SS-Obersturmführer

* 29.08.1904 in Tutzing
† 03.05.1947 in
Hameln (gehenkt)

Reichsdeutscher

8 Klassen Volksschule

Beruf: Buchdrucker

ab 01.03.1933
Mitglied der NSDAP (Mitglieds Nu. 1 929 969)

ab 08.03.1933
Mitglied der Allgemeinen SS (Mitglieds Nu. 142 388)
(Dienst im 3. Sturm des III. Sturmbann der 1. SS-Standarte)

ab 05.05.1933
Mitglied der Bewaffneten Verbände der SS

ab 05.05.1933
Angehöriger der Lagermannschaft im KL
Dachau
(Dienst in der Wachmannschaft u. Blockführer)

02.07.1934
Beförderung zum SS-Sturmmann

21.10.1934
Beförderung zum SS-Rottenführer

20.04.1935
Beförderung zum SS-Unterscharführer

01.11.1936
Beförderung zum SS-Scharführer

1936
heiratete 1936 seine Frau, mit der er drei Kinder zeugte

01.11.1937
Beförderung zum SS-Oberscharführer

ab 01.09.1938
Angehöriger der Lagermannschaft im KL
Sachsenhausen
Am 1. September 1939 wurde er in das KZ Sachsenhausen versetzt und war bereits zwei Monate später als Kommandoführer im Außenkommando Klinkerwerk tätig.
(Rapportführer)

01.11.1938
Beförderung zum SS-Hauptscharführer

ab 01.09.1941
Angehöriger der Lagermannschaft im KL
Auschwitz
(Als Lagerführer war er für mehrere Insassenblöcke verantwortlich und mischte sich regelmäßig unter die Gefangenen.Er war regelmäßig bei der Arbeit betrunken und baute Beziehungen zu einigen der Kapos auf. Trotzdem erfüllte er seine Aufgabe pflichtbewusst als Aufseher von Teilen des Vernichtungslagers)

09.11.1941
Beförderung zum SS-Untersturmführer

22.11.1943 00.11.1944
Schutzhaftlagerführer des Männerlagers im KL Auschwitz-Birkenau

30.01.1944
Beförderung zum SS-Obersturmführer

02.08.1944
Am 2. August um 19 Uhr wurde das „Zigeunerlager“ nach einem Befehl aus Berlin abgeriegelt. 1408 Häftlinge wurden mit dem Güterzug ins KZ Buchenwald verlegt, die verbliebenen 2897 Frauen, Männer und Kinder getötet. Da Lagerleiter Bonigut sich krankgemeldet hatte, brachte der SS-Unterscharführer Fritz Buntrock die Menschen zu den Gaskammern. Dort wurden sie in Gruppen, in Anwesenheit von Schutzhaftlagerführer Johann Schwarzhuber und des Leiters des Sonderkommandos Otto Moll ermordet.
(Aussage Menashe Lorinczi (Häftling aus Mengeles Zwillings-Versuchsgruppe)
„Wir hörten ein furchtbares Geschrei. Die Zigeuner wussten, dass sie in den Tod geschickt werden sollten, und sie schrien die ganze Nacht. Sie waren lange in Auschwitz gewesen. Sie hatten gesehen, wie die Juden an der Rampe ankamen, hatten Selektionen gesehen und zugeschaut, wie alte Leute und Kinder in die Gaskammer gingen. Und darum schrien sie.“)
(Aussage Rudolf Höß
„Erst als sie barackenweise nach dem Krematorium I wanderten, merkten sie es. Es war nicht leicht, sie in die Kammern hineinzubekommen.“)
(Die jüdische Auschwitz-Überlebende Eva Fahidi berichtete, dass Hunde auf flüchtende Sinti und Roma gehetzt und andere mit Flammenwerfern von den Wachleuten ins Gas getrieben wurden.)

ab 00.11.1944
erneut nach Dachau versetzt

ab 01.01.1945
Dienst in der 124. SS-Standarte

04.01.1945
Schwarzhuber trifft aus Auschwitz in
Ravensbrück ein

12.01.1945
als Schutzhaftlagerführer nach Ravensbrück versetzt
(Hier hatte er die direkte Verantwortung für die Vergasungen in den letzten Monaten des Bestehens dieses Lagers.)

Orden, Ehrenzeichen und Medaillen
Kriegsverdienstkreuz II. Klasse mit Schwertern (01.09.1942)
SA-Sportabzeichen in Bronze
Julleuchter

1945
Schwarzhuber setzte sich zusammen mit Suhren und den anderen SS-Angehörigen über Malchow und Neustadt-Glewe ab und geriet so in englische Kriegsgefangenschaft

03.05.1945
Johann Schwarzhuber wurde am 3. Mai 1945 verhaftet und musste sich im I. Hamburger Ravensbrück-Prozess verantworten (5. Dezember 1946 bis zum 3. Februar 1947.) Dort wurde er aufgrund seiner Tätigkeiten in Ravensbrück am 3. Februar 1947 zum Tode verurteilt.
Nach dem Todesurteil im Hamburger Ravensbrück-Prozess bat er um Milde. In seinem Gnadengesuch führte er aus, dass er nur aufgrund einer Zeugenaussage wegen seiner Teilnahme an Massenvernichtungen verurteilt worden war. Für seine
Tätigkeit im KZ Dachau könne er Häftlinge benennen, die ihn entlasten könnten. Außerdem sei er seit 1936 verheiratet und werde nun seine Frau und seine drei unmündigen Kinder mittellos zurücklassen. Das Urteil wurde bestätigt und vollstreckt.
(Aussage Schwarzhuber zu den Vergasungen in Ravensbrück
„Zwischen 2300 und 2400 Menschen wurden in Ravensbrück vergast. Die Gaskammer war ungefähr 9 × 4,5 Meter und faßte ungefähr 150 Menschen. Die Kammer lag ungefähr 5 Meter von dem Krematorium weg. Die Gefangenen mußten sich in einem kleinen Schuppen, 3 Meter von der Gaskammer entfernt, ausziehen und wurden durch ein kleines Zimmer in den Gasraum gebracht.“)

