Auschwitz

Am 28.08.1942 um 8:55 Uhr verläßt der Transport No 25 (D901 - 20) mit 1000 Juden und unerwünschte Elemente, das Internierungslager für Juden und unerwünschte Elemente Drancy. In dem Transport befinden sich 280 Kinder im Alter bis zu 14 Jahren. Unter den Erwachsenen sind 253 Männer im Alter von 18 bis 50 Jahren, die Kinder waren am 25.08.1942 mit einem Transport aus dem Durchgangslager (Camp de transit de Pithiviers) ins Internierungslager für Juden und unerwünschte Elemente Drancy gebracht worden. Ziel ist das Konzentrationslager Auschwitz, eine erste Selektion findet in Cosel statt (bei der ersten Selektion in Cosel wurden wahrscheinlich 253 Männer festgehalten).
Der Transport erreicht Auschwitz am 31.08.1942. Nach der Selektion im KL Auschwitz werden lediglich 71 Frauen, die die Nummern 18749 - 18819 erhalten, als Häftlinge in das Lager eingewiesen. 676 Menschen werden der Sonderbehandlung zugeführt.
Laut dem Historiker Serge Klarsfeld gab es 1945 acht Überlebende dieses Transports.

Bericht

Der Zug, der das Lager Drancy am 28. August 1942 Richtung Auschwitz verließ, umfasste 280 Kinder, die am 25. August aus dem Lager Pithiviers nach Drancy transferiert worden waren.
Zusätzlich wurden Weitere 589 Juden, meist Männer, deportiert. Sie wurden zuvor in den Fremdarbeitergruppen (Groupes de travailleurs étrangers, GTE) gefangengehalten, welche man 1940 von der Vichy-Regierung geschaffen hatte, um jene Ausländer zu internieren, die man als „wirtschaftliche Last“ empfand. Dies war Teil des Plans, alle ausländischen Juden aus der unbesetzten Zone zu inhaftieren. Diese Männer waren am 24. August aus der unbesetzen Zone deportiert worden. Der Rest des Transports wurde mit männlichen und weiblichen Erwachsenen gefüllt, die entweder mit den Kindern auf dem letzten Transport aus Pithiviers am 25. August transferiert worden oder schon in Drancy interniert waren.
Am 20. August schickte Röthke dem Stabsoffizier der Feldgendarmerie Direktiven zu den nächsten Transporten aus dem Lager Drancy, einschließlich desjenigen vom 28. August. Er forderte die Feldgendarmerie auf, einen Offizier und acht Männer zur Bewachung des Zugs abzustellen; der Wachtrupp solle um 6:00 Uhr im Lager Drancy bereitstehen.
Ernst Heinrichsohn, Röthkes Assistent im Judenreferat in Paris, bestätigte in einem Fernschreiben, dass der Zug 901-20 die Bahnstation Le Bourget-Drancy am 28. August um 8:55 Uhr mit insgesamt 1000 Juden an Bord verlassen habe. Transportleiter war Feldwebel Kropp. Gemäß dem Fahrplan der ersten Deportation aus Drancy im Juni 1942 nahm der Zug vermutlich die folgende Route: Nach der Abfahrt aus Drancy passierte er Bobigny, Noisy-le-Sec, Épernay, Châlons-sur-Marne, Revigny, Bar le Duc, Lérouville und Novéant (Neuburg), den letzten Halt vor der deutschen Grenze. Er wurde von einem Offizier und 30 Männern der französischen Gendarmerie gemeinsam mit einem kleinen Kontingent der Feldgendarmerie bewacht, bis er die Grenze in Novéant erreichte. Dort wurde die Wachmannschaft von der deutschen Ordnungspolizei abgelöst. Im November 1943 erstellte die Reichsbahn einen Fahrplan für die Transporte aus Frankreich. Für die Zeit davor verfügen wir über keine Unterlagen im Zusammenhang mit Fahrplänen von Transporten ab der französisch-deutschen Grenze nach Auscwhitz-Birkenau, aber aller Wahrscheinlichkeit nach waren sie sehr ähnlich. Insofern haben die früheren Transporte nach Auschwitz, einschließlich dem aus Drancy vom 25. August 1942, ab der Grenze wohl die folgende Route genommen: Saarbrücken, Frankfurt am Main, Dresden, Görlitz, Nysa, Kosel, Kattowitz und schließlich Auschwitz. Es war dies der zweite Transport, der kurz vor Auschwitz einen Halt in Kosel einlegte, wo eine Selektion durchgeführt und die körperlich tauglichen Männer in Arbeitslager in der Gegend geschickt wurden.

