Litzmannstadt (Lodz)

Ein US-Korrespondent beobachtet die "Evakuierungen"
Natürlich wollten auch die wenigen, noch in der Reichshauptstadt tätigen, ausländischen Journalisten mehr wissen über die "Evakuierungen". Der wohl letzte verbliebene Korrespondent der US-Nachrichtenagentur United Press erfuhr von der geplanten Abfahrt eines "Judenzuges" am 29. Oktober 1941. Es war die dritte Deportation aus Berlin. Der Bahnhof Grunewald war abgesperrt, die Postenkette stand rund 180 Meter vom Zug entfernt. Dennoch fand der Journalist eine Position, von der er die Vorgänge beobachten konnte.
"Eilig, effizient und mit so viel Geheimhaltung wie die Situation erlaubte ordneten deutsche Polizisten und Bahnarbeiter die menschliche Fracht von etwa tausend Juden für den erzwungenen Abtransport", telegrafierte er nach Amerika. Außer Reichsbahnmitarbeitern und Gestapo befand sich nach der Verladung nur eine Gruppe jüdischer Gepäckträger am Bahngleis.
Sie wurden als Gruppe zu Lastwagen geführt, doch der US-Reporter konnte trotzdem kurz mit einem von ihnen sprechen. Doch er konnte nur sagen, dass das Ziel des Zuges "irgendwo in Polen" läge, und dass diesmal nicht Personen-, sondern Güterwaggons benutzt worden seien. Schon am nächsten Tag konnten die Leser der "New York Times" seinen Bericht lesen – als nüchtern aufgemachten Einspalter auf der sechsten Seite der Zeitung.

Namensliste

Fraidenberg Moschek
* 10.05.1901
Dublin (Irland)
Wohnort:
Berlin
+ Ghetto Litzmannstadt (Lodz)
dep. 29.10.1941 Berlin (Grunewald) - Ghetto Litzmannstadt (Lodz)