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Im Rahmen der Endlösung der Judenfrage beauftragte der Reichsführer der Schutzstaffel (SS) und Chef der deutschen Polizei, Heinrich Himmler, im Herbst 1941 den SS-und Polizeiführer des Distrikts Lublin im Generalgouvernement, Odilo Globocnik (1904-1945), mit der Ermordung der dort lebenden Juden.
Vor dem Bau des Vernichtungslagers Sobibor existierten bereits einige Zwangsarbeitslager im Kreis Chelm, die seit 1940 errichtet worden waren. Lage: In der Nähe des gleichnamigen Dorfes im östlichen Teil des Bezirkes Lublin (Polen), nicht weit entfernt von der Bahnlinie Chelm - Wlodawa. Der Bug fließt 5 km entfernt, an der ukrainischen Grenze. 1942 bildete er die Grenze zwischen dem Generalgouvernement und dem Reichskommissariat Ukraine. Die Gegend war sumpfig und ist heute noch dicht bewaldet. Sobibor war das zweite Vernichtungslager der Aktion Reinhard. Die von der SS in Belzec (erstes Vernichtungslager der Aktion Reinhard) gemachten Erfahrungen wurden beim Bau berücksichtigt.
Nachdem im März 1942 ein kleines Flugzeug einige Runden über dem Ort gedreht hatte, traf wenige Tage später ein Zug im Bahnhof Sobibor (der gegenüber der Lagerrampe liegt) ein, dem zwei Männer entstiegen: SS-Hauptsturmführer Richard Thomalla, Bau-Experte der Aktion Reinhard, und Bauleiter Moser, beide von der SS-Zentralbauleitung in Zamosc. Sie inspizierten den Bahnhof, vermaßen das Gelände und verschwanden schließlich im gegenüber liegenden Wald. Wenig später wurde ein Gleis verlegt, das an einer Betonrampe endete (2004 noch zu sehen). Diese Rampe liegt dem Bahnhofsgebäude unmittelbar gegenüber. Deshalb wurde der Lagerzaun so errichtet, dass Gleis und Rampe sich innerhalb des Lagers befanden. Die Deportationszüge fuhren durch ein Tor im Zaun an die Rampe. Neben dem Bahnhofsgebäude gab es noch zwei größere Häuser: Das ehemalige Försterhaus und das Postgebäude.
Während das Lager errichtet wurde, stellte die SS auch das Personal zusammen. Stangl, ein Österreicher mit Erfahrungen im Euthanasie-Programm, hatte SS-Oberscharführer Hermann Michel als Stellvertreter. Dieser hatte ebenfalls am Euthanasie-Programm teilgenommen. Nach einigen Monaten Dienst wurde Michel durch SS-Oberscharführer Gustav Wagner ersetzt. Lager I und III hatten eigene Kommandanten, die aber Stangl untergeben waren. SS-Oberscharführer Otto Weiss leitete Lager I, wurde aber später ersetzt durch SS-Oberscharführer Karl Frenzel. Kurt Bolender war Kommandant des Lagers III von April 1942 bis Herbst 1942. Dieser wurde später ersetzt durch SS-Oberscharführer Erich Bauer. Die ukrainischen Bewacher kamen aus dem SS-Ausbildungslager Trawniki. Trainiert hatte sie dort SS-Scharführer Erich Lachmann. Ab August 1942 wurde er Chef dieser Trawnikis in Sobibor. Im Herbst 1942 löste ihn SS-Oberscharführer Kurt Bolender in dieser Funktion ab. Die Trawniki-Männer waren in drei Züge eingeteilt, geleitet von Ukrainern, die bereits im Dienst der deutschen Polizei gewesen waren und entsprechende Ränge hatten. Der Fortgang der Bauarbeiten wurde von einer Kommission begutachtet, angeführt von SS-Hauptsturmführer Naumann, Chef der Hauptbauabteilung der Waffen-SS und Polizei in Lublin. Die 80 Juden aus umliegenden Ghettos, die die ersten Bauarbeiten ausführten, wurden schließlich erschossen. Im April 1942 wurde SS-Obersturmführer Franz Stangl zum Kommandanten des Lagers Sobibor ernannt. Er sollte die in Verzug geratenen Bauarbeiten beschleunigen. Stangl besuchte Wirth, den Kommandanten des Lagers Belzec, hörte sich dessen Erfahrungen und Ratschläge an und kam mit entsprechenden Ideen nach Sobibor zurück. Die Bauarbeiten wurden beschleunigt. Mitte April 1942 war das Lager einsatzbereit.
