Mirbeth Johann

* 18.03.1905 in München
† 08.11.1975 in München

letzter bekannter Wohnort nach 1945: München 9, Oberbiberger Straße 42

Reichsdeutscher

Sohn eines Werkmeisters

Ausbildung zum Tischler
(musste diesen Beruf aber aufgrund einer Fußerkrankung aufgeben)

1931
Eintritt in die NSDAP

1931
Eintritt in die SS (Mitglieds Nu. 15 585)
Dienst im 12. Sturm der 1. SS-Standarte

Mitarbeiter der Reichszeugmeisterei der NSDAP in München
Bis 1931 produzierte auf dem Gelände, auf dem später das Gebäude 7, das spätere Hauptgebäude der Reichszeugmeisterei errichtet wurde, die Wagen- und Maschinenfabrik Gebr. Beißbarth OHG. 1933 erwarb dann die Bayerische Hypotheken- und Wechselbank das Gelände.
(In der Reichszeugmeisterei wurden durch Kriegsveteranen und -versehrte sowie später auch durch Kriegsgefangene die Erprobung von Uniformen und Wehrmaterial sowie die Instandsetzung von Fahrzeugen durchgeführt. Auch einige militärische Einheiten, wie zum Beispiel eine Flugabwehrbatterie und eine kleine SS-Einheit, waren in der Kaserne untergebracht.)

Berlin, den 25.09.1937
Das SS Zivilabzeichen Nr. 7 911, Inhaber: SS-Unterscharführer Mirbeth Johann, SS Nr. 15 585, 10/1. SS-Standarte ist in Verlust geraten, vor Mißbrauch wird gewarnt.
SS Ergänzungsamt

1939
Einziehung zur Waffen-SS

1939
Mirbeth meldet sich freiwillig zu politischen Schulungen durch die Waffen-SS und einer militärischen Grundausbildung in Dachau.
(Die SS wissend um dessen Gehstörungen und der Frontuntauglichkeit wird er 1941 ins KL Auschwitz zur Wachkompanie versetzt)

00.01.1941
Mirbeth wird in das KL
Auschwitz versetzt, wo er zunächst der Wachkompanie zugeteilt, und anschließend als Kommandoführer eingesetzt war. Des Weiteren verrichtet er Dienst an der Rampe, als die ankommenden Transporte noch auf dem zwischen dem Stammlager des KZ Auschwitz und dem KZ Auschwitz-Birkenau gelegenen Bahngleis ankamen. Beim Dienst an der Rampe, zeigte er sein gefühlskaltes und grausames Wesen in dem er ,z.B. schreiende Kinder prügelte bis nur noch leises Wimmern zu hören war.

20.04.1942
Beförderung zum SS-Unterscharführer

20.08.1942
Auschwitz, 20. August 1942
Kommandanturbefehl Nr. 15/42
Belobigung
Ich spreche dem SS Angehörigen SS-Uscha. Hans Mirbeth, 2./SS-T-Sturmbann meine besondere Anerkennung aus.
Mirbeth ist es gelungen 2 entwichene franzözische Strafgefangene im Wiesengelände beim Bahnhof Prokocim zu ergreifen und festzunehmen.
gez. Höß
SS-Obersturmbannführer und Kommandant
Fd.R.:
[Unterschrift Mulka]
SS-Hauptsturmführer und Adjutant
[Verteiler]

