SS-Unterscharführer

* 23.03.1907 in Thurm
† 1987 in Thurm

Reichsdeutscher

Beruf: Expedient

ab 00.01.1933
Mitglied der Allgemeinen SS (Mitglieds Nu. 61 842)

ab 27.02.1933
Mitglied der NSDAP (Mitglieds Nu. 1 740 123)

21.10.1937
Im Oktober 1937 verpflichtete sich Riedel als Spitzel für den Sicherheitsdienst (SD) der SS zu arbeiten.
(Riedel wurde als V-Mann unter der Nummer 45 404/XV vom SD-Inland der Spionageabwehr im SD-Unterabschnitt Zwickau, Außenstelle Zwickau für die Abteilung III/21 tätig.)

ab 01.09.1939
Dienst in der Waffen-SS

Wachdienst im KL
Dachau

ab 20.07.1940
Mitglied der Bewaffneten Verbände der SS

vor 1945 Angehöriger der Lagermannschaft im KL
Auschwitz
(Riedel leitete dort die Nachrichtenstelle des KZ mit der Funkstelle, den Fernschreibern und die Telefonzentrale. In dieser Dienststelle Abteilung I/A des KZ wurden sämtliche Nachrichtenverbindungen zu den zentralen Ämtern und Dienststellen der SS und regional zur Geheimen Staatspolizei (Gestapo) abgewickelt. Die eingehenden Befehle und Erlasse für das KZ wurden von der Funkstelle, die mehrere weibliche Hilfskräfte beschäftigte, angenommen. Auch die Meldungen über die ankommenden Häftlingstransporte wurden über die Funkstelle bearbeitet.)

01.12.1941
Beförderung zum SS-Sturmmann

Auschwitz, 4. Dezember 1941
Kommandanturbefehl Nr. 33/41
Mit Wirkung vom 1. Dezember 1941 wurde der SS-Schütze d. Res. Riedel Paul zum SS-Sturmmann d. Res. befördert

01.05.1943
Beförderung zum SS-Rottenführer

01.09.1943
Beförderung zum SS-Unterscharführer

22.05.1944
Am 22. Mai 1944 unterschrieb Paul Riedel am Standort Auschwitz, einen „Verpflichtungsschein“.
(In dessen Punkt 2 hieß es: „Über alle während der Judenevakuierung durchzuführenden Maßnahmen habe ich unbedingte Verschwiegenheit zu bewahren, auch gegenüber meinen Kameraden.“ Und Punkt 3 verlangte vom Unterzeichner, dass er sich „mit meiner ganzen Person und Arbeitskraft für die schnelle und reibungslose Durchführung dieser Maßnahme“ einsetzen müsse.

00.04.1945 - 00.12.1949
in sowjetischer Kriegsgefangenschaft

Orden, Ehrenzeichen und Medaillen
SA-Sportabzeichen in Bronze

1969
Riedel arbeitete 1969 als Lagerarbeiter im VEB Elektromotorenwerk in Thurm

BV für Staatssicherheit Karl-Marx-Stadt
Abteilung XX/4
Karl-Marx-Stadt, den 23.01.1969
Uk/Tra

Maßnahmeplan
zur Bearbeitung des Überprüfungsvorganges Reg.-Nr. 658/60

Im Vorgang wird der
Riedel, Paul
geb. ein 23.03.1907 in Thurm
beschäftigt als Lagerarbeiter im VEB Elektromotorenwerk Thurm
wohnhaft: Thurm, Krs. Zwickau, 37
bearbeitet.

R. war aktives Mitglied der NSDAP und V-Mann der Gestapo. Er soll heute der verbotenen Organisation "Zeugen Jehova" angehören. Weiterhin soll er zwei Personen denunziert haben, die ausländische Sender abgehört hatten. Beide wurden verhaftet und in ein KZ eingeliefert. Einer von beiden soll im KZ umgekommen sein, während der andere nach seiner Entlassung aus dem KZ im Krieg gefallen ist. Dieser Fakt konnte bisher nicht bewiesen werden.
Fest steht, daß er als SS-Angehöriger Aufsichtsführender im KZ Auschwitz gewesen ist und V-Mann der Gestapo war.

Zur Klärung des Sachverhaltes und eventueller begangener Verbrechen gegen die Menschlickeit machen sich folgende Maßnahmen notwendig:
1. In einem Schreiben an die HA XX Berlin, über den Leiter, Genossen Oberst Kienberg, wird gebeten, folgendes festzustellen:
Überprüfung aller Unterlagen über das KZ Ausschwitz, der Gestapo-Leitstelle Chemnitz, Zwickau und gelaufener Prozesse zur Person Riedel

Anforderung der Archivunterlagen, aus denen hervorgeht, daß er Aufsichtshabender im KZ Auschwitz war, die Denunzierung bestätigt wird, sowie seine V—Mann Tätigkeit
[handschriftliche Ergänzung: Extra Anschreiben machen.
- Über die VVN in Berlin sind Personen in Erfahrung zu bringen, die im KZ Auschwitz waren und ihren Wohnsitz in der DDR haben
[Dieser Absatz wurde handschriftlich abgehakt.]
Es ist zu prüfen, ob die Möglichkeit besteht, polnische Überlebende aus dem KZ Auschwitz unter Vorlage eines Bildes zur Person des Riedel zu befragen.
[Dieser Absatz wurde handschriftlich abgehakt.]

Termin: 31.01.1969
Veantwortlich: Ltn. Uksa [handschriftliche Ergänzung: erl.]

2. Aktualisierung des Persönlichkeitsbildes durch Ermittlungen im Wohngebiet und auf der Arbeitsstelle.
Termin: 08.02.1969
Verantwortlich: Ltn. Uksa

3. Durch eigene Agenturen ist zu klären, ob der Riedel der verbotenen Organisation "Zeugen Jehova" angehört. Die IMV "Quermann" und [unterstrichen: "Günther"] werden entsprechend instruiert.
[handschriftliche Ergänzung: R. ist Hundezüchter; Variante für "Günther"]
Termin: 08.02.1959
Verantwortlich: Ltn. Uksa
[handschriftlich Ergänzung: Auftrag erteilt.]

4. Bei der VVN im Bezirk ist in Erfahrung zu bringen, ob noch. Personen existieren, die im KZ Auschwitz waren.
Termin: 15.02.1969
Verantwortlich: Ltn. Uksa [handschriftliche Ergänzung: erl.]

5. Befragung der festgestellten Personen unter Vorlage des vorhandenen Bildes. Dabei ist zu klären, ob ihnen diese Person bekannt ist und was können sie über die Tätigkeit im KZ Auschwitz angeben.
Termin: 05.03.1969
Verantwortlich: Ltn. Uksa

6. Mit der KD Zwickau ist zu klären, welche eingesetzt werden können zur Vervollständigung des Persönlichkeitsbildes
Termin: 15.02.1969
Verantwortlich: Ltn. Uksa

7. Der damalige Wohnungsnachbar derjenigen Bürger, die von Riedel denunziert wurden, ist festzustellen und eine Befragung zum Fakt durchzuführen.
Termin: 15.03.1969 [handschriftliche Ergänzung: erl.]
Verantwortlich: Ltn. Uksa

Uksa
Leutnant
Quelle: BStU, MfS, BV Karl-Marx-Stadt, AOP, Nr. 59/71