SS-Oberscharführer

* 26.08.1906 in Königshütte
† 21.05.1997 in
Lautenthal

einer der grausamsten, brutalsten und ordinärsten SS-Männer im KL Auschwitz. Jeder mußte damit rechnen, von ihm geschlagen, mißhandelt oder aus nichtigem Anlaß getötet zu werden

Sohn eines Hufschmiedes
sieben Geschwister (fünf Brüder, die alle im Zweiten Weltkrieg getötet wurden)

verheiratet, ein Sohn

Volksschule in Königshütte

1924
Prüfung zum Metzgergesellen

ab 1927
Arbeit im Schlachthof Königshütte u. bei der Städtischen Berufsfeuerwehr in Königshütte

ab 00.01.1939
Mitglied der Allgemeinen SS

06.03.1940
zur Waffen-SS nach Berlin eingezogen

06.03.1940
Beförderung zum SS-Schützen

01.08.1940
Beförderung zum SS-Sturmmann

Juli 1941 - Januar 1945
Angehöriger der Lagermannschaft im KL
Auschwitz
ab Dezember 1941 erster Rapportführer
Rampendienst, zeitweise Kommandoführer in den Gasbunkern

01.04.1942
Beförderung zum SS-Rottenführer

01.02.1943
Beförderung zum SS-Unterscharführer

ab Januar 1945
Angehöriger der Lagermannschaft im KL
Mauthausen

Orden, Ehrenzeichen und Medaillen
Kriegsverdienstkreuz II. Klasse mit Schwertern (20.04.1943)

Nach 1945
unter falschem Namen im sächsischen Löbau

am 25. August 1947 von einem sowjetischen Militärgericht zu 25 Jahren Zwangsarbeit verurteilt
(Kaduk wurde vom Militärgericht der sowjetischen Militärverwaltung des Landes Sachsen zu 25 Jahren Zwangsarbeit verurteilt (Urteil und Protokoll, 4 Ks 2/63, Bd. 74, Bl. 13.822–13.840e)

April 1956 begnadigt
Entlassung Zuchthaus Bautzen am 26.4. 1956. Im Notaufnahmelager Berlin-Marienfelde als politischer Flüchtling anerkannt

ab April 1956
Krankenpfleger im Krankenhaus Tegel-Nord

Juli 1959
erneut verhaftet

»Ich bin heute [1959] der Auffassung, daß die Einrichtung der Konzentrationslager und die Behandlung der Juden ein Unrecht war. Ich fühle mich insoweit schuldig, als ich Angehöriger des SS-Personals von Auschwitz war. Ich glaube allerdings nicht, daß ich mich über diese Kollektivschuld hinaus durch mein persönliches Verhalten strafbar gemacht hätte.«

am 20. August 1965 vom Frankfurter Schwurgericht zu lebenslangem Zuchthaus wegen Mordes in zehn Fällen und gemeinschaftlichen Mordes in zwei Fällen an mindestens 1002 Menschen. (erster Auschwitz-Prozess)

Der frühere Rapportführer im KZ Auschwitz, Oswald Kaduk, sprang bei Fragen des Gerichts auf, nahm Haltung an und sagte: „Nein, das habe ich nicht getan, Herr Vorsitzender!“. Vor seiner Festnahme sei Kaduk als Pfleger in einem Berliner Krankenhaus unter dem Rufnamen „Opa Kaduk“ beliebt gewesen. In Auschwitz hatte Kaduk nach Augenzeugenberichten Häftlinge erschlagen, erdrosselt, erschossen und zu Tode getrampelt.

Kaduk führte im Prozess zu seiner Entlastung an, er selbst sei doch „nur ein Handlanger“ gewesen. Die wirklich Schuldigen liefen frei herum. „Wenn ich an Herrn Staatssekretär Globke denke, frage ich mich, warum wird mit zweifachem Maß gemessen.
«Wenn ich nur den Namen Kaduk höre, bekomme ich heute noch Angst. Er war fast immer betrunken, auf der Suche nach Schnaps und schlug, erschlug, erdrosselte und erschoss Häftlinge», erinnerte sich ein ehemaliger Häftling an den SS-Oberscharführer Oswald Kaduk.
Häftling Buki im Auschwitz-Prozeß:
»Die Alten und Kranken, die vor dem Krematorium erschossen wurden, erschoß meist Kaduk.« Kaduk tötete ebenso Häftlinge an der Schwarzen Wand.

