Konzentrationslager Auschwitz (Osvetim)

Am 12.08.1942 verläßt der Transport 18 (D901-13) den Bahnhof Bourget-Drancy mit 1007 Personen. Ziel dieses Transportes war das Konzentrationslager Auschwitz. Der Zug erreicht Auschwitz am 14.08.1942. Nach der Selektion werden 233 Männer, die die Nummern 58785 - 59017 erhalten, sowie 62 Frauen, die die Nummern 17069 - 17130 erhalten, als Häftlinge in das Lager eingewiesen. Die übrigen 712 Deportierten werden der Sonderbehandlung zugeführt. Laut dem Historiker Serge Klarsfeld gab es 1945 elf Überlebende dieses Transports.

Bericht

Im Juli 1942 wurde eine Reihe von Treffen abgehalten, um die Durchführung der Deportationen aus der unbesetzten Zone zu erörtern. Dabei anwesend waren sowohl Vertreter der Vichy-Regierung als auch ein Vertreter der staatlichen französischen Eisenbahngesellschaft (La société national des chemins de fer, SNCF). Bei dem Treffen am 27. Juli ersann Yves Fourcade, der Direktor der Polizeiverwaltung, einen neuen Plan für die anstehenden Transporte aus der besetzten Zone: Demnach sollte Drancy der Bestimmungsort sein und der Zug die Demarkationslinie in Chalon-sur-Saône überqueren. Ein Transport aus der unbesetzten Zone würde am 9. August die Demarkationslinie überqueren und etwa 1000 Juden sowie eine Wachmannschaft von 150 Mann an Bord haben. Zwei Tage darauf fand ein weiteres Treffen statt, bei dem beschlossen wurde, dass die Züge zwecks leichterer Überwachung aus abgedeckten Waggons bestehen und jeweils 30 Personen befördern sollten; in der Mitte des Zugs waren zwei Waggons der 3. Klasse für die Wachmannschaft vorgesehen. Dieser Transport beförderte letztlich insgesamt 1115 Juden aus vier verschiedenen Internierungslagern: 600 aus Gurs, 175 aus Le Vernet, 175 aus Récébédou und 165 aus Noé. Während dieser Phase der Deportationen aus der unbesetzten Zone wurde den Eltern die Option gewährt, ihre Kinder bei den jüdischen Hilfsorganisationen zurückzulassen, weswegen der Transport nur wenige Minderjährige umfasste.

Der Zug verließ den Bahnhof Oloron-Sainte-Marie in Aquitanien am 8. August um 6:15 Uhr mit Juden aus dem Lager Gurs. Die meisten der Deportierten waren Deutsche. Ria Rosenthal bemerkte in ihrer Zeugenaussage nach dem Krieg: „Die, deren Namen aufgerufen worden waren, hatten drei Stunden Zeit, um ihre Koffer zu packen. Dann marschierten sie zwei Stunden in der sengenden Hitze zu der Garage, wo sie auf Lastwagen geladen wurden. Die Wachen waren bösartig; sie schlugen die Deportierten, die nicht schnell genug gingen. Einige trampelten auf den Körpern älterer Leute herum, die nicht Schritt halten konnten. Niemand zeigte irgendein Anzeichen von Mitleid für die Deportierten.“

Die Deportierten aus dem Lager Gurs wurden am 8. August um 6:51 Uhr per Lastwagen zum Bahnhof Oloron-Sainte-Marie gebracht. Der Zug traf um 14:00 Uhr in der Station Porte-Saint-Simon ein, wo sich ihm Deportierte aus den Lagern Noé, Récébédou und Le Vernet anschlossen.
Am 8. August verließ ein Transport das Lager Le Vernet mit insgesamt 175 Juden an Bord, die meisten davon Männer. Wie der Kommandant der Foix Brigade berichtete, erlaubten die Gendarmen einigen der Männer aufgrund des Mangels an sanitären Einrichtungen, bei einem der Halte nach draußen auf die Toilette zu gehen; zwei von ihnen gelang dabei die Flucht.