ab 08.04.1943
Lagerführer im NL
Golleschau
Am 08.04.1943 wurde das Kommando von SS-Uscha. H. Mirbeth übernommen.
Belegstärke am 02.05.1943 = 280 Häftlinge davon 19 in Quarantäne. Im Monat 04.1943 30 Abgänge nach Auschwitz, 24 Zugänge, davon 21 in Quarantäne.
Angaben über den Gesundheitszustand, die Umänderungen im Lager und Arbeitsleistung.
Folgender Arbeitseinsatz = Steinbruch, Strecken- und Gleisbau, Vorbrecher, Kohlensieb, Kohlenbrand, Packerei, Zimmerei, Kalkofen.
Bitte um raschen Einsatz für die am 27.04.1943 nach Konzentrationslager Auschwitz zurückgestellten 9 Häftlinge.
Seine unerbittliche Härte und Grausamkeit gegenüber Juden wurden von der SS-Führung als höchster Qualitätsgarant in der Produktionssicherung betrachtet, denn in Golleschau wurde Zwangsarbeit unter schwersten Bedingungen verrichtet. Prügelstrafen von 25 Stockschlägen wurden als geringste Strafmaßnahme vollzogen. Es soll auch vorgekommen sein, dass er Häftlinge so zerschlagen hat das nur ein blutiger Klumpen Fleisch übrig geblieben ist. Hinkefuß war ein brutaler Schläger, der immer wieder aus Freude am Tun Häftlinge misshandelte und tötete.
Arbeitsunfähige Häftlinge beförderte er gerne selbst aus dem Leben. Die Hocker auf denen die zur Erhängung vorbereiteten Häftlinge standen, trat er im Vorbeigehen weg, drehte sich manchmal mit der Hand vor dem Mund um und sagte: "Ups" dann ging er böse lachend weiter. Überall wo Hinkefuß auftauche verschlechterte sich das Leben der Häftling rapid.
Mirbeth gab nach Kriegsende in einer Aussage an, dass er in Golleschau mehrmals eigenhändig die Prügelstrafe von 25 Stockschlägen an Häftlingen wegen Kartoffeldiebstahls usw. vollzogen hätte.
Laut dem Auschwitzüberlebenden Franz Unikower war Mirbeth ein „brutaler Schläger, der immer wieder Häftlinge misshandelte.“ Mehrfach selektierte Mirbeth arbeitsunfähige Häftlinge aus, die in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau überstellt wurden. Mirbeth äußerte sich nach Kriegsende über die Erhängung eines ungarischen Juden im Herbst 1944: „Bei der Erhängung habe ich selbst den Hocker weggezogen“

07.09.1943
Beförderung zum SS-Oberscharführer (Allgemeine SS)

Mirbeth lernt in Golleschau die Postbetriebsassistentin Wagner kennen, mit der er nach 1945 zusammenlebt.

20.02.1944
Beförderung zum SS-Oberscharführer

ab 01.10.1944
am 01. Oktober 1944 übernahm Mirbeth, die Führung im NL
Althammer. Mit seinem Dienstantritt verschlechterte sich die Situation der Häftlinge erheblich: Es wurden lange Appelle und schwere Strafen eingeführt, zum Beispiel für den Besitz von Lebensmitteln oder das Füttern der Kleidung mit Papier. Mirbeth selbst erschoss mindestens zwei Häftlinge. Unter Mirbeth blieben alle Ermordungen von Inhaftierten durch Wachpersonal (egal wie diese erfolgten) straflos und er selbst lebte jegliche Form an Sadismus an Juden aus.

Monowitz, 4. Oktober 1944
Kommandanturbefehl Nr. 10/44
Mit dem Kriegsverdienstkreuz 2. Klasse mit Schwertern wurde der SS-Oberscharführer Hans Mirbeth ausgezeichnet

19.01.1945
Nach der Räumung des KL Auschwitz aufgrund der anrückenden Roten Armee im Januar 1945 wurde der Großteil der Häftlinge des KL Althammer auf einem Todesmarsch nach Gleiwitz verbracht und von dort größtenteils in das KL Mittelbau transportiert.

23.01.1944
Ein SS-Lagerarzt nimmt im Nebenlager Golleschau eine Selektion vor, wobei er 26 jüdische Häftlinge aussucht. Die selektierten Häftlinge werden nach Birkenau überstellt. Im allgemeinen ist die Überstellung kranker Häftlinge nach Birkenau gleichbedeutend mit ihrer Einweisung in die Gaskammern. Die Namensliste der selektierten und überstellten Häftlinge unterzeichnet der damalige Kommandoführer, d.h. der Lagerführer des Nebenlagers, SS-Oberscharführer Mirbeth.

