Außenlager Hamburg-Eidelstedt

Übersicht

Gebiet:
Freie und Hansestadt Hamburg
Das Außenlager Hamburg-Eidelstedt befand sich am Friedrichshulder Weg, im heutigen Stadtteil Hamburg-Lurup. Während des Krieges gehörte das Gebiet des Barackenlagers zu dem benachbarten Stadtteil Hamburg-Eidelstedt, wonach das Lager seinen Namen erhielt. Das Lager befand sich am Rande der Eidelstedter Heide in einer eher spärlich bewohnten und bebauten Gegend. Die in der Nähe liegende Feldmark wurde von den dort ansässigen Bauern für landwirtschaftliche Zwecke genutzt. Damals wie auch heute führte direkt am Lagergelände die Bahnstrecke von Hamburg in Richtung Norden vorbei. Der Bahnhof Eidelstedt, einer der größten Verschiebebahnhöfe der damaligen Zeit, lag in unmittelbarer Nähe des Außenlagers.

Der Standort des Lagers an der Bahnlinie und die verschiedenen Aufgabenbereiche der Frauen - wie spätere Ausführungen noch zeigen werden - ließen aber immer vermuten, dass der Besitzer bzw. Betreiber dieses Lagers die Deutsche Reichsbahn war. Erst der Fund eines Kaufvertrages vom 23.09.1942 im Hamburger Grundbuchamt bestätigte diese Vermutung, worin es heißt: "Zwischen der Vereinsbank in Hamburg, Hamburg, nachstehend kurz ‚Vereinsbank' genannt und der Deutschen Reichsbahn, vertreten durch die Reichsbahndirektion Hamburg, nachstehend kurz ‚Reichsbahn' genannt, wird folgender Vertrag geschlossen: Die Reichsbahn erwirbt für das Deutsche Reich, Reichsbahneisenbahnvermögen, von der Vereinsbank das Flurstück zu 6/2, Flur 12 der Gemarkung Eidelstedt, eingetragen im Grundbuch von Eidelstedt Band 41 Blatt Nr. 1909 in Größe von 2261 qm, frei von Schulden und Lasten, zum vollen unbeschränkten Eigentum. Der Kaufpreis beträgt RM 0,70 je qm, mithin für 2261 qm = RM 1582,70 ..." Damit kann mit großer Wahrscheinlichkeit davon ausgegangen werden, dass das Lager Hamburg-Eidelstedt tatsächlich der Deutschen Reichsbahn gehörte.


Eröffnung:
Am 27. September 1944 wurde am Friedrichshulder Weg in einem bestehenden Barackenlager das Frauenaußenlager Eidelstedt eingerichtet. 500 ungarische und tschechische Jüdinnen wurden im Auftrag der Stadt zu Aufräumungs-und Bauarbeiten in Hamburg eingesetzt.

Das Lager selbst bestand aus zwei großen Schlafbaracken, jeweils mit mehreren Schlafsälen, und einer weiteren großen Baracke, in der sowohl der Waschraum und die Latrinen als auch die Wäscherei und der Vorratsraum untergebracht waren. Innerhalb des Lagergeländes gab es ein Krankenrevier sowie eine Bekleidungskammer und eine Kantine für die Häftlinge. Die Lagerbaracken waren schätzungsweise auf einem Gebiet von 120 und 150 Metern Länge und 80 Metern Breite aufgestellt. In der Mitte befand sich der Lagerplatz. Das gesamte Gelände war von einem mit Starkstrom geladenen Stacheldrahtzaun umschlossen. An den Ecken des Lagers standen Wachtürme, von denen aus das Lager bewacht wurde. Außerhalb des Lagers, gegenüber dem Haupteingang, wurde für das Bewachungspersonal ein Luftschutzbunker errichtet; direkt daneben befand sich das Gebäude für die Lagerbewachung mit den Schlafräumen für die Lagerleitung. Ebenfalls außerhalb des Lagers lagen die Wirtschaftsräume des Bewachungspersonals, wo sich neben dem Speiseraum und der Küche auch der Proviantraum für die Lebensmittel der Häftlinge befand.

Schließung: Am 00.04.1945 Evakuierung nach Bergen-Belsen

Deportationen:

Häftlinge: Am 25.03.1945: 469

Geschlecht: Frauen

Einsatz der Häftlinge bei

Lagerleiter war SS-Unterscharführer
Walter Kümmel. 1946 von einem britischen Militärtribunal zu zehn Jahren Gefängnis verurteilt, wurde er 1952 vorzeitig aus der Haft entlassen.

Art der Arbeit
Aufräumungs- und Bauarbeiten, Munitionsproduktion

Bemerkungen
"Hamburger Zeitung“ vom 2. März 1945.
Am 1. März 1945 waren Teile eines Hauses im Hamburger Steindamm auf eine Straßenbahn gestürzt, die Frauen des Außenlagers Eidelstedt von der Arbeit zurück ins Lager brachte. Mindestens 20 Frauen kamen dabei ums Leben (der Zeitungsbericht sprach von lediglich 14 Opfern), weit über 70 wurden schwer verletzt.

Das Außenlager Eidelstedt bezog zur Verpflegung der Häftlinge Gemüse von dem Hamburger Großhändler Rudolf Wöbb und Brot von der Brotfabrik W. Voss.

Täter

27.09.1944

Am 27.09.1944 treffen mit einem Transport im Rahmen der Räumung des Nebenlager Wedel 500 tschechische und ungarische Jüdinnen aus dem Nebenlager Wedel im Nebenlager Hamburg-Eidelstedt ein

Namensliste

Hédi Fried, 1924 im rumänischen Sighet geboren, wurde im April 1944 ins dortige Ghetto und am 15. Mai 1944 mit ihrer Familie nach Auschwitz-Birkenau deportiert, wo ihre Eltern ermordet wurden. Gemeinsam mit ihrer Schwester Livia kam sie von dort in die Außenlager Dessauer Ufer, Wedel und Eidelstedt des KZ Neuengamme. Am 15. April 1945 folgte die Befreiung durch britische Truppen in Bergen-Belsen.