SS-Gruppenführer d. Res.

* 28.09.1898 in Witzhelden-Wupperhof (heute Leichlingen)
† 09.08.1957 in Kiel (U-Haft)

Reichsdeutscher

SS Mitglieds Nu. 23 876
NSDAP Mitglieds Nu. 21 635

1903
Die Familie Clauberg zieht von Wupperhof nach
Bremen (einige Quellen geben Kiel an). der Vater ist Besitzer eines Waffengeschäftes

1904 bis 1916
Besuch der Oberrealschule in Bremen (Abschluß Abitur)

1916 bis 1917
Kriegsdienst an der "Westfront" (Frankreich). Teilnahme an der Flandernschlacht u. der Tankschlacht bei Cambrai

1917 bis Ende 1919
englische Kriegsgefangenschaft

1920 bis Juni 1924
Medizinstudium im Kiel
(medizinischer Assistent am Institut für Gerichts- und Sozialmedizin an der Universität von Kiel)

1923
hat er in betrunkenem Zustand angeblich in Notwehr einen Mann erschossen, ohne dass dies strafrechtliche Folgen hatte.

06. April 1925
Zulassung als Arzt

Mai 1925
Verleihung des Doktortitels

November 1925 bis Juli 1932
Assistenzarzt an der Universitäts-Frauenklinik in Kiel
(Diese Bestellung war nicht unwesentlich für seine weitere Karriere, beinhaltete sie doch einen Sprung von seinem ursprünglichen Gebiet der Gynäkologie zu der Erforschung weiblicher Sexualhormone)
(Eine erfolgreiche Universitätskarriere blieb dem Kieler Gynäkologen stets versperrt. Entsprechende Bewerbungen in Marburg, Kiel und Graz blieben erfolglos, eventuell auch der Tatsache geschuldet, dass ihm sein schlechter Ruf voraus eilte. Clauberg galt als unberechenbar, als Alkoholiker und „Frauenheld”.)

1. August 1932
Assistenzarzt an der Universitätsklinik Königsberg

01. Mai 1933
Eintritt in die NSDAP u. SA

November 1934
Oberarztstelle an der Uni-Frauenklinik Königsberg
(ermächtigt zur Sterilisierung per Röntgenstrahlen)

1935
Eintritt in den NS-Ärztebund und in den NS-Dozentenbund.
Die Medikamente Progynon u. Proluton die Clauberg in Zusammenarbeit mit Schering-Kahlbaum (Schering fusionierte 1927 mit der Adlershofer Firma Kahlbaum zur Schering-Kahlbaum AG) werden in Umlauf gebracht.

August 1937
Oberarzt und ao. Professor der Grenzlanduniversität Königsberg

01.Oktober 1937
Arzt der SA-Standarte 3 (SA-Gruppe Ostland).

09.November 1937
SA-Sanitäts-Obersturmführer

August 1939
Im Polenfeldzug dient Clauberg als Arzt der Reserve (Chirurg im Lazarettdienst)

1940
Chefarztstelle an der Frauenklinik Königshütte in Oberschlesien
Umzug nach
Königshütte in Oberschlesien

23. März 1940
Am 23. März 1940 gelingt es Clauberg ein Treffen mit Heinrich Himmler zu
organisieren. Im Zuge dessen informierte Clauberg Himmler, dass er die Absicht hatte ein Forschungszentrum zu etablieren, das sich zusammenfassend Themen der Reproduktionsmedizin widmete. Speziell sollte sich das Forschungszentrum aber mit a) der Behandlung von Infertilität beschäftigen, b) Fragen der Beziehung zwischen Infertilität und unterentwickelten Sexualorganen nachgehen, und c) sich der Erforschung einer operationsfreien Sterilisationsmethode widmen

27. Mai 1941
Clauberg schlägt Himmler vor, in Königshütte oder in dessen Nähe ein "Forschungszentrum" zu errichten. Clauberg will dort Versuche durchführen, um eine neue Methode zur schnellen und massenhaften Durchführung von Sterilisationen zu entwickeln. Für diese Forschungen soll dem Institut eine Anlage für die Verwahrung von weiblichen Gefangenen aus Konzentrationslagern angegliedert werden.