Laut einem anonymen Zeugen, der bei der Deportation zugegen war, wurden die Deportierten aus dem Lager Le Vernet von einem Doktor Heitler und einem Medizinstudenten begleitet, die in einem der mittleren Waggons mit den Gendarmen reisten. Nach Ankunft in der Station Portet-Saint-Simon wurde der Zug um 14:28 Uhr an die Züge gekoppelt, die aus den Lagern Gurs, Noé und Récébédou eintrafen.

Die Vorbereitungen für die Deportation der Juden aus Noé und Récébédou hatten Ende Juli 1942 begonnen. Am 29. Juli wurden vom 9. Polizeiamt aus Direktiven an den regionalen Präfekten von Toulouse, Léopold Chenaux de Leyritz, geschickt, die den anstehenden Transport von Juden aus den Lagern Noé und Récébédou betrafen, dessen Abfahrt in Récébédou für den Morgen des 8. August angesetzt war. Die Häftlinge aus den Lagern Le Vernet und Gurs sollten dem Zug in Toulouse hinzugefügt werden; die SNCF sollte Maßnahmen ergreifen, um sicherzustellen, dass dies außerhalb des Bahnhofs geschehe.

Vom Kabinett des regionalen Präfekten erhielt der Präfekt von Toulouse am 30. Juli weitere Anweisungen dazu, wie der Zug aufgebaut sein sollte. Demnach sollten in jeden Waggon ein Krug mit Wasser sowie Eimer zu Hygienezwecken gestellt werden. Diese Gegenstände sollten mit dem Zug aus dem Lager Septfons im Département Tarn-et-Garonne gebracht und in Portet-sur-Garonne, dem letzten Halt vor der Demarkationslinie, wieder entfernt und dort gelagert werden.

Letzte Direktiven vom 31. Juli wiesen darauf hin, dass der Zug am 8. August von Récébédou mit etwa 1000 Häftlingen an Bord in Richtung Chalon-sur-Saône fahren sollte. Verstärkungen des Wachtrupps wurden am 2. August in Form von rund 40 Mann der mobilen Reserve zugesichert. Die Eskorte des Transports sollte aus 13 Gendarmen bestehen.

Am 31. Juli übermittelte René Bousquet, der Generalsekretär der französischen Polizei, Chenaux de Leyritz Anweisungen bezüglich der anstehenden Deportation der Juden aus Noé und Récébédou nach Drancy. Er schickte eine neue Liste mit Juden, die in den Transport eingeschlossen werden sollten, und erklärte, da zahlreiche Juden aus den anderen Lagern kommen würden, sei es unmöglich, all die 1000 Juden zu deportieren, die auf der Liste standen, die der Präfekt zuvor zusammengestellt hatte; weder die SNCF noch die Gendarmerie hätten ausreichend Mittel zur Verfügung, um auf einmal 1000 Juden abzufertigen. Gemäß den neuen Direktiven sollte der Transport nur alleinstehende Juden unter 60 Jahren umfassen. Zwecks Vorbereitung der Deportationen ordnete Bousquet zudem Vorkehrungen für den Transfer von 162 Juden aus Noé nach Récébédou spätestens am 3. August an. Weiter verlangte er zusätzliche Informationen über die Familien der deportierten Juden (Wohnort, Alter der Kinder).

Am 3. August wurden insgesamt 151 Häftlinge aus dem Lager Noé per Lastwagen nach Récébédou geschickt. Nach ihrer Ankunft brachte man sie in Baracken, die vom Rest des Lagers getrennt und von Wachleuten umgeben waren; niemand durfte sich ihnen nähern. In diesen Baracken blieben sie während der fünf Tage bis zur Deportation.

Die in Récébédou eingesammelten Deportierten gingen die zwei Kilometer bis zur Bahnstation, wo sie am Morgen des 8. August ein aus elf Waggons bestehender Zug erwartete, zu Fuß. Wie ein anonymer Zeuge, der bei der Deportation aus Récébédou zugegen war, es beschrieb, legten die Deportierten, viele von ihnen alt und krank, die Distanz mit größter Schwierigkeit zurück. Der Bahnhof wurde von mindestens 100 Polizisten, von denen viele Maschinenpistolen trugen, schwer bewacht. Der Zeuge sah die Ankunft von Deportierten aus Gurs und Le Vernet, die sich denen aus Noé und Récébédou anschlossen, bevor sie ihre Reise in die besetzte Zone fortsetzten.

