Außenlager des Konzentrationslagers Natzweiler

Bezeichnung
Konzentrationslager Natzweiler-Struthof (Außenlager Frankfurt am Main, Adlerwerke) Deckname "Katzbach"

Gebiet
Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Kreisfreie Stadt Frankfurt am Main, Kleyer Straße

Eröffnung
Bereits im Juli 1941 entstanden Baracken für französische Zivilarbeiter auf dem Gelände zwischen Werk I und II, das bis 1938 den jüdischen Unternehmern der “Flesch-Werke AG für Gerbstoff-Fabrikation und chemische Produkte Ffm”, der “OHG Erste Frankfurter Malzfabrik Matthias & Salomon” und des “Werkzeugmaschinen- Großhandel Schack & Co.” abgepresst worden war, also “arisiert” wurde.

Am 22.08.1944 war das KZ-Adlerwerke, ein Außenlager des KZ-Natzweiler fertiggestellt und erhielt den Decknamen "Katzbach". Es befand sich direkt auf dem Werksgelände, mitten im Gallusviertel in Frankfurt am Main.

Häftlinge
367 Häftlinge aus Buchenwald; 1.000 Politische aus Dachau, ca. 225 Häftlinge aus dem Akdo Jawischowitz des KZ Auschwitz, darunter 25-50 jüdische Häftlinge.

Geschlecht
Frauen (7 Frauen sind nachweisbar) und Männer

Behandlung der Häftlinge
Die Todesrate im KZ Adlerwerke übertraf die aller hessischen KZ-Außenlager. Die Häftlinge mussten 84 Stunden in der Woche in ungeheizten, teils zerstörten Hallen arbeiten. Sie besaßen in dem eisigen Winter 1944/45 nur ihre zerlumpten Sommermonturen. Hygiene und ärztliche Versorgung gab es praktisch nicht. Gewalt und Schikane waren alltäglich. Die Menschen verhungerten buchstäblich oder fielen, völlig geschwächt, Krankheiten zum Opfer. Fluchtversuche wurden mit öffentlicher Hinrichtung bestraft.
Wachleute schlugen mit Gummiknüppeln auf die Geschundenen ein; die harte Arbeit und die schlechte Verpflegung schwächten Sie zusätzlich. Läuse setzten sich in die Wunden. Nicht Wenge Insassen wurden einfach erschossen, Zwei 19 und 21 Jahre alte Ukrainer Namens Adam Golub und Georgij Lebedenko auf offener Straße, Weil Sie versuchten zu fliehen.
Körperpflege gab es nicht, man aß, wenn sich die Gelegenheit dazu bot, Abfälle, man lebte und schlief zwischen den Toten, den Leidenden, den Kranken, den Fiebernden, den Tuberkulose- und Ruhrkranken, den Sterbenden. Im Durchschnitt kam täglich ein Dutzend Menschen um. Ihre Leichen wurden tagsüber in einem Raum gestapelt und nachts ins Krematorien außerhalb des Geländes geschafft.

Einsatz der Häftlinge bei
Adlerwerke AG, Frankfurt am Main

Art der Arbeit
Herstellung von Ersatzteilen für Panzer und Kraftfahrzeugen

Deportationen
In das Krankenlager Vaihingen insgesamt 187 Arbeitsunfähige

Täter
Lagerkommandant (Kommandoführer des KZ-Außenlagers)
SS-Hauptscharführer Erich Franz + 1985

Stellvertreter des Lagerkommandanten
SS-Unterscharführer Emil Lendzian
Emil Lendzian starb Anfang der 50er Jahre. Für seine Morde wurde er nicht zur Verantwortung gezogen.
Er wurde von den Häftlingen und der SS „Iwan der Schreckliche“ und „Tiger von Eschnapur“ genannt.

