Seine persönlichen Verhältnisse
Der Angeklagte H. ist am 14.Dezember 1903 als Sohn der Arbeiterin Emma Ida H. in Obergrauschwitz (Kreis Leipzig) geboren worden.
Er wuchs bei seinen Grosseltern mütterlicherseits auf.
Die Volksschule besuchte er in Ablass (Kreis Leipzig). Er wurde aus der 8. Klasse entlassen.
Anschließend arbeitete er in der Landwirtschaft und als Fabrikarbeiter. Im Jahre 1926 meldete er sich in der Heilanstalt Arnsdorf zur Ausbildung als Krankenpfleger an. Er durchlief den vorgeschriebenen Ausbildungsgang in den Heilanstalten Arnsdorf und Sonnenstein bei Pirna und schloss ihn mit dem staatlichen Krankenpflegerexamen ab. Er war dann in der Heilanstalt in Leipzig tätig, ging dann aber im Jahre 1931 wieder zu Anstalt in Arnsdorf zurück.
Am 27.August 1939 wurde er von Arnsdorf aus zur einer Sanitätskompanie bei der in Dresden stationierten 56. Infanteriedivision eingezogen. Er nahm am Polen- und Frankreichfeldzug teil. Im September 1940 wurde er mit seiner Einheit von Paris zum Warthegau versetzt. Er nahm noch am Russlandfeldzug teil, wurde aber bald in die Heimat zurückbeordert und nach Arnsdorf entlassen.
Als er sich in der dortigen Anstalt meldete, erhielt er die Nachricht, er sei als Pfleger für die Heilanstalt Sonnenstein vorgesehen. Diese Anstalt kannte er schon aus seiner Ausbildungszeit. In Sonnenstein war die Euthanasieaktion bereits zu Ende gegangen. H. musste hier Aufräumungsarbeiten verrichten und sich nach einiger Zeit bei der Dienststelle T4 in Berlin melden. Er wurde mit der Anfertigung von Fotokopien und mit der Sortierung und Einordnung von Krankenpapieren in Akten beschäftigt.
In Berlin erreichte ihn ein neuer Gestellungsbefehl zu einer Nachrichteneinheit in Reichenberg im Sudetenland. Nach einigen Wochen holte ihn die Dienststelle T4 nach Berlin zurück, weil er hier zur Fortführung der von ihm bereits vorher ausgeführten Büroarbeiten gebraucht wurde.
Im Jahre 1942 wurde er als Sanitäter zur Organisation Todt (OT) einberufen und in OT-Uniform nach Minsk in Marsch gesetzt, um hier in einem Lazarett Dienst zu tun. Ende März / Anfang April 1942 kehrte er nach Berlin zurck. Er war hier mehrere Monate im OT-Lager Eichkamp untergebracht.
In diesem OT-Lager in Berlin erreichte ihn im September 1942 eine Vorladung zur Dienststelle T4.
Zusammen mit mehreren anderen Mnnern, die überwiegend Krankenpfleger waren, wurde er in das Lager Trawniki in Polen in Marsch gesetzt. Nach einer zweiwöchigen militärischen Ausbildung in Trawniki erhielt er den Rang eines SS-Unterscharführers. Ende September / Anfang Oktober 1942 wurde er in das Vernichtungslager Treblinka abkommandiert. In Treblinka blieb er bis Mitte September 1943.
Nach seiner unwiderlegten Einlassung hielt er sich dann drei bis vier Monate in seiner sächsischen Heimat auf, und zwar zunächst bei seiner Frau in Arnsdorf und später bei seiner Mutter in Obergrauschwitz. Dann meldete er sich bei der inzwischen von Berlin nach Königsberg in der Neumark verlagerten Dienststelle T4.
Zu Weihnachten 1943 erhielt er von dieser Stelle einen Marschbefehl zu einer Polizeieinheit nach Triest, wo er Anfang Januar 1944 eintraf. Er musste hier Büroarbeiten verrichten, wurde aber auch zur Partisanenbekämpfung eingesetzt.
Im September 1944 wurde er von Triest nach Berlin in Marsch gesetzt und hier nach Arnsdorf entlassen. Kurze Zeit darauf erhielt er eine Einberufung zu einer in Glauchau stationierten Landesschützeneinheit. Ende 1944 kämpfte er in dieser Einheit im Gebiet von Mährisch-Ostrau gegen die anrückenden russischen Truppen.
Er geriet in russische Kriegsgefangenschaft, wurde nach Sibirien transportiert und aus einem sibirischen Kriegsgefangenenlager Ende Dezember 1946 nach Arnsdorf entlassen.
Anfang 1947 verzog er nach Berlin. Er arbeitete hier wieder als Krankenpfleger, zuletzt im Städtischen Krankenhaus in Berlin-Kreuzberg. Wegen der gegen ihn erhobenen Anklage wurde sein Dienstverhältnis vom Berliner Senat gekündigt.
H. hat im Jahre 1931 geheiratet. Seine Ehe, die kinderlos blieb, ist im Jahre 1951 in Berlin geschieden worden.
Er gehörte seit dem 1.Mai 1937 der NSDAP an. Ausserdem war er noch Mitglied der Deutschen Arbeitsfront (DAF).
Während der Zeit des Nationalsozialismus trat H. aus der evangelischen Kirche, der er auch heute noch angehört, nicht aus.
Diese Feststellungen beruhen auf den glaubhaften Angaben des Angeklagten.