Allgemeines
built by Barclay Curle & Company Glasgow
Yard No 663
Engines by Shipbuilders
Port of Registry: London
Propulsion: Two five cylinder 2SCSA Doxford-type opposed piston oil engines, 11880bhp, twin screws, 16 knots
Launched: Monday, 10/05/1937
Built: 1937
Ship Type: Troopship, later Educational Cruise Ship
Ship's Role: Trooping (1937-60); Educational cruising (1961-67)
Tonnage: 11161 gross; 6634 net; 3819 dwt
Length: 516ft 10in
Breadth: 63ft 3in
Draught: 23ft 5in
Owner History:
British India SN Co
Status: Scrapped - 1967, Bilbao
10/05/1937: Launched by the Countess of Inchcape. One of a group of ships built in the late 1930's to new Government trooping regulations: the others were her sister DILWARA, P&O's ETTRICK, and Bibby's DEVONSHIRE, later BI's DEVONIA.
23/08/1937: Trials.
25/08/1937: Handed over to The British India Steam Navigation Co Ltd, London. She could accommodate 104 First Class, 100 Second Class and 164 Third Class passengers, and 1157 troops.
1939: School cruising during trooping low season.
01/1940: Carried first New Zealand troops to Egypt.
07/1940: Carried aliens being deported from UK to Australia.
09/1942: Took part in the Madagascar operations under Royal Navy control.
07/1943: Involved in the Sicily landings.
09/1944: Carried the headquarters staff for the US 7th Army at the invasion of southern France.
1945: Transported occupation forces to Japan.
1950/1951: Refitted by Barclay, Curle at a cost of nearly £1,000,000 to bring her up to postwar troopship requirements. Capacity now 123 First Class, 95 Second Class, 100 Third Class and 831 troops; tonnages now 12615 gross, 7563 net, and 3675 tons deadweight.
1960: Trooping charter terminated by Ministry of Defence.
13/02/1961: Refitted by Palmers at Hebburn~on~Tyne to alter her for a new role as an educational cruise ship. Classrooms, a swimming pool, games rooms, a library and assembly rooms were all built. Capacity now 187 cabin passengers and 834 children; tonnages 12620 gross, 7430 net.
11/11/1967: Sold to Revalorizacion de Materiales SA, to be broken up at Bilbao.
20/11/1967: Demolition commenced.
Die Dunera
2542 Flüchtlinge aus Mitteleuropa wurden 1940 von Großbritannien aus auf der Dunera nach Australien verschifft. Trotz der Tatsache, dass sie vor Verfolgung im Deutschen Reich geflohen waren, dachte die britische Regierung, dass sie vielleicht Agenten sein könnten, die eine deutsche Invasion Großbritanniens vorbereiten sollten. Diese 2542 Männer zwischen 18 und 45 Jahren (Deutsche und Österreicher) waren auf einem Schiff, das laut Vorschrift nicht mehr als 1600 Menschen (inkl. Matrosen) befördern durfte. An Bord des Schiffes wurden sie nicht gut behandelt. Abgesehen davon, dass es zu viele Passagiere auf dem Schiff gab, war die Reise auch noch unangenehm, weil sie vor einem möglichen Torpedo-Angriff Angst haben mussten; weil sie nicht sicher waren, wohin das Schiff sie brachte, und weil es auf dem Schiff Spannungen gab zwischen den echten Flüchtlingen und anderen deutschen Staatsbürgern, mit denen sie die Reise teilen mussten (diese anderen deutschen Staatsbürger waren gerade in England, als der Krieg ausbrach, und durften nicht nach Hause nach Deutschland gehen). Die meisten von ihnen wurden für die Dauer des Krieges in Tatura (Victoria) oder in Hay (NSW) als „Staatsbürger des Feindes“ (enemy aliens) interniert. Nach dem Krieg gab die australische Regierung den Dunera -Leuten eine Wahl: sie konnten entweder in Australien bleiben oder mit freier Schiffspassage nach England zurückgebracht werden; ungefähr 1000 blieben hier. Franz Stampfl, der Leichtathletik-Trainer (am meisten bekannt für seine Arbeit mit Roger Bannister, der als erster Athlet in der Welt eine Meile in 4 Minuten lief, und mit Australiens ehemaligem Weltmeister im Marathonlauf Rob de Castella) verließ Österreich 1936, aber er kam auf der Dunera in Australien an. Ebenfalls auf dem Schiff war Felix Werder, der später ein führender Musikkritiker (Klassik) wurde, viele Stücke komponierte, und viele Jahre lang Dozent an der Volkshochschule Melbourne (Council of Adult Education) war. Ein weiterer Flüchtling war der Künstler und Kunsttheoretiker Ludwig Hirschfeld-Mack, der auch in Australien blieb und ein erfolgreicher Kunstlehrer wurde.