Häftling Dr. Friedrich Skrein im Auschwitz-Prozeß:
»Einmal wurden Zigeuner entlaust, und wir in der Bekleidungskammer bekamen den Befehl, sie nachher frisch einzukleiden. Eine Frau wollte den Büstenhalter nicht ausziehen. Kaduk riß ihn herunter. Bei dieser Gelegenheit erzählte er den anderen, wie angenehm es sei, wenn man nackte Frauen in die Gaskammer drängt und ihnen dabei an die Brust greift.«

Nach der Verlegung in den offenen Vollzug 1984 wurde er 1989 aus der hessischen Vollzugsanstalt Schwalmstadt wegen Haftunfähigkeit entlassen. (Kaduk, inzwischen 82jährig und beinamputiert, war vollzugsuntauglich geworden. Neun Jahre hatte er in der SBZ bzw. der DDR eingesessen, 30 Jahre in der Bundesrepublik.)

in der Seniorenresidenz Waldschlösschen in Langelsheim im Harz verbrachte Kaduk seinen Lebensabend.

1997 starb Oswald Kaduk im Langelsheimer Stadtteil Lautenthal im Harz

Untersuchungsrichter Hans Düx, der an der Prozessvorbereitung mitarbeitete, berichtet über den Angeklagten Oswald Kaduk:
"Sein Auftreten war zwanghaft militaristisch. Bei jeder an ihn gerichteten Frage sprang er auf, nahm Haltung an (Hackenschlag, Hände an die Hosennaht) und gab mit abgehackter Stimme eine Erklärung ab. Als ich ihn belehrte, dass er nicht immer Haltung annehmend aufspringen müsse, schoss er wieder hoch und antwortete schneidig: ‘Jawohl!' Den Militarismus hatte er offenbar so verinnerlicht, dass er in einem anderen Zusammenhang sogar antwortete: ‘Jawohl, Herr Obersturmführer.' [Als ihm diese Anrede entfahren war, stutzte er kurz und erklärte dann, das sei aus alter Gewohnheit geschehen. Wenn er mit Amtspersonen spreche, reagiere er häufig so, wie es bei der SS üblich gewesen sei und wie er es früher tausendfach getan habe. Ich hatte in der Tat den Eindruck, dass er die Anrede nicht aus Gründen der Provokation gewählt hatte, sondern dass aufgrund der Vernehmungssituation das tief verinnerlichte Verhaltensmuster unbewusst zutage trat.
Die Erklärungen Kaduks zu den ihm vorgeworfenen Beschuldigungen waren wesentlich instruktiver als die seiner meistens ausweichend um die Geschehnisse herumredenden Mittäter. Seine Verteidigung war darauf gerichtet, sich als SS-Unterführer in einer untergeordneten Handlangerfunktion darzustellen. Die Todesselektionen hätten SS-Ärzte und höhere SS-Führer vorgenommen. Seine Aufgabe sei es nur gewesen, wie ein Luchs aufzupassen, dass keiner der Todeskandidaten zur Gruppe der Arbeitsfähigen hätte überwechseln können. Ankommende Kinder seien, sofern sie nicht von den SS-Ärzten für medizinische Experimente ausgesucht worden seien, sofort vergast worden. Auch arbeitsfähige Mütter, die sich nicht von ihren für die Vergasung vorgesehenen Kindern hätten trennen wollen, seien mit in die Gaskammer geschickt worden.
Die Judentransporte ‘kamen an wie warme Brötchen', erklärte Kaduk wörtlich. Mit anderen SS-Männern habe er die von den Ärzten und höheren SS-Führern ausgesuchten Todeskandidaten mit Lastwagen von der Ankunftsrampe zur Gaskammer transportiert. ‘Ich habe niemals mit Bewusstsein getötet, nur manchmal jemanden geschlagen, wenn er sich vor der Arbeit drücken wollte', resümierte Kaduk. ‘Ein scharfer Hund‘ sei er schon gewesen. In Bezug auf den in den sechziger Jahren amtierenden polnischen Ministerpräsidenten Józef Cyrankiewicz, der Häftling in Auschwitz gewesen war, meinte er: ‘Wenn ich damals die Möglichkeit gehabt hätte, hätte ich ihn um die Ecke gebracht.' Diese Offenbarung stand im offensichtlichen Widerspruch zu seiner Einlassung, einen Tötungsvorsatz habe er nie gehabt, sondern nur durch Schläge für Disziplin sorgen wollen. Seine Verharmlosungsversuche wurden durch vielfältige Zeugenaussagen widerlegt.
Quelle: World Socialist Web