SS-Sturmbannführer

* 29.09.1909 in Menzlin
† 20.04.1945 bei Bernau

Studium der Rechtswissenschaft an der Preußischen Universität zu Greifswald
(ohne Examen)

ab 1930
Mitglied der Greifswalder Burschenschaft Rugia
(Die Greifswalder Burschenschaft Rugia ist eine 1856 gegründete Studentenverbindung an der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald)

01.05.1932
Eintritt in die NSDAP (Mitglieds Nu. 1 159 583)

00.08.1932
Eintritt in die SA (bis 1933)

01.03.1933
Eintritt in die SS (Mitglieds Nu. 93 501)

1933
Eintritt in den Polizeidienst
(Kriminalkommissar)

ab 1934
Angehöriger der Gestapo Stettin

ab 1935
Angehöriger der Gestapo Aachen

1938
Beförderung zum SS-Untersturmführer

00.08.1939
Umzug nach
Frankfurt an der Oder

00.09.1939
Überstellung von der Staatspolizeistelle Aachen zur Einsatzgruppe VI (Gruppenstab Stapo in Posen)

10.10.1939 - 16.10.1939
Lange eröffnete in Posen im
Fort VII in Posen (Fort Colomb) ein Gestapogefängnis (für die Einsatzgruppe VI)
(Am 10 Oktober 1939 fand die offizielle Übernahme des Objektes durch die Geheime Staatspolizei statt. Das Fort VII wurde dem SS-Oberführer Erich Neumann, dem Leiter der Einsatzgruppe VI, unterstellt. Der erste Lagerkommandant wurde der SS-Sturmbannführer Herbert Lange. Bis zum 25. April 1944 waren im Fort VII etwa 18 000 Lagerinsassen inhaftiert. Generell wurden gleichzeitig etwa 2000-2500 Häftlinge unter Aufsicht von 400 SS-Gefangenenaufsehern im Lager untergebracht.
Offiziell war das Fort VII ein Gefängnis und Übergangslager für zivile Bevölkerung, doch in der Wirklichkeit war er hauptsächlich ein Vernichtungslager.)

1939
Leiter des nach ihm benannten Sonderkommandos
Das "Sonderkommando Lange" war von nun an direkt dem RSHA unterstellt und operierte unabhängig vom Auftrag anderer Einsatzkommandos.

20.11.1939 - Frühjahr 1942
beim Stab des Inspekteurs der Sicherheitspolizei und des SD Posen (dem SS-Standartenführer Ernst Damzog unterstellt)

Anfang 1940 - Sommer 1941
an der Räumung von Heilanstalten (Psychiatrische Kliniken) im Warthegau, im annektierten südlichen Westpreußen und im Regierungsbezirk Zichenau beteiligt. Die Kranken wurden von seinem Kommando in Gaswagen ermordet.
Langes Sonderkommando benutzte
fahrbare Gaskammern (Lastwagen oder Anhänger) mit der irreführenden Werbeaufschrift "Kaiser's Kaffee Geschäft". Euthanasie-Morde wurden ausgeübt in
Heilanstalt Owinska (bei Poznan): 15. September - 20. Dezember 1939. Opfer: 1.100
Heilanstalt Koscian: Januar - Februar 1940. Opfer: 3.334
Heilanstalt Kochanowka (bei Lodz): 13.-15. März 1940, 27.-28. März 1940, Juni - August 1940. Opfer: 629
Heilanstalt Warta (bei Sieradz): 2.-4. April 1940. Opfer: 499
Heilanstalt Srem: Juni 1941. Opfer: 58

Am 21., 22. und 31. Mai 1940 räumten SS-Einheiten die Provinzialanstalten in Allenberg bei Wehlau – 1852 gegründet und somit die älteste in Ostpreußen –, in Tapiau, Kortau und Carlshof bei Rastenburg sowie in Allenstein, Angerburg und Wormditt, die Koch in seiner Eigenschaft als ostpreußischer Oberpräsident unterstanden, vollständig oder teilweise. Dann wurden die Patienten in andere Einrichtungen oder nach Soldau verschleppt. Bis zum 8. Juni 1940 ermordete das Sonderkommando Lange dort 1.558 deutsche Ostpreußen und bis zu 300 Polen mit geistiger Behinderung aus dem angegliederten, vierten Regierungsbezirk Zichenau in einem Gaswagen. Etwa 20 erschoss Lagerführer Krause »persönlich im Keller mit seiner Dienstpistole«.
Die nunmehr leeren Heilanstalten in Allenberg bei Wehlau und Carlshof übernahm die Waffen-SS zur Pacht. In Allenberg richtete sie ihre »Versuchsanstalt Ernährung und Verpflegung« ein und belegte die 1.500 Betten als Kaserne, in Carlshof kamen im Frühjahr 1941 Wacheinheiten der Leibstandarte ›Adolf Hitler‹ für das Führerhauptquartier ›Wolfsschanze‹ unter.
Langes Erfahrungen und "Fähigkeiten", die er sich bei den Euthanasie-Morden in Polen erworben hatte, wurden von der SS-Führung hoch bewertet und mit der Beförderung zum SS-Obersturmführer am 20. April 1940 belohnt.
In der Folgezeit war Lange noch verantwortlich für Morde im Gebiet Konin, parallel dazu Leiter der "Abteilung Wirtschaftsverbrechen bei der Kripo Posen".