Am 28. Juli 1942 hatte Heinz Röthke dem Sipo-SD-Befehlshaber in Frankreich, Helmut Knochen, und dessen Stellvertreter Kurt Lischka, neue Anweisungen mit dem Zeitplan für die nächsten 13 Transporte aus Frankreich übermittelt, einschließlich dem, der für den 3. August angesetzt war. Er erklärte: […]Für die Deportationen werden deutsche Güterwaggons eingesetzt, wie es bereits bislang der Fall war.“ Während die Waggons aus Deutschland stammten, wurde die Lokomotive des Zugs von der Staatlichen Eisenbahngesellschaft Frankreichs (SNCF) zur Verfügung gestellt; SNCF-Personal begleitete den Zug bis zur Grenze in Novéant (Neuburg). Dies ist von dem SNCF-Historiker Christian Bachelier bestätigt worden. An der französisch-deutschen Grenze wurden die französische Lokomotive und das französische Personal durch Reichsbahnmitarbeiter und deutsche Technik ersetzt.

Jules Fainzang gehörte zu den Deportierten. In seinem nach dem Krieg erschienenen Buch erinnerte er sich an die Reise nach Auschwitz: „Ich wurde in den vorletzten Waggon des Transports geworfen. Die Schiebetüren schlossen sich hinter mir. Ich fand mich in völliger Dunkelheit wieder; das Gefühl war grauenvoll. Gegen all die Körper gepresst, roch ich einen fürchterlichen Gestank, eine Mischung aus Urin und Schweiß.“ Der Zug fuhr weiter. Faizang erinnert sich, dass eine Frau in Ohnmacht fiel und ihr Körper auf dem Boden ausgebreitet lag, so dass noch weniger Platz für die anderen Deportierten blieb. Am vierten Tag der Reise stoppte der Zug in Cosel und erstmals wurden die Türen geöffnet, um die körperlich tauglichen Männer herauszuholen.

Einer der Deportierten namens Simon konnte einen Brief vom Deportationszug schreiben: „Liebe Paulette, ich bin in einem Viehwaggon zur Deportation. Ich habe Drancy am Dienstag verlassen und wir sind diesen Morgen um 3:00 Uhr aufgebrochen. Der Zug fuhr um 9:00 Uhr ab und jetzt ist es fünf Uhr am Abend. Sie haben uns Essen für drei Tage gegeben. Wir werden durch Metz fahren. Man sagte uns, wir würden dort sortiert. Ich hoffe, dass ich Mutter finde. Gestern durchsuchten sie uns. Sie nahmen mir mein Geld ab und mein Schreibzeug. Ich konnte nichts tun, um zu bleiben. In zwei Tagen werden wir in Metz sein… Ich habe dies in wenigen Minuten geschrieben und habe weder Zeit noch Raum um fortzufahren, Ich umarme Dich mit ganzem Herzen.“
Laut dem Historiker Serge Klarsfeld gab es 1945 acht Überlebende dieses Transports.
Quelle: yad vashem

Namensliste von Opfer

Schlesinger Georg * 17.06.1924 Wien
Bis zu seiner Emigration nach Frankreich am 02. November 1938
wohnte er bei seinen Eltern in der Dionysius Andrassystraße 3 in Wien.
Am 28. August 1942 wurde er vom
Internierungslager für Juden und unerwünschte Elemente Drancy bei Paris
mit dem Transport Nummer 25 nach Auschwitz deportiert
Georg Schlesinger wurde in Auschwitz ermordet.

Katz Marianne geb. Simon 26.05.1886 Trier
Wohnort: Marktstraße 16, Dahn, Mannheim, Ludwigshafen a. Rhein, Speyer
Ehepartner: Katz Julius +13.07.1938 in Dahn
Schwägerin von Josef Katz geb. Simon
Deportation: am 22.10.1940 ab Baden nach Gurs, Ankunft Gurs am 26.10.1940
überstellt am 26.01.1942 nach Internierungslager Recebedou (Krankenlager).
überstellt Mitte 08.1942 nach Sammellager Drancy.
Überstellt am 28.08.1942 ab Drancy/Paris nach Vernichtungslager Auschwitz.
Bemerkungen: Ihr Gepäck zur Auswanderung in die USA war gepackt und
das Geld von den Verwandten aus den USA überwiesen.
Marianne Katz wollte ihrem Mann, Julius Katz, der am 13.07.1938 in Dahn gestorben
und auf dem jüdischen Friedhof in Busenberg beerdigt ist, einen Grabstein setzen.
Rabbiner Dr. Nellhaus aus Pirmasens riet ihr, den Betrag für den Grabstein
zur Auswanderung der Juden nach Palästina zu spenden, was Frau Katz auch tat.
So hat Julius Katz bis heute keinen Grabstein erhalten.