Das Lager war rechteckig (400 x 600 m) und von einem 3m hohen doppelten Stacheldrahtzaun umgeben. An entsprechenden Stellen verhinderten eingeflochtene Kiefernzweige den Einblick von außen (z.B. an der Rampe im Bahnhofsbereich). Jeder der vier Lagerbereiche war separat eingezäunt: Der SS-Bereich (Vorlager) Das Vorlager bestand aus der Rampe, an der Züge mit bis zu 20 Güterwagen halten konnten, und den Unterkünften für deutsche SS-Männer und Ukrainer (Trawniki Männer / Trawnikis). Über dem Haupttor war ein ca. ca. 0,60x2, 40 m großes Holzschild befestigt, das in gothischen Buchstaben die Inschrift SS-Sonderkommando zeigte. Anders als in Belzec wohnten die SS-Männer innerhalb des Lagers.
die Wohn- und Arbeitsbaracken des jüdischen Arbeitskommandos (Lager I)
das Empfangs-Gelände (Lager II) Die ankommenden Juden brachte man auf das Empfangsgelände (Lager II). Hier durchliefen sie mehrere Stationen bis zum endgültigen Tod in den Gaskammern: Trennung nach Geschlecht, Abstellen der Koffer, Entkleiden, Abgabe der Wertsachen, Haare abschneiden (Frauen). Hier passierten die Opfer ein ehemaliges zweites Försterhaus (Büro und SS-Quartier, durch einen hohen Holzzaun abgetrennt), einen kleinen landwirtschaftlichen Bereich mit Kühen, Schweinen und Gänsen, eine alte Holzkapelle und Baracken zur Lagerung der Kleidung und sonstigen Habseligkeiten der Opfer. Ein hoher, hölzerner Feuerwachtturm überragte das gesamte Lager.
das eigentliche Vernichtungsbereich (Lager III). Der absolut isolierte Vernichtungsbereich (Lager III) lag in der nordwestlichen Ecke des Lagers. Hier befanden sich das Gebäude mit den Gaskammern, die Massengräber und die Baracke des jüdischen Sonderkommandos. Ein 3-4 m breiter und ca. 150 m langer Pfad (der Schlauch) führte vom Empfangsbereich direkt nach den Gaskammern. Auch hier war der Stacheldraht mit Zweigen getarnt. Durch diesen Schlauch trieb die SS die nackten Menschen in den Tod. Auf halbem Wege befand sich die Friseur-Baracke wo jüdische Friseure den Frauen die Haare abschnitten, diese wurden zur weiteren Verwendung ins Reich verbracht. Die drei Gaskammern lagen innerhalb eines Ziegelsteingebäudes. Jede Kammer war 4 x 4 m groß und fasste 160-180 Menschen. Von einer am Gebäude entlang laufenden Veranda betrat man durch abschließbare Türen die Kammern. Auf der anderen Seite wurden die Leichen durch Klapptüren auf eine Rampe gezogen. Ein in einem angebauten Holzverschlag laufender Motor lieferte die tödlichen Abgase, die durch Wasserrohre in die Kammern geleitet wurden. Die Leichengruben wurden 50-60 m lang, 10-15 m breit und 5-7 m tief ausgebaggert. Die Wände waren schräg, so dass man die Leichen leichter hinunter gleiten lassen und sie enger legen konnte. Ein Schmalspurgleis verlief von der Rampe im Bahnhofsbereich, vorbei an den Gaskammern bis nach den Leichengruben. Während des Bahntransportes verstorbene Menschen wurden auf diesem Gleis in Loren (von den Gefangenen Loras genannt) nach den Gruben geschoben. Wachttürme entlang des äußeren Doppelzaunes sicherten das gesamte Lager.