Zusammenfassung der Vernehmung der ordnungsgemäß beeidigten Frau Amalie Wernecke aus Deutschland
Stellvertretender Lagerkommandant in Auschwitz - Johann Schwarzhuber
Ich bin 33 Jahre alt, habe die deutsche Staatsangehörigkeit und bin in Berlin – Weißensee geboren. Meine ständige Adresse ist Banhofstraße 88 München Deutschland. Ich lebe jetzt im Block RB1, Raum 8, Hohne (Belsen) Camp Deutschland.

Ich wurde am 7.März 1943 von den Nazis in meinem Haus verhaftet, weil ich Zigeuner bin, und nach Auschwitz-Birkenau geschickt . Im August 1944 wurde ich in das Isolationslager (Quarantäne) Auschwitz verlegt, wo ich bis Oktober 1944 blieb, als ich in das Konzentrationslager Ravensbrück geschickt wurde. Am 28. März 1945 wurde ich in das Konzentrationslager Belsen gebracht, wo ich am 15. März 1945 befreit wurde.

Mir wurden heute eine Reihe von Fotos gezeigt und aus diesen habe ich Nr. 1 auf Foto FC/4 ausgewählt, da es sich um einen Mann handelt, den ich mit dem Namen Schwarzhuber kenne. Er war stellvertretender Lagerkommandant des Lagers Auschwitz-Birkenau und ich habe ihn später auch in Ravensbrück gesehen.

In Auschwitz-Birkenau war ich als Krankenschwester im Revier angestellt. Ich hatte häufig Nachtdienst und fast jede Nacht zwischen Mitternacht und 2 Uhr morgens kam Schwarzhuber mit einer Pistole in der einen und einem schweren Spazierstock in der anderen Hand ins Revier.

Er ging in die Zimmer, in denen die Krankenschwestern schliefen, und vergewaltigte dort jeden, der ihm gefiel. Er war fast immer betrunken, wenn er hereinkam, und blieb normalerweise ein oder zwei Stunden. Bei einem seiner nächtlichen Besuche im Mai 1943 kam er auf mich zu, gab mir eine Zigarette und sagte mir, dass er einen Wachposten schicken würde, der mich in sein Quartier bringen würde, da er mit mir schlafen wollte.

Als der Posten etwa eine halbe Stunde später kam, um mich abzuholen, weigerte ich mich zu gehen. Am folgenden Abend kam Schwarzhuber auf mich zu und fragte, warum ich nicht gekommen sei. Ich erzählte ihm, dass ich verheiratet sei und dass mein Mann in Auschwitz sei.

Dann schrie er: „Sie sind ein Gefangener und haben als solcher keine Rechte, aber Sie müssen tun, was ich sage“ und schlug mich heftig mit seinem schweren Stock. Mein Rücken blutete stark und ich brach zusammen. Schwarzhuber sagte mir, ich solle aufstehen, aber ich schaffte es nicht. Dann trat er mich mit seinen schweren Stiefeln am ganzen Körper. Nach den Schlägen war ich sechs Wochen lang ans Bett gefesselt.

Wenn ich nicht gerade Nachtdienst hatte, schlief ich mit meinem Mann im Block 4, Schwarzhuber kam nachts oft in unseren Block und ließ die verheirateten Frauen aus den Betten aufstehen, die sie mit ihren Männern teilten. Anschließend mussten sie sich vollständig ausziehen und mussten vor den Augen ihrer Männer vor Schwarzhuber tanzen. Dann wählte er diejenige aus, die am besten aussah, und brachte sie aus unmoralischen Gründen in das Zimmer des Blockführers.

Eines Nachts Anfang Mai 1943 kam Schwarzhuber gegen 13 Uhr ins Revier. Ich war auf der Kinderstation im Dienst. Die Kinder waren sehr unruhig und einige weinten.

Zwei kleine Jungen von etwa vier Jahren saßen auf einer Kammer und erleichterten ihre Notdurft. Auch sie fingen an zu weinen, als Schwarzhuber hereinkam. Ich sah, wie er auf sie zukam und schrie: „Ihr Gören, ihr solltet nicht mehr am Leben sein“ und sie brutal mit seinen Schlägen schlug schwerer Gehstock über dem Kopf.

Ihre Köpfe platzten weit auf und beide starben augenblicklich. Schwarzhuber befahl mir dann, die Leichen einzusammeln und in die Sterbehalle des Reviers zu tragen, was ich auch tat. Er sagte mir auch, dass ich die Tatsache, dass er die Kinder getötet hatte, niemandem gegenüber erwähnen dürfe.

Die Hinrichtung erfolgte am Morgen des 3. Mai 1947 in Hameln.