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Die Stadt Bocholt liegt im westlichen Münsterland im Nordwesten des Bundeslands Nordrhein-Westfalen. Bocholt gehört politisch zum westlichen Münsterland und landschaftlich zum Niederrheinischen Tiefland.
Die Stadtgrenze ist im Norden zugleich die Staatsgrenze zu den Niederlanden, im Südwesten zugleich die Grenze zum Kreis Wesel und somit auch die Grenze zum Regierungsbezirk Düsseldorf.

Bocholt ist in dreizehn Stadtteile gegliedert:
Barlo, Biemenhorst, Feldmark/Bocholt-West, Hemden, Holtwick, Lankern, Liedern, Lowick, Mussum, Spork, Stenern, Suderwick.

Nachbargemeinden sind:
Gemeinde Aalten (Provinz Gelderland), Gemeinde Winterswijk (Provinz Gelderland), Stadt Isselburg (Kreis Borken), Stadt Hamminkeln (Kreis Wesel), Stadt Rhede (Kreis Borken).

Geschichte

Bocholt wurde zum Jahre 779 erstmalig als Buocholt erwähnt und erhielt 1222 Stadtrechte nach Münsterschem Vorbild durch den Bischof von Münster. Von Einheimischen wird die Stadt auf plattdeutsch „Bokelt“ genannt. Der Wahlspruch eingefleischter Bocholter lautet (auf Bocholter Plattdeutsch) „Nörgens bäter as in Bokelt“ (Nirgends besser als in Bocholt).

Im Mittelalter wuchs die Siedlung um eine Anfang des 9. Jahrhunderts gegründete Urpfarre und einen bischöflichen Haupthof an einem Übergang über die Aa. Die Stadterhebung diente der Sicherung der fürstbischöflichen Macht im Westen des Bistums. Im 15. Jahrhundert wurde die Stadtpfarrkirche St. Georg als gotische Hallenkirche neu erbaut, drei Klöster entstanden, am Ende des Jahrhunderts wirkte Israhel van Meckenem († 10. November 1503 in Bocholt) als Goldschmied und Kupferstecher in Bocholt.

Mit Beginn der Neuzeit endete der Aufstieg der Stadt. Wegen ihrer Grenzlage litt die Bocholter Wirtschaft unter dem Achtzigjährigen Krieg. Im sogenannten spanischen Winter 1598/99 war Bocholt monatelang von spanischen Truppen besetzt. Der Bau des Rathauses 1618/24 ist ein Indiz für eine Erholung des städtischen Wohlstands. Danach ruinierte der Dreißigjährige Krieg die Stadt: wiederholte Eroberungen und Plünderungen und eine kostspielige Besetzung durch hessische Truppen von 1635 bis 1650 verarmten Bocholt. Hinzu kamen verheerende Pestjahre. Zum wirtschaftlichen Niedergang kam der politische. Da die Stadt wie andere auch seit der Mitte des 16. Jahrhunderts mehrheitlich zum Protestantismus tendierte und sich allen landesherrlichen Rekatholisierungsversuchen widersetzte, verlor auch sie 1627 faktisch ihre städtische Selbständigkeit und erhielt sie nach erfolgter Gegenreformation nur eingeschränkt zurück.

Die Erholung dauerte Jahrhunderte. Mitte des 16. Jahrhunderts hatte die Stadt Zuzug von Kriegsflüchtlingen aus Brabant, die Kenntnisse in der Baumwollweberei mitbrachten und 1569 eine Baumwollgilde, das Bomsidenambt, gründeten. Die manuelle Textilherstellung aus Baumwolle wurde im Laufe der Zeit der wirtschaftliche Schwerpunkt Bocholts, freilich in Abhängigkeit von einem Baumwollimport über die Niederlande, der im 18. und frühen 19. Jahrhundert - speziell im Siebenjährigen Krieg und unter der napoleonischen Herrschaft - immer wieder Störungen unterlag.

