SS-Unterscharführer

* 08.09.1912 in Berlin-Neukölln
letzter bekannter Wohnort:
Barrien (Syke)

Volksschule

Lehre als Maler und Dekorateur (nach eineinhalb Jahren abgebrochen)

Arbeit auf einem Binnenschiff
(Nach seiner Abmusterung in Hamburg wurde er als Minderjähriger von der Polizei aufgegriffen und vom Jugendamt im Einvernehmen mit seinem Vater für eineinhalb Jahre in einem Bremer Erziehungsheim untergebracht.)

1931
kehrte nach Berlin zurück und arbeitete als Hilfsarbeiter.

1933 - 1934
Reichsarbeitsdienst in Merseburg bei Halle

1935
arbeitete als Maler und Dekorateur, dann als Hilfsarbeiter in einer Sprengstofffabrik in Reinsdorf bei Wittenberg.
(Westfälisch-Anhaltische Sprengstoff-Actien-Gesellschaft Reinsdorf (WASAG))

1937
heiratet Elisabeth S. Das Paar hatte zwei Töchter.

1938
zum Grenzschutz nach Gleiwitz an der polnischen Grenze versetzt.

1939
wurde die Ehe geschieden.

ab 11.03.1940
Dienst in der Wehrmacht an die Ostfront (Obergefreiter)
(Wegen gesundheitlicher Schäden aufgrund seiner Tätigkeit in der Sprengstofffabrik wurde er in verschiedenen Lazaretten behandelt.)

1943
Nach einer kurzzeitigen Versetzung zur Bahnpolizei, einem Einsatz in Polen und einer Wehrausbildung kam Rex 1943 an die Ostfront zurück. Einer Schädelverletzung folgten erneut Lazarett- aufenthalte. Frontuntauglich wurde er zum Grenadier-Ersatzbataillon 53 in Naumburg versetzt.

ab 1944
Kommandoführer eines Kriegsgefangenenlagers in Dommitsch an der Elbe.

15.06.1944
Übernahme in die Waffen-SS

28.06.1944
Beförderung zum SS-Rottenführer

Angehöriger der Lagermannschaft im KL
Auschwitz, KL Monowitz u. NL Laurahütte

00.01.1945
Im Januar 1945 wurde Rex zu einer Einheit der SS-Sonderformation Dirlewanger nach Krakau versetzt. Nach einem kurzen Fronteinsatz kehrte er nach Laurahütte zurück

00.01.1945
Begleitung eines Räumungstransport von Häftlingen in das KL Mauthausen (Hanomag (Hannoversche Maschinenbau AG)/Linden). Von dort kam er mit einem weiteren Häftlingstransport in das Außenlager
Hannover-Mühlenberg des KL Neuengamme, wo er bis zur Räumung des Lagers Anfang April 1945 als Wachmann Dienst tat.

04.04.1945
Begleitung eines Häftlingstransport in das KL
Bergen-Belsen. Anschließend kam er ins Hauptlager Neuengamme und von dort wieder an die Front

1945 - 1961
Friedrich-Wilhelm Rex lebte unter falschem Namen in Barrien Kreis Syke (Niedersachsen)

01.03.1957
Donay Wilhelm, Barrien bei Syke: Aufbaudarlehen für den Wohnungsbau und Kriegsschadenrente

In den 1960er-Jahren heiratete er erneut und hatte vier Kinder

ab 1974
ab 1974 ermittelte die Zentrale Stelle der Landesjustizverwaltungen zur Aufklärung nationalsozialistischer Verbrechen in Ludwigsburg gegen ihn wegen Mordes

1975
bis 1975 unter anderem als Lagerist tätig.

1976
die Staatsanwaltschaft Hannover leitet ein Ermittlungsverfahren ein

ab 02,06.1980
vor dem Landgericht Hannover beginnt die Hauptverhandlung wegen Mordes in zwei Fällen auf dem Räumungsmarsch vom Außenlager Hannover-Mühlenberg zum KL Bergen-Belsen

31.07.1980
Am 31. Juli 1980 wurde Friedrich-Wilhelm Rex zu sechs Jahren Zuchthaus verurteilt. Aus gesundheitlichen Gründen blieb er nach einem Beschluss des Oberlandesgerichts Celle von der Haft verschont.