An Bord der Dunera waren auf dieser Überfahrt u. a. Georg Auer, Franz Stampfl, Ludwig Hirschfeld-Mack, Wolf Klaphake, Henry Talbot, Hans Axel, Eddi Fromm (Sohn des Julius Fromm), Gerd Buchdahl, Anton Ruh, der ehemalige Reichstagsabgeordnete Josef Wiora, Max Zimmering.
In Australien wurde der wachhabende Offizier, Lieutenant-Colonel William Scott, wegen der Haftbedingungen vom Quarantäne-Arzt der Commonw.Regierung angezeigt.
Das Schiff war im September 1942 an den Auseinandersetzungen um Madagaskar und an der Landung in Sizilien 1943 (Operation Husky) beteiligt. Später wurden mit ihm im Rahmen der Operation Dragoon das Hauptquartier der 7. US-Armee nach Südfrankreich verlegt. Im weiteren Kriegsverlauf wurden mit ihm Truppen nach Japan transportiert.
26.05.1940
Der Sunday Chronicle vom 26. Mai 1940
Wir haben es für notwendig befunden, gewisse Sicherheitsmaßnahmen zu intensivieren, die sich nicht nur gegen feindliche Fremde und verdächtige Subjekte anderer Nationalitäten richten, sondern auch britische Bürger erfassen, die zu einer Gefahr oder Last werden könnten, sollte sich der Krieg auf das Vereinigte Königreich ausdehnen. Ich weiß, daß von unseren Befehlen eine große Zahl von Menschen betroffen sind, die zu den leidenschaftlichen Gegnern von Nazi-Deutschland gehören. Sie haben mein Mitgefühl, aber wir können unter den gegenwärtigen schwierigen Bedingungen nicht die feinen Unterschiede machen, die wir sonst gewohnt sind. Sollte eine Fallschirmjägerlandung erfolgreich sein und daraufhin heftige Kämpfe ausbrechen, wären diese unglücklichen Menschen viel besser dran, wenn sie aus dem Weg wären - das wäre besser für sie als auch für uns.
15.06.1940
Der britische Hochkommissar in Australien, Sir Geoffrey Whiskard, richtete am 15. Juni 1940 ein als DRINGEND UND VERTRAULICH klassifiziertes Schreiben an den australischen Premier, Robert Gordon Menzies, in dem es um die Kontrolle von deutschen und italienischen Internierten und Kriegsgefangenen in Großbritannien ging. Die Gesamtzahl der männlichen deutschen Internierten, so schrieb er, belaufe sich auf über 12.000, wovon 2.500 mit den Nazis offen sympathisierten oder ihnen verbunden seien. Sie stellten eine Gefahrenquelle dar, falls es zu Fallschirmabsprüngen oder einer Invasion kommen sollte. Zusätzlich gäbe es bereits ungefähr 3.000 deutsche Kriegsgefangene, unter ihnen solche, die von Schiffen aufgegriffen wurden.
Die Bewachung einer so großen Zahl von gefährlichen oder potentiell gefährlichen Personen stellt für die zuständigen Behörden eine große Belastung und bindet eine beträchtliche Anzahl von Bewachungspersonal, das für andere Aufgaben nicht zur Verfügung steht, schrieb Sir Geoffrey. Man hielte es daher für äußerst wichtig, daß sie sobald wie möglich in einem Gebiet außerhalb des Vereinigten Königreiches interniert werden könnten. Die kanadische Regierung hätte bereits angeboten, 4.000 Internierte und 3.000 Gefangene unterzubringen. Wäre die australische Bundesregierung ebenfalls bereit, Internierte aufzunehmen, und falls ja, was wäre dabei die oberste Grenze? Alle Kosten für Transport und Unterbringung würden durch die britische Regierung getragen. Eine ähnliche Anfrage wurde an die südafrikanische Regierung gerichtet.
Der britische Hochkommissar in Australien, Sir Geoffrey Whiskard am 15. Juni 1940
01.07.1940
Die Bundesregierung (Commonwealth) ist bereit, 6.000 Internierte und Kriegsgefange aufzunehmen. Sie wünscht dringend zu wissen, in welchen Kategorien diese Personen klassifiziert seien. Unter der Voraussetzung, daß wir möglichst bald nähere Einzelheiten über die ersten 4.000 Personen erhalten, sind wir in der Lage, die notwendigen Vorbereitungen zu treffen, um sie in ungefähr sechs Wochen in Empfang zu nehmen.