Lagerkoch
SS-Scharführer Martin Weiss
Weiß ging mit einem Gummiknüppel im Lager herum, schlug Leute ohne besonderen Grund, war immer betrunken. Weiß unterschlug Lebensmittel, die er im Magazin empfing, wobei Häftlinge Zeuge waren. Auf dem Weg zum Lager wurden die Lebensmittel an Geschäfte gegen Schnaps eingetauscht.
Weiß war es auch, der am Abend des 14. März 1945 in der Lahnstraße den entflohenen 19jährigen Häftling Adam Golub mit einem Genickschuss tötete. In den Berichten über den Todesmarsch ist er einer der Todesschützen, wenn nicht sogar Haupttäter, am Ende der Kolonne.
nach 1945
Unerkannt in US-amerikanische Gefangenschaft geraten, konnte Weiß 1945/46 aus einem Lager bei Aschaffenburg fliehen und kehrte in seinen Heimatort nach Siebenbürgen in Rumänien zurück. Die 1960 aufgenommene Fahndung endete noch bevor sie richtig begonnen hatte. Das hessische Landeskriminalamt befragte kurioserweise den in Deuschland lebenden Bruder, der auch ehemaliger SS-Angehöriger war, über den Verbleib seines Bruders.
Der vielfache Mörder kam ungeschoren davon, gedeckt und beschützt vor einer Strafverfolgung auch durch die rumänische Justiz. Die Verlängerungsverfügung des auf Deutschland beschränkten Haftbefehls wurde vergessen, und der Staatsanwalt bemerkte 1984 zu den darin enthaltenen ungenauen Personalangaben, danach „dürfte allerdings kaum jemand festzunehmen sein...“ Der Bruder, bis 1994 für die deutsche Polizei als Dolmetscher tätig, beantwortete alle Fragen der Justiz über den Gesundheitszustand von Weiss, bis dieser 1995 im Alter von 79 Jahren in einer rumänischen Nervenklinik starb.

Generaldirektor und Hauptaktionär der Adlerwerke
Ernst Hagemeier

Verwaltungsdirektor der Personalabteilung und Abwehrbeauftragte
Dr. Franz Engelmann

Vorsitzender des Aufsichtsrats der Adlerwerke von 1939 bis 1945
Carl Goetz

Dresdner Bank

Schließung
Am Abend des 24.03.1945 um 22 Uhr gab Gauleiter Sprenger den Räumungsbefehl für Frankfurt, Noch in dieser Nacht begann der Evakuierungsmarsch von etwa 400 Häftlingen über Hanau, Schlüchtern, Fulda und Hünfeld nach Buchenwald, unter dem Kommando von SS-Hauptscharführer Erich Franz.
Franz erschoss gleich am 1. Tag des Evakuierungsmarsches einen typhuskranken Häftling “eigenhändig im Straßengraben”
Aussage des Überlebenden Heinz Meyer
Franz befahl ihm kurz vor Marschende mit den Worten: “Du Saujud, schaufel Dir Dein Grab!” befahl, eine Grube auszuheben. Ohne die Intervention von Wehrmachts- und SS-Offizieren wäre er gemeinsam mit einem anderen Häftling vermutlich erschossen worden.
Vor dem Einmarsch der Amerikaner hatte man in den Adlerwerken dafür gesorgt, möglichst alle Beweise für die Existenz des KZ zu beseitigen. Erst Monate später wurden Militärbehörden durch das Feuerbestattungsbuch des Hauptfriedhofes darauf aufmerksam. Dort sind 528 Häftlinge begraben. Einer Studie zufolge kommen bis März 1945, drei Tage vor dem Einmarsch vor der US-Truppen, 528 Häftlinge ums Leben. Bei der dann erfolgten Durchsuchung der Adlerwerke stießen sie auf die Häftlingsstatistik.

Bemerkungen
Am 22.08.1944 trafen 200 Häftlinge aus Buchenwald in Frankfurt ein, um in den Adlerwerken in der Kleyer Straße die oberen Stockwerke zu einem Häftlingslager umzubauen. Trotz schwerer Beschädigungen durch Bombenangriffe trafen am 29.09.1944 1.000 Politische aus Dachau ein. Aufgrund der Lebens- und Arbeitsumstände und durch Bombenangriff lebten am 22.01.1945 nur noch 744 Häftlinge.