31.07.1981
Auszug aus dem Urteil des Landgerichts Hannover
Am 15. Juni 1944 wurde er mit seiner Einheit zur Waffen-SS übernommen, und zwar zum 1. SS-Totenkopf Sturmbann, und zur Bewachung des Konzentrationslagers Auschwitz abkommandiert. Er erhielt die Uniform der Waffen-SS, ein Soldbuch als SS-Mann und den SS-Angleichungsdienstgrad eines SS-Rottenführers. Eine SS-Nummer erhielt der Angeklagte nicht.

Zuerst trat er als Mitglied der Wachmannschaft in dem zum Konzentrationslager Auschwitz gehörenden Konzentrationslager Monowitz Dienst. Am 11. September 1944 wurde er im Konzentrationslager Monowitz zur Abteilung ItI als Blockführer kommandiert und am 20.10.1944 zum Kommandanturstab des Konzentrationslagers Monowitz versetzt. Vom 15.09.1944 an versah er Dienst als Blockführer in dem zum Konzentrationslager Auschwitz-Monowitz gehörenden Arbeitslager Laurahütte, nachdem er schon im August 1944 dorthin überstellt sein will, und zwar spätestens kurz vor seinem Geburtstag, dem 8. September.

In Laurahütte traf der Angeklagte die Zeugin Rosa Rex geborene Kuzma - damals verheiratete Donay wieder. Sie hatte zwischenzeitlich in dem Ort Laurahütte bei der Post gearbeitet. Als dort im Januar 1944 Arbeitskräfte zur Rüstungsindustrie abgezogen wurden, kam sie als Sekretärin zu der Firma Oberschlesische Gerätebau/Rheinstahl-Borsig in Laurahütte, die in dem Arbeitslager untergebracht war. Die Zeugin war damals 25 Jahre alt. Der Angeklagte und sie waren oft zusammen. Sie zeigte ihm die Ortschaft Laurahütte und die Umgebung und allmählich entwickelte sich zwischen den beiden ein Liebesverhältnis.
In der zweiten Hälften des Jahres 1944 ein genauer Zeitpunkt läßt sich nicht feststellen wurde gegen den Angeklagten ein Verfahren vor dem SS-Sondergericht eingeleitet. Die Verhandlung fand im Konzentrationslager Auschwitz statt. Die näheren Umstände dieses SS-Sondergerichtsverfahrens, das wohl im Dezember 1944 stattgefunden hat, konnten in der Hauptverhandlung nicht aufgeklärt werden. Der Angeklagte hat dazu gesagt, er sei wegen verbotenen Umganges mit Gefangenen - es habe sich dabei um einen Vorwurf aus der Zeit gehandelt, als er Kommandoführer des alliierten Kriegsgefangenenlagers in Domnätsch/Elbe gewesen sei - zu einer Freiheitsstrafe von 4 Monaten, zusätzlich zu einem Monat wegen Ungebührs vor Gericht, verurteilt worden. Er sei außerdem zum Schützen degradiert worden und habe Frontbewahrung bei einer Sondereinheit erhalten. Diese Einlassung des Angeklagten läßt sich letztlich nicht widerlegen, weil eine Vernehmungsniederschrift vom 18. Dezember 1944 des Angeklagten durch die Gerichtsabteilung des Konzentrationslagers Auschwitz vorliegt. Von Laurahütte aus wurde der Angeklagte Mitte Januar 1945 zu einer Untergruppe des Strafbataillons "Dirlewanger" nach Krakau versetzt- Die Zeugin Rosa Rex begleitete ihn am 14. bzw. 15. Januar 1945 bis Auschwitz. Von dort aus fuhr der Angeklagte mit der Bahn weiter nach Krakau zum Fronteinsatz. Nach einigen Tagen wurde seine Einheit bei Kämpfen in der Nähe von Nikolay von den Russen aufgerieben. Der Angeklagte setzte sich ab und kehrte zu seiner alten Einheit nach Laurahütte zurück, wo er am 22.01.1945 angekommen sein will. Dort wurde er wieder als Rottenführer eingesetzt. Bis zur Evakuierung des Lagers Laurahütte tat er dort wieder Dienst.