Durch den Frieden von Lunéville (1801), das Ende des Fürstbistums Münster (1802) und den Reichsdeputationshauptschluss (1803) gelangte die Stadt Bocholt unter die Herrschaft der Fürsten zu Salm-Salm und Salm-Kyrburg, die in den Gebieten der vormals fürstbischöflichen Ämter Bocholt (einschließlich der Herrschaft Werth) und Ahaus sowie in den Gebieten der Herrschaften Anholt und Gemen das Fürstentum Salm errichteten. Die Stadt Bocholt avancierte zur Landeshauptstadt, indem die Fürsten dort in einem säkularisierten Damenstift die Fürstlich Salmisch Gemeinschaftliche Regierung einrichteten. 1806 gehörte das Fürstentum Salm zu den Gründungsstaaten des Rheinbundes. 1811 wurde das Fürstentum Salm neben anderen Staaten von Frankreich annektiert, 1813 durch Preußen besetzt und wenig später durch den Wiener Kongress (1815) auch völkerrechtlich dem Königreich Preußen zugeordnet. Hier gehört Bocholt zum Kreis Borken, Regierungsbezirk Münster, Provinz Westfalen

Nationalsozialismus

Politisch war Bocholt wegen der überwiegend katholischen Bevölkerung eine Hochburg des Zentrums. Die NS-Machtergreifung wurde dadurch nicht beeinträchtigt. Sie wurde maßgeblich vorangetrieben durch den von der NSDAP eingesetzten Bürgermeister Fritz Emil Irrgang, der die Stadtverwaltung von 1934 bis 1939 führte. 1935-38 erhielt die Stadt in dem eigens dafür gebauten Stadtwaldlager eine SA-Garnison der Österreichischen Legion, d. h. Emigranten des Dollfuß-Putsches, die 1938 wieder nach Österreich abzogen. Das Lager wurde im Zweiten Weltkrieg als Kriegsgefangenenlager (Stammlager VI F) genutzt, das zwischen 1942 und 1944 von Oberst Hans Jauch, dem Großvater von Günther Jauch, befehligt wurde.

Die Stadt wurde am 22. März 1945 durch einen Bombenangriff zu ca. 85 % zerstört und am 30. März von britischen Truppen eingenommen.Nach der Auflösung des Staates Preußen und der Gründung des Landes Nordrhein-Westfalen gehörte die Stadt zum Landesteil Westfalen-Lippe.

03.04.1943

Am 03. April 1943 wird Essen durch die Alliierte Luftwaffe angegriffen.
An diesem Angriff waren beteiligt:
101 Squadron (X1D SR-W, Operation Essen) mit viermotorige Avro Lancaster (Schwerer) Bomber. Diese Maschinen gehörten zu einer Charge von 620 Lancaster ( Serien-Nummer ED303 - EE202) aus AVRoe (Chadderton) die 1941 bestellt und als 129 Mk.1s und 491 Mk.111s gebaut wurden, sie wurden zwischen November 194242 und Juni 1943 ausgeliefert. Bis zur Serien-Nummer ED782 waren alle Maschinen Mk.111. Ab ED783 unterschiedliche Bauweise. Bei diesem Angriff ist die Maschine Serien-Nummer ED736 gestartet in Holmw-on-Spalding Moor (es handelte sich um eine Mk.111s und wurde am 16.03.1943 an die 101 Squadron) geliefert) ONO von Bocholt-Borken abgestürzt. Die Ursache ist nicht bekannt. Es war ihr erster Flug. Die Besatzung: F/O RN Johnson, Sgt. FJ Hackett, Sgt. GW Jones, Sgt. IWLL lewellyn, Sgt. RC Horton, Sgt. HA Ramsey, Sgt. RL Hodgson kam hierbei ums Leben, sie sind auf dem Reichswald War Friedhof beigesetzt.