29.09.1944

Am 29.09.1944 erreicht ein Transport mit 1000 KZ-Häftlingen (zwischen 11 und 65 Jahren) die Firmeneigene Rampe des Konzentrationslager Natzweiler (Außenlager Adlerwerke Frankfurt am Main). Es handelte sich überwiegend um aufständische, die beim Warschauer Aufstand gekämpft hatten, und nach der Niederschlagung durch die Nazis verschleppt worden waren. Der Transport kam aus dem Konzentrationslager Dachau. Er hatte Dachau am 26.09.1944 verlassen.

13.03.1945

Am Morgen des 16.03.1945 verließ ein Zug mit Kohlewaggons die Gleise des Konzentrationslager Natzweiler (Außenlager Adlerwerke in Frankfurt am Main)
Die 500 Häftlinge, darunter Kranke und viele Sterbende (andere Quellen geben 874 Häftlinge an), der Adlerwerke sollen den vorrückenden Amerikanern nicht lebend in die Hände fallen. Die Häftlinge waren bereits am 13.03.1945 zu je 60 Mann in einen Güterwaggon gepfercht worden. Nachdem die Waggons geschlossen und gegen unbefugtes Öffnen gesichert waren, blieb die Waggons drei Tage und Nächte auf den Fabrikgleisen stehen. Die Häftlinge litten grausamen Durst und Hunger und mussten ihre Notdurft in den Waggons verrichten. Schon in diesen drei Tagen und Nächten starb eine große Zahl von ihnen, und selbst die Toten wurden nicht aus den Waggons herausgenommen.
Kurze Zeit nach der Abfahrt wurde der Zug Ziel eines Tieffliegerangriffes. Die SS Wachmannschaft suchte Deckung und ließ die Häftlinge in den verschlossenen Waggons zurück. Die Angaben über die Zahl der Toten nach diesem Vorfall schwanken zwischen 50 und 300. Immer wieder geriet der Zug unter Beschuss. Für die Häftlinge gab es im Gegensatz zu den Wachmannschaften keine Verpflegung, kein Wasser, und für die Verletzten keine Hilfe. Am 23.03.1945 sieben Tage, nachdem der Zug verplombt worden war, erreichte der Todestransport das Konzentrationslager
Bergen-Belsen.

ein ehemaliger Häftling, erinnert sich an die Ankunft
Eine Gruppe von SS-Männern stand weit vom Zug entfernt und hielt sich Taschentücher vor die Nase. Wir hörten die Aufforderung, die Waggons zu verlassen. Ich war der dritte, der aus eigener Kraft den Waggon verließ. Als schon keiner mehr ausstieg und alle Waggons genügend gelüftet waren, schauten die Deutschen hinein. Ich sah, wie einige von ihnen sich an den Kopf fassten und ihre Betroffenheit ausdrückten. In jedem Waggon lagen Berge von Leichen; nur die Mitte war frei, wenn man den Kot nicht rechnet. Die Häftlinge erhofften sich bessere Bedingungen in Bergen-Belsen, doch starben sie auch dort “wie die Fliegen”. Nach seinen Angaben überlebten nur acht Häftlinge dieses Transportes aus den Adlerwerken.

Geschichte Adlerwerke vorm.. H. Kleyer AG

Die Adler-Fahrradwerke, die ihre Fahrräder zunächst in Frankfurt am Main, Gutleutstraße 9 (das Haus ist nicht erhalten) produzierten, wurden 1880 von Heinrich Kleyer als Heinrich Kleyer GmbH gegründet. 1889 entstand im Frankfurter Gallusviertel zwischen Höchster Straße (heutige Kleyerstraße) und Weilburger Straße auf einem Areal von 18.000 Quadratmetern eine Fabrik mit 600 Arbeitsplätzen. Dort wurden auch Dreiradwagen und Voiturette-Autos produziert, die mit Motoren von De Dion ausgerüstet waren. Ständige Betriebserweiterungen führten 1895/1896 zur Umwandlung in die Aktiengesellschaft Adlerwerke vorm. H. Kleyer AG, die ein Grundkapital von 2,5 Millionen Mark aufwies, auf das bereits 1898 eine Dividende von 20 Prozent gezahlt werden konnte. 1898 wurde auch die Produktion von Schreibmaschinen in einem siebengeschossigen Fabrikhochhaus an der Weilburger Straße begonnen.