00.03.1945 - 06.04.1945
Mirbeth übernahm am 00.03.1945 die Lagerführung im Außenlager
Blankenburg-Oesig des KL Mittelbau. Vor der Befreiung des KZ Mittelbau durch die US-Armee führte Mirbeth am 6. April 1945 einen Todesmarsch von KZ-Häftlingen nach Magdeburg. Dort schloss er sich dem von Max Schmidt geleiteten Todesmarsch von Häftlingen aus dem KL Fürstengrube mit der von ihm geleiteten Häftlingskolonne an. Die Häftlinge wurden mit einem Elbkahn nach Lübeck verbracht und wurden von dort in die Nähe von Ahrensbök getrieben, wo sie Mitte April 1945 ankamen. Während und nach dem Todesmarsch kamen viele Häftlinge um oder wurden erschossen. Die Überlebenden von Mirbeths geleiteter Häftlingskolonne kam in einer Scheune auf dem Gut Glasau bei Sarau unter.

03.04.1945
Um den 3. April 1945 dürfte der Lagerführer Johann Mirbeth den Befehl erhalten haben, das Außenkommando zu räumen.

13.04.1945
Zusammen mit dem Kommando Klosterwerke/Dora unter Leitung des SS-Oberscharführers Johann Mirbeth erreichten rund 400 von ihnen am 13. April 1945 Ahrensbök und bezogen Lager in einer Feldscheune bei Siblin und auf den alten Gütern von Glasau und Neuglasau.
Ende April 1945 brachte Mirbeth wenige Häftlinge aus westlichen Staaten nach Lübeck, wo sie durch das Schwedische Rote Kreuz nach Schweden ausgeschifft wurden. Ein Teil der Häftlinge wurde auf das Schiff Cap Arcona verbracht, das am 3. Mai 1945 irrtümlich nach Angriffen der Royal Air Force versenkt wurde.

Mirbeth setzte sich anschließend als Zivilist getarnt aus Sarau (Ein Dorf sträubt sich gegen die Erinnerung) ab und ging nach Hamburg. Ab dem 8. Mai 1945 arbeitete er bei der Familie des Fürsten von Bismarck als Gärtner in Friedrichsruh. Im Herbst 1945 setzte er sich in das Ruhrgebiet ab, wo er als Bergarbeiter eine Anstellung fand. Infolge eines Wadenbeinbruchs wurde er entlassen und kehrte nach München zurück, wo er seinen Lebensunterhalt wieder als Tischler bestritt.

27.09.1952
Infolge einer Voruntersuchung gegen den Kapo Helmrich Heilmann und den Lagerältesten von Auschwitz –Golloschau, Joseph Kierspel, kam Mirbeth am 27. September 1952 mit einem Haftbefehl in Untersuchungshaft.

27.11.1953
Durch das Schwurgericht am Landgericht Bremen (3 Ks 2 / 53) wurde Mirbeth am 27. November 1953 wegen Tötungsverbrechen im Außenlager Golleschau zu einer sechsjährigen Haftstrafe verurteilt.
Das Gericht überführte Mirbeth, im Juni 1943 als Lagerleiter von Auschwitz -Golloschau den jüdischen Häftling Mevorah Kalli „mit bedingtem Vorsatz getötet zu haben, ohne Mörder zu sein“. Ansonsten hätte „Mirbeth bis auf die Zeit in Golloschau ein anständiges, tadelfreies Leben geführt“. Und weil er während des Prozesses „Reue zeigte“ und „ anwesende Zeugen um Verzeihung bat“, blieben andere Anklagepunkte unbewertet. Die nachweisbare Erschießung von vier Häftlingen, das Erhängen eines Häftlings wie auch die Beteiligung an Selektionen wurden nicht behandelt, weil er diese Taten „auf Befehl von oben“ begangen hatte.

