Reichsbahnfahndungsdienst

Fahndungsdienst der Deutschen Reichsbahn/Reichsbahnpolizei
Gemäß Runderlass des Reichsführers SS und Chefs der Deutschen Polizei und des Reichsverkehrsministeriums (RdErl.d.RFSSuChdDtPol. u.d.RVM) vom 1.3.1944 -S-V A 1 Nr. 97/44 u. 11 Vubdg 66/44 in Ausführung der Bestimmungen in Ziff. 1 des RdErl. v. 15.3.1943(MBliV. S. 467) über Sicherheitspol. - Reichsbahnfahndungsdienst, führen die Reichsbahnfahndungsbeamten eine Erkennungsmarke aus gelbem Metall von 2mm Stärke, ovaler Form, 5cm Länge, 3,5cm Breite. Sie zeigt auf der einen Seite das Hoheitszeichen des Großdeutschen Reiches und auf der anderen Seite die Inschrift „Reichsbahnfahndungsdienst" und die laufende Nummer des Dienstausweises des Inhabers.

Geitman Hans

Hans Geitmann, 1942-1945 Präsident der Reichsbahn in Oppeln, in seinem Zuständigkeitsbereich lag Auschwitz, wird 1957 Mitglied des Vorstandes der Deutschen Bundesbahn.

Gerteis Adolf

Adolf Gerteis, Präsident der Ostbahn, u.a. verantwortlich für den Bereich des besetzten Polens, in dem die meisten Vernichtungslager standen, wurde nach 1945 Direktor der Deutschen Bundesbahn

Weber Egon

Egon Weber, 1943 Zugführer mehrerer Todeszüge auf der Eisenbahnlinie Bialystok-Treblinka, in den 80er Jahren Bundesbahnobersekretär in Hamburg:
Die Schießereien längs des Zuges habe ich zwar gehört, aber nicht gesehen. Ich drehte mich nämlich nie um und sah nie nach hinten. Ich blickte immer nach vorne.

07.10.1928

Die Deutsche Reichsbahn schafft die 4. Klasse ab, die nur über Stehplatze verfügte.

27.02.1942

Die Direktion der Deutschen Reichsbahn in Oppeln wendet sich an das Reichsverkehrsministerium mit der Bitte, die Kostenrechnung für die Beförderung von Häftlingen des KL Auschwitz und der sie beaufsichtigenden SS-Männer zur Bahnrampe des IG-Farbenwerkes nach Dwory zu bestätigen. In dem Schreiben wird angegeben, daß die Kommandantur des KL Auschwitz Güterwaggons zur Beförderung der Häftlinge und Aufseher angefordert habe. Die Beförderung habe im Juli 1941 begonnen. In einem Waggon fänden 100 Häftlinge Platz. Dem IG-Farbenkonzern wird erklärt, daß ein Monatsfrachtbrief ohne Genehmigung des Reichsverkehrsministeriums nicht ausgestellt werden dürfe. Bei der Errechnung der Kosten für die Beförderung wird die täglich beförderte Zahl der Häftlinge und Aufseher zugrunde gelegt und nach einer Monatskarte dritter Klasse bis zu zehn Kilometer berechnet. Bis Ende Dezember 1941 sind insgesamt 158 569 Häftlinge und SS-Männer befördert worden. Die Gesamtkosten der Beförderung werden auf 45 636,80 Reichsmark festgelegt.

Beförderungskosten 1941
Juli 1941
Zahl der Beförderten 3215
Betrag 906,40

August 1941
Zahl der Beförderten 28995
Betrag 8236,80

September 1941
Zahl der Beförderten 34594
Betrag 10146,40

Oktober 1941
Zahl der Beförderten 34111
9680,00

November 1941
Zahl der Beförderten 33028
Betrag 9680.00

Dezember 1941
Zahl der Beförderten 24626
Betrag 6987,20

10.03.1942

Die Eisenbahnabteilung des Reichsverkehrsministeriums beauftragt die Direktion der Reichsbahn in Oppeln, erneut eine Kalkulation der Beförderungskosten von Häftlingen und der sie beaufsichtigenden SS-Männer vom KL Auschwitz nach Dwory bei Auschwitz anzufertigen