Ab 1901 kamen auch Motorräder mit De Dion-Motoren hinzu. 1902 unternahm der Schriftsteller Otto Julius Bierbaum mit einem Adler 8 PS-Wagen eine Italienreise, die er in dem Buch Eine empfindsame Reise im Automobil beschrieb. 1903 übernahm der Ingenieur Edmund Rumpler das Konstruktionsbüro von Adler und entwickelte die ersten eigenen Motoren, die 1904 in Produktion genommen wurde. Adler war 1905 der erste deutsche Autohersteller, der Motor und Getriebe miteinander verblockte. Von 1907 bis nach dem Zweiten Weltkrieg wurden keine Motorräder mehr hergestellt. Auf der Internationalen Luftfahrt-Ausstellung 1909 stellte die Firma Prototypen von Luftschiffmotoren vor. Zwischen 1910 und 1912 wurde in drei Bauabschnitten eine monumentale Fabrikanlage in historisierenden Formen errichtet, deren zinnenbewehrte Türme auch heute noch bereits von weitem zu sehen sind.

Im Jahre 1914 stammten 20 Prozent der in Deutschland zugelassenen Personenwagen von Adler. Vier Jahre nach dem Ersten Weltkrieg beschäftigte das Unternehmen mit Zweigwerken in weiteren zehn Städten 10.000 Arbeiter und Angestellte. 1930 war die Zahl auf 3.000 gesunken, um bis zum Zweiten Weltkrieg wieder auf 7.000 zu steigen. In der ersten Hälfte der 1930er Jahre lagen die Adlerwerke (nach Opel und Auto Union) meist an dritter Stelle der Pkw-Neuzulassungen in Deutschland und wurden 1936 endgültig von Mercedes-Benz auf Rang 4 verdrängt. 1926 erschien das Erfolgsmodell Standard 6, von dem bis 1934 etwa 20.000 Exemplare gebaut wurden. Das Modell war am Chrysler orientiert und konnte so den damaligen Entwicklungsvorsprung der seinerzeit in Europa sehr erfolgreichen amerikanischen Fahrzeuge aufholen. 1928 kam auf der gleichen technischen Basis das Achtzylindermodell Standard 8 und 1929 der Vierzylinder Favorit hinzu. 1930 entwarf der Leiter des Bauhauses, Walter Gropius, neue Karosserien, die jedoch ebenso wenig Kaufinteressenten fanden wie die von Le Corbusier für Voisin entworfenen Modelle.

Von 1931 bis 1935 war nach dem Konkurs seines eigenen Unternehmens Hans Gustav Röhr Konstrukteur bei den Adlerwerken. Er entwickelte den 1932 vorgestellten Adler Trumpf, ein Mittelklassefahrzeug, das sich durch Einzelaufhängung aller Räder und den damals noch ungewöhnlichen Frontantrieb auszeichnete. 1934 folgte ebenfalls mit Frontantrieb der Kleinwagen Adler Trumpf Junior, von dem bis 1939 über 100.000 Exemplare produziert wurden. Insgesamt stellten die Adlerwerke etwa 210.000 Automobile her. 1935 trennte sich Adler von dem Luftfahrtbetrieb Flugzeugbau Max Gerner.

Ab November 1935 war der von Steyr Daimler Puch kommende Karl Jenschke Chefkonstrukteur und entwickelte den Adler 2,5 Liter „Autobahnwagen" in der damals neuartigen Stromlinienform.

nach 1945

Nach 1945
am 8. Mai 1945, liegen die Adlerwerke in Trümmern.
85 Prozent der Werksanlagen sind durch Bombenangriffe zerstört. Der noch verwertbare Rest wird nach Bruchköbel bei Hanau geschafft. In den Räumen einer Küchenmöbelfabrik werden Adler-Fahrräder montiert.

