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geb. Ort Ludwigshafen am Rhein
geb. Land Deutschland, Bundesland Rheinland-Pfalz, kreisfreie Stadt Ludwigshafen am Rhein
Sie war die Tochter des Richters Theodor Meyer, der seit 1906 beim Reichsgericht in Leipzig tätig gewesen war, und Hermine, geb. David. Sie war Chemikerin und verheiratet mit Dr. phil. Kurt Schuster. Sie hatten die gemeinsame Tochter, Gropp Dorothea geb. Schuster. Marie Schuster war jüdischer Abstammung. Sie war bei der Badischen Anilin und Soda Fabrik beschäftigt. Das Unternehmen fusionierte später mit der I.G. Ludwigshafen/Oppau. Hier lernte sie auch ihren Ehemann Dr. phil. Kurt Schuster kennen, der ebenfalls als Chemiker in dem Unternehmen beschäftigt war. Marie hatte das Unternehmen aber bereits 1925 verlassen. Sie und ihr Mann, waren seit 1927 Mitglieder der Demokratischen Partei, später der Staatspartei. Bei den Wahlen zum Reichstag am 05.03.1933 war ihr Mann an erster Stelle der Wahlliste der Staatspartei für die Pfalz genannt. Viele Freunde der Familie Schuster, die jüdischer Abstammung waren, hatten Deutschland bis 1937 verlassen. Andere waren als Quäker religiös orientiert, aus Sicht der Nationalsozialisten folglich Außenseiter, eine Randgruppe. Der Freundeskreis um Kurt und Marie Schuster hatte eine jüdischen Familie unterstützt, die sich ihrer Deportation durch Flucht entzogen hatte. Einige Zeit war diese jüdische Familie offenbar von Schuster und seinen Freunden versteckt worden. Die Akten der Gestapo weisen nach den Ereignissen um Stalingrad eine deutlich erhöhte Tätigkeit der Geheimen Staatspolizei aus. Das Regime reagierte zunehmend empfindlicher auf jede Form von Opposition. Waren die sogenannten Mischehen aus Sicht der Nationalsozialisten schon immer suspekt, erhöhte sich nun die Überwachung durch die entsprechenden Staatsorgane. Nachdem im April 1943 Freunde von Dr. Schuster verhaftet worden waren, rechnete Familie Schuster auch mit einer möglichen Festnahme. Wie fast immer in jenen Tagen fand sich ein Denunziant, der Anschuldigungen erhob. Im Fall von Familie Schuster war es das Abhören ausländischer Sender.
Kurt Schuster schildert die Ereignisse nach seiner Befreiung aus dem KZ 1945 wie folgt: Am 27. Mai 1943 abends wurde ich telefonisch für den nächsten Tag 9:00 Uhr zur Gestapo bestellt, die in der Uhlandstraße ihren Sitz hatte. Wir saßen am Abend noch zusammen in unserer Küche mit dem Blick auf den Garten bei einem Glas Rotwein, wir waren gefaßt, so als ob etwas lang Erwartetes, uns als Schicksal Zugedachtes nun eingetreten und durchgestanden werden müsste. Die Hälfte der Flasche Wein wurde für das Wiedersehen aufgehoben, das allerdings nie stattgefunden hat. Dr. Curt Schuster wurde von der Gestapo drei Stunden verhört. Der Vorwurf, ausländische Sender gehört zu haben, konnte nicht entkräftet werden. Nach der Schilderung von Schuster war das Verhör eine Mischung aus Vertraulichkeit und Aggressivität. Kurt Schuster war vom 28.05.bis 10.09.1943 im Amtsgerichtsgefängnis in Ludwigshafen und vom 10.09. bis 01.11.1943 in Frankenthal und Zweibrücken in Haft.
Marie Schuster wurde am 06.09.943 um 16:30 Uhr im Gefängnis Frankenthal von Ludwigshafen eingeliefert. Ihre Akte trug den Hinweis Marie Schuster Sara. Jüdische Frauen mußten zwangsweise den Zusatznamen Sara tragen. Mit diesem Zusatz Sara war das Schicksal von Marie Schuster entschieden. Der Vermerk Untersuchungshaft wurde gestrichen und durch die Anmerkung Polizeihaft Saarbrücken ersetzt. Das Hören fremder Sender wurde zur Nebensache, die jüdische Identität stand im Vordergrund. Während des Bombenangriffes auf Ludwigshafen am 05./06. September 1943 sah sie ihren Mann ein letztes mal, als sich beide unverhofft auf dem Hof des Gefängnisses begegneten. Nach einem Brand waren die Türen der Zellen geöffnet worden, die Häftlinge konnten den Schutzraum im Keller aufsuchen.
Am 15.12.1943 durfte die Dorothea die Tochter von Familie Schuster die Mutter ein letztes Mal besuchen. Am 10.01.1944 wurde die Leitung der Haftanstalt in Frankenthal von der Gestapo Saarbrücken angewiesen, Frau Schuster mit dem nächsten Gefangenensammeltransport „nach dem Konzentrationslager Auschwitz /O. Schl. zu überführen.“ Die Akte schließt mit dem Hinweis vom 19.01.1944, daß Frau Schuster um 9:00 Uhr nach Auschwitz überführt wurde, in Büchern und Listen wurde der Name Marie Schuster am 19.01.1944 ausgetragen. Sie hat Auschwitz nicht überlebt. Freunde und Kollegen von Dr. Schuster aus Ludwigshafen hatten versucht, eine Anstellung von Frau Schuster in dem I.G. Werk Auschwitz zu erreichen. Dies war allerdings gescheitert. Solche Vorhaben wurden von Dr. Otto Ambros nicht unterstützt. Im April 1944 wurde Kurt Schuster von seinem Bruder informiert, daß Marie Regina Schuster in Auschwitz gestorben sei. Eine amtliche Sterbeurkunde nennt den 14.03.1944 als Todestag, sie starb im Alter von 54 Jahren, die Ursache seien Phlegmone gewesen. Dr. Schuster ging davon aus, daß an seiner Frau medizinische Versuche unternommen worden waren.Kurt Schuster war bis zu seiner Befreiung 1945 weiterhin für die I.G. Farben tätig, nun aber als Häftling und nicht mehr in Ludwigshafen, sonder in den Leunawerken. Die Tochter der Familie stand seit der Verhaftung der Eltern allein in Ludwigshafen den Bombenangriffen der Alliierten gegenüber.
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