23.07.1956
Auf Blatt 2824 der umfangreichen Gerichtsakten von 1953 werden die beiden SS-Oberscharführer Mirbeth und Schmidt zu Rettern stilisiert: Die 400 Häftlinge „sollten von Lübeck auf ein Schiff gebracht werden“, so das Protokoll. Und weiter heißt es in der Urteilsbegründung: „Dazu kam es nicht (Das war ein Glück für die Häftlinge; denn das zu ihrer Aufnahme bestimmte Schiff wurde nach Auslaufen durch alliierte Seestreitkräfte versenkt). Mirbeth hatte unterwegs einen Oberscharführer getroffen (Max Schmidt, J.W.), der auch den Auftrag hatte, Häftlinge nach Lübeck zur Einschiffung zu bringen. Mit Rücksicht auf das sich abzeichnende nahe Ende der deutschen militärischen Widerstandskraft kamen beide SS-Oberscharführer überein, die Häftlinge Anfang Mai 1945 Angehörigen des Deutschen Roten Kreuzes zu übergeben. Von dort gelangten die Häftlinge in die Freiheit“.

21.12.1956
Die Wiederaufnahme des Verfahrens im Juli 1956 führte - begleitet von einem Gnadengesuch – zur vorzeitigen Entlassung zu Weihnachten 1956, angeordnet vom Justizsenator der Hansestadt Bremen, Theodor Spitta. Seine Taten mit Todesfolge von Blankenburg bis Sarau bleiben bis heute ungesühnt. Auch über seine Tätigkeit als Lagerführer von Auschwitz- Golleschau recherchierte das Schwurgericht unzulänglich.

Mirbeth erhielt eine Invalidenrente und besserte sein Einkommen mit Hilfstätigkeiten in dem Büro eines Münchner Rechtsanwaltes auf. Ein gegen ihn wegen Verbrechen im Außenlager Althammer eingeleitetes Ermittlungsverfahren wurde 1973 wegen Verhandlungsunfähigkeit eingestellt. Seine Verbrechen in Blankenburg und während der Todesmärsche wurden nicht strafrechtlich verfolgt.

Mirbeth lebt nach seiner Haftentlassung mit der ehemaligen Postbetriebsassistentin Wagner zusammen. Die beiden hatten sich in Golleschau kennengelernt.

19.10.1960
Vernehmung des ehemaligen SS-Angehörigen Johann Josef Mirbeth durch Staatsanwalt Joachim Kügler.

Fall Nr. 379
Verbrechen Kategorie: NS-Gewaltverbrechen in Haftstätten, Kriegsverbrechen, Verbrechen der Endphase
Angeklagte:
Heilmann, Helmrich H.Ph. 6 Jahre
Kierspel, Joseph Leben Satz
Mirbeth, Johann 6 Jahre
Gericht:
LG Bremen 531.127
Land , in dem die Straftat begangen wurde: Deutschland, Polen
Tatort: ​​HS KL Golleschau, HS KL Obertraubling, entlang der Straße des Evakuierungsmarsches vom KL Golleschau bis Loslau, entlang der Straße des Evakuierungsmarsches vom KL Obert nach KL Dachau
Crime Date: 4304-4503, 4304-4505
Opfer: Juden, Kriegsgefangene
Nationalität: Deutsch, Französisch, Griechisch, Niederländisch, Österreich, Polen, sowjetische, Ungarisch
Agentur: Haftzentrum Mitarbeiter KL Golleschau, KL Obert
Gegenstand des Verfahrens: Das Töten und falsche Handhabung (teilweise mit tödlichem Ausgang) von jüdischen Häftlingen im KL Golleschau, während der Evakuierung des KL Golleschau auf dem Todesmarsch zu Loslau, in KL Obertraubling, und während des Evakuierungsmarsches vom KL Obert zu KL Dachau, vor allem durch das Lager älteste und einem Kapo

Anmerkung
Johann Mirbeth, (Hans) wurde von den Zwangsarbeitern auch Hinkefuß, den Teufel in Person meinend, genannt.
Seit seinem Ausscheiden aus dem Tischlerhandwerk, bedingt durch eine Fußerkrankung, hinkte er immer wenn er sich aufregte. Und in Golleschau regte er sich immer über das Dreckspack, die Juden auf.