Canberra an den Staatssekretär für die Dominien, 01. Juli 1940
03.07.1940
Westküste - Irland, 03. Juli 1940
In den frühen Morgenstunden des 2. Juli, gegen 6.00 Uhr ist die Arandora Star, einer von HMS Blue Star Liners, von feindlichen Torpedos angegriffen und von einem deutschen U-Boot vor der Westküste Irlands versenkt worden. An Bord des 15.500 Tonnen Schiffes befanden sich 1.500 deutsche und italienische Internierte, die nach Kanada gebracht werden sollten. Den ersten Berichten zufolge herrschte grosse Panik auf dem sinkenden Schiff, die zuschauenden Nazi Offiziere benahmen sich auf arrogante und brutale Weise. Viele von ihnen sollen sogar betrunken gewesen sein. An Bord der Arandora Star fanden sich lediglich Nazis und italienische Faschisten. Das Internierten-Schiff hatte keinen Begleitschutz, ein solcher ist bei Schnellbooten dieser Art nicht vorgesehen. Da das Schiff aufgrund von Feindeshandlung versenkt wurde, kann an die Angehörigen der Opfer keine Entschädigung gezahlt werden.
BBC Bericht vom 03. Juli 1940
Liverpool - Pierhead, 10. Juli 1940 - An der hiesigen Anlegestelle werden 2.542 deutsche und österreichische Internierte auf die HMT Dunera verladen. Das 16-Tonnen Schiff, von der britischen Marine als Militärtransporter angemietet (HMT=Hired Military Transport), hat eine Personen-Kapazität von 1.600 Menschen, einschließlich Mannschaft. Unter den an Bord gebrachten Personen befinden sich auch 200 italienische Faschisten und 251 Nazi-Gefangene; als Überlebende des Arandora Star Unglücks sollen sie unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen untergebracht werden. Das Reiseziel ist unbekannt. Jedem Internierten wird 36,3 Kilo Handgepäck erlaubt. Für die zahlreichen Flüchtlinge aus Nazi-Deutschland bedeutet dies ihre gesamte Habe.
09.07.1940
Anfrage von Sir Geoffrey Whiskard an den australischen Premier Robert Menzies vom 09. Juli 1940
Die Regierung des Vereinigten Königreiches schlägt vor, nach Australien 2.700 Männer zu schicken, die Großbritannien am 10. Juli verlassen werden, und weitere 2.600 Männer, Frauen und Kinder am 16. Juli. Ein zusätzliches Schiff wird Großbritannien am 16. Juli verlassen, das 1.700 Personen aufnehmen kann. Ist die Commonwealth Regierung bereit, 500 dieser Personen aufzunehmen? Die Regierung von Neuseeland wird gebeten, weitere Personen zu übernehmen.
Ein Augenzeuge berichtet:
Bei der Einschiffung wurde den Internierten alles, was sie in der Hand oder Tasche trugen, abgenommen. Weniger wertvolle Gegenstände wie Handschuhe, Toiletten-Utensilien, Lebensmittel, Pfeifen etc wurden auf den Boden geworfen. Wertgegenstände wurden in Säcke gestopft oder verschwanden ganz offen in den Taschen der Soldaten, die die Durchsuchung vornahmen. Bald lagen geleerte Brieftaschen in Reihen auf Deck. Wertvolle Dokumente, Pässe und Ausreisepapiere, Zeugnisse aller Art wurden weggenommen, auf den Boden geworfen oder demonstrativ vor den Augen der Besitzer zerrissen. Proteste blieben erfolglos: Ihr braucht das alles nicht mehr, weil Ihr nach dem Krieg zurück nach Deutschland gebracht werdet. Nur wenige der weggenommenen Gegenstände tauchten nach der Landung wieder auf. In manchen Fällen wurden sogar Zahnbürsten, Seife, Notizbücher weggenommen. Alle Durchsuchungen wurden ohne Unterschiede ausgeführt und waren von gewaltsamen Akten begleitet. Eine hohe Geldmenge, wertvolle Artikel, Toiletten-Utensilien und wertvolle Dokumente sind so verschwunden.
