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Gebiet Mecklenburg-Vorpommern, Landkreis Nordvorpommern, Amt Barth
Eröffnung Der erste Transport mit 200 männlichen Häftlingen aus dem KZ Buchenwald kam auf dem Fliegerhorst Barth am 09. November 1943 an. Das Baukommando bereitete das Lager auf die Ankunft weiterer Häftlingstransporte vor.
Schließung Nachdem zuvor die erkrankten Häftlinge von der SS erschossen worden waren, begann am 30. April 1945 die Räumung des Lagers mit dem Todesmarsch in Richtung Rostock. In drei Kolonnen verließen die männlichen Gefangenen das Lager, wobei größere Straßen gemieden wurden. Eine erste Gruppe weiblicher Häftlinge verließ das Lager wenig später. Als ca. 800 weibliche Häftlinge im Lager verblieben und deren SS-Bewacher flohen, konnten sie in die benachbarte Stadt entkommen. Sie wurden dort von bewaffneter Hitlerjugend aufgegriffen. Die beabsichtigte Erschießung wurde durch die Bevölkerung von Ribnitz verhindert. Die zweite Frauenkolonne kam während des Marsches frei.
Deportationen
Häftlinge
Das Leben im Lager 4.30 Uhr Wecken Waschen ohne Seife Bettenbauen Frühstück morgendlicher Zählappell 6-18 Uhr Arbeit in den Werkhallen, im Außendienst oder in der Küche Mittagspause von 12-13 Uhr 18.30 Uhr erneuter Zählappell anschließend Abendbrot 21 Uhr Nachtruhe eine Pritsche für zwei bis drei Häftlinge
Die Verpflegung bestand aus dünner Kartoffel-, Steckrüben- oder Kohlsuppe. Dazu gab es Ersatzkaffee. Abends wurde die Brotration für den darauffolgenden Tag, etwas Margarine, Marmelade, Käse und Wurst ausgegeben. Die Rationen waren so gering bemessen, dass die Häftlinge ständig Hunger litten. Wer aufgrund der wenigen Nahrung nicht mehr arbeitsfähig war, wurde nach Ravensbrück oder in ein anderes Lager zurückgeschickt. Es kamen neue Häftlinge. Die blauweißgestreifte Häftlingskleidung bot kaum Schutz vor der Kälte im Winter. An den Füßen trugen die Häftlinge Holzpantinen. Farbige Dreiecke, die auf der Kleidung angebracht waren, kennzeichneten den Haftgrund und die soziale Stellung. So waren neben den politischen Häftlingen, die einen roten Winkel trugen, auch kriminelle (grüner Winkel), homosexuelle (rosa Winkel) und sogenannte “asoziale” Häftlinge (schwarzer Winkel) hier eingesperrt. Unter ihnen waren auch Sinti und Roma.
Geschlecht Frauen, Männer und Kinder
Einsatz der Häftlinge bei Ernst Heinkel, Müller-Werk, Barth-Elengründ (Flugzeugfabrik)
Art der Arbeit Herstellung von Teilen für V 1 und V 2.
Bemerkungen Das Barther KZ-Werk war ein Bestandteil des Heinkel-Werkes in Rostock-Marienehe: Seine Produktions- und Belegschaftszahlen flossen in dessen Statistik mit ein. Die meisten der im neuen Werk beschäftigten deutschen Betriebsangehörigen wurden von Rostock nach Barth versetzt. Die Produktionsbedürfnisse bestimmten die Struktur der Lagerbelegung. Das Außenlager in Barth war von Anfang an als Männer- und Frauenlager konzipiert. Während die Frauen bei der Fertigung von Einzelteilen auf den Fließbändern und im Glühbad arbeiteten, sollten die Männer anspruchsvollere Montagearbeiten an Flugzeugkomponenten durchführen. Überliefert ist, dass die Vertreter des Werkes bei den Frauen vordergründig auf ihren Gesundheitszustand, bei den Männern auf ihre Berufserfahrungen und den Ausbildungsstand achteten. Das Prinzip der Ersetzbarkeit jedes Häftlings war in den betriebswirtschaftlichen Planungen verankert. Die Produktion in Barth beruhte auf den neuesten Fertigungsmethoden sowie auf dem breiten Einsatz von Spezialmaschinen. Dadurch vereinfachten sich die Arbeitsabläufe, so dass das Anlernen nur kurze Zeit erforderte und der eventuelle Ausfall eines Häftlings nur geringe Schäden hinterließ.
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Am 18.04.1945 trifft ein Transport mit 385 Häftlingen, darunter 210 ungarische, tschechoslowakische, russische, griechische und polnische Juden auf dem Bahnhof des Fliegerhorstes Barth ein. Der jüngste von ihnen war 14 Jahre alt. Das KZ Pölitz lieferte Arbeitssklaven für das dortige Hydrierwerk. Im Pölitzer Transport waren viele schwerkranke und ausgezehrte Juden. Einige von ihnen brachten Flecktyphus mit ins KZ Barth. Die Sterberate stieg vom 18.04.1945 dramatisch an. In Massengräbern auf dem Galgenberg und auf dem Gelände des Fliegerhorstes wurden die Toten verscharrt. Der Transport war am 18.04.1945 aus dem Lager in Pölitz bei Stettin abgefahren, hier hatten sie Panzergräben ausheben müßen, um den Vormarsch der Roten Armee zu stoppen.
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