SS-Obersturmführer

* 23.06.1902 in München
† 13.11.1962 in
Fürstenfeldbruck

Reichsdeutscher

4 Klassen Volksschule

5 Klassen Mittelschule

Beruf: Kaufmann

00.10.1921 - 00.03.1925
Dienst in der Sturmabteilung der NSDAP (SA)

ab 01.08.1930
Mitglied der Allgemeinen SS ((Mitglieds Nu. 3 926)
(Dienst in der SS-Stammabteilung des SS-Oberabschnitt Süd)

ab 00.11.1930
Mitglied der NSDAP (Mitglieds Nu. 348 592)

00.04.1933
Kurz nach der Machtübergabe an die Nationalsozialisten raubte er im April 1933 gemeinsam mit weiteren SS-Männern unter Einsatz von Waffen in München und dem Stadtumland Juden in ihren Wohnungen aus. An den Raubzügen war auch sein Bruder Ewald beteiligt

09.11.1935
Beförderung zum SS-Untersturmführer (Allgemeine SS)

ab 1939
Angehöriger der Lagermannschaft im KL
Dachau u. KL Mauthausen

01.10.1939
Beförderung zum SS-Untersturmführer (Waffen SS)

ab 00.05.1940
im Ansiedlungsstab Litzmannstadt mit der Umsiedlung von Polen aus dem Warthe
gau beschäftigt

