Frauen-NL des KL Flossenbürg (bis Winter 44/45)
Frauen-NL des KL Flossenbürg (ab Winter 44/45)
Beschreibung
Gebiet
Deutschland, Bundesland Sachsen, Landkreis Mittelsachsen
Eröffnung
31.08.1944
Schließung
Am 14.04.1945 Evakuierung über Most - Domazlice - Klatovy - Besiny - Horazdovice - Ceske Budejovice - Horni Dvoristé nach Mauthausen, dort am 29.04.1945 angekommen
Häftlinge
Etwa 1.000 Frauen und Mädchen, die über das KZ Auschwitz und das Außenlager Freiberg des KZ Flossenbürg nach Wittenberg verschleppt wurden; es handelte sich vorwiegend um jüdische Häftlinge tschechischer, polnischer, slowakischer und italienischer Nationalität
Geschlecht
Frauen
Die "Kosten" des Häftlingseinsatzes für die "Freia GmbH": 4,00 RM als Arbeitsvergütung (von denen die Häftlingsfrauen nichts erhielten), abgezogen wurden davon 0,70 RM "Häftlingsverpflegung/Tag". Jede Rüstungsfirma, die KZ-Häftlinge einsetzte, wusste also von der unzureichenden Ernährung und nahm billigend das Prinzip der "Vernichtung durch Arbeit" in Kauf. Zunächst in den Fabrikhallen an der Frauensteiner Straße kaserniert, wurden die jüdischen Mädchen und Frauen im strengen Winter 1944/45 in ein unbeheiztes Barackenlager am Hammerberg (Schachtweg) gepfercht. Am 14. April 1945 wurde das Lager vor der heranrückenden Front "evakuiert". Nach 16-tägiger Irrfahrt in zum Teil offenen Güterwaggons kamen die Frauen in das KZ Mauthausen, wo sie von amerikanischen Truppen befreit wurden.
Auch dieses Gebäude am Davidschacht diente während des 2. Weltkrieges als Außenstelle der Rüstungsproduktion. Im sogenannten "Wehrbetrieb" Max Hildebrand wurden ebenfalls zahlreiche Zwangsarbeiterinnen aus Auschwitz eingesetzt. Hier befand sich später das Freiberger Porzellanwerk, das heute stillgelegt ist.
Nach dem Krieg wurden die Gebäude der "Freia GmBH", durch die Porzelan- und Schuhfabriken Freiberg übernommen. Im vorderen Gebäudeteil, welches an die Frauensteiner Strasse reicht, zog das Landratsamt Freiberg ein. Dieser Teil des Gebäudes wurde umfangreich rekonstruiert. 1995 wurde hier an einer versteckten Stelle im Eingangsbereich des Landratsamtes eine Gedenktafel angebracht. Seit 1996 erinnert an gleicher Stelle eine zweite Gedenktafel an Dr. Werner Hoffmann, Direktor der Porzellanfabrik und als Jude Mitglied der Israelitischen Religionsgemeinde Dresden. Durch Repressionen und Ausgrenzung wählte er 1939 den Freitod.
Die Aufsicht bestand mit leichten Schwankungen jeweils aus etwa 20 männlichen SS-Angehörigen und zwischen 20 und 28 SS-Aufseherinnen. Als Aufseherinnen fungierten zunächst Arbeiterinnen aus den Chemnitzer Astra-Werken, die später von Frauen aus dem Freiberg-Dresdener Raum abgelöst wurden.
Passagen aus den Aussagen von Aufseherinnen bei Polizei und Gerichten nach Kriegsende.