Die Verbrechen an den KZ-Häftlingen wurden nie gesühnt. Der Frankfurter Oberstaatsanwalt stellte im November 1947 das Verfahren ein. Im Juli 1948 konnte Hagemeier wieder den Vorsitz im Vorstand der Adlerwerke einnehmen und nur einige Jahre später erhielt er das Bundesverdienstkreuz.
Auch die Aktionäre der Adlerwerke, wie die Dresdner Bank, wurden nicht nur nicht zur Rechenschaft gezogen, sondern in den frühen Nachkriegsjahren mit Auszeichnungen geehrt. So Aufsichtsratsvorsitzender Carl Goetz. Er erhielt das Grosse Verdienstkreuz mit Stern und Schulterband des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland.
Die Dresdner Bank war spätestens ab 1943 die zweitgrößte Aktionärin der Adlerwerke und verfügte durch Vertretung von Aktiendepots über 48% der Aktionärsstimmen. Mit Carl Goetz, ihrem Aufsichtsratsvorsitzenden, stellte sie ab 1939 bis Kriegsende den Aufsichtsratsvorsitzenden der Adlerwerke.
Bis heute weist die Dresdner Bank jede historische Verantwortung zurück. Zwar überwies sie den zehn Überlebenden 1998 insgesamt 80.000 DM, doch tat sie dies erst durch politischen Druck und achtete darauf, dies als “humanitäre Hilfe” zu bezeichnen – eine Spende also.

1946 Neuanfang
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die erhaltenen Anlagen der Frankfurter Automobilfertigung durch die amerikanische Besatzungsmacht beschlagnahmt und durften nicht benutzt werden. Bis 1948 hoffte man, wieder mit der Produktion von Autos beginnen zu können. Diese Hoffnung zerschlug sich durch den Generaldirektor Ernst Hagemeier, der nach seiner Rückkehr aus der Internierung 1948 die Wiederaufnahme des Automobilbaus verhinderte. Nach dem Verlust der Automobilfabrik wurde das Produktprogramm grundlegend geändert. Neben Fahrrädern und Büromaschinen sollten auch Motorräder und Werkzeugmaschinen hergestellt werden. Mit eigenen Motorrädern kam Adler 1949 auf den Markt. In den 1950er-Jahren baute Adler sehr beliebte und sportliche Motorräder. Das Topmodell war die MB 250 S (Sportversion) mit einem Zweitakt-Zweizylinder, der im Straßenbetrieb 18 PS leistete. 1955 kam mit dem Adler Junior auch ein 100-cm⊃3;-Motorroller ins Programm, um den nachlassenden Motorradabsatz aufzufangen.

16.12.1949
Am 16. Dezember 1949 wurde das neue Unternehmen, die Vereinigten Werkzeugmaschinenfabriken Aktiengesellschaft -VWF- gemeinsam mit den Firmen Billeter & Klunz, früher in Aschersieben, Wetzel-Union, vordem in Gera, und Arno Plauert aus Waarnsdorf im Sudetenland gegründet. Das Aktienkapital betrug bei der Gründung 1 Million DM (1950 erhöht auf 5 Millionen DM), wovon die Adlerwerke 87% übernahmen. Der Rest entfiel auf die Mitgründerfirmen. Die Adlerwerke stellten die für den Aufbau und Betrieb des Unternehmens erforderlichen Geldmittel sowie Grundstücke und Werkzeugmaschinen pachtweise zur Verfügung. Die Konstruktions- und Schutzrechte der Mitgründer wurden von der VWF käuflich erworben. Es handelte sich um Konstruktionen für Hobelmaschinen, Langtisch-Flachschleifmaschinen und Bohr- und Fräswerke. Die Adlerwerke lieferten Konstruktionen für Maschinen der spanlosen Formung. Innerhalb einer Bauzeit von knapp einem Jahr konnten die Betriebs- und Büroräume der VWF bezugsfertig gemacht werden, so daß die Produktion im Winter 1950 anlief. Sie umfaßte den Bau von Hobelmaschinen, Langtisch-Flachschleifmaschinen, Bohr- und Fräswerken, Pressen, Stanzen, Scheren und Druckgußmaschinen. Bald setzte eine rege Nachfrage aus dem In- und Ausland nach diesen Erzeugnissen ein. Die enge wirtschaftliche und finanzielle Verbindung mit den Adlerwerken führte noch im gleichen Jahre zum Abschluß eines Organvertrages zwischen den beiden Gesellschaften.