Mai 1941
Zufrieden mit Claubergs Erfolgen in der Forschung der temporären Sterilisierung, bat Himmler Clauberg zu einem weiteren Treffen. Himmler fordert Clauberg auf ein "geeignetes" Konzentrationslager zu bestimmen.

Juli 1941
Um seine Forschung weiterhin zu fördern, bot Himmler Clauberg an, seine Experimente am Menschen im Konzentrationslager
Ravensbrück fortzusetzen. Und obwohl Clauberg von der Idee der weiteren Erforschung einer operationsfreien Sterilisationsmethode angetan war, war es ihm keineswegs Recht seine Arbeit nach Ravensbrück zu transferieren; dies hätte nämlich zur Folge, dass er seine Position in Königshütte aufgeben müsste. Letztendlich war es Clauberg aber möglich, Himmler davon zu überzeugen, seine Humanexperimente im Vernichtungslager Auschwitz durchzuführen, das sich geographisch in der Nähe von Königshütte befand, und ihm so erlaubte, seine Arbeit in der Frauenklinik fortzuführen.

00.04.1942
Im April stellte Rudolf Höss den Block Nr. 10 im Stammlager Clauberg zur Verfügung. Zwischen 150 und 400 jüdische Frauen aus verschiedenen Ländern wurden in zwei Räumen im Obergeschoss abgehalten.
Clauberg entwickelte eine Methode der nicht-chirurgischen Massensterilisation. Unter dem Vorwand, eine gynäkologische Untersuchung durchzuführen, überprüfte er zunächst, ob die Eileiter geöffnet waren, und führte dann ein speziell vorbereitetes chemisches Reizmittel ein, das eine akute Entzündung hervorrief. Dies führte innerhalb von wenigen Wochen zum Zusammenwachsen der Röhren und damit zu deren Verstopfung. Röntgenstrahlen wurden verwendet, um die Ergebnisse jeder Prozedur zu überprüfen.
Diese Verfahren wurden auf brutale Weise durchgeführt. Komplikationen waren häufig, einschließlich Peritonitis und Blutungen aus dem Fortpflanzungstrakt, was zu hohem Fieber und Sepsis führte. Mehrfaches Organversagen und häufigster Tod folgten. Während einige von Claubergs jüdischen Patienten auf diese Weise starben, wurden andere absichtlich getötet, so dass Autopsien durchgeführt werden konnten.

August 1942
Clauberg beginnt seine "Sterilisationsversuche" im im Block 30 des KL Auschwitz-Birkenau, und in einigen Fällen auch im Krankenlager in Block 28
Von verbrecherischer Potenz waren die Hormonversuche der Firma Schering in Zusammenhang mit den Sterilisationsversuchen Claubergs.

März 1943
März 1943 übersiedelten Dr. Schumann als auch Dr. Clauberg nach Auschwitz I, in den Block 10. Ihre Übersiedlung war hauptsächlich ein Resultat von Claubergs Unzufriedenheit mit den Bedingungen in Block 30, allen voran mit seiner technischen Ausstattung. Himmler, ein Förderer Claubergs, veranlasste die Übersiedlung, hoffte er doch, dass entweder Schumann oder auch Clauberg das gewünschte Forschungsresultat liefern würde.