Das Lied der Dunera
Zeitzeuge Emil Höchster
Zwei Schiffsladungen voll gingen voraus; die waren freiwillig. Zum Schluss waren nur noch 50 % des dritten Transports da und es hat geheißen: Alle Jugendlichen, alle Unverheirateten, alle irgendwelche Kategorien, müssen gehen, ob sie wollen oder nicht. Und da hatte ich die Möglichkeit, mich im Lager zu verstecken. Ich hatte dort einen Lehrer, Heinemann aus Fürth. Dem habe ich gesagt: Hör zu, wenn ich der Gestapo entronnen bin, dann kann ich auch den Engländern entrinnen. Wenn du mir drei Tage lang Lebensmittel in den Keller rein bringst, dann ist das Schiff weg und niemand fragt mehr nach mir. Er hat gesagt: Tu das niemals im Leben. Du kannst nicht wissen, was passiert. Die große Angst heute, im Juli 1940 ist, dass Hitler nach England kommen könnte. Und stell dir vor, er wird wirklich kommen und du hattest die Möglichkeit wegzufahren und du bist nicht gefahren. Also tu das nicht!? Was soll ich tun? Geh zu dem Offizier und sage, ich will nicht nach Kanada, denn ich will nicht nach Amerika. Ich habe ein Zertifikat nach Palästina und drum will ich nicht auf das Schiff. Und das habe ich gemacht. Ich bin zu dem Offizier gegangen, einem Major. Der sagte zu mir: You are the biggest fool of the country, du bist ein Narr, denn das ist der einfachste Weg um nach Palästina zu kommen. Sag ich: Do you know where Palestine is? Sagt er: I could not care less. You go on the boat! Und so kam ich auf das Schiff nach Kanada, obwohl ich nicht hin wollte?
Das Schiff, das Höchster gegen seinen Wunsch nach Kanada bringen sollte, war die Dunera, ein 1937 gebauter Truppentransporter, der nun mit 2 544 Internierten und ihrem Gepäck in Liverpool beladen wurde. Die Lebensbedingungen auf der Dunera waren hart, die Passagiere wurden wie Gefangene hinter Stacheldraht gehalten. An Bord herrschte drangvolle Enge, die Schlafplätze reichten bei weitem nicht aus und die hygienischen Bedingungen waren katastrophal.
Die Bewacher erwiesen sich als roh und wenig umgänglich. Bei den meisten von ihnen handelte es sich um begnadigte Strafgefangene, die man zur Bewährung freigelassen hatte und die sich bereits bei der Einschiffung hemmungslos an der Habe der Passagiere vergriffen hatten. Befehligt wurde die Dunera von Lieutenant-Colonel William Patrick Scott, der aus seiner antisemitischen Haltung keinen Hehl machte. Spannungen unter den Passagieren waren vorprogrammiert. Und die Juden protestierten zu wiederholten Malen ebenso entschieden wie vergeblich dagegen, mit deutschen Nazis zusammengepfercht zu werden.
Zu allen Unannehmlichkeiten an Bord kam für die Häftlinge eine weitere hinzu: Das Schiff fuhr nicht nach Kanada, sondern nach Australien.
Höchster:
Mir war das in Australien genauso gleich wie Kanada. Ich wollte nicht da und nicht dort hin. Ich war der einzige, der happy war, der zufrieden war. Andere haben sich das Leben genommen. Wie sollten sie nach Australien fahren, wenn die Familie in Südamerika ist.
Am 27. August erreichte die Dunera nach einer langen, abenteuerlichen Reise vorbei am Kap der Guten Hoffnung und nach zweimaligem Torpedobeschuss durch feindliche Schiffe, mit 2 542 Häftlingen an Bord den Hafen Fremantle im Südwesten Australiens. Unterwegs waren zwei Menschen gestorben, einer davon durch Selbstmord. Zwei Passagiere waren schwer krank, zwölf weitere dringend behandlungsbedürftig.
542 Passagiere, 342 Deutsche und 200 Italiener, wurden nach Melbourne verfrachtet. Für die anderen 2000 ging die Reise auf der Dunera bis zum 7. September 1940 weiter nach Sydney und von dort aus mit dem Zug in ein Lager nach Hay in New South Wales.
Höchster:
Das ist eines der interessantesten Lager, die Sie sich überhaupt vorstellen können. Und zwar weit weg in der Wüste mit Stacheldraht und ganz flach, schrecklich heiß, 45 Grad. Es gab auch 200 oder 300 deutsche Staatsangehörige, Nazis, die in England wirklich verhaftet worden sind, die zufällig in England waren und die man dann auch nach Australien geschickt hat. Aber die wurden vom Schweizer Konsulat vertreten. Wir haben uns geweigert, obwohl wir sogenannte Deutsche waren, dass die Schweizer uns vertreten. Denn dann hätten wir anerkannt, dass wir mit den Deutschen was zu tun hätten. Daraufhin hat man die Nichtjuden im Sommer in die Berge und im Winter in die Wüste gebracht - und uns im Sommer in die Wüste und im Winter in die Berge im Schnee.