Das Vorlager bestand aus der Rampe, an der Züge mit bis zu 20 Güterwagen halten konnten, und den Unterkünften für deutsche SS-Männer und Ukrainer (Trawniki Männer / Trawnikis). Über dem Haupttor war ein ca. ca. 0,60x2, 40 m großes Holzschild befestigt, das in gothischen Buchstaben die Inschrift SS-Sonderkommando zeigte. Anders als in Belzec wohnten die SS-Männer innerhalb des Lagers.
Mitte April 1942, als das Lager fast fertig gebaut war, fanden experimentelle Vergasungen statt. Für diesen Zweck brachte man etwa 250 Juden vom Arbeitslager Krychow nach Sobibor. Wirth, Belzec-Chef und Inspekteur der Aktion Reinhard-Lager, kam zur Beobachtung nach Sobibor. Er wurde begleitet vom Chemiker Dr. Karl Blaurock. Die Probevergasungen müssen für die SS zufriedenstellend verlaufen sein, denn Anfang Mai 1942 begannen die Massenvergasungen.
Die Deporatationszüge hielten am Bahnhof Sobibor. Manche dieser Züge bestanden aus bis zu 60 Wagen. Nicht mehr als 18-20 Güterwagen wurden jeweils von der Lokomotive durch den getarnten Lagerzaun an die Rampe geschoben. Unter strengster Bewachung verließen die noch Lebenden die dunklen und stinkenden Güterwagen und wurden von den Trawnikis nach dem Empfangsbereich eskortiert. Währenddessen spielte das Lagerorchester. SS-Oberscharführer Kurt Bolenders Aussage über den Ablauf der nun folgenden Vernichtung: Bevor sich die Juden entkleideten, hielt Oberscharführer Hermann Michel eine Rede an sie. Hierbei trug er einen weißen Kittel, um den Eindruck zu erwecken er sei ein Arzt. Michel verkündete den Juden, sie würden zum Arbeiten geschickt. Vorher müssten sie jedoch ins Bad und zur Desinfektion, als Vorbeugung gegen die Verbreitung von Seuchen. Nach dem Ausziehen wurden die Juden durch den Schlauch gebracht, angeführt von einem SS-Mann und fünf oder sechs antreibenden Ukrainern am Ende. Nachdem die Juden die Gaskammern betreten hatten, schlossen die Ukrainer die Türen. Der Motor wurde vom Ukrainer Emil Kostenko gestartet und vom deutschen Fahrer Erich Bauer aus Berlin bedient. Nach dem Vergasen wurden die Türen geöffnet und die Leichen von einer Gruppe jüdischer Arbeiter herausgeholt. Älteren Menschen, Kranken und Invaliden wurde gesagt, sie erhielten eine medizinische Versorgung. Sie wurden in Karren gesetzt (später in die Schmalspur-Loren), die von Männern geschoben oder von einem Pferd gezogen wurden bis an die Leichenruben im Lager III. Dort erschoss die SS diese Menschen. Einige Überlebende meinten, es sei eine Gänseherde in Lager III gehalten worden zum Zweck, die Schreie der Opfer zu übertönen. Obwohl es bekannt ist, dass Gänse sowohl in Sobibor als auch in Belzec und Treblinka gehalten wurden, gibt es bisher keinen Beweis dafür, dass die Tiere für diesen Zweck gehalten worden sind. Zeugen mögen damals angenommen haben, dass das laute Gequake von Gänsen, die vom Brüllen der SS und den Schreien der Opfer erschreckt worden waren, Teil eines Planes der SS war, die Aktivitäten vor und in den Gaskammern zu verbergen. Es scheint jedoch wahrscheinlicher, dass die Gänse eher als Nahrungslieferant für die SS dienten und ihr Geschrei eher zufällig stattfand. Es ist allerdings verständlich, wenn Gefangene gedacht haben, dass die Tiere Teil eines Geheimhaltungsplanes gewesen sind.