Nach der Zusammenführung verließ der Transport um 15:13 Uhr die Station Portet-Saint-Simon, passierte Avignon, erreichte am 9. August Chalon-sur-Saône, wo er von 7:02 bis 7:52 Halt machte, und überquerte dann die Demarkationslinie. Er traf um 17:23 Uhr in Drancy ein. An der Demarkationslinie wurde die Gendarmerie-Wachmannschaft aus der unbesetzten Zone von einer Gendarmerie-Einheit aus der besetzten Zone abgelöst. Im Lager Drancy hielten sich die Deportierten nur für sehr kurze Zeit auf; von den 1115 Deportierten wurden 1007 drei Tage nach ihrer Ankunft, am 12. August 1942, nach Auschwitz-Birkenau geschickt.

Am 8. August wurden Anweisungen an die Feldgendarmerie bezüglich der anstehenden Transporte aus Le Bourget-Drancy verschickt, einschließlich des für den 12. August 1942 anberaumten. Demnach sollte die Abfahrt um 8:55 Uhr erfolgen und von einem Offizier sowie acht Mann der Feldgendarmerie bewacht werden.

Der Zug 901-13 verließ die Station Bourget Drancy Richtung Auschwitz am 12. August mit insgesamt 1007 Juden an Bord. Transportleiter war ein Feldwebel Möller. Gemäß dem Fahrplan für die erste Deportation aus Drancy im Juni 1942 nahm der Zug vermutlich die folgende Route: Nach der Abfahrt aus Drancy passierte er Bobigny, Noisy-le-Sec, Épernay, Châlons-sur-Marne, Revigny, Bar le Duc, Lérouville und Novéant (Neuburg), den letzten Halt vor der deutschen Grenze. Er wurde von einem Offizier und 30 Männern der französischen Gendarmerie gemeinsam mit einem kleinen Kontingent der Feldgendarmerie bewacht, bevor er die Grenze in Novéant erreichte. Dort wurde die Wachmannschaft von der deutschen Ordnungspolizei abgelöst. Im November 1943 erstellte die Reichsbahn einen Fahrplan für die Transporte aus Frankreich ab diesem Datum. Für die Zeit davor verfügen wir über keine Unterlagen im Zusammenhang mit Fahrplänen von Transporten ab der französisch-deutschen Grenze nach Auscwhitz-Birkenau, aber aller Wahrscheinlichkeit nach waren sie sehr ähnlich. Insofern haben die früheren Transporte nach Auschwitz, einschließlich dem aus Drancy vom 12. August 1942, ab der Grenze wohl die folgende Route genommen: Saarbrücken, Frankfurt am Main, Dresden, Görlitz, Nysa, Kattowitz und schließlich Auschwitz.

Am 28. Juli hatte Heinz Röthke, der Leiter des Sipo-SD-Judenreferats in Paris, dem Sipo-SD-Befehlshaber in Frankreich, Helmut Knochen, und dessen Stellvertreter Kurt Lischka Direktiven mit dem Fahrplan für die nächsten 13 Transporte aus Frankreich geschickt, einschließlich des für den 12. August angesetzten. Er erklärte: „Für die Deportationen werden deutsche Güterwaggons eingesetzt, wie es bereits bislang der Fall war.“ Während die Waggons aus Deutschland stammten, wurde der Lokomotive des Zugs von der Staatlichen Eisenbahngesellschaft Frankreichs (SNCF) zur Verfügung gestellt; SNCF-Personal begleitete den Zug bis zur Grenze in Novéant (Neuburg). Dies ist von dem SNCF-Historiker Christian Bachelier bestätigt worden. An der französisch-deutschen Grenze wurden die französische Lokomotive und das französische Personal durch Reichsbahnmitarbeiter und deutsche Technik ersetzt.

Bei ihrer Ankunft in Auschwitz wurden 62 Frauen zur Sklavenarbeit selektiert und mit den Nummern 17069-17139 tätowiert. Auch 233 Männer wurden selektiert; sie erhielten die Nummern 58785-59017. Laut dem Historiker Serge Klarsfeld gab es 1945 elf Überlebende dieses Transports.

Quelle: Gedenkstätte Yad Vashem