1941
Beförderung zum SS-Hauptsturmführer

04.10.1941 - 00.12.1941
Auf Bitten der Wehrmacht befahl Himmler am 4. Oktober 1941, das Sonderkommando Lange mit Flugzeug nach Nowgorod zu holen, um dort die Insassen dreier Anstalten für psychiatrische Patienten umzubringen. Die Räumlichkeiten wurden für die Unterbringung von Truppen benötigt.

07.12.1941 - 21.02.1942
Kommandant im Vernichtungslager
Chelmno (Kulmhof)

ab 00.04.1942
Mitarbeiter im Berliner Reichssicherheitshauptamt
(Er verfolgte die Mitglieder des Solf-Kreises, in den er 1943 den Spitzel Paul Reckzeh einschleusen konnte)

ab 1943
stellvertretender Referatsleiter IV E 3 (Abwehr West – Frankreich, Schweiz, Belgien) im Reichssicherheitshauptamt
(als Kriminalrat mit der Leitung der Kommission „Lange“ zur Verfolgung der Attentäter des 20. Juli 1944 betraut)

1944
Beförderung zum SS-Sturmbannführer

am 20.04.1945 bei Bernau während der Schlacht um Berlin gefallen.
(Die Umstände seines Todes sind bisher nicht geklärt.)
(Bernau bei Berlin (Neuer Friedhof Jahnstr.), Landkreis Barnim, Brandenburg)
(Auf dem Friedhof der Stadt befinden sich drei Gräberfelder. Hier wurden etwa 190 Tote beider Weltkriege bestattet. Darunter auch Verstorbene des 1943 eingerichteten Außenlagers des KZ Sachsenhausen)

Auszeichnungen
Kriegsverdienstkreuz 1. und 2. Klasse mit Schwertern

Bernau

Ab Sommer 1943 gab es in Bernau ein Außenlager des KZ Sachsenhausen, in dem 300 Häftlinge bei Arbeiten in einer Polizeidienststelle eingesetzt wurden. Ein Mahnmal vor dem Bahnhof auf einer Grünanlage an der Breitscheidstraße erinnert seit dem 11. September 1949 an die Opfer des Faschismus. Am Morgen des 20. April 1945 wurde Bernau von der Roten Armee eingenommen.

20. April 1945:
„In dieser Lage musste das persönliche Beispiel des Kommandeurs Leonid Semjonowitsch Daniljuk, Kommandeur des 1822. Selbstfahrlafettenartillerieregimentes die Soldaten zum entscheidenen Sturm mitreißen...Obwohl das Fahrzeug einen Treffer erhielt, fuhr der Kommunist Daniljuk unbeirrt auf die Panzerabwehrkanonen zu, die unseren Vorstoß behinderten. Er brachte 2 Geschütze zum Schweigen, schaltete aus der Bewegung eine MG-Feuerstellung aus, drang in die Stadt Bernau ein und trug Verwirrung in die gegnerischen Reihen. Die übrigen Selbstfahrlafetten, die Panzer und die Schützenregimenter des 125. Korps nutzten die Lage und nahmen in hartnäckigen Straßenkämpfen bald die Stadt.“

Wickel, Heinrich
Dienstgrad: Uffz.
geboren: 16. 01. 1920
gefallen/vermisst: 20.04.1945
Gefallen in der Nähe von Bernau (Berlin).
ca. 180cm groß, blaue Augen, blond,schlank

