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Lemgo |
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Lemgo ist die drittgrößte Stadt des Kreises Lippe im Regierungsbezirk Detmold im Nordosten Nordrhein-Westfalens. Die Stadt gehört damit zur Region Ostwestfalen-Lippe. Die Stadt gliedert sich seit der Gemeindereform im Landkreis Lemgo am 1. Januar 1969 in 14 Ortsteile: (Lemgo, Brake, Brüntorf, Entrup, Hörstmar, Leese, Lieme, Lüerdissen, Matorf-Kirchheide, Trophagen, Voßheide, Wahmbeck, Welstorf, Wiembeck). Lemgo grenzt an die Städte und Gemeinden Kalletal, Dörentrup, Blomberg, Detmold, Lage, Bad Salzuflen (alle Kreis Lippe) und Vlotho (Kreis Herford). Die nächst größeren Städte sind im Norden Minden (29 km Entfernung), im Westen Bielefeld (25 km) und im Süden Detmold (12 km) und Paderborn (36 km).
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Lemgo wurde 1190 an einem Kreuzungspunkt wichtiger Handelswege als Planstadt durch die Herren zu Lippe gegründet. Seit 1245 besitzt Lemgo die Stadtrechte, war im Spätmittelalter Mitglied der Hanse und wird daher auch Alte Hansestadt Lemgo genannt. Der wirtschaftliche Aufschwung führte zu einem ausgeprägten Selbstbewusstsein der Bürger, das sich auch gegenüber der Kirche und dem Landesherrn äußerte. Bevor die Grafschaft Lippe 1538 zum evangelischen Bekenntnis übertrat, formierte sich in Lemgo in den 1520er Jahren eine reformatorische Bewegung, die 1533 die Einführung der Reformation in der Stadt erreichte. 1605 trat Graf Simon VI. offiziell zum evangelisch-reformierten Bekenntnis über, so dass in Lippe nach dem Prinzip cuius regio, eius religio der Wechsel vom lutherischen zum reformierten Bekenntnis durchgeführt wurde. Nach jahrelangen Auseinandersetzungen erlaubte der Röhrentruper Rezess 1617 der Stadt, dennoch beim lutherischen Bekenntnis zu bleiben.
Eine schwere wirtschaftliche Krise, ausgelöst durch den Dreißigjährigen Krieg (1618–1648), mit Pestepidemien, Einquartierungen und Kontributionsleistungen, brachte Armut und Elend in die Stadt und ließ sie zu einer unbedeutenden Ackerbürgerstadt absinken.
Eines der schönsten Bürgerhäuser, mit einem reich verzierten Renaissance-Giebel versehen, ist das Krüwelhaus an der unteren Breiten Straße. Besser bekannt ist dieses Gebäude unter dem Namen Hexenbürgermeisterhaus und erinnert damit an die dunkelste Zeit in Lemgos Geschichte. Hier wohnte im 17. Jahrhundert Bürgermeister Hermann Cothmann (1629–1683), der eine führende Rolle bei der Hexenverfolgung spielte. Die Folgen des Dreißigjährigen Krieges und von Pestepidemien führten zu den Hexenprozessen, bei denen zahlreiche unschuldige Frauen und Männer der Zauberei angeklagt wurden. Sich gegen diesen Vorwurf zu wehren, war praktisch unmöglich, denn unter der Folter, Peinliche Befragung genannt, wurde von jedem ein Geständnis erzwungen. Danach verbrannte man die der Hexerei überführten Delinquenten auf dem Scheiterhaufen. Bis zum Jahr 1681 verloren auf diese Weise allein in Lemgo 272 Frauen und Männer ihr Leben. Damit nahm die Stadt in Lippe eine Sonderstellung ein und bekam den Beinamen Lemgo, das Hexennest. Die letzte Person, die in einem Hexenprozess 1681 angeklagt wurde, war Maria Rampendahl. Sie widerstand der Folter und kam mit dem Leben davon, musste aber die Stadt und das Land verlassen. Bis in das 16. Jahrhundert war Lemgo das Zentrum des lippischen Leinengewerbes, wurde aber von Bielefeld und Osnabrück in dieser Rolle abgelöst.
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Wie überall in Deutschland wurden auch in Lemgo Sozialdemokraten und andere unbequeme Bürger aus den öffentlichen Ämtern gedrängt. Die NSDAP setzte einen neuen Stadtrat ein, Bürgermeister Wilhelm Gräfer (1885–1945) durfte allerdings im Amt bleiben. Der Schneider Willy Langenberg war Mitglied der KPD und leistete aktiven Widerstand gegen die Nazis. Wegen politischer Delikte musste er von 1934 bis 1939 eine Zuchthausstrafe verbüßen und stand nach seiner Entlassung unter Beobachtung der Gestapo. 1941 ging er in den Untergrund und beging im März 1944 nach einem Feuergefecht mit der Polizei in aussichtsloser Lage Selbstmord.
In der Reichspogromnacht 1938 ging die Lemgoer Synagoge in Flammen auf, das Geschäft des Juden Samuel Katzenstein wurde von den Nazis zerstört, und die Privatwohnungen der Juden Lenzberg und Frenkel verwüstet. Von den 1933 in Lemgo lebenden 65 Juden wurden am 28. Juli 1942 die letzten 22 im Auto nach Bielefeld gebracht und von dort in das KZ Theresienstadt deportiert. Nur drei von ihnen überlebten den Holocaust
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Am 3. April näherte sich von Süden her die 2. US-Panzerdivision. Zu dieser Zeit befand sich in der Bleidornkaserne kurzzeitig der Gefechtsstand von General Paul Goerbig und dem ihm unterstellten Kampfkommandanten von Lemgo, Hauptmann Walter Heckmann. Am Rieper Berg und bei Hörstmar wurden Panzersperren gegen die anrückenden Panzer der Amerikaner vorbereitet. Lemgo sollte bis zum letzten Mann verteidigt werden. Der Fabrikant Lüpke und Bürgermeister Wilhelm Gräfer wollten mit den US-Truppen unter Lieutenant Colonel Hugh R. O’Farrell bei Hörstmar eine Übergabe der Stadt verhandeln. Bei der Rückkehr wurden beide von Hauptmann Heckmann verhaftet. Lüpke konnte bei einer Transportfahrt fliehen, Bürgermeister Gräfer wurde am 4. April in Lügde vor ein Standgericht gestellt, von General Goerbig zum Tode verurteilt und am folgenden Morgen in Bodenwerder durch SS-Soldaten auf dem Marktplatz hingerichtet. Der westliche Teil Lemgos geriet unterdessen unter Beschuss, und 27 deutsche Soldaten fielen im Stadtgebiet, das am Abend des 4. April 1945 von den Amerikanern eingenommen wurde. Zwischen Lemgo und Groß-Berkel gerieten 603 deutsche Soldaten in Kriegsgefangenschaft.
Mitbürger aus Lemgo die zwischen 1933-1945 verfolgt und deportiert wurden
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