI-906, VI-907
Die Betroffenen erhielten eine Transportnummer, die gleichsam zu einem Bestandteil ihres Namens wurde und im amtlichen Verkehr angegeben werden mußte. Man hatte etwa die Transportnummer W 982 oder AA 475 oder Cv 13, was besagte, daß die Person mit dem Transport W oder AA oder Cv nach (Ort, Lager) gekommen war und in der entsprechenden Transportliste unter der Position 982, 475 oder 13 geführt wurde. Die Transportlisten wurden mehrfach ausgefertigt und dem Kommandanten der deutschen Begleitmannschaft mitgegeben, wo je ein Durchschlag an das Zentralsekretariat und an die Zentralevidenz, also an jüdische Stellen gelangte.
Auch die Transporte aus anderen Ländern brachten in der Regel Verzeichnisse mit, aber ohne Bezeichnungen, die im Lager übernommen worden wären. Endgültige Listen (mit der Häftlingsnummer) aber wurden erst im Lager oder in der Zentralevidenz angelegt, sofern sie überhaupt aufgenommen wurden, und nicht vorher ermordet wurden. Als Grundlage wählte man römische Ziffern von I bis XXVI, jede einem oder mehreren Ankunftsorten vorbehalten, die meist den einzelnen Gestapobereichen entsprachen. So besagte I Berlin, IV Wien und XXIV Holland. Den einzelnen Transporten wurde eine arabische Nummer zugesetzt, so war I/90 der neunzigste Transport aus Berlin. Die Transportnummern wurden diesen Deportierten in fortlaufender Reihenfolge zugewiesen, so daß sich die individuellen Nummern, z.B. unter römisch I, nicht wiederholten und die Personalziffern bei Berlin, Wien usw. in die Tausende gingen.
Am 19.07.1942 ab Lager Much nach Köln-Deutz (Messehalle), wo sich die Juden in der Zeit von 10.00 bis 15.00 Uhr einzufinden hatten, und von dort am 20.07.1942 nach dem Osten (Minsk)
Mit dem Transport unter der Reichsbahn-Zugnummer VI wurden vor allem Juden aus der Umgebung von Köln – insbesondere aus Bonn, Siegburg und Troisdorf – nach dem Osten (Minsk) befördert, darunter 118 Kinder im Alter unter zehn Jahren.
Für den Transport am 20. Juli 1942 n a c h dem Osten waren außer den bereits dafür ausgewählten Opfern auch alle noch im Regierungsbezirk Köln wohnhaften Juden zu erfassen, die unter 65 Jahren waren. Ausgenommen waren Inhaber des Verwundetenabzeichens, des E.K.I oder anderer hoher Tapferkeitsauszeich- nungen, Schwerkriegsbeschädigte sowie in deutsch-jüdischen Mischehen lebende Juden. 36. Selbige waren offenkundig mit ihren Familien (ausgenommen die Mischehen) für den nächsten Transport nach Theresienstadt vorgesehen. Vermutlich den Abtransport der für diese Deportation vorgesehenen Juden aus dem Lager Much beobachtete der Gastwirt Herr Robert Heider: Eines Sonntagsmorgens, als ich zur Frühmesse ging, standen drei Lastwagen am Lager, auf die die Juden verladen wurden. Wer die Verladung überwachte, konnte ich nicht feststellen. Man durfte sich nicht aufhalten.
Ab 1943 gab es in Minsk nur mehr ca. 90 ständige Lagerinsassen. Am 30. Juni 1944 wurde eine Handvoll Überlebender von der Roten Armee befreit.
Die offizielle sowjetische Opferzahl von 206.500 hat sich in der Forschung als stark überhöht erwiesen, da der gesamte Raum um Minsk, wo sich zahlreiche weitere Hinrichtungsstätten und Sterbelager u. a. für über 100.000 sowjetische Kriegsgefangene befanden, Maly Trostinez zugerechnet wurden. Um die 40.000 Opfer lassen sich relativ sicher nachweisen. Zu den mehr als 15.000 aus dem Westen deportierten und ermordeten Juden wird man 20.000 addieren müssen: Bei der großen Ghettoräumung Ende Juli 1942 in Minsk wurden nachweislich insgesamt 10.000 Juden ermordet, davon vermutlich 5.000 in Maly Trostinez. Dieselbe Zahl an Opfern forderte die Auflösung des Ghettos im Oktober 1943. Im Februar 1943 wurden etwa 3.000 angeblich unproduktive Bandenverdächtige (Alte, Frauen und Kinder), darunter auch Juden, aus dem Gebiet Polazk in Trostinez ermordet.
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