Höchster landete im Camp Orange, im Sommer in der Wüste und im Winter im Schnee. Dieses Lager nahm 1000 deutsche und österreichische Juden auf. Die meisten von ihnen waren Akademiker: Rechtsanwälte, Professoren, Künstler, Lehrer, Ärzte, Musiker, Ingenieure, etc., die sich einst in ihrer Heimat erfolgreich eine Existenz aufgebaut hatten. Nun saßen sie in der Hitze und im Staub der australischen Wüste, fernab von jeglicher Zivilisation und scheinbar zum Nichtstun verdammt, während draußen die Welt im Umbruch war. Diese tausend Menschen begannen nun unter sich einen kleinen Staat aufzubauen, der demokratisch organisiert war und nach den Regeln der sozialen Marktwirtschaft funktionierte.
Höchster:
Jeder, der irgendeine Arbeit für die Allgemeinheit gemacht hat, ist bezahlt worden. Wovon hatte man Geld Ganz einfach, wir hatten folgende Verpflegung im Lager: Uniform, Essen und Schlafen. Jeder der irgendwie Geld hatte, der konnte es aus England transferieren. Und da war ein Millionäre dabei, der Kupferminen in der ganzen Welt hatte, der sagte: Hör zu, ich gebe euch 10 000 Pfund Sterling auf die Commonwealth Bank von Australien und damit fangen wir an das Lager zu finanzieren. Und zwar kaufen wir Ware in die Kantine, was wir wollen und jeder kriegt für seine Arbeit Geld. Und dann gibt er das Geld aus, um Ware zu kaufen. In der ersten Woche hat man einen Shilling bezahlt, dem Zahnarzt für die ganze Woche, der als Zahnarzt gearbeitet hat, die Ärzte, alle, jeder hat einen Shilling bekommen. Auch wer die Latrinen sauber gemacht hat. Spielte gar keine Rolle. Mit dem Geld haben die Leute in der Kantine gekauft. Die Preisdifferenz zwischen Ein- und Verkauf, der war der Verdienst des Lagers. Das Geschäft hat der Direktor von der Bayerischen Hypotheken- und Wechselbank geleitet. Man hat Geld investiert in Australien und langsam hat sich die Geschichte so entwickelt, dass einerseits die Leute beschäftigt waren, andererseits die Leute verdient haben?
Das Lager begann bald zu blühen: Mitten in der Wüste wurde Geld verdient und ausgegeben, wurden Operationen durchgeführt, Theater gespielt, Zeitungen gedruckt, Gottesdienste abgehalten und Gedichte rezitiert. Es wurden Universitätskurse in mehreren Disziplinen angeboten. Man konnte hebräisch und chinesisch lernen und das Abitur ablegen. Auch die koschere Ernährung war gesichert. Nachdem sich auch eine ganze Reihe von Mitgliedern eines renommierten Symphonieorchesters im Lager befand, gab man ein Konzert, zu dem die Bewohner des australischen Buschs aus weiter Entfernung angereist kamen.
Das Lager Camp Orange existierte nicht ganz zwei Jahre lang. Dann ließen die Briten ihre enemy aliens frei. Viele der ehemals Internierten schlossen sich den jüdischen Brigaden an und halfen bei der Befreiung ihrer früheren Heimatländer vom Faschismus. Doch nur wenige von ihnen kehrten auf Dauer dorthin zurück. Emil Elieser Höchster ließ sich in Palästina nieder und wirkte nach der Gründung des Staates Israel maßgeblich am Aufbau des Landes mit.
Quelle: Christiane Kolbet
Namensliste der deportierten
Opp
Oppenheim Leo * 18.04.1903 Bad Hersfeld Wohnort Bebra Pfarrstraße 21 und St Kilda (Melbourne) |
Inhaftiert 12.11.1938 – 12.04.1939 Konzentrationslager Buchenwald Emigration 01.08.1939 England (Interniert unter anderem auf der Isle of Man) Transport 10.07.1940 mit Truppentransporter HMT Dunera ab Liverpool - Australien 00.09.1940 – 12.01.1941 Internierungslager Hay in New South-Wales 13.01.1941 – 08.10.1942 Internierungslager Tatura im Bundesstaat Victoria |