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Transportliste
Am Morgen des 20. Juli 1943 werden im Polizeilichen Judendurchgangslager Westerbork 2.209 Jüdinnen und Juden zur Bahnstation getrieben. Sie müßen hier den bereitstehenden Zug ins Generalgouvernement besteigen. Eingepfercht in die Eisenbahnwaggons erreichen sie am 23. Juli 1943 ihren Bestimmungsort, das Vernichtungslager Sobibór. Der Zug war kaum zum Stehen gekommen, als die Türen von Männern in blauen Overalls, glänzenden Stiefeln und Peitschen in der Hand, aufgestoßen wurden. Sie stiegen in die Waggons und fingen an, unter Gebrüll und den lauernden Augen der SS auf die Menschen einzuprügeln. Die Männer in den blauen Overalls waren so genannte Arbeitshäftlinge, die die SS zuvor rekrutiert hatte. Als es nach Ansicht der SS nicht schnell genug ging, kamen sie den Männern des Bahnhofskommandos zu Hilfe, in dem sie ihre Gewehrkolben und Peitschen einsetzten. Sie standen im Handumdrehen auf einer Art Bahnsteig aus Sand und Erde. Hinter ihnen ertönte das Gejammer und Geheul derer, die nicht schnell genug aufgestanden waren. Auf einem von Stacheldraht umsäumten Weg wurden sie in Richtung von ein paar großen Baracken getrieben. Wie Vieh wurden sie durch eine Baracke getrieben, deren Türen an beiden Seiten weit offen standen. Während sie durchliefen, wurde ihnen befohlen, ihr gesamtes Gepäck, das sie bei sich hatten, fallen zu lassen. Die Brot- und Rucksäcke, auf denen ihre Namen, das Geburtsdatum und das Wort Holland standen, landeten auf einem großen Haufen. Hier trennen sich die Wege, einige wenige, werden von der SS als Arbeitshäftlinge ausselektiert und in ein anderes Lager geschickt.
Für die meisten anderen aber beginnt Der letzte Weg Ein SS-Mann hielt eine Ansprache an die Jüdinnen und Juden. Sie seien in einem Arbeitslager angekommen und müssten aus hygienischen Gründen jetzt alle ein Duschbad nehmen. Sie müssten sich jetzt ausziehen. Wertsachen müssten vorher an einem Schalter abgegeben werden. Dann kam der Befehl zum Auskleiden. Das geschah im Freien. Waren alle nackt und warteten, erging der Befehl ins Badhaus zu gehen. Sie wurden durch einen etwa drei Meter breiten und 300 Meter langen so genannten Schlauch, bewacht von SS-Männern und deren ukrainischen Hilfskräften, entlang getrieben. Der „Schlauch" war beidseitig mit Stacheldraht gesichert und als Sichtschutz mit Tannenzweigen durchflochten. Auf dem Weg zu den als Duschen getarnten Gaskammern, lag eine Baracke, in der den Frauen - bewacht von SS-Leuten - von jüdischen Arbeitshäftlingen vor ihrer Ermordung die Haare geschoren wurden. Wenn die nackten Frauen die jungen Männer sahen schreckten sie, so nackt wie sie waren, erst einmal aus Scham zurück. „Das Scheren eines Kopfes hat eine halbe Minute gedauert. Wir nahmen die Haare in die Hand und schnitten sie einfach ab. Die ausländischen Juden wussten von gar nichts, und es hat ihnen bloß wegen der Haare Leid getan. Einige haben hingegen geschrieen und ließen sich die Haare nicht abschneiden, sodass sie geschlagen und zusammengeschlagen wurden."
Danach wurden alle weiter durch den Schlauch zu den Gaskammern getrieben, oftmals mit Waffengewalt. Die SS teilte ein Arbeitskommando ein, das den sandigen Boden des Schlauches harken musste, damit alle Spuren der zuvor vergasten Menschen beseitigt wurden. Von diesem Transport haben bis zur Auflösung des Lagers alle ihr Leben verloren.
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