Bielenberg Christabel

1968
Aussage Bielenberg Christabel über ein Verhör bei Kriminalrat Herbert Lange in der Prinz-Albrecht-Straße (am 04.01.1945)
„Nun konnte ich ihn erkennen. Es war nicht mehr nur eine körperlose Fistelstimme, sondern ein kleiner, untersetzter, noch jüngerer Mann mit einem birnenförmigen Kopf. Er hatte dunkles, schütteres Haar über einer hohen schmalen Stirn, rundliche Backen und einen kleinen Mund mit wulstigen Lippen. Er war gewiß keine Schönheit, aber es war der Ausdruck seiner Augen, der ihn so grauenerregend machte. Sie lagen nahe beieinander, waren sehr klein, sehr blau, sehr kalt und starrten mich intensiv und wachsam an.“
Anmerkung:
Bielenberg hatte diese Augen zwei Wochen vorher schon einmal gesehen, in einem Eisenbahnabteil, auf dem Weg zu ihrem Mann, der Häftling im KZ Ravensbrück war, es waren die Augen zweier kleiner Mädchen, eine davon hieß Edeltraut. Lange hatte seine Frau und seine Töchter an diesem Ort des Verbrechens vor den Luftangriffen auf Berlin in Sicherheit gebracht.

Rudolf Pechel

deutscher Journalist und Widerstandskämpfer gegen das NS-Regime
Im Juni 1944 kam Pechel in den Zellenbau des Frauen-Konzentrationslagers Ravensbrück. Diese Verlegung hatte der berüchtigte Kriminalrat Herbert Lange als Leiter einer Sonderkommission der Gestapo veranlasst, um in der benachbarten Sicherheitspolizeischule Drögen in Fürstenberg/Havel belastende Aussagen gegen Ludwig Beck und Carl Goerdeler zu erpressen. Lange erhoffte auch eine weitgehende Aufdeckung von Pechels oppositionellen Kontakten.

Wilhelm Bernardo Walter Cramer

deutscher Textilunternehmer und Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus
Vom 23. bis 31. Juli 1944 war er im Polizei-Gefängnis von Dresden inhaftiert. Zwei Monate lang verbrachte er dann im Gefängnis Lehrter Straße in Berlin. Verhöre mit schweren psychischen und physischen Misshandlungen u. a. durch SS-Sturmbannführer Hans Helmut Wolff und SS-Sturmbannführer Kriminalrat Herbert Lange fanden im „Hausgefängnis“ Prinz-Albrecht Straße 8 statt.

Pünder Hermann

Staatssekretär in der Reichskanzlei
Hermann Pünder, der im August 1926 Staatssekretär in der Reichskanzlei und damit der Chef des damals zum Regierungsrat berufenen Erwin Planck geworden war, beschreibt den Vernehmungsbeamten, der Planck auf ähnliche Weise verhört haben dürfte: „Mein erster Eindruck… war geradezu abstoßend. Vor mir, der ich stehen musste, flegelte sich in einem Armsessel ein gedrungener SS-Hauptsturmführer, etwa Mitte dreißig, mit einem aufgedunsenen, verwüsteten Gesicht voll von schlecht vernähten Mensurnarben.“ Erst später erfuhr Pünder, dass es sich um „den gefürchteten SS-Hauptsturmführer Herbert Lange handelte. Nach einem längeren Grinsen aus seinen verglasten Augen kam als Erstes: ‚Nun wollen wir uns mal dieses Früchtchen ansehen!‘ Und nach einer Pause weiteren Grinsens: ‚Und so was ist mal Staatssekretär der Reichskanzlei gewesen! Aber das Gelichter kennen wir bereits, draußen steht ja noch so einer.‘“ Viele der Gefangenen, möglicherweise auch Planck, wurden vom Reichssicherheitshauptamt aus in das Zellengefängnis in der Lehrter Straße in Moabit gebracht. Nur zu den – meist nächtlichen – Verhören fuhr man sie dann wieder in die Prinz-Albrecht-Straße. Pünder beschreibt die Haftbedingungen: In der engen Zelle gab es nur eine Pritsche, ein Tischchen und einen Kübel. Nachts brannte die Deckenlampe und erfüllte den Raum mit grellem Licht. Durch den Türschlitz wurde man permanent beobachtet und sofort zur Ordnung gerufen, wenn man etwa die Arme unter die dünne Decke steckte oder sich schon tagsüber auf die Pritsche legte. Erwin Planck wurde gefoltert, mehrfach sogar. Der Offizier und Jurist Fabian von Schlabrendorff, der die KZ-Haft überlebte, schrieb nach dem Krieg: „Viele meiner Gesinnungsfreunde, zum Beispiel Rechtsanwalt Langbehn, Regierungspräsident Graf Bismarck und Staatssekretär Planck, haben solche Folterungen über sich ergehen lassen müssen.