Fast durchgehend geben sie dabei an, es habe keine Möglichkeit gegeben, sich bei Verpflichtung durch die SS dem Dienst als Aufseherin zu entziehen. Willkürliche Gewalttaten, die ihnen vorgehalten werden, werden auf Befehle zurückgeführt oder abgestritten. Dies kontrastiert allerdings mit der Darstellung zweier Arbeiterinnen aus Chemnitz, die die zukünftige Aufsichtstätigkeit im KZ nach anfänglicher Zusage doch verweigerten, ohne dass ihnen daraus negative Konsequenzen erwuchsen. In den Aussagen vereinzelter Aufseherinnen wird außerdem auch darauf verwiesen, dass sich eine größere Anzahl der Arbeiterinnen doch freiwillig zu dem Dienst in Freiberg gemeldet habe. Bezüglich des Verhaltens des Aufsichtspersonals finden sich in den Schilderungen der Häftlinge Berichte über Misshandlungen bei verschiedenen Gelegenheiten. Bezüglich der Handwerksmeister, unter denen die Frauen arbeiten mussten, stellt sich das Bild differenzierter dar. Hier findet sich neben Äußerungen über unmenschliches Verhalten auch die Beschreibung positiver Erlebnisse.
Zustände im Lager
Die Baracken wurden erst vor kurzem fertig gestellt und sind noch gar nicht ausgetrocknet. Von der Decke tropft das Wasser, sodass am Abend die Decken und Strohsäcke nass sind. Es wäre bestimmt besser, im unteren Stock unserer zweistöckigen Betten zu schlafen, aber dort dringt die Feuchtigkeit von unten durch. An den Wänden ist Reif, und in den Öfen wird kaum geheizt. Uns stehen täglich zwei Eimer Kohlen zu, aber der Stubendienst stiehlt die Hälfte davon während wir arbeiten. Gewaschen haben wir uns noch nicht weiter, nur etwas in der Fabrik an der Wasserleitung auf der Toilette, dafür wurden wir vom Scharführer geohrfeigt.” Von Anfang an sehr mangelhaft sind die Ausstattung mit Kleidung und die Versorgung mit Lebensmitteln: Oft hatten die Frauen nichts anderes als ein Sommerkleid zum Tragen, und die Essensversorgung beschreibt eine der Frauen als zum Leben zu wenig und zum Sterben zu viel.
Verhalten der Bevölkerung
“Oft begegnen wir Freiberger Frauen und alten Männern, die sich zu uns benehmen, als wären wir wilde Tiere. Sie spucken uns an, manchmal fliegt ein Stein, und immer hören wir Schimpfworte, die ich lieber nicht wiederholen will.
14.04.1945
In der Nacht vom 13. auf den 14.04.1945 werden mit einem Evakuierungstransport 1000 (2200) weibliche Häftlinge in offenen Güterwagen aus dem Konzentrationslager Flossenbürg (Aussenlager Freia GmbH Freiberg) zum Konzentrationslager Mauthausen verbracht. (der ursprüngliche Weg zum Hauptlager Flossenbürg war von den Allierten versperrt) Der Transport erreicht Mauthausen am 29.04.1945.
Verfahren nach 1945
NS-Archiv des MfS, Bezirksverwaltung Karl-Marx-Stadt
Obj. 14 ZA 56/2206
Ermittlungsverfahren (nach SMAD-Befehl 201; Kontrollrats-Gesetz Nr. 10; Kontrollrats-Direktiven Nr. 24 und Nr. 38) gegen den Obermeister der Fa. Freia, Freiberg, Alfred Walter Gröber, geb. 01.11.1906, wegen Misshandlungen von Arbeitern, Fremdarbeitern und KZ-Häftlingen (Juden) und wegen politischer Tätigkeiten
A
Altgenug Irene * 25.02.1924 Norden Wohnort Norden und Minden + 22.04.2002 Minden |
dep. Sommer 1942 Minden - Ghetto Theresienstadt überstellt 1943 Theresienstadt - Konzentrationslager Auschwitz überstellt 12.10.1944 Auschwitz - Konzentrationslager Flossenburg Außenlager Freiberg überstellt 14.04.1945 Außenlager Freiberg - Konzentrationslager Mauthausen 05.05.1945 von amerikanischen Truppen befreit |