12.05.1942

Die Direktion der Deutschen Reichsbahn in Oppeln erstellt für das Berliner Reichsverkehrsministerium eine Selbstkosten-Kalkulation über die Beförderung der Häftlinge des KL Auschwitz und der sie beaufsichtigenden SS-Männer zur Baustelle der IG-Farbenwerke in Dwory bei Auschwitz. Es wird angegeben, daß Hin- und Rückbeförderung eines Häftlings 0,29 Reichsmark kosten; demnach betrage das Beförderungsentgelt für 158 569 Häftlinge und Männer der SS-Wachmannschaften in der Zeit zwischen Juli und Dezember 1941 insgesamt 45 985,01 Reichsmark. Nach der früheren Kalkulation habe das Beförderungsentgelt noch 45 636,80 Reichsmark betragen; demnach belaufe sich die Kostenabweichung auf 348,21 Reichsmark. Wegen der geringen Differenz bittet die Direktion der Deutschen Reichsbahn in Oppeln eine einfachere Kalkulation auf der Basis eines Monatskartentarifs anfertigen zu dürfen

28.07.1942 Aktion Reinhard

Berlin W 8, den 28. Juli 1942
Voßstraße 35

Ganzenmüller Albert Dr.-Ing.
Staatssekretär im Reichsverkehrsministerium
Stellvertretender Generaldirektor
der Deutschen Reichsbahn

Herrn
SS-Obergruppenführer Wolff
Berlin SW 11
Prinz-Albrecht-Str. 8
Persönlicher Stab des Reichsführers SS

Sehr geehrter Pg. Wolf!
Unter Bezugnahme auf unser Ferngespräch vom 16. Juli teile ich Ihnen folgende Meldung meiner Generaldirektion der Ostbahnen
(Gedob) in Krakau zu Ihrer gefälligen Unterrichtung mit:
Seit dem 22. 7. fährt täglich ein Zug mit je 5000 Juden von Warschau über Malkinia nach Treblinka, außerdem zweimal
wöchentlich ein Zug mit 5000 Juden von Przemysl nach Belzek. Gedob steht in ständiger Fühlung mit dem Sicherheitsdienst
in Krakau. Dieser ist damit einverstanden, daß die Transporte von Warschau über Lublin nach Sobibor (bei Lublin) solange ruhen,
wie die Umbauarbeiten auf dieser Strecke diese Transporte unmöglich machen (ungefähr Oktober 1942).
Die Züge wurden mit dem Befehlshaber der Sicherheitspolizei im Generalgouvernement vereinbart. SS- und Polizeiführer des
Distrikts Lublin, SS-Brigadeführer Globotschnigg, ist verständigt.

Heil Hitler!
Ihr ergebener
(Ganzenmüller)

13.08.1942 Aktion Reinhard

Führer-Hauptquartier
13. August 1942

An den
Herrn Staatssekretär im Reichsverkehrsministerium
Stellvertretender Generaldirektor der Deutschen Reichsbahn
Dr.-Ing. Ganzenmüller
Berlin W 8 Voßstraße 35

Lieber Parteigenosse Ganzenmüller!
Für Ihr Schreiben vom 28. 7. 1942 danke ich Ihnen - auch im Namen des Reichsführers-SS - herzlich.
Mit besonderer Freude habe ich von Ihrer Mitteilung Kenntnis genommen, daß nun schon seit 14 Tagen
täglich ein Zug mit je 5000 Angehörigen des auserwählten Volkes nach Treblinka fährt und wir doch auf diese
Weise in die Lage versetzt sind, diese Bevölkerungsbewegung in einem beschleunigten Tempo durchzuführen.
Ich habe von mir aus mit den beteiligten Stellen Fühlung aufgenommen, so daß eine reibungslose Durchführung
der gesamten Maßnahmen gewährleistet erscheint. Ich danke Ihnen nochmals für die Bemühungen in dieser
Angelegenheit und darf Sie gleichzeitig bitten, diesen Dingen auch weiterhin Ihre Beachtung zu schenken.

Mit besten Grüßen und
Heil Hitler!
I.erg.
W.

23.01.1943 Aktion Reinhard

Schreiben Himmlers vom 23. Januar 1943 an Dr. Ganzenmüller

Geheim
Nun komme ich noch mit einer wichtigen Frage: Eine Voraussetzung für die Befriedigung des
General-Gouvernements von Bialystok und von russischen Gebieten, ist der Abtransport der
ganzen Bandenhelfer und Bandenverdächtigen.
Dazu gehört auch in erster Linie der Abtransport der Juden. Ebenso gehört der Abtransport der Juden
aus dem Westen dazu, da wir sonst in diesen Gebieten ebenfalls mit einer Erhöhung der Anschläge zu
rechnen haben. Hier brauche ich Ihre Hilfe und Ihre Unterstützung. Ich muß, wenn ich die Dinge rasch
erledigen will, mehr Transportzüge bekommen. Ich weiß sehr wohl, wie angespannt die Lage für die Bahn ist
und welche Forderungen an Sie immer gestellt werden.
Trotzdem muß ich an Sie die Bitte richten: Helfen Sie mir und verschaffen Sie mir mehr Züge.

