SS-Oberscharführer

* 12.07.1922 in Wien
letzter bekannter Wohnort:
Heidelberg Schröderstraße 52 (1964)

Beruf vor 1945 Drogist
Beruf nach 1945 Reisender einer Gewürzmühle

Vater: Justizinspektor

1939
Angehöriger im SS-Regiment Der Führer

1940
SS-Apotheke Dachau

01.04.1942
Beförderung zum SS-Unterscharführer

Ende 1942
Hauptsanitätslager der Waffen-SS

Frühjahr 1943 Angehöriger der SS-Apotheke im KL
Auschwitz

01.05.1944
Beförderung zum SS-Oberscharführer

1. Frankfurter Auschwitz-Prozess
»Strafsache gegen Mulka u.a.«, 4 Ks 2/63
Landgericht Frankfurt am Main
Vernehmungsprotokoll 3811–3820, 12806–12813, 18073–18080
Beschluss des Landgerichts (Außerverfolgungsetzung) 21900–21901

Aussage des Drogisten Prokop:
„Als ich in dieser Apotheke arbeitete, konnte ich oft beobachten, wie Viktor Capesius zusammen mit Josef Klehr in einen Raum des Kellers dieses Blockes gingen. Aus Neugierde beobachtete ich diesen Raum genauer und eines Tages sah ich, dass der SS-Oberscharführer Jurasek in Begleitung von Josef Klehr in diesen Raum ging. Jurasek war technischer Mitarbeiter der Apotheke. Durch die offene Tür erblickte ich einen Wandschrank. Aus der Unterhaltung der beiden hörte ich, dass der Schlüssel zu diesem Schrank in der Apotheke liege. Als Jurasek die Schlüssel holte und den Schrank öffnete sah ich, wie er Josef Klehr zahlreiche Büchsen übergab. Dabei hörte ich etwa folgenden Satz: „Es wird wahrscheinlich eine größere Aktion“. Klehr bejahte es. Ich hatte es mir sofort gedacht, dass Jurasek im Auftrage von Capesius die Büchsen mit Zyklon B herausgab. Diese Vermutung hat sich auch bestätigt, denn tatsächlich vergaste man an diesem Tage ca. 32 000 ungarische Juden. (Randbemerkungen von Capesius dazu, er konnte in der Zelle immer Einsicht in die Prozessakten nehmen: „Theoretisch 60 Dosen, das sind 5 Kisten. Alles erfunden! 9000 war einmal am 29.6.44 Rekord!“) Erst später hatte ich davon gehört, es handele sich dabei um so eine große Aktion, dass infolge Platzmangels in den Verbrennungsöfen die Leichen der Vergasten in Gruben und auf Scheiterhaufen verbrannt wurden. Durch die Verbrennung der vielen Leichen im Freien entstand in der ganzen Gegend ein unangenehmer süsslicher Geruch. Man suchte deshalb nach einem Mittel, um diesen Geruch zu neutralisieren. Mit dieser Angelegenheit befasste sich auch Jurasek, der selbst Drogist war. Ich vermute, er tat es im Auftrage von Capesius. (Randnotiz von Capesius: Vielleicht im Auftrag von Dr. C. weil er so etwas als Apotheker nicht wissen konnte?) Jurasek fragte mich als Drogisten, wozu Naphtalin gut sei. Ich erklärte ihm, dass es sich um ein Mittel handele, welches unangenehme Gerüche in Räumen wie auch im Freien neutralisiert. Danach ging Jurasek weg.

Das Zyklon B stand in der Auschwitz-Apotheke neben dem gelben Schrank. Capesius aber hatte einmal zum Häftlingsapotheker gesagt, er wolle nichts damit zu tun haben. Und so lag das Zyklon dann im Keller neben dem Phenol, mit dem durch eine Spritze direkt ins Herz getötet wurde. Aufgeschichtete Büchsen standen da wie harmlose Konserven. Einige auch im alten Krematorium. Und im sogenannten Theatergebäude“.

Heidelberg Schröderstraße 52