1954 Wieder führende Marktstellung
Die Adlerwerke sind wieder führend in Büromaschinen, ihr Marktanteil in Deutschland liegt bei 45 Prozent. Auf der Hannover Messe wird die erste Adler electric gezeigt.
Im Jahre 1954 errichteten die Adlerwerke ein sechsgeschossiges Fabrikgebäude an der Weilburger Straße und erwarben von den ehemaligen Mitgründern den Rest des Aktienkapitals der VWF, so daß diese Tochter seitdem in ihrem Alleinbesitz ist. Der Erfolg des Geschäftes, der in diesen beiden Tatsachen zum Ausdruck kommt, beruhte im wesentlichen auf den Umsatzsteigerungen der Abteilungen Büromaschinen. Bei dem Motorrad-Absatz machte sich dagegen eine Abwanderung der Käufer zum Motorroller und Moped bemerkbar. Die Adlerwerke gingen daher zum Bau eines 100ccm-Rollers über, der im Sommer 1955 als "Adler Junior" auf den Markt kam. Er konnte jedoch den Rückgang im Motorrad-Geschäft nicht auffangen. Auch dieses Jahr brachte wiederum eine Zunahme des Absatzes an Büromaschinen, wobei der Exportanteil von 28% (1954) auf 33% erhöht wurde. Die Entwicklungsarbeiten an einer elektrischen Schreibmaschine, die seit Jahren betrieben wurden, konnten zum Abschluß gebracht werden, wodurch das Produktionsprogramm eine wichtige Ergänzung erfuhr. Ende 1955 gaben die Amerikaner endlich das Werk III wenigstens teilweise frei. Die von ihnen geräumten Hallen übernahm zum Teil die in der Hochkonjunktur ständig vollbeschäftigte VWF, außerdem konnte eine längst geplante Leichtmetall-Druckgießerei für den Eigenbedarf eingerichtet werden. Im Jahre 1956 erwarb das im Automobil- und Getriebebau so erfahrene Unternehmen die Lizenz für den Bau des Overdrive-Getriebes der amerikanischen Borg-Warner Corporation und nahm im Herbst 1956 die Produktion auf. Es handelt sich um ein halbautomatisches Zusatzgetriebe, durch das wesentliche Fahrvorteile und Betriebskostenersparnisse erreicht werden. Es ist daher mit einer guten Absatzmöglichkeit für eine so leicht einzubauende Verbesserung zu rechnen. Der Mut und die Anpassungsfähigkeit an die Gegebenheiten, die sie damit wieder bewiesen haben, zeigten erneut, mit welcher Kraft sich dieses Unternehmen seinen Wiederaufstieg aus der Katastrophe erarbeitet hat. Daß in all diesen Jahren die Sorge für die Mitarbeiter, deren Zahl unter Einschluß der VWF inzwischen wieder rund 5000 erreicht hat, nicht vergessen wurde, Wohnungen für sie erstellt, mit besonderer Sorgfalt die Lehrlingsausbildung gefördert und auch die Werkspensionäre stets vorbildlich betreut wurden, versteht sich bei der Tradition des Unternehmens fast von selbst und umschließt doch eine erstaunliche Leistung.

1955 produzieren die Adlerwerke über 100.000 Schreibmaschinen, übersteigt der Umsatz die 50-Millionen-Grenze. Am Export der gesamten deutschen Büromaschinen-Industrie sind die Adlerwerke mit knapp 40 Prozent beteiligt.
Der Bau von Fahrrädern wird eingestellt.

1957 Grundig erwirbt Aktienmajorität
Ende 1957 erwirbt der Fürther Radio- und Fernsehfabrikant Max Grundig über die Triumph Werke Nürnberg die Aktienmajorität an den Adlerwerken.
Mit der Übernahme in den Grundig-Konzern stellt Adler die Fertigung von Motorrädern und Motorrollern ein.

1961
wurde Triumph-Adler an den amerikanischen Litton-Konzern verkauft,

1979
an das Volkswagenwerk

1987
an den italienischen Büromaschinenhersteller Olivetti.

1992
Der Einzug von Computern in Büros führte 1992 zur Aufgabe der Produktion in der Kleyerstraße. Das Gelände mit den denkmalgeschützten Gebäuden wurde an Töchter der Investoren Roland Ernst und Philipp Holzmann AG verkauft.