Nach den ersten Wochen, in denen sich das Entkleiden noch unter freiem Himmel auf einem Platz in Lager II vollzog, baute man eine spezielle Entkleidungs-Baracke. In diesem Gebäude hingen Schilder Zur Kasse und Zum Bad. An der Kasse mussten die Juden ihr letztes Geld und alle Wertsachen durch eine Fensteröffnung an SS-Oberscharführer Alfred Ittner, den Lagerbuchhalter, abliefern. Er wurde später von SS-Scharführer Herbert Floss abgelöst. Von vielen Transporten suchte die SS eine begrenzte Anzahl von Facharbeitern (Zimmerleute, Schneider, Schuhmacher etc.) aus, sowie einige Dutzend kräftiger, junger Männer für die schwersten körperlichen Arbeiten beim Entleeren der Gaskammern oder bei der Sortierung der Habseligkeiten (die später nach Deutschland geschickt wurden) der Opfer. Täglich wurden einige von ihnen erschossen oder endeten im Gas. Die so entstandenen Lücken wurden mit dem nächsten Transport aufgefüllt Die 200 - 300 Männer des jüdischen Sonderkommandos in Lager III hatten keinen Kontakt mit Gefangenen in anderen Bereichen. Ihr Essen wurde von der Küche in Lager I ans Tor des Lagers III gebracht.
In der ersten Phase des Massenmordes in Sobibor, vom 5. Mai (Transport aus Opole) bis Ende Juli 1942, wurden ca. 90-100.000 Juden umgebracht. Die Transporte kamen hauptsächlich von Ghettos im Bezirk Lublin (mindestens 57.000), der Tschechischen Republik und der Slowakei (6.000) sowie Deutschland und Österreich (10.000).
Ende Juli 1942 wurden die Transporte wegen Bauarbeiten an der Eisenbahnstrecke zwischen Lublin und Chelm unterbrochen. Während der nächsten zwei Monate kamen nur kleinere Transporte aus der Umgebung an. In dieser Phase wurden die alten Gaskammern durch ein neues Gebäude ersetzt, weil ihre Kapazität (600 Leichen pro Vergasung) nicht mehr ausreichte. SS Unterscharführer Erwin Lambert beaufsichtigte die Bauarbeiten, unterstützt von SS-Scharführer Lorenz Hackenholt. Beide waren letztlich in hohem Maße am Bau sämtlicher Gaskammern der NS-Euthanasie (Aktion T4) und der Aktion Reinhard beteiligt. Das neue Gaskammer-Gebäude hatte sechs Kammern, jeweils drei an beiden Seiten eines Mittelganges. Nun konnten 1.300 Menschen gleichzeitig umgebracht werden.
Nach Beendigung der Bauarbeiten an der Bahnstrecke Lublin - Chelm trafen zwischen Oktober 1942 und Juni 1943 weitere Transporte aus dem Generalgouvernement (145 - 155.000) und der Slowakei (25.000) ein.
im Februar 1943 besichtigte Reichsführer-SS Heinrich Himmler das Lager. Es war vorher aufgeräumt und gesäubert worden und wirkte offensichtlich nicht voll ausgelastet, denn Himmler befahl anschließend, dass von nun an Transporte aus den Niederlanden nach Sobibor fahren sollten. Um Himmler den Vergasungsprozess zu demonstrieren wurde eine Gruppe von mehreren hundert Jüdinnen eines nahe gelegenen Arbeitslagers vergast.
Im März 1943 kamen 4.000 Juden aus Frankreich in Sobibor an. Alle Menschen wurden umgebracht. Zwischen März und Juli 1943 trafen 19 Transporte aus den Niederlanden ein (die genaue Anzahl kann evtl. nie festgestellt werden; die am häufigsten genannten Zahlen sind 19 Transporte mit insgesamt 34.313 Juden, von denen weniger als 20 überlebten). Diese Juden reisten in Personenwagen. Die SS hieß sie höflich willkommen um Probleme zu vermeiden. Letztlich mussten sie aber auch den Weg nach den Gaskammern gehen. Wären die niederländischen Juden nicht fest überzeugt gewesen von einer Zukunft in einem Arbeitslager im Osten, hätten sie sicher versucht, den Personenwagen zu entkommen oder von der Rampe in Sobibor wegzulaufen.
Am 5. Juli 1943 befahl Himmler die Erweiterung des Lagers um einen Bereich zur Lagerung von Munition (Lager IV). Bunker wurden gebaut, ein Minengürtel um das gesamte Lager gelegt. Gegen Ende September 1943 traf der letzte Transport mit 14.000 Juden aus den Ghettos von Vilnius (Vilna / Wilna / Wilno), Minsk und Lida ein.