07. Juni 1943
Bericht an Himmler, in dem er feststellt, dass es jetzt einem Arzt mit 10 Assistenten möglich sei, 1000 Frauen am Tag zu sterilisieren
Auszug aus dem Bericht:
„die von mir erdachte Methode, ohne Operation eine Sterilisierung des
weiblichen Organismus zu erzielen, ist so gut wie fertig ausgearbeitet. Sie erfolgt durch eine einzige Einspritzung vom Eingang der Gebärmutter her und kann bei der üblichen jedem Arzt bekannten gynäkologischen Untersuchung vorgenommen werden.“ Weiter heißt es im Text, dass die Methode „bereits heute bei unseren üblichen eugenischen Sterilisierungen anstelle der Operation regelrecht Anwendung finden und diese ersetzen. von einem entsprechend eingeübten Arzt an einer entsprechend eingerichteten Stelle mit vielleicht 10 Mann Hilfspersonal
(die Zahl des Hilfspersonals der gewünschten Beschleunigung entsprechend) höchstwahrscheinlich mehrere hundert – wenn nicht gar 1000 – an einem Tage.“

08. Dezember 1944
Bericht einer tschechischen Jüdin
Auf der Versuchsstation von Doktor Carl Clauberg jedoch befinden sich an diesem Tag 267 weibliche Häftlinge als Versuchsobjekte, drei weniger als am Vortag, wie es lapidar in den Arbeitseinsatzlisten von Auschwitz für diesen 8. Dezember vermerkt ist. Im Block 10 von Auschwitz wird immer noch "operiert", unbeirrt und fanatisch ist Professor Clauberg bemüht, seine Methode der Sterilisation von Frauen zu perfektionieren. Möglichst einfach und schnell soll es gehen, schließlich handelt Clauberg in "besonderem staatspolitischen Auftrag". Die Sterilisation führt er ohne Betäubung durch: "Ich hatte das Gefühl, mein Bauch würde vor Schmerzen platzen. Ich begann zu schreien, dass man es im ganzen Block hören konnte: Dr. Clauberg herrschte mich an, sofort mit dem Schreien aufzuhören, sonst käme ich gleich zurück ins Konzentrationslager nach Birkenau."
Acht Häftlingspflegerinnen "kümmern" sich um die Frauen – nach einer Sterilisation, die ohne ihr Einverständnis an ihnen vorgenommen wird.
An diesem 8. Dezember melden die Arbeitseinsatzlisten 267 Versuchspersonen im Block 10, drei weniger als am Tag zuvor, drei Frauen, die wahrscheinlich an den Folgen der Experimente gestorben sind. Schon am nächsten Tag verzeichnet der Block 10 einen Neuzugang von zwei Frauen zwei neue Versuchskaninchen. Der Krieg ist fast vorbei. Aber in Auschwitz träumt Dr. Clauberg weiter, wie die Deutschen den Rest der Welt kontrollieren können, in dem sie deren Fortpflanzung kontrollieren. Es sind noch genau fünfzig Tage bis zur Befreiung von Auschwitz. Dr. Clauberg sterilisiert und mordet weiter

17. Januar 1945
Ende der Versuche aufgrund der Räumung des Lagers Auschwitz. Clauberg gelingt die Flucht über das KL Groß-Rosen in das Frauenlager Ravensbrück

April 1945
Clauberg mußte erneut flüchten und schloss sich einer Himmler loyalen SS-Brigade an, die sich Richtung Schleswig-Holstein absetzte.

08. Juni 1945
am 08. Juni 1945 wird Clauberg von russischen Soldaten in Schinkel bei Eckernförde verhaftet und nach Russland deportiert

Juli 1948
Nach dreijähriger Haft verlängerten die russischen Behörden seine Inhaftierung auf weitere 25 Jahre Gefängnis im Lefort Gefängnis. Angeklagt wurde er aber nur wegen seiner Teilnahme am Tod russischer Einwohner, nicht aber aufgrund seiner Sterilisationen und des Todes jüdischer Häftlingsinsassen in Auschwitz-Birkenau.

11. Oktober 1955
Am 11. Oktober 1955 wird er aus der Kriegsgefangenschaft im Rahmen der „Heimkehr der Zehntausend“ als „Nichtamnestierter“ entlassen.