1994-1998
Die Restbestände des Betriebs in Griesheim werden 1994 von Olivetti an die IMM Holding verkauft, die am 30.06.1998 den Betrieb endgültig schließt.

Nach Entkernung und Bodensanierung wurden die alten Gebäude neu ausgebaut und von 1995 bis 1998 von Verwaltungs- und Dienstleistungsbetrieben als Mieter neu bezogen. Eigentümer der Gebäudeteile sind Investmentfonds von Banken. Als Geschenk der Investoren an den Stadtteil Gallus wurden dem Gallus Theater neue Räume in den alten Adlerwerken zur verbilligten Miete gegeben.

Gebäudekomplex in Frankfurt am Main
Von dem ursprünglichen Gebäudekomplex der Adler-Werke in Frankfurt am Main sind heute noch der westliche und östliche Teil erhalten, dazwischen wurden in den 1990er-Jahren Neubauten errichtet, die sich in das Gesamtbild einfügen.
Derzeitige Mieter sind neben Anderen
das Gallus-Theater,
das Restaurant Ginger II,
die Eisenbahner-Gewerkschaft Transnet,
die Werbeagenturen Wunderman und Young & Rubicam,
mehrere Tochterfirmen der Deutschen Bahn AG, darunter DB Systel, DB Station & Service, DB Fahrzeuginstandhaltung, DB Gastronomie, sowie eine Repräsentanz des Vorstandsressorts Infrastruktur der DB AG.

Vorenthaltener Lohn

Zwischen dem 22. August 1944 und dem 23. März 1945 arbeiteten in den Adlerwerken durchschnittlich ständig 1000 KZ-Häftlinge täglich 12 Stunden, 7 Tage in der Woche an insgesamt etwa 212 Tagen oder 30 Wochen. Sie erhielten keinen Lohn. Für Verpflegung zahlte die Werksleitung täglich 80 Reichspfennig pro Häftling.

Der durchschnittliche Lohn im Jahr 1944 und 1945 betrug in Deutschland für angelernte Arbeiter und Facharbeiter 106,5 Reichspfennig die Stunde.

Vorenthaltener Lohn pro Häftling: 212 x 12 = 2544 Stunden x 106,5 Reichspfennig = 2709,36 RM
Vorenthaltener Lohn insgesamt: 2.709,36 x 1000 Häftlnge = 2.709.360 RM
(minus 169,60 RM Verpflegung, die wir jedoch vernachlässigen, da die Häftlinge praktisch nichts zu essen bekamen.)

Da wir in unserer Rechnung — der Einfachheit halber — jegliche Zuschläge vernachlässigen, stellt der von uns errechnete vorenthaltene Lohn nur eine Minimalgröße dar. Bei einem angenommenen »Normal«arbeitstag von 10 Stunden und einer angenommenen »Normal«arbeitswoche von 6 Tagen leisteten die Häftlinge 727 Stunden Mehrarbeit, für die ein deutscher Arbeiter Mehrarbeitszuschläge erhielt, ebenso für die Nachtarbeit und die Sonn- und Feiertagsarbeit. Weiterhin fehlen in unserer Rechnung jegliche Versicherungsabgaben und Krankheitsgelder.

Insgesamt konnten also die Adlerwerke und deren Aktionäre mit einem Extra-Profit von 2.709.360 Reichsmark »arbeiten«. Dieser Betrag mit (angenommenen) 6% Verzinsung angelegt, ergibt im Jahr 1999 64.889.879,64 DM. Die Währungsreform haben wir dabei unberücksichtigt gelassen, da wir davon ausgehen, dass die Dresdner Bank und die Adlerwerke nicht Geld umtauschen mussten – wie die Mehrheit der Bevölkerung –, sondern den Betrag in Produktionsanlagen etc. anlegten. So betrachtet ist natürlich der oben angegebene Wert nur ein Bruchteil des tatsächlichen. Das sogenannte Wirtschaftswunder basiert zu einem Teil also auch auf der bis zur Vernichtung verwerteten Arbeitskraft von Zwangsarbeitern und KZ-Häftlingen.