Personenverzeichnis

Melchior von Diepenbrock * 06.01.1798 Bocholt + 20.01.1853 Johannisberg/Schlesien
1845 Fürstbischof von Breslau, 1848 Mitglied des Paulskirchenparlaments, 1850 Kardinal

Friedrich Senger * 03.08.1886 Bocholt + 03.08.1936 Wuppertal
Gewerkschafter und Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus

Jeanette Wolff * 22.06.1888 Bocholt + 19.05.1976 Berlin
Stadtverordnete (SPD) 1919-1932, Verfolgung als Jüdin und Sozialdemokratin 1933-1945, KZ 1942-1945, Stadtverordnete von Berlin 1946-1951, MdB 1952-1961, Vorstandsmitglied des Zentralrats der Juden in Deutschland

Generalmajor
Werner Büning * 08.03.1899 Bocholt + 25.10.1984 Münster i.Westf.
Kommandeur des III./ Infanterie-Regiment 65

Oberst Johannes Franz Friedrich Jauch * 20.07.1883 Gut Wellingsbüttel + 24.07.1965 Wesel (Großvater von Günther Jauch)
Kommandant des Kriegsgefangenenlagers Stammlager VI F in Bocholt
Jauchs Familie wurde in der Vorkriegszeit von den Nationalsozialisten angeprangert, weil sie trotz Aufforderung nicht davon abließ, bei jüdischen Kaufleuten einzukaufen. Seine Frau Elsa nahm 1944 an der Trauerfeier für den mit der Familie befreundeten katholischen Märtyrer Heinz Bello teil.
Jauch, der früh zur Römisch-Katholischen Kirche konvertierte und tief religiös war, gehört zu jenen wenigen Freikorpsführern der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg, die allein aus vaterländischer Gesinnung zu den Waffen griffen. Er schloss sich nicht, wie viele Freikorpsmitglieder, dem Stahlhelm der SA, der SS oder der NSDAP an und beteiligte sich nicht an Umtrieben gegen die Weimarer Republik oder an der Verfolgung politischer Gegner.
Bis zu seiner Reaktivierung war Jauch Inhaber der Weseler Zementwarenfabrik und bis 1933 Vorstand des nach dem Freikorpsführer Ferdinand von Schill benannten Reitvereins „v. Schill“ in Wesel. Er stellte die Vereinstätigkeit ein, als die Reiter, ohne dass er diesen Schritt mitging, in die Reiter-SA überführt wurden.

Mitbürger der Gemeinde die hier geboren oder gelebt haben und zwischen 1933 bis 1945 verfolgt, deportiert sowie zu schaden gekommen sind

Gum

Gumpert Julia geb. Metzger
* 15.08.1876
Bocholt
Wohnort
Ahaus i.Westf. und Roermond NL
+ 12.02.1943 Konzentrationslager Auschwitz
Emigration 09.08.1939 Ahaus i.Westf. - Roermond NL
dep. 1943 Vernichtungslager
Auschwitz

Lan

Landau Ernst
*
10.03.1909 Ramsdorf i.Westf.
Bocholt i.Westf.
Nordrhein-Westfalen, Regierungsbezirk Münster, Kreis Borken
.
Deportation
13.12.1941 Münster - Ghetto Riga
Todesdatum/-ort verschollen
   
Landau Leo
* 20.02.1938 Bocholt i.Westf.
Bocholt i.Westf.
Nordrhein-Westfalen, Regierungsbezirk Münster, Kreis Borken
.
Deportation
13.12.1941 Münster - Ghetto Riga
Todesdatum/-ort verschollen
   
Landau Lilli (Cilli) geb. Sternberg
* 08.11.1910
Essen
Bocholt (Duisburg)
Nordrhein-Westfalen, Regierungsbezirk Münster, Kreis Borken
.
Deportation
13.12.1941 Münster - Ghetto Riga
Todesdatum/-ort verschollen
   
Landau Meyer (Meier)
* 12.05.1865
Ramsdorf i.Westf.
Bocholt i.Westf.
Nordrhein-Westfalen, Regierungsbezirk Münster, Kreis Borken
.
Deportation
31.07.1942 Münster – Ghetto Theresienstadt
überstellt
23.09.1942 Theresienstadt – Vernichtungslager Treblinka
Todesdatum/-ort verschollen
   
Landau Otto
* 05.12.1901 Ramsdorf i.Westf.
Bocholt i.Westf.
Nordrhein-Westfalen, Regierungsbezirk Münster, Kreis Borken
.
Deportation
13.12.1941 Münster - Ghetto Riga
Todesdatum/-ort verschollen