13.Oktober 1955
Am 13.Oktober hatten einige Zeitungen berichtet, unter den Heimkehrern sei auch ein kleiner Mann gewesen, der drei während seiner Sowjethaft verfasste Bücher mitgebracht habe mit den Titeln „Die Unfruchtbarkeit", „Die Fortpflanzungsbiologie" und „Traum eines Frauenarztes". Zehn Jahre habe dieser Arzt von der Freiheit geträumt. Nun spreche er nicht von Heimkehr, sondern von Gynäkologie, von Injektionen und Unfruchtbarkeit. Die Sowjets hätten ihn beschuldigt, am Tod von Hunderten von Jüdinnen beteiligt gewesen zu sein, er selbst habe zugegeben, 150 Jüdinnen im KZ Auschwitz behandelt zu haben, angeblich auf Befehl Himmlers. Auch vor den Fernsehkameras hatte der Mann bereitwillig gesprochen, und so erreichten seine Bilder zusammen mit denen anderer Heimkehrer auch das Ausland. Es war der Schweizerische Israelitische Gemeindebund, der den Zentralrat der Juden in Deutschland alarmierte, dass es sich bei diesem Mann um Dr. Carl Clauberg, einen ehemaligen Arzt des KZ Auschwitz handele, der dort Sterilisierungsversuche mit tödlichem Ausgang an weiblichen, vorwiegend jüdischen Häftlingen durchgeführt habe und bereits in Eugen Kogons Buch „Der SS-Staat" erwähnt worden sei

Zunächst war er wieder als Gynäkologe an seiner alten Klinik (Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH) tätig. Clauberg hatte sich bereits bei der schleswig-holsteinischen Landesregierung darüber beschwert, daß er die Heimkehrerentschädigung von 6000 DM nicht erhalten habe.
Seine Hoffnungen, sich als Heimkehrer feiern zu lassen und wieder in sein altes wissenschaftliches Umfeld aufgenommen zu werden erfüllten sich jedoch nicht.

17. Oktober 1955
Der Generalsekretär des Zentralrats der Juden, Hendrik van Dam geht am 17.Oktober mit einer Erklärung an die Öffentlichkeit.

21. Oktober 1955
am 21. Oktober 1955 erstattet Hendrik van Dam beim niedersächsischen Justizministerium Anzeige gegen Clauberg

25. Oktober 1955
In zwei Schreiben vom 25.10.1955 forderte Clauberg Bundesaußenminister von Brentano recht unverfroren auf, sich bei den Sowjets für die Rückgabe seines von diesen beschlagnahmten Eigentums einzusetzen.

10. u. 16. November 1955
in Schreiben vom 10. und 16.11.55 an Globke und Adenauer beschwerte er sich beim Kanzleramt über das Bundesinnenministerium, weil dieses ein Disziplinarverfahren gegen ihn zwecks Aberkennung der Versorgungsbezüge nach Artikel 131 GG eingeleitet hatte.

21. November 1955
am 21. November 1955 erwirkt die Staatsanwaltschaft Kiel einen Haftbefehl gegen Clauberg wegen des Verdachts der gefährlichen Körperverletzung und der Körperverletzung mit Todesfolge (§§ 223, 224, 225 und 340, Absatz 2 StGB). Die Ermittlungsbehörde sah sich zunächst aber vor allem vor der Aufgabe, die Frage der Zurechnungsfähigkeit Claubergs zu klären. Dieser war nämlich bereits kurz vor seiner Festnahme auf Antrag seiner Frau die in Kiel lebt wegen Anzeichen von Geisteskrankheit in die Nervenklinik in Neustadt/Holstein eingewiesen worden. (er hatte unter anderem in mehreren Briefen seine Frau, seine ehemalige Geliebte und andere Personen mit dem Tod bedroht). Bei der Entlassung wurde seine Unzurechnungsfähigkeit verneint und ihm eine abnorme Persönlichkeit bescheinigt

(Nach seiner Verhaftung behauptete er, stets im Einverständnis dieser Frauen gehandelt zu haben und charakterisierte die von ihm geschaffene Einrichtung als ein Institut, in dem er den Frauen das Leben rettete).