ab 00.10.1941
Kurierstelle im Führerhauptquartier Wolfsschanze

09.11.1943
Beförderung zum SS-Obersturmführer (Waffen SS)

ab 00.08.1944
Angehöriger der Lagermannschaft im KL
Auschwitz

19.01.1945
Während der Lagerevakuierung leitete er am
19. Januar 1945 den letzten großen „Todesmarsch“ mit mehr als 3.900 Häftlingen aus dem KZ Auschwitz Die Häftlingskolonne wurde zunächst nach Loslau getrieben, und wer wegen Entkräftung oder Krankheit das Marschtempo nicht halten konnte, wurde von den begleitenden SS-Männern erschossen.
(Der letzte große Transport mit 2.500 Häftlingen verlässt das Stammlager Auschwitz um 1 Uhr morgens unter der Leitung von SS-Obersturmführer Wilhelm Reischenbeck. Bei Rajsko trifft die letzte Kolonne auf 1000 Häftlinge aus Birkenau. Hinter dem Dorf Brzeszcze schloss sich der Zug einer Kolonne von 1.948 Häftlingen aus dem Außenlager Jawischowitz an.
Der Weg dieser letzten, sehr großen Häftlingskolonne führt nach Wodzislaw, während des Marsches schlossen sich die Häftlingskolonnen zu einer sehr großen Menschenmasse zusammen. Auf der Marschroute und am Straßenrand liegen die Leichen der Gefangenen, die nicht mithalten konnten. Nach der Ankunft in Wodzislaw werden die Häftlinge in offene Güterwagen verladen und in das KZ Mauthausen in Österreich überführt, wo sie am 26. Januar 1945 eintreffen.
Um 4:00 Uhr verlässt die letzte Gruppe mit 30 Funktionshäftlingen Auschwitz, sie folgen der bekannten Route nach Wodzislaw und gesellen sich zu den Häftlingen, die in offene Güterwagen verladen werden.
Das Außenlager Gleiwitz III wird aufgelöst. SS-Männer führen die Häftlinge in Kolonnen nach Westen. Der Marsch dauert mehrere Tage, am linken Oderufer angekommen, drehen sie um und werden über Cosel zum Außenlager Blechhammer geführt. Von dort wird ein Teil der Kolonne in das KZ Groß Rosen überführt.
Leichen von Gefangenen, die aus einem Massengrab in der Nähe von Nammering exhumiert wurden (nicht vom Auschwitz-Todesmarsch, aber typisch für die Art und Weise, wie Gefangene entlang der Route getötet und weggeworfen wurden)
380 Häftlinge wurden aus dem Außenlager Gleiwitz IV übernommen und in Richtung des Dorfes Sosnicowice geführt. Nach einigen Kilometern wurden sie jedoch nach Gleiwitz zurückbeordert und in das Außenlager Blechhammer gebracht.
Von hier aus wurden einige der Häftlinge nach Groß Rosen und einige nach Buchenwald verlegt. 57 marschunfähige Häftlinge blieben im Krankenrevier des Außenlagers zurück.
Nach einigen Stunden kehrte der SS-Kommandant des Außenlagers Gleiwitz IV – Unteroffizier Otto Latsch mit Gustav Gunther, einem Mitglied der Organisation Todt, ins Lager zurück. Diese beiden Männer zündeten die Krankenstation mit den 57 kranken Gefangenen an.
Die aus den Fenstern des brennenden Gebäudes springenden Häftlinge werden von SS-Männern erschossen. Nur zwei Häftlinge, Dabrowski und Rosenfeld, konnten sich retten, indem sie sich zwischen ihren gefallenen Kameraden versteckten.
In den frühen Morgenstunden verlassen 202 Häftlinge das Außenlager Hubertushütte unter SS-Bewachung. Vor dem Abmarsch erhielten die Gefangenen Brot und Margarine. Sie werden über Chropaczow und Lipiny nach Gleiwitz geführt, wo sie gegen 15 Uhr eintrafen, um sich anderen Häftlingskolonnen anzuschließen, die auf den Abtransport nach Westen warteten.
Im Außenlager Hindenburg befahl SS-Aufseherin Joanna Bormann den Frauen, die von der Arbeit zurückkehrten, sich auf die Abreise vorzubereiten, jede Frau darf eine Decke und Brot mitnehmen.
Etwa 470 weibliche Häftlinge treffen am Abend zu Fuß im Außenlager Gleiwitz ll ein. Hier werden sie in offene Kohlengüterwagen verladen und nach Groß Rosen gebracht. Wegen Überfüllung können die Häftlinge nicht untergebracht werden und werden in einer zweiwöchigen Reise nach Bergen-Belsen verlegt.
833 Häftlinge treten den Marsch aus dem Außenlager Charlottengrube an, wer wie bei allen anderen Kolonnen nicht mithalten kann, wird erschossen, sie übernachten auf einem Gehöft an der Oder.
Liezel Stepe, die Überlebende eines Todesmarsches, wurde nach der Befreiung ins Krankenhaus eingeliefert .
Am nächsten Tag werden sie zurück nach Rydultowy und am 22. Januar nach Wodzislaw marschiert, wo sie auf offene Güterwagen verladen und zusammen mit anderen Häftlingen aus Auschwitz nach Mauthausen transportiert werden.
Die Auflösung des Außenlagers Althammer und die Evakuierung werden von Kommandant Heinrich Schwartz von Monowitz persönlich überwacht. Alle Häftlinge können gegen 10:00 Uhr nach Gleiwitz abmarschieren.
Etwa 150 Häftlinge bleiben zurück, gegen 16 Uhr trifft eine SS-Division im Außenlager Althammer ein. Der SS-Kommandant fordert einen Häftlingsappell, wählt einen neuen Lagerältesten, aber das ist nur ein kurzlebiges Regime.
Am 25. Januar verlässt die SS das Lager mit rund einem Dutzend Häftlingen, die Zurückgebliebenen werden von örtlichen Selbstverteidigungseinheiten bewacht, bis die Russen das Lager befreien, unter den Befreiten sind Mieczyslaw Francuz, Alexander Gelermann und die Brüder Lejbisz.
Das Außenlager Neustadt wird aufgelöst, die weiblichen Häftlinge werden nach Groß Rosen und von dort nach Bergen-Belsen marschiert. Etwa 1.000 Häftlinge wurden aus dem Außenlager Fürstengrube abtransportiert, die Evakuierung wurde von Lagerkommandant Max Schimdt überwacht. In den frühen Morgenstunden passierten die Kolonnen Mikolow und schlossen sich den Kolonnen aus Monowitz an.
Die Fahrt von Mikolow nach Gleiwitz dauert nur 24 km und dauert 12 Stunden, abends werden die Häftlinge aus Fürstengrube und anderen Außenlagern im Außenlager Gleiwitz ll untergebracht.
Am Abend halten die Häftlinge der letzten Kolonne aus Auschwitz – Birkenau und Jawischowitz im Dorf Poremba und Brzeszcze. Ein Teil der Häftlinge findet Unterschlupf in Scheunen, der Rest muss bei Minusgraden im Freien übernachten