Namensliste der Opfer
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Beim Eintreffen der Transporte waren alle verfügbaren Angehörigen der Kommandos zugegen. Wenn ein Judentransport ankam, wurde die regelmäßige Beschäftigung eingestellt und jeder Angehörige des Stammpersonals war an dem routinemäßigen Vernichtungsvorgang beteiligt
Die Eisenbahnwaggons wurden von deutschen und Trawniki-Männern geöffnet und die Menschen wurden aufgefordert, auszusteigen. Sie wurden von einem Kordon aus Trawniki- Männern umstellt. Das Entladen der Menschen ging einher mit lautem Schreien, Schlagen und auch Schüssen. Weigerten sich die Menschen auszusteigen, bestiegen Trawnikis die Waggons und trieben die Zögerlichen mit aller Gewalt aus dem Zug auf die Rampe. Die wartenden Menschen wurden angewiesen, ihr Gepäck auf der Rampe stehen zu lassen. Sie wurden anschließend nacheinander in Gruppen bewacht von deutschen und Wachmannschaftsangehörigen durch den abgesperrten Lagerweg zum Lager 2 getrieben. Dort hielt ein deutscher SS-Mann eine Ansprache, um die Menschen plangemäß ahnungslos zu machen oder zu halten. Hierbei führte er sinngemäß aus, dass die Menschen in ein Lager gekommen seien, von wo aus sie weiter in Arbeitseinsätze gelangen würden. Das Zusammenleben so vieler Menschen verlange hygienische Maßnahmen. Alle sollten daher ein Brausebad nehmen. Ihr Gepäck werde bewacht, ebenso ihre Kleidung, da sie sich auf dem Platz hier ausziehen müssten. Wertgegenstände seien zur Verwahrung abzugeben. Auch das Entkleiden war von fortwährenden Misshandlungen begleitet, alle Opfer wurden zu äußerster Eile angetrieben, um ihnen keine Zeit zum Nachdenken oder zur Gegenwehr zu lassen. Bei widerstrebenden Ankömmlingen wurden im Zweifel Drohungen oder gezielte Schüsse der herumstehenden ukrainischen Bewaffneten angewandt, so dass sie sich fügten. Nachdem die Menschen sich entkleidet und ihre Wertsachen abgegeben hatten, wurden sie nackt, ohne Rücksicht auf die Witterung, in Gruppen durch das westliche Tor des Lagers 2 in den Schlauch nach Lager 3 in die Gaskammern geführt oder je nach Erfordernis getrieben. Eine solche Gruppe wurde von einem deutschen SS-Mann angeführt; seitlich und am Ende liefen mit Stöcken und Schusswaffen bewaffnete Angehörige der ukrainischen Wachmannschaft, die eine entsprechend bedrohliche Haltung annahmen, um jeglichen Widerstand der Opfer zu unterbinden. Etwa 80 Personen wurden in jeweils eine Gaskammer gedrängt, die etwa 4 mal 4 Meter groß war. Es herrschte eine extreme räumliche Enge. Anschließend wurden die hermetisch schließenden Türen verschlossen und Motorabgase in die Gaskammern geleitet. Spätestens jetzt wurde den eingesperrten Menschen ihr Schicksal und das ihrer Angehörigen und Bekannten, die mit ihnen gekommen waren, bewusst. Die einsetzende Panik unter den Eingeschlossenen äußerte sich für die draußen wartenden Trawniki-Männer durch Schreien, lautes Weinen und Klopfen. Die eingesperrten Menschen versuchten verzweifelt, von innen die Türen zu öffnen, was ihnen jedoch nicht gelang. Es entstand eine tödliche Mischung aus Kohlenmonoxid und Kohlendioxid. Nach einer Phase der Bewusstlosigkeit trat der Tod durch Lähmung des Atemzentrums ein. Nach etwa 20 – 30 Minuten waren die Menschen tot. Neben dieser Tötung durch die Gaskammer erfolgten auch Erschießungen von gebrechlichen Personen sowie in den Fällen, in denen lediglich eine geringere Anzahl von Opfern getötet werden sollten.
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Während der Existenz des Vernichtungslagers kam es immer wieder zu Widerstand und Flucht. So erhob sich am 20. Juli 1942 das Waldkommando (Baumfällarbeiten, Feuerholz besorgen, Zweige zur Tarnung beschaffen). Acht Gefangene konnten fliehen, die anderen wurden von der SS ermordet. Im Juli / August 1943 formierte sich eine Widerstandsgruppe unter der Leitung von Leon Feldhendler, Vorsitzender des Judenrates im Ghetto Zolkiew.