Quelle:
Initiative gegen das Vergessen (LAGG eV )

Entschädigung wird nicht gewährt

Die Forderung des LAGG an Triumph Adler und an den früheren Mehrheitsaktionär Dresdner Bank war, den elf überlebenden KZ-Häftlingen eine angemessene Entschädigung zu zahlen.

Dies wurde der Dresdner Bank im Anschluss an die Demonstration 1995 durch die Übergabe eines offenen Briefes mitgeteilt. Die Dresdner Bank bestreitet jedoch eine konkrete Verantwortung. Lediglich durch die Spende des LAGG e.V., eine größere Summe eines anonymen Spenders und einige Einzelspenden konnte den Überlebenden eine symbolische Summe übergeben werden. Der anonyme Spender stellte sich später als der Baukonzern Philipp Holzmann heraus. Zu dem Zeitpunkt war Holzmann zusammen mit Roland Ernst Eigner der Adlerwerke.

Der Verein hatte inzwischen ein Aktienpaket der Dresdner Bank gekauft, um bei der Jahreshauptversammlung, die am 23. Mai 1997 in der Höchster Jahrhunderthalle stattfand, Anträge stellen zu können. Ein Antrag fordert von den Aktionären, auf einen Pfennig der Dividende zugunsten eines Fonds für die überlebenden Zwangsarbeiter zu verzichten.

Dieser Antrag wurde mit der Einladung zur Aktionärsversammlung der Dresdner Bank verschickt. In der dort abgedruckten Stellungnahme des Vorstands heißt es: Wir schlagen vor, den Antrag abzulehnen. »Die Hinweise der Antragsteller auf die Beschäftigung von Zwangsarbeitern während des Zweiten Weltkrieges beziehen sich auf eine Gesellschaft (Adlerwerke, d.Verf.), an der die Dresdner Bank Altbank seinerzeit mit etwas mehr als 10% beteiligt war. Hieraus kann eine Verantwortlichkeit der heutigen Dresdner Bank und ihrer Aktionäre nicht abgeleitet werden.« Der Antrag selbst wurde nicht abgestimmt, abgestimmt wurde lediglich der Antrag des Vorstands auf die Erhöhung der Dividende. Dagegen stimmten nur etwa 0,1 Prozent. Zuvor hatte der Vorstandssprecher Sarrazin in Entgegnung auf den Redebeitrag eines Vertreters des LAGG den »generellen Vorwurf einer Verbrechensbeteiligung« zurückgewiesen. Aus dem konkreten Sachverhalt, einer Haltung von 10% der Aktien, könne keine Verantwortung abgeleitet werden. Die Dresdner Bank entziehe sich jedoch nicht der gemeinschaftlichen Verantwortung aller Deutschen, womit jedoch eine Entschädigung auch zu Lasten aller Deutschen gehen müsse.

In Wirklichkeit besaß die Dresdner Bank bis nach 1945 das zweitgrößte Aktienpaket, und fast die Hälfte der Aktien lagen in ihrem Einflussbereich (Depot-Stimmrecht usw). Ab 1939 stellte die Dresdner Bank in Person ihres eigenen Aufsichtsratsvorsitzenden Carl Goetz, (der von 1931 bis 1939 auch Vorstandsvorsitzender der Dresdner Bank war) den Aufsichtsratsvorsitz bei den Adlerwerken. Die Dresdner Bank war als Hausbank den Adlerwerken bei der »Arisierung« riesiger Nachbar-Areale im Gallusviertel mehr als nur behilflich. Doch selbst, wenn man Herrn Sarrazin beim Wort nimmt — hört bei 10 Prozent Aktienanteil die Verantwortung auf? Oder geht sie unter in einer allgemeinen Verantwortung Aller (und damit »Schwamm drüber«)?

Im Juli 1998 gelang es zumindest, die Dresdner Bank dazu zu bewegen, den damals noch lebenden ehemaligen Häftlingen des KZ Adlerwerke insgesamt 80.000 DM zu überweisen. Doch auch dann noch stand sie nicht zu ihrer historischen Verantwortung – Vertreter der Bank bestanden darauf, dass es sich nicht um Entschädigung handele, sondern um »humanitäre Hilfe«.

Quelle:
Initiative gegen das Vergessen (LAGG eV )