00.04.1945
Reischenbeck leitete einen Häftlingstransport vom Außenlager Melk zum Außenlager Ebensee, bei dem er ebenfalls die Erschießung von Häftlingen befohlen hatte.

Orden, Ehrenzeichen und Medaillen
Blutorden (Ehrenzeichen des 9. November 1923)
Julleuchter

1945
Internierung

1948
1948 konnte er aus dem Internierungslager Darmstadt entweichen
Anschließend lebte er unter den Falschnamen Wilhelm Lang sowie Wilhelm Bachmann und verdingte sich wieder als Hilfsarbeiter. Diese Tarnung hielt er bis 1950 aufrecht.

1954
1954 beim Landgericht München wegen der Raubüberfälle auf Juden im April 1933 gegen ihn und weitere Tatbeteiligte verhandelt. Reischenbeck wurde aufgrund von „Freiheitsberaubung, Amtsanmaßung und Sachhehlerei“ zu einer achtmonatigen Haftstrafe verurteilt, die zur Bewährung ausgesetzt wurde. Sein Bruder erhielt eine Zuchthausstrafe von zwei Jahren und acht Monaten. Die anderen Beschuldigten wurden aus Beweismangel freigesprochen.

00.01.1955
wegen der Morde während der Räumung des KZ Auschwitz im Januar 1955 in München angezeigt.

00.05.1958
Wegen der Endphaseverbrechen im KZ Auschwitz und dem KZ Mauthausen musste er sich im Mai 1958 vor dem Schwurgericht am Landgericht München I verantworten.

22.10.1958
HHStAW Bestand 461 Nr. 37638/49
Abschrift des Urteils des Schwurgerichts beim Landgericht München I ./. Wilhelm Reischenbeck wg. Mordes (Az.1 Ks 1/58)
Die Erschießung von Häftlingen beim Todesmarsch aus dem KZ Auschwitz nach Loslau (Wodzisław Śląski, Polen) führte 1958 in München I zur Verurteilung des früheren SS-Obersturmführers Wilhelm Reischenbeck (1902-1962) zu zehn Jahren Zuchthaus wegen mehrfacher Beihilfe zum Totschlag.

24.09.1959
HHStAW Bestand 461 Nr. 37638/15
Vermerk des Staatsanwalts Kügler betr. die Auswertung der Akten 1 Ks 1/58 StA München in der Strafsache gegen Wilhelm Reischenbeck

19.10.1962
Am 19. Oktober 1962 wurde seine Haft wegen einer Erkrankung unterbrochen.

Verfahren Nr.468 Tatkategorie
Verbrechen der Endphase
Angeklagte: Reischenbeck, Wilhelm 10 Jahre
Gericht: LG München I 581022
Tatland: Österreich, Polen
Tatort: ​​An der Straße des Evakuierungsmarsches vom KL Auschwitz nach Loslau entlang die Straße des Evakuierungsmarsches vom KL Melk zum KL Ebensee Tatdatum: 4501, 4504
Opfer: Häftlinge
Nationalität: unbekannt Dienststelle
: Haftanstaltspersonal KL Auschwitz, KL Melk
Verfahrensgegenstand: Erschießung marschunfähiger Häftlinge beim Evakuierungsmarsch vom KL Auschwitz nach Loslau und beim Evakuierungstransport vom KL Melk zum KL Ebensee