Konzentrationslager Auschwitz (Osvetim)

Der 12. September 1942 ist der jüdische Neujahrstag.
An diesem Tag werden mit dem IX RSHA Transport 498 Männer und Jungen und 502 Frauen und Mädchen (191 von ihnen waren unter 16. Der jüngste Deportierte war ein Jahr alt und der älteste 78) aus dem Durchgangslager
Mechelen/Malines zum Konzentrationslager Auschwitz deportiert. Am frühen Morgen des 3. September wurden alle Gefangenen, die auf der Deportationsliste standen, im Hof der Kaserne versammelt. Hier erhielt jeder eine Erkennungsmarke mit seiner Ordnungsnummer. Diese Nummer (in arabischen Ziffern) ersetzte den Namen des Häftlings und stand gemeinsam mit der Deportationsnummer (in römischen Ziffern) auf einem Schild, das um den Hals getragen wurde. Die Bahngleise lagen vor dem Tor am Ufer der Dijle. Hier wurden die Deportierten in Dritte-Klasse-Passagierwaggons gezwungen.
Die genaue Fahrtroute dieses Transports ist nicht bekannt. Überlebende berichteten in ihren Aussagen von verschiedenen Routen. Die Mehrheit der Zeugenaussagen von belgischen Transporten erwähnt jedoch Orte wie Leuven, (Löwen), Liège und Köln und vermittelt insofern für den Hauptteil der Fahrt ein Bild von der Strecke. Daher ist es wahrscheinlich, dass die direkte Route durch Löwen über die Bahnlinie Brüssel-Köln nach Deutschland führte. In Belgien waren belgische Waggons und Lokomotiven der staatlichen belgischen Eisenbahngesellschaft SNCB im Einsatz. Die Lokomotiven wurden von belgischen Zugführern gesteuert. In den Grenzbahnhöfen Eupen und Herbesthal hat das technische Personal von der Reichsbahn den Zug übernommen. Die Lokomotiven wurden ebenfalls ausgetauscht. Von Köln aus nahm der Zug dann entweder die nördliche Route über Hagen, Kassel, Erfurt und Leipzig nach Dresden oder die südliche Route über Gießen, Erfurt und Chemnitz nach Dresden. Von Dresden aus fuhr er über Görlitz nach Schlesien. Die Züge passierten anschließend das Bahnkreuz in Kohlfurt (Węgliniec), und fuhren von dort aus entlang der Grenze zum Protektorat Böhmen und Mähren über Königszelt (Jaworzyna Śląska), Kamenz (Niederschlesien), Neisse (Nysa) nach Cosel (Koźle).
Der Transport erreicht am 14.09.1942 die Bahnstation
Cosel. Hier findet eine erste Selektion durch SS und Angehörige der Organisation Schmelt (benannt nach ihrem Leiter, dem Breslauer Polizeipräsidenten und SS-Oberführer Albrecht Schmelt) statt (bei der Selektion in Cosel wurden wahrscheinlich etwa 250 Mann ausgesondert und in Arbeitslager verschleppt)
Die übrigen Deportierten blieben im Zug. Von Cosel fuhr der Zug weiter über Kattowitz und erreichte am 14. September sein Endziel Auschwitz. Nach der Selektion in Auschwitz werden 45 Männer, die die Nummern 63531 bis 63575 erhalten, und 105 Frauen, die die Nummern 19608 bis 19712 erhalten, als Häftlinge in das Lager eingewiesen. Die übrigen etwa 600 Menschen werden der Sonderbehandlung zugeführt.
Man weiß von 30 Menschen von diesem Transport, die überlebt haben. 22 von ihnen waren Männer, die den Zug in Cosel verließen; acht Überlebende stiegen erst in Auschwitz aus. Eine von ihnen war eine Frau. Einem Mann gelang in Bobrek, einem Aussenlager von Auschwitz, die Flucht, und er kehrte im Dezember 1942 nach Belgien zurück.

Namensliste

Spiegel Josef
Geburtsdaten: 01.02.1901 in Nowica (Polen)
Deportationsdaten: 12.09.1942 nach Auschwitz
Sterbedaten: 14.09.1942 in Auschwitz
Josef Spiegel lebte in der Gemeinde Kohlscheid, war selbstständig und führte in der Weststraße bis nach der Pogromnacht des Jahres 1938 ein Schuhgeschäft. Er verließ Kohlscheid nach dem Pogrom und flüchtete nach Belgien. In Brüssel wurde er in der Nacht vom 03. auf den 04. September 1942 im Zuge einer Razzia verhaftet und mit dem IX. Transport, der am 12.09.1942 Mechelen verließ, nach Auschwitz deportiert. Alle bei dieser Razzia aufgegriffenen Menschen erhielten einen sogenannten „KV“-Vermerk: „Keine Verwendung“. Dies bedeutete, dass sie nach ihrer Ankunft sofort ermordet werden sollten.
Josef Spiegel starb am Tag seiner Ankunft in Auschwitz, am 14.09.1942.