Aktenzahl des Gerichts (Geschäftszahl): LG Wien Vg 1 Vr 1592/46
Denunziationsprozess
Opfer
Widerstand/Opposition
Tatland (Tatort)
Wien
Volksgerichtsverfahren gegen
Franz Paiha
wegen
Illegalität, Denunziation von Mitgliedern der Widerstandsgruppe Östfrei im Herbst 1938 bzw. Frühjahr 1939 in Wien (einer der Denunzierten wurde zum Tode verurteilt)
Verlauf der Vorerhebungen/Voruntersuchung bzw. des Gerichtsverfahrens
Am 19.11.1946 wurde Paiha zu 20 Jahren schweren Kerkers verurteilt.
Dieser Beitrag ist nicht Bestandteil der Gerichtsakten
Widerstandsgruppe Östfrei
In einem im November 1938 verfassten Flugblatt, mit Östfrei (Österreich frei) unterzeichneten Flugblatt hieß es: Österreich ist nicht ein Teil des Deutschen Reichs, sondern ein durch Lüge und Gewalt erobertes, durch Tyrannei festgehaltenes, jedes Rechts beraubtes, gequältes und gepeinigtes Land. Wir Österreicher sind durch Geschichte und Kultur, in Geist und Gesinnung, in Charakter und Lebensform von den anderen Deutschen unterschieden, den Preußen gegensätzlich. Wir sind eine eigene Nation: die österreichische Nation." Zum Druck fehlten zu der Zeit jedoch die finanziellen Mittel.
Der in die Widerstandsgruppe eingeschleuste Spitzel Franz Paiha lieferte die entsprechenden Informationen an die Gestapo. Ende März 1939 schlug die Gestapo dann zu und verhaftete rund 20 Mitglieder der Widerstandsgruppe. Von Hebra, Blandenier und andere Mitglieder der Widerstandsgruppe wurden verhaftet. Blandenier kam am 31. März 1939 wegen des dringenden Tatverdachts der Staatsgefährdung und des Hochverrats in Schutzhaft. Pinzenöhler wurde am 18. April 1939 festgenommen und am 15. November 1943 vom Volksgerichtshof wegen Vorbereitung zum Hochverrat zu 4 Jahren Zuchthaus verurteilt. Josef Pinzenöhler war bis 16. Dezember 1943 in Haft. Andere Mitglieder der Gruppe Hebra wurden ebenfalls zu langen Freiheitsstrafen verurteilt. Wilhelm von Hebra wurde 1943 wegen Vorbereitung zum Hochverrat und Feindbegünstigung zum Tode verurteilt und am 18. Februar 1944 in München-Stadelheim hingerichtet.
Das Verfahren gegen Blandenier wurde wegen Mangel an Beweisen am 20. Dezember 1939 eingestellt. Am 4. März 1940 wurde Blandennier erneut von der Gestapo verhaftet, da lt. Gestapo-Akten zu befürchten sei, daß er sich auch weiterhin staatsfeindlich verhalten werde. Am 4. Mai 1940 wurde Peter August Blandenier in das KZ Dachau eingeliefert. Dort starb Blandenier (Häftlingsnummer 7203) am 20. April 1941. Die Verwaltung des KZ Dachau fragte bei dem Minoriten-Provinzial Johann Fischer an, wohin die Urne des Verstorbenen geschickt werden soll.