Als die russischen Truppen sich im Laufe des Monats Januar 1945 dem Lager Laurahütte näherten, wurde das Lager aufgelöst. Der Angeklagte machte mit zwei Feuerwerkern das Fabrikationsgelände des Lagers Laurahütte sprengreif. Zu einer Sprengung kam es jedoch nicht mehr. Er begleitete mit den übrigen Angehörigen der SS-Wachmannschaft den mit der Eisenbahn durchgeführten Evakuierungstransport der Häftlinge in das Konzentrationslager Mauthausen in Österreich. Als Angehörige des zivilen Firmenpersonals fuhr die Zeugen Rosa Rex ebenfalls in dem Transportzug mit. Im Februar 1945 kam der Angeklagte als Angehöriger der SS-Wachmannschaft mit einem Teil der von Laurahütte nach Mauthausen überführten Häftlinge in einem neuen Eisenbahntransport in das zu dem Konzentrationslager Hamburg-Neuengamme gehörende Außenlager Hannover-Mühlenberg.
Die Zeugin Rosa Rex wollte sich von dem Angeklagten nicht trennen und fuhr deshalb mit nach Hannover. Sie nahm eine Stellung in der Lohnabteilung der Firma Hanomag an. Sie fand in Hannover eine Wohnung in einer Villa nahe der Lindener Eisenbahnbrücke, etwa 10 Wegminuten von der Firma Hanomag entfernt. Der Angeklagte und die Zeugin hielten ihre enge Beziehung in Hannover aufrecht. So trafen sie sich u.a. des öfteren in einem Bunker, der auf halben Wege zwischen der Hanomag und dem Lager Hannover¬Mühlenberg lag. Manchmal besuchte die Zeugin ihn auch in dem Lager Hannover-Mühlenberg.
Bis zur Räumung des Lagers Hannover-Mühlenberg Anfang April 1945 versah der Angeklagte seinen Dienst als Mitglied der SS-Wachmannschaft des Lagers Hannover-Mühlenberg. Anfang April 1945 machte er den Evakuierungsmarsch der Häftlinge des Lagers Hannover-MUhlenberg in das Vernichtungslager Bergen-Belsen mit. In Bergen¬BeIsen wurden die Häftlinge den dort zuständigen SS-Dienststellen übergeben. Die SS-Leute aus Hannover-Mühlenberg, darunter auch der Angeklagte, wurden in Bergen-Belsen neu ausgerüstet und dann in Richtung Hamburg-Neuengamme in Marsch gesetzt. In Neuengemme blieb der Angeklagte nur eine Nacht. Dann kam er zum Fronteinsatz in Norddeutschland, wo er zwei Wochen gekämpft hat, u.a. bei der Verteidigung der Elbbrücken in Hamburg-Harburg. Das Kriegsende erlebte er bei Kiesdorf.
Nach den Demobilisierung schlug sich der Angeklagte in daß inzwischen von russischen Truppen besetzte Dommitsch/Elbe durch, wo er um die Pfingsttage 1945 ankam. In Dommitsch fand er seine erste Ehefrau vor, die inzwischen aus der Haft entlassen worden war, seine beiden Töchter aus dieser ersten Ehe und die Zeugin Rosa Rex. Sie hatte Anfang 1945 ihre Stelle bei der Fa. Hanomag aufgegeben und war aus Hannover abgereist,nachdem sie von dem Angeklagten erfahren hatte, daß das Lager Hannover/Mühlenberg evakuiert werden und er - der Angeklagte - den Häftlingsmarsch begleiten würde. Sie hatten verabredet, sich nach Kriegsende in Domnitzsch/Elbe zu treffen. Nach wenigen Tagen Verließ der Angeklagte begleitet von der Zeugin Rosa Rex die Stadt Dommitdsch. Als Grund dafür gibt der Angeklagte an, er habe heftige Auseinandersetzungen mit seiner ersten Ehefrau gehabt und sich außerdem wegen seiner SS-Zugehörigkeit vor den Russen gefürchtet.