21. Januar 1956 (Neues Deutschland)
Das internationale Auschwitz-Komitee übergab am Mittwoch umfangreiches dokumentarisches Beweismaterial über die bestialischen Verbrechen des früheren SS-Lagerarztes des Konzentrationslagers Auschwitz, Prof. Carl Clauberg, auf einer Pressekonferenz in Kiel der Öffentlichkeit. Unter den Dokumenten befindet sich auch die Aussage der früheren Sekretärin Claubergs, Ilse Geyer, die selbst an Sterilisationsversuchen, die Clauberg an jüdischen Frauen in Auschwitz vornahm, teilgenommen hat

Februar 1956
Anfang Februar 1956 stellten die Gutachter seine Zurechnungsfähigkeit fest.

12. Februar 1956 (Neues Deutschland)
Der ehemalige KZ- Arzt von Auschwitz und SS-Brigadeführer Carl Clauberg ist in das Strafgefängnis Neumünster eingewiesen, worden. Unter dem Druck der Öffentlichkeit, die eine Bestrafung des Verbrechers fordert, konnte die Bonner Justiz den Vorwand einer geistigen Unzurechnungsfähigkeit Clauibergs nicht länger aufrechterhalten

14. Dezember 1956
am 14. Dezember 1956 erhob die Oberstaatsanwaltschaft Kiel wegen seiner verbrecherischen Sterilisationsversuche in Auschwitz und Ravensbrück Anklage gegen ihn.

02. April 1957
Berufsverbot

09. August 1957
Wenige Wochen bevor es zur von der Verteidigung hintertriebenen Eröffnung des Prozesses kam, bei dem die von ehemaligen nationalsozialistischen Juristen besetzte Kieler Justiz auch den Nebenkläger Henry Ormond abgewiesen hatte, starb Clauberg allerdings am 9.August 1957 an einem Schlaganfall in der Untersuchungshaft. Das von der Staatsanwaltschaft als „größter Prozess der Nachkriegszeit“ angekündigte Verfahren kam somit nicht zustande.
Eine Obduktion, die das gerichtsmedizinische Institut Kiel durchführte, weil Zweifel an seinem natürlichen Tod geäußert wurden, ergab „beginnende Gehirnerweichung“ (Enzephalomalazie).

00.11.1957
Prof. Clauberg, wurde Mitte November zunächst in Haft genommen, danach jedoch auf Antrag seiner Frau wegen Anzeichen von Geisteskrankheit in die Nervenklinik in Neustadt/Holstein eingewiesen.

1997
Der Gestagen-Test ("Clauberg-Test"), ein Testverfahren zum Ausschluß von Unfruchtbarkeit ist noch in klinischem Gebrauch. Die gynäkologischen Medikamente Progynon und Proluton des Schering AG Berlin sind noch in Umlauf.

13. August 1957
Am 13. August 1957 schrieb die Frankfurter Rundschau zum Tod des SS-Gruppenführer d. Res. Prof. Dr. med. Clauberg Carl (Wilhelm).
Nun wird es also nicht mehr zum Prozeß gegen diese wissenschaftliche Größe des Nazireiches kommen. Das ist bedauerlich, denn die Verhandlung hätte nicht nur mehr Licht auf die Vorgänge selbst geworfen, sondern auch die Tätigkeit der Claubergschen Mitarbeiter klarstellen können. Manchem aber starb dieser Mortimer gelegen; es war der Staatsanwaltschaft reichlich schwer gefallen, Sachverständige zu finden, die gewillt waren, ihre Gutachten in unmißverständlicher Weise abzugeben. Mancher mag daher aufgeatmet haben, als er die Nachricht von des Vivisektors Tod las. Daß es aber der Staatsanwaltschaft so schwer fiel, überhaupt namhafte Sachverständige zu finden, und daß der Verdacht besteht, daß so mancher das Nichtzustandekommen des Prozesses begrüßt, läßt leider auch unerfreuliche Schlüsse ziehen. Clauberg ist ein Symbol gewesen, eines der Symbole des Dritten Reiches. Man muß hoffen, daß die Ärzte, die Bedenken trugen, seine Methoden als das zu bezeichnen was sie waren, nicht als lebende Symbole der Nachkriegszeit anzusehen sind.