Mit einem der letzten Transporte kamen schließlich jüdische Angehörige der Roten Armee ins Lager, unter ihnen der Offizier Aleksander (Sascha) Pechersky. Er wurde bald zum Führer der Widerstandsgruppe, Feldhendler wurde sein Vertreter.
Der große Aufstand im Lager war für den 13. Oktober 1943 geplant, doch die unerwartete Ankunft von SS-Truppen aus dem Arbeitslager Ossowa verlangte eine Aufschiebung um 24 Stunden.
Am 14. Oktober waren Reichleitner, Wagner und Gomerski im Urlaub. Die zusätzliche Abwesenheit von Wagner und Gomerski, zwei der grausamsten SS-Männer in Sobibor, bedeutete eine erhebliche Schwächung der Lagermannschaft. Gegen 16 Uhr suchte der stellvertretende Kommandant SS-Untersturmführer Johann Niemann die Schneiderei auf um eine neue Uniform anzuprobieren. Dort wurde er vom Häftling Yehuda Lerner durch einen Hieb mit der Axt umgebracht. Das war der Beginn des großen Aufstandes. Ein Zurück war nicht mehr möglich! Im Verlauf der Kämpfe wurden zehn Deutsche, zwei Volksdeutsche und acht Trawnikis getötet, SS-Oberscharführer Werner Dubois wurde schwer verletzt.
Am 15. Oktober schickte der SSPF Lublin, Odilo Globocnik, ein Fernschreiben an den SSPF in Luzk, SS Brigadeführer Wilhelm Günther. Die in dem Telegramm genannte Zahl von 700 geflüchteten Juden ist falsch, denn zu dem Zeitpunkt gab es insgesamt nur 700 Juden in diversen Kommandos. Etwa 300 Gefangenen gelang die Flucht, die meisten von ihnen kamen aber bei der anschließenden Hetzjagd ums Leben. Die meisten der im Lager verbliebenen Juden wurden umgebracht.
Am 23. November 1943 ordnete Wagner die Erschießung der letzten noch lebenden ca. 30 Juden an. Die SS-Männer Jührs, Sporleder und Zierke, unterstützt durch Trawnikis (u.a. Bodessa und Kaiser), ließen die Juden bis zur Erschöpfung arbeiten und erschossen sie dann in Gruppen zu fünft.
In Folge des Aufstandes beschloss die SS das Lager aufzulösen. Lager III wurde sofort zerstört. Andere Einrichtungen, besonders die in der Nähe der Rampe, wurden bis Juli 1944 vom Baudienst benutzt. Ein Zeuge aus Wlodawa (damals im Baudienst in Sobibor als Kutscher tätig) meint, dass die Gaskammern nicht zusammen mit den anderen Gebäuden des Lagers III abgerissen worden sind, sondern später.
Im Sommer 1944 wurde das Gebiet um Sobibor von der Roten Armee und polnischen Kämpfern befreit. Etwa 50 Juden hatten Sobibor überlebt. Viele hatten sich den Partisanen angeschlossen oder sich bis zum Kriegsende verstecken können.
Die meisten Baracken wurden erst nach dem Krieg abgebaut. Zwischen 1945 und 1947 nutzte man die Rampe für die Rücksiedlung von im Osten des Kreises Lublin lebenden Ukrainern. Diese benutzten das Holz der letzten Lagerbaracken als Feuerholz, während sie auf ihre Züge warteten (manchmal bis zu einer Woche). Der große Wachtturm wurde nicht zerstört weil er nun wieder dem Forstamt Sobibor zum Brandschutz diente. Das Haus des Lagerkommandanten (Schwalbennest) blieb auch erhalten. Es war schon vor dem Krieg erbaut worden und gehörte ebenfalls der Forstbehörde.
Der reguläre Zugverkehr in Sobibor wurde 1999 eingestellt. Bis zu diesem Zeitpunkt war der Bahnhof in Betrieb.
In Sobibor verloren zwischen 150.000 und 250.000 Juden ihr Leben.
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