Auf der gemeinsamen Flucht aus dem russischen Besatzungsgebiet wurden dem Angeklagten unterwegs von russischen Posten die Papiere abgenommen. Die Zeugin Rosa Rex behielt ihre auf Rosa geborene Kuzrna verheiratete Donay lautenden Papiere. Unter Vorlage dieser meldeten sich die beiden als Ehepaar Donay bei der Verwaltung in Merseburg/Saale und der Angeklagte erhielt Ersatzpapiere ausgestellt auf den Namen Wilhelm Donay. Da der Angeklagte und die Zeugin in Bad Zwischenahn kein Quartier finden konnten, ließen sie sich schließlich als Ehepaar Donay in Barrien/Kreis Syke nieder und meldeten sich auch unter diesem Namen polizeilich an.

Der Angeklagte beschloß, den falschen Namen Wilhelm Donay zu behalten, um den Entnazifizierangsproblemen wegen seiner Zugehörigkeit zur SS und den Nachforschungen seiner ersten Ehefrau zu entgehen. Mit seiner jetzigen Ehefrau, der Zeugin Rosa Rex, die er erst in den 1960er Jahren heiratete, lebte er (unverheiratet) als angebliches Ehepaar Donay unangefochten bis zum Jahre 1961. Die Grundlage des Lebensunterhaltes der Familie Donay, auch für die 4 in den Jahren 1946 bis 1954 geborenen Kinder, waren nach einiger Zeit der Arbeitslosigkeit zunachst die Erträge einer in Heimarbeit betriebenen handwerklichen Spielzeugfabrikation, dann einer Geflügelzucht. Diese betrieb der Angeklagte jedoch nur kurze Zeit, da alle Hühner an der Geflügelpest starben. Im Jahre 1946 beantragte er unter dem Namen Donay als Heimatvertriebener und aufgrund seiner oben erwähnten Kriegsverletzangen eine Rente, die er auch erhielt. In der Nachkriegszeit war er 4 Jahre im Gemeinderat von Barrien tätig, u.a. auch als Vorsitzender des Wohnungsausschusses. Im Rahmen des Kriegsopferrentenverfahrens wurde schließlich im Jahre 1960 festgestellt, daß der Angeklagte nicht Wilhelm Donay hieß, sondern in Wirklichkeit Friedrich-Wilhelm Rex war. Kurzfristig nannte er sich auch Wilhelm Donat. Durch Urteil des Amtsgerichts Syke vom 14.03.1961 (110 Js 486/60 StA Verden) wurde der Angeklagte wegen Rentenbetruges zu einer Freiheitsstrafe von 5 Monaten verurteilt, deren Vollstreckung zur Bewährung ausgesetzt wurde.
Im Jahre 1960 wurde er zum Lageristen und Registrator umgeschult. In den Jahren bis 1975 war er in mehreren Firmen nacheinander - meist als Lagerist tätig. In den dazwischen liegenden Zeiten der Arbeitslosigkeit lebte er mit seiner Familie von Arbeitslosenunterstützung. Seit seinem 65. Lebensjahr ist der Angeklagte Rentner.
Quelle: (BArch, IV 404 AR-Z 50/74)

der ehemalige Häftling Lehmann erinnert sich
(Lehmann, ehemaliger Häftling des Außenlagers Hannover-Misburg und Zeuge des Räumungsmarsches ins KZ Bergen-Belsen
Wir marschierten durch Außenbezirke von Hannover, wo wir die ungeheuren Zerstörungen sahen. Dann ging es zwischen Wäldern und durch Felder endlos immer weiter. Wer nicht mehr konnte, wurde heimlich zum „Schieben“ an die Wagen bugsiert, um dort Halt zu finden, oder von Kameraden mitgeschleppt. Das ging aber nicht lange. Dann hielt der Zug. Der Rottenführer Rex ging mit zwei reichsdeutschen Häftlingen, die mit Schaufeln versehen wurden, ein paar Meter seitlich in den Wald. Ein flaches Loch wurde gegraben, der Unglückliche (ein Mithäftling, der nicht mehr weitergehen konnte) hineingeschleppt und durch Rex mit einem Genickschuss erledigt. Unser Zug ging weiter.