Himmler

15.01.2005

Offener Brief vom 15.01.2005
An die
Deutsche Bahn AG Konzernleitung Potsdamer Platz 2 10785 Berlin

Sehr geehrter Herr Mehdorn, sehr geehrte Damen und Herren,
wie wir aus der Presse erfahren, lehnt es die Deutsche Bahn AG ab, auf ihren Bahnhöfen an die Todeszüge französischer und deutscher Kinder zu erinnern, die zwischen 1942 und 1944 über das reichs deutsche Schienennetz nach Auschwitz rollten. Etwa 11.000 verschleppte Kinder allein aus Frankreich passierten die Gleisanlagen in Saarbrücken, Mannheim, Frankfurt a.M., Fulda und Dresden, bevor sie einem grausamen Tod ausgeliefert wurden. Die genaue Zahl der Opfer anderer Nationen, die auf dem Schienenweg in die Vernichtung geschickt wurden, ist unbekannt. Es dürfte sich um mehrere Hunderttausend Menschen handeln.
Sicherlich befinden sich im Kreis Ihrer Unternehmensleitung Väter und Mütter, die das Schicksal der Deportierten nachempfinden können, wenn sie an das Leben ihrer eigenen Kinder denken.

II
60 Jahre nach der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz erfüllt es uns mit Trauer, Fassungslosigkeit und Entsetzen, dass sich die deutschen Massenverbrechen auch auf 11.000 Kinder und Jugendliche aus Frankreich erstreckten, die von ihrem Schienenweg in den Tod nie mehr zurückkehrten.
An diese Kinder erinnert eine Wanderausstellung auf den Bahnhöfen der französischen Staatsbahn SNCF, die der Vorstandsvorsitzende dieses Unternehmens jüngst zum Anlass nahm, im Pariser Gare du Nord die Mitverantwortung der SNCF einzugestehen.
Wir halten es für unabweisbar, dass sich die Deutsche Bahn AG als Rechtsnachfolgerin der Deutschen Reichsbahn in einem vergleichbaren öffentlichen Akt zu ihrer Mitverantwortung bei der Durchschleusung von Todestransporten nach Auschwitz und zu anderen Vernichtungs statten anlässlich des bevorstehenden Jahrestages der KZ-Befreiung bekennt. Für ebenfalls notwendig halten wir die Präsentation der Ausstellung auf den betroffenen deutschen Personenbahnhöfen.
Repräsentantin der Ausstellungsorganisatoren ("Fils et Filles des Juifs Deportes de France"/F.F.D.J.F.) ist Madame Beate Klarsfeld (Paris).
Eine Marginalisierung der Erinnerung durch Verweis des Ausstellungsgedenkens in das Bahnmuseum Nürnberg lehnen wir ab. Eine solche Präsentation wäre unangemessen, weil nur einer beschränkten Öffentlichkeit zugänglich. Wir möchten
Sie bitten, eine in sämtlichen Teilen der Bundesrepublik wahrnehmbare Darstellung des Schicksals der 11.000 Kinder und der übrigen Deportierten im Fahrgastbereich Ihres Unternehmens noch im Laufe dieses Jahres zu ermöglichen. Für diesen Fall bieten wir unsere Unterstützung an.
Gleichzeitig rufen wir dazu auf, in den betroffenen Bahnhofsstädten sowie an anderen Orten Aktionskomitees zu bilden, um das Gedenken an die über deutsche Gleisanlagen verschleppten Menschen, darunter 11.000 Kinder aus Frankreich, anlässlich des bevorstehenden Jahrestages der Häftlingsbefreiung im KZ Auschwitz angemessen, würdig und entschlossen durchzusetzen.
Wir hegen die Hoffnung, dass Sie dieser Initiative beitreten können, und stehen für Rückfragen jederzeit zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen
gez.
Prof. em. Dr. Martin Bennhold (Universität Osnabrück), Tatjana Engel (Lehrerin), Lothar Evers (Support for Survivors of Nazi Persecution International), Prof. Dr. Gudrun Hentges (Fachhochschule Fulda), Anne Klein (Historikerin), Hans-Rüdiger Minow (Regisseur), Bernhard Nolz (Träger des Aachener Friedenspreises), Andreas Plake (Sozialwissenschaftler), Prof. em. Dr. Wolfgang Popp (Universität Siegen), John Rosenthal (Publizist), Christoph Schwarz (Lehrer)

Auschwitz

Bahnhof Auschwitz/Rampe

Oberinspektor (Reichsbahn)
Barthelmäs Adolf
* 21.05.1900 in Schrozberg
† 12.02.1976 Stuttgart-Birkach
00.10.1939 bis 1945 Vorsteher der Güterabfertigung am Bahnhof Auschwitz