Konzentrationslager Auschwitz (Osvetim)
Am 14.08.1942 um 8:55 Uhr verläßt der Transport 19 (901-14) den Bahnhof Bourget-Drancy mit 991 Personen. Die Menschen waren im Internierungslager für Juden und unerwünschte Elemente Drancy inhaftiert. Ziel dieses Transportes war das KL Auschwitz. Der Zug erreicht Auschwitz am 16.08.1942. Nach der Selektion werden 115 Männer, die die Nummern 59229 - 59343 erhalten, als Häftlinge in das Lager eingewiesen. Die übrigen 876 Menschen werden der Sonderbehandlung zugeführt.
Bericht
Der Transport nach Auschwitz-Birkenau, der am 14. August 1942 das Lager Drancy verließ, setzte sich vorwiegend aus Juden zusammen, die aus verschiedenen Lagern in der unbesetzten Zone nach Drancy geschickt worden waren. Er war Teil der ersten Phase von Deportationen aus der unbesetzten Zone, während der ausländische Juden, die bereits in mehreren Lagern interniert waren, gesammelt und dann nach Drancy verfrachtet wurden. Die am 14. August von Drancy aus deportierten Juden waren mit einem am 10. August aufgebrochenen Transport aus den Lagern Les Milles, Récébédou, Noé und Rivesaltes gekommen und zwei Tage später in Drancy eingetroffen. Etwa 238 bereits in Drancy internierte Juden wurden diesem Transport noch hinzugefügt. Die meisten von ihnen waren während der Vel d’Hiv-Massenverhaftungen Mitte Juli 1942 verhaftet worden; zu der Gruppe gehörten viele Familien mit insgesamt mindestens 22 Kindern. Es war dies das erste Mal, dass Kinder unter zwölf Jahren in einen Transport nach Auschwitz einschlossen wurden.
Ebenfalls in diesem Zug befanden sich 30 Juden, die im August 1942 vom Lager Poitiers nach Drancy überführt worden waren. Am 4. August verschickte Hauptsturmführer Freise, Sipo-SD-Kommandant von Poitiers, ein Fernschreiben zum Transfer aus dem Lager Poitiers. Er wies darauf hin, dass 440 Juden am Morgen des 6. August um 4:45 Uhr Poitiers verlassen und um 15:25 Uhr in der Pariser Station Ivry eintreffen sollten. Sie seien von der französischen Polizei und der deutschen Feldgendarmerie zu bewachen. Der regionale Präfekt von Poitiers hatte mit dem Präfekten von Paris vereinbart, die für den Transfer geeigneten Fahrzeuge an der Bahnstation bereitzustellen. Die 440 Juden aus dem Lager Poitiers, die am 6. August in Drancy eintrafen, wurden im Laufe der Monate August und September 1942 auf sechs Transporten deportiert.
Ein Häftling im Lager Drancy schrieb am 13. August einen Brief, in dem er die Vorbereitung auf den nächsten Transport schilderte: „Während ich schreibe, wird im Hof ein neuer Transport organisiert, die siebte Deportation, bei der ich mitgeholfen habe, seit ich am 24. Juni angekommen bin…. Die Mehrheit dieser unglücklichen Deportierten kommt aus der unbesetzten Zone, Gurs, Le Vernet, Noé etc. Die PQJ (Polizei für Judenfragen) nahm ihnen alles, was sie nach langen Jahren des Elends und der Wanderschaft noch hatten…. Heute sind unter den Deportierten viele Frauen, deren Ehemänner bereits früher deportiert wurden, und viele Kinder.“
Der Zug 901-14 verließ die Bahnstation Bourget-Drancy am 14. August um 8:55 Uhr mit insgesamt etwa 1000 Juden an Bord. Transportleiter bis zur französisch-deutschen Grenze war ein Feldwebel Kropp. Gemäß dem Fahrplan für die erste Deportation aus Drancy im Juni 1942 nahm der Zug vermutlich die folgende Route: Nach der Abfahrt aus Drancy passierte er Bobigny, Noisy-le-Sec, Épernay, Châlons-sur-Marne, Revigny, Bar le Duc, Lérouville und Novéant (Neuburg), den letzten Halt vor der deutschen Grenze. Er wurde von einem Offizier und 30 Männern der französischen Gendarmerie gemeinsam mit einem kleinen Kontingent der Feldgendarmerie bewacht, bevor er die Grenze in Novéant erreichte. Dort wurde die Wachmannschaft von der deutschen Ordnungspolizei abgelöst.
Am 28. Juli hatte Heinz Röthke, der Leiter des Sipo-SD-Judenreferats in Paris, dem Sipo-SD-Befehlshaber in Frankreich, Helmut Knochen, und dessen Stellvertreter Kurt Lischka Direktiven mit dem Fahrplan für die nächsten 13 Transporte aus Frankreich geschickt, einschließlich des für den 14. August angesetzten. Er erklärte [...]: „Für die Deportationen werden deutsche Güterwaggons eingesetzt, wie es bereits bislang der Fall war.“ Während die Waggons aus Deutschland stammten, wurde der Lokomotive des Zugs von der Staatlichen Eisenbahngesellschaft Frankreichs (SNCF) zur Verfügung gestellt; SNCF-Personal begleitete den Zug bis zur Grenze in Novéant (Neuburg). Dies ist von dem SNCF-Historiker Christian Bachelier bestätigt worden. An der französisch-deutschen Grenze wurden die französische Lokomotive und das französische Personal durch Reichsbahnmitarbeiter und deutsche Technik ersetzt.
Bei ihrer Ankunft in Auschwitz wurden 115 Männer zur Sklavenarbeit selektiert und mit den Nummern 59229 - 59343 tätowiert. Der Rest des Transports wurde sofort nach der Ankunft in den Gaskammern ermordet. Laut dem Historiker Serge Klarsfeld gab es 1945 nur einen einzigen Überlebenden dieses Transports.
Quelle: Gedenkstätte Yad Vashem
Opfer
Rath Max
geboren am 20. März 1884 in Geldern
wohnhaft in Mannheim
Deportation: 22. Oktober 1940 ab Baden-Pfalz-Saarland - Internierungslager Gurs
14. August 1942 Sammellager Drancy - Konzentrationslager Auschwitz
für tot erklärt
Max Rath gehörte zu den frühen Förderern des späteren Bundestrainers Sepp Herberger, als dieser noch Spieler war. Im Sommer 1921 fädelte der fußballbegeisterte Textilkaufmann den Wechsel des damals 24-jährigen Herberger vom SV Waldhof zum lokalrivalen VfR Mannheim ein. Rath war über viele Jahre ein großzügiger Mäzen des VfR. Da in dieser Zeit offizielle Geldzahlungen an Spieler streng verboten waren, erhielt Herberger über Rath zunächst ein verstecktes Handgeld in Höhe von 10 000 Mark. Später durfte der Nationalspieler auch in einer Wohnung von Rath mietfrei wohnen und zum Schein in seiner Firma arbeiten. Kurz nach der NS-Machtübernahme drangen SA-Männer in die Wohnung von Rath ein. Nach Angaben seines Sohns Paul befahl der SA-Führer jedoch den Rückzug, nachdem ihnen Max Rath sein Eisernes Kreuz I. Klasse, eine Auszeichnung für seine Militärzeit im Ersten Weltkrieg, entgegenhielt. Später half ihm diese Auszeichnung nichts mehr: Am 22. Oktober 1940 wurde er zusammen mit seiner Frau Martha in das Internierungslager Drancy und am 14. August 1942 weiter nach Auschwitz deportiert, wo beide ermordet wurden.