Er selbst ist sogar bei den SS-Leuten im Lager unbeliebt. Sie nennen ihn einen ekligen Zwerg er ist nur 1,53 m groß. Sein Kollege Eduard Wirth beschreibt ihn als vor die Hunde gekommenen schweren Trinker, ein anderer als den übelsten Burschen, der ihm je begegnet sei.

Clauberg galt als unberechenbar, als Alkoholiker und „Frauenheld”

Clauberg selbst wird nie ein Wort der Reue äußern über das, was er den Frauen angetan hat. Im Gegenteil, er ist stolz auf seine Leistungen.

Häftlinge aus Block 10 gaben zu Protokoll:
Clauberg trat uns in allen Phasen der Experimente, die er selbst vornahm, niemals menschlich gegenüber, sondern er betrachtete uns ausschließlich als Versuchsobjekte. Da die Versuche an uns und unseren nicht mehr lebenden Kameradinnen derart an Umfang zunahmen, beschäftigte Clauberg als Hilfen bei diesen Experimenten keine Ärzte, sondern den Chemiker Dr. Goebels und einen Oberscharführer der SS, der von Beruf Friseur war. Mit diesen Männern gemeinsam führte Clauberg die Experimente durch. Neben den schweren körperlichen Schäden stehen die erheblich schwereren seelischen Schäden, die wir durch die Experimente erlitten haben. Wenn wir nicht von Clauberg sterilisiert worden wären, hätten wir Kinder bekommen können. Die seelische Belastung stellt neben den körperlichen eine grausame Bedeutung dar

Häftlingsärztin Alina Brewda (eigentlich Alina Bialostocki) Häftlingsnummer 62 761
Nach der Aufzeichnung einer allgemeinen gynäkologischen Anamnese (frauenärztliche Krankengeschichte) mußte sich das Opfer auf den Untersuchungsstuhl setzen. Clauberg fand dann den Zugang zu den inneren Geschlechtsorganen, ergriff mit einer Kugelzange den Gebärmutterhals und führte eine Kanüle ein. Nun wurde in die inneren Geschlechtsorgane eine spezielle Flüssigkeit eingespritzt. Es handelte sich dabei um eine Mischung aus Formalin und einem Röntgenkontrastmittel. Das Formalin erzeugte eine "sterile Entzündung" der Eileiter, die zu einer Verwachsung führte und damit zur chronischen Unfruchtbarkeit.
Die Häftlingsärztin Alina Brewda schildert die Eingriffe und Nebenwirkungen:
Nach den Einspritzungen erkrankten viele Frauen an Parametritis (Entzündung im Bauchraum nahe der inneren Geschlechtsorgane), Adnexitis [Entzündung der Eierstöcke) und Peritonitis (schwere Bauchfellentzündung, Sterberate 30-55%). Ich selbst habe mit Clauberg über diese Erkrankungen nicht gesprochen, weil ich nicht für ihn existiert habe. Sie berichtet weiter, ich wurde ein- oder zweimal von Silvia gerufen (Schwester Silvia war Claubergs Assistentin), weil Frauen nach der Einspritzung durch Clauberg persönlich einen Schock erlitten haben. Ich habe in diesen Fällen eine Morphiumspritze gegeben. Dabei fiel mir ganz im Allgemeinen auf, daß bei diesen Unterleibseingriffen sämtliche Begriffe der Hygiene nicht beachtet waren. Man sorgte nicht für Sterilität. Aus Erzählungen von Mithäftlingen habe ich immer wieder erfahren müssen, daß Prof. Dr. Clauberg bei seinen Einspritzungen brutal vorgegangen ist, ja, daß Silvia bei Frauen, die sich instinktiv wehrten oder laut schrien, mit Schlägen eingegriffen hat.