SS-Rottenführer
* 02.04.1906 in Harthausen (der Ort kann nicht eindeutig bestimmt werden)
† 13.05.1973 in Günzburg
Reichsdeutscher
Beruf: Weber/Kraftfahrer
ab 04.11.1933
Mitglied der Allgemeinen SS (Mitglieds Nu. 186 384)
(Böck kam über seine Günzburger Musikkapelle, die geschlossen zur SS übergetreten war, in die "Schutzstaffel" der NSDAP.)
ab 01.05.1937
Mitglied der NSDAP (Mitglieds Nu. 6 093 359)
(Dienst im 12. Sturm der 92. SS-Standarte)
ab 27.09.1938
Mitglied der Bewaffneten Verbände der SS
27.09.1938
Beförderung zum SS-Schützen
ab 08.05.1939
Dienst in der 106. SS-Standarte
(letzter bekannter Dienstgrad: SS-Schütze)
ab 01.10.1939
Dienst im 8./1. Polizei-Regiment (Schermeisel-Osterburg)
01.07.1941
Beförderung zum SS-Sturmmann
ab 24.11.1941
Angehöriger der Lagermannschaft im KL Auschwitz
(zeitweise Angehöriger der Fahrbereitschaft)
01.02.1943
Beförderung zum SS-Unterscharführer
Orden, Ehrenzeichen und Medaillen
SA-Sportabzeichen in Bronze
02.11.1960
Vernehmung des ehemaligen SS-Angehörigen Richard Böck in Günzburg durch KM Ihring
(HHStAW Bestand 461 Nr. 37638/40)
auf der Rampe
Na, da bin ich an einem Mittwoch mal früher heimgekommen, das war so im Sommer, 1944. Ich weiß auch, wo der Transport her war. Der Transport war von Ungarn gewesen. Im letzten Kriegshalbjahr ist es gewesen, so um die Zeit rum, Mitte 1944. Und dann hat der Untersturmführer Wiegand zu mir gesagt, ich soll sofort rüberfahren zur Häftlingsküche und soll dort Verpflegung laden. Und dann bin ich rübergefahren in die Häftlingsküche, weil ich ja früher heimgekommen bin damals. Ich habe da auch dänische Butter und Margarine und Käse geladen in Schwientochlowitz bei Kattowitz und bin früher zurückgekommen. Und jetzt bin ich rübergefahren ins Häftlingslager rein, bin hingefahren an die Häftlingsküche. Dann haben die mir so große Kisten aufgeladen, viereckige, mit so Handhebeln. Da waren lauter Brote, geschnitten, drin. Und da habe ich gestaunt, denke ich mir: Jetzt werden sie aber gut empfangen, die Häftlinge, es hat sich gebessert.
Aussage Richard Böck:
Belegte Brote, ja. Dann habe ich gesagt: »Ja, wo muß ich das hinfahren?« Und dann sagt zu mir der Eggersdörfer, so hat der geheißen, der Unterscharführer oder was er war.
Aussage Richard Böck:
Ja. »Das fährst du da raus zur Rampe nach Birkenau.« Dann habe ich gesagt: »Wo ist denn das?« Dann hat er gesagt: »Ha, da darfst du doch bloß da drüben hinaus fahren, da findest du schon hin, in Birkenau drin.« Ich habe das nicht gewußt gehabt, damals, daß jetzt schon da drüben das so weit ist. Dann bin ich halt da rausgefahren, da draußen habe ich noch einen gefragt. Dann sagt er: »Fährst du gleich da rüber zum Haupttor und fährst da rechts rüber, dann bist du schon dran, an der Rampe.« Na ja, dann bin ich da hineingefahren. Und dann habe ich schon gesehen, daß ein Zug drinsteht. Und dann bin ich da hingefahren, die Lokomotive war schon weg. Ich weiß nicht, ist die rückwärts hinausgefahren? Der Zug ist halt ohne Lokomotive dagestanden, das habe ich gesehen. Dann habe ich immer geguckt, so ein bißchen dumm. Dann hat einer gesagt: »Stell den Wagen da her.« Dann bin ich so da hergestanden: Das war die Schiene, da steht der Zug, da drüben habe ich gleich den Mengele gesehen. Und ein paar Offiziere sind es gewesen, alle habe ich auch nicht gekannt. Moll habe ich auch gesehen, Hauptscharführer Moll.
Aussage Richard Böck:
Und dann sehen Sie sie, und dann kennen Sie nicht jeden. Und dann habe ich meinen Lkw so hergestellt, und so ist der Zug, gell. Und da habe ich den Mengele und die alle gesehen. Dann haben sie zuerst ein bißchen gesprochen miteinander, und ich bin an meinen Lkw so dran gelehnt an den Kotflügel und habe da so zugeschaut. Der Mengele ist dann weg von denen und hat dann so zurückgeschaut und hat gesagt: »Die Ärzte und Apotheker nach vorn!« Und dann hat jemand gerufen, aber anders wieder, in einer anderen Sprache. Ich weiß nicht, war das ein Dolmetscher? Aber es war ein Häftling. Und dann sind schon langsam die Herren gekommen, bessere Herren sind gekommen, vorgelaufen. Ich habe gesehen, die Anzüge sind verknittert, aber sie waren besser gekleidet, Brillenträger gewesen, zum Teil. Es waren elegante Leute, hat es den Eindruck gemacht. Und dann hat der Mengele so eine Geste gemacht. Dann sind sie hingestanden bei ihm, so links, dort. Und gleich als erste ist eine blonde Frau gekommen. Die Frau, die könnte ich heute noch kennen, so habe ich die angeschaut. Ich habe gleich gemeint, das sei die Lilian Harvey, die Filmschauspielerin. Und dann hat der Mengele zu ihr gesagt, wörtlich: »Wie alt?« Dann hat sie gesagt: »29 Jahre«. Dann hat der Mengele gesagt: »Sind Sie schwanger?« Dann hat sie gesagt: »Jawohl.« Dann hat der Mengele gesagt: »Im wievielten Monat?« Dann hat sie gesagt: »Im neunten.« Und dann hat der Mengele so gemacht, und dann ist sie so rübergelaufen, über die Bahngeleise rüber und rechts hinunter. Da ist ein Häftling gestanden, da ist ein Häftling gestanden, und ein jeder hat so gemacht, so eine Geste gemacht. Das »Sonderkommando« von den Häftlingen war das, sozusagen.
Dann ist gekommen ein junger Mann, 24 Jahre alt. »Gesund?, kräftig?« hat der Mengele gesagt. Dann hat er gesagt: »Jawohl.« Dann hat der Mengele so gemacht, mit dem Daumen – immer mit dem Daumen hat er so gemacht und so –, so hinüber. Dann ist er auch da hinübergestanden, wo die Ärzte gestanden sind. Dann ist gekommen ein alter Mann, der hat einen Bart gehabt, da hat er nicht gefragt, da hat er so gemacht. Und dann ist so der halbe Zug, schätze ich ungefähr, vorgelaufen gewesen, dann hat der Mengele auf einmal: »Ach was« gesagt. Dann ist alles da rübergelaufen. Dann sind gleich Frauen gekommen mit Kindern, dann sind Frauen gekommen, die haben so Chaisen geschoben, und es ist alles so da hinunter.
er informiert die Frankfurter Staatsanwälte über einen Besuch Josef Mengeles in Günzburg. Obwohl dies jahrzehntelang bestritten wird, kann der Besuch inzwischen bewiesen werden. Er fand allerdings nicht, wie angegeben, 1959, sondern 1956 statt.
LG Wien 27c Vr 5193/60 (Vernehmung)