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Übersicht
Deutschland, Bundesland Nordrhein-Westfalen, Regierungsbezirk Münster, Kreis Borken, Gemeinde Reken
Reken ist eine Gemeinde im westlichen Münsterland im Nordwesten des Bundeslands Nordrhein-Westfalen und gehört zum Kreis Borken im Regierungsbezirk Münster.
Die Gemeinde Reken besteht heute aus den Ortsteilen: (Bahnhof Reken, Groß Reken, Klein Reken, Maria Veen, Hülsten)
Reken grenzt an (Coesfeld, Dülmen, Haltern, Dorsten, Heiden, Velen und Gescher)
Reken wurde erstmals im Jahre 889 urkundlich erwähnt.
Im 9. - 10. Jahrhundert hieß das heutige Reken Regnum. Der 1173 erstmals genannte Haupthof Rekene kam im 11. oder anfangs des 12. Jahrhunderts in den Besitz des münsterschen Domkapitals. 1467 war Reken einer der drei Vogteibezirke, welche in dem Gebiet gegründet wurden.
Mit Beginn des 19. Jahrhunderts wuchs die Zahl der jüdischen Familien in Reken. Im Urkataster von Groß Reken aus dem Jahre 1821 erscheinen drei jüdische Familien, im Klein Rekener Urkataster von 1825 zwei jüdische Familien.
Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts stieg die Zahl der Juden in Groß Reken und Klein Reken stark an. In einer Liste des Landrats in Borken bezüglich der Bildung von Synagogengemeinden aus dem Jahre 1848 sind in Groß Reken fünf jüdische Familien mit 27 Mitgliedern und in Klein Reken drei Familien mit 17 Mitgliedern aufgeführt. Die Rekener Juden übten die für Juden traditionellen Berufe aus. 1848 ist als Erwerbstätigkeit der fünf Männer in Groß Reken und der drei Männer in Klein Reken bis auf einen die Berufsbezeichnung Kleinhändler angegeben. Diese Struktur durchbrachen nur wenige. Es gab einen Schlosser, einen Strumpfweber und zwei Lehrer.
1905 waren von 2.265 Einwohnern Groß Rekens 28 Juden, von 433 Einwohnern Klein Rekens 13 Juden. Zumindest für die Zeit zu Beginn des 20. Jahrhunderts lässt sich sagen, dass die jüdischen Familien in Groß Reken akzeptiert wurden. Die männlichen Juden in Reken leisteten ihren Militärdienst wie die übrigen Rekener ab. Sechs jüdische Männer aus Groß Reken und ein Jude aus Klein Reken nahmen am Ersten Weltkrieg teil.
Die jüdische Gemeinde Reken existierte seit 1856, als sich die Juden aus Groß Reken und Klein Reken mit denjenigen aus Borken, Gemen, Heiden, Raesfeld, Ramsdorf und Velen zum Synagogenbezirk Borken, mit Borken als Hauptort, zusammenschlossen. Mit dem Bau einer Synagoge in der Groß Rekener Hauptstraße im Jahre 1863 bildeten sie eine selbständige Untergemeinde mit eigenen Gottesdiensten. Mit dem Verkauf der Synagoge am 29. März 1938 erlosch das jüdische Leben in Reken.
gef. jüdische Mitbürger der Gemeinde 1914-1918
Siegfried Humberg * 03.06.1885 in Klein-Reken, Wohnort Salzkotten
gef. 07.04.1915
Zu Beginn der nationalsozialistischen Herrschaft lebten in Groß Reken die drei jüdischen Familien Lebenstein/Levinstein (Dorf Nr. 110, heute Harrierstraße 13), Lebenstein (Dorf Nr. 160, heute Surkstamm) und Silberschmidt (Dorf Nr. 102, heute Harrierstraße 2). In Klein Reken war noch Johanna (Hannchen) Humberg geblieben. Für sie alle begann eine Zeit der Repressionen und Diskriminierungen. Vor den Häusern Lebenstein/Levinstein und Silberschmidt zogen SA-Posten auf, die die Rekener Bürger zum Boykott der Geschäfte aufriefen. Ausgerechnet vor dem Haus Silberschmidt wurde ein Schaukasten für die Hetztiraden des Stürmers aufgestellt. Im Herbst 1933 erfolgte auf höhere Anweisung der Ausschluss von Hermann Levinstein und Samuel Silberschmidt wegen ihrer Rassenzugehörigkeit aus der Feuerwehr. Aus Protest verließen daraufhin acht Kameraden die Wehr.
Nach dem Zweiten Weltkrieg haben sich ehemalige jüdische Bewohner oder deren Nachkommen nicht mehr in Reken niedergelassen.
In den ersten Nachkriegsjahren erhoben die Brüder Leopold und Alex Lebenstein, inzwischen in Israel, Anspruch auf das Erbe ihrer ermordeten Eltern David und Berta Lebenstein sowie ihrer Schwester Martha. Haus und Grundstück waren nach deren Deportation vom Deutschen Reich konfisziert und der Hausrat öffentlich versteigert worden. Die Wiedergutmachungskammer beim Landgericht in Münster entschied am 11. Dezember 1953, dass der derzeitige Mieter durch Zahlung einer Geldsumme Haus und Grundstück in seinen Besitz nehmen durfte. Für den versteigerten Hausrat erhielten Lebensteins 1956 einen finanziellen Ausgleich aus dem Fonds für gesperrte Vermögen.
Ansprüche auf den Nachlass Hermann Levinsteins erhob am 17. Februar 1947 dessen einzige Tochter Johanna Roberts, wohnhaft in Sydney. Nach mehreren Verfahren vor der Wiedergutmachungskammer beim Landgericht in Münster einigten sich die Beteiligten schließlich durch Vergleich auf Nachzahlungen seitens der Käufer. Das letzte Verfahren wurde am 21. März 1952 abgeschlossen.
Samuel Silberschmidt aus Argentinien, hatte sich 1951 privat mit zwei ehemaligen Käufern aus Groß Reken über eine entsprechende Nachzahlung für sein Geschäftshaus und ein Grundstück geeinigt. Weitere Rückerstattungsverfahren erübrigten sich, da Silberschmidt einem anderen Rekener Geschäftsmann schriftlich bestätigt, dass dieser in den Jahren 1937/38 insgesamt drei Grundstücke reell von ihm erworben hatte.
Für die Synagogengemeinde Borken erhob die Jewish Trust Corporation (JTC) Anspruch auf das Haus und das Grundstück der Synagogenuntergemeinde Groß Reken. Dieses Verfahren endete am 22. Oktober 1952 mit einem Vergleich zwischen der JTC und der Witwe des im Krieg gefallenen Käufers.
Mitbürger aus Reken die zwischen 1933-1945 verfolgt und deportiert wurden
Heu
Heumann Rosa geb. Humberg * 17.08.1875 Klein Reken i.Westf. |
Eschweiler b. Aachen Nordrhein-Westfalen, Regierungsbezirk Köln, Städteregion Aachen . Deportation 22.03.1942 Verschiebebahnhof Koblenz-Lützel – Ghetto Izbica Todesdatum/-ort für tot erklärt |
Hum
Humberg Levi * 14.07.1887 Klein Reken i.Westf. |
Wuppertal-Elberfeld (Bottrop, Gladbeck) Nordrhein-Westfalen, Regierungsbezirk Düsseldorf, Kreisfreie Stadt Wuppertal . Deportation 10.11.1941 Düsseldorf – Ghetto Minsk Todesdatum/-ort verschollen |