Judenhaus
Das Vorderhaus und Quergebäude Ohestraße 8/9 in Hannover diente der Synagogengemeinde Hannover für Einrichtungen der Wohlfahrtspflege: Kleiderkammer, Notstandsküche, Sozialstation, (Ohestraße 9, Kinderhort) und in den Jahren 1940/41 zwangsweise als Schule. Anfang September 1941 wurden die Gebäude durch die Nationalsozialisten zu Judenhäusern erklärt. Bis zu 340 Bewohner sollen hier bis zu ihrem Abtransport in Vernichtungslager gelebt haben.
Ab dem 01.07.1942 war das Haus Ohestraße 8 im Besitz der Stadt, August 1942 bis August 1943 Wachkommando und Kriegsschädenamt, ab September 1943 Wachkommando und Wohnungen für Bombengeschädigte (bis Mai 1945).
Das Haus Ohestraße 9 war bis Mai 1942 "Judenhaus", bis Juni 1942 Nutzung unbekannt, Ab dem 01.07.1942 war das Haus im Besitz der Stadt, ab August 1942 bis Mai 1945 Gefangenenlager für Franzosen. 1971 wurden die Gebäude abgerissen.
Das Gelände ist heute Standort des Berufsschulzentrums.
Bewohner:
Kleinberger Margot
Rosenstern Emil * 07.04.1867 polle, Wohnort Elze ab dem 30.06.1938 Hannover.
Seit dem Jahre 1941 musste er im Judenhaus Ohestraße 9 und schließlich ab 13. Februar 1942 in Hannover-Ahlem wohnen. Am 23. Juli 1942 wurde Emil Rosenstern aus Hannover-Ahlem in das Altersghetto Theresienstadt deportiert. Am 29. September 1942 wurde er im Alter von 75 Jahre aus Theresienstadt in das Vernichtungslager Treblinka verschleppt und ist dort verschollen.
Samuel Heinz wurde am 23.03.1908 als Sohn der Eheleute Samuel Arnold und Samuel Johanna geb. Deichmann inHagen/Neustadt geboren. Wohnort in Hagen war die Hagener Str. 79. Er blieb unverheiratet und war von Beruf Schlachter in der Schlachterei seines Vaters. Heinz hatte noch die Geschwister Paul und Fränzi (Fanni). Wirtschaftsboykott und Diskriminierungen trafen ab 1933 nach der Machübernahme durch die Nazis auch die Schlachterei Samuel, so dass das Haus 1937 verkauft werden musste. Heinz verzog daher am 12.04.1937 zu Verwandten in Hagen. Später Umzug nach Hannover, wo er zuletzt mit seinen Eltern, sowie Ella eine Schwester seiner Mutter, im „Judenhaus“, Ohestraße 8/9 wohnte. Heinz wurde am 15.12.1941 mit seinen Eltern nach Riga deportiert. Aus dem Getto wurde er zum Bau des Konzentrationslagers Salapils abkommandiert, wo er im Februar oder März 1942 erhängt wurde.
Samuel Arnold * 10.06.1880 Rodewald. Arnold war verheiratet mit Samuel Johanna (geb. Levi-Deichmann) aus Achim. Mit ihr hatte er die Kinder: Heinz (siehe Samuel Heinz), Paul und Fränzi (Fanni). Er übte den Beruf Schlachter und Händler in Hagen (Kreis Neustadt) aus. Letzte Adresse: Hagener Straße 79. Das Wohnhaus Hagener Straße 79 wurde 1911/12 gebaut. Wirtschaftsboykott und Diskriminierungen trafen auch die Schlachterei Samuel, so dass das Haus 1937 verkauft werden musste. Die Streichung aus der Handwerksrolle machte die weitere Ausübung des Berufes endgültig unmöglich. Am 22.12.1937 erfolgte der Umzug nach Hannover, Große Duvenstraße 7. Weitere Umzüge: 18.11.1939 Fernroder Straße 17. Am 04.09.1941 Umzug aufgrund einer Zwangseinweisung in das „Judenhaus“ Ohestr. 8/9 zusammen mit seiner Frau Johanna, seinem Sohn Heinz sowie der Schwester seiner Frau, Ella. Am 15.12.1941 wurde er zusammen mit seiner Frau Johanna, seinem Sohn Heinz sowie der Schwester seiner Frau, Ella nach Riga (Ghetto) deportiert. Ermordet durch Gaswagen oder Erschießung im Februar 1942 „Aktion Dünamünde“. Ella kam erst kurz vor der Befreiung im Oktober 1944 um. Die Tochter Fränzi zog bereits in den 1920er Jahren aus Hagen fort, emigrierte 1939 nach Schottland, wo sie 1939 starb.
Samuel Johanna geb. Levi-Deichmann * 28.12.1874 Achim war verheiratet mit Samuel Arnold. Mit ihr hatte sie die Kinder: Heinz (siehe Samuel Heinz) und Fränzi (Fanni). Letzte Hagener Adresse: Hagener Straße 79. Am 22.12.1937 zog sie zusammen mit ihrem Mann nach Hannover, Große Duvenstraße 7. Weitere Umzüge: 18.11.1939: Fernroder Str. 17, 04.09.1941 „Judenhaus“ Ohestraße 8/9. Am 15.12.1941 wurde sie zusammen mit ihrem Mann , ihrem Sohn Heinz sowie ihrer Schwester, Ella nach Riga (Ghetto) deportiert. Ermordet durch Gaswagen oder Erschießung im Februar 1942 „Aktion Dünamünde“.
Frank Hedwig geb. Nordheimer * 18.05.1867 Marsberg, Wohnort: ab 05.09.1941 ,,Judenhaus“ Hannover Ohestraße 8, ab 22.06.1942 ,,Judenhaus“ Hannover An der Strangriede 55, dep. 23.07.1942 Hannover – Ghetto Theresienstadt (Transportnummer 427) + 08.02.1945 Theresienstadt