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Übersicht
Ukraine, Oblast Lwiw, Kreisfreie Stadt Lwow (Lemberg)
21.01.1913
Das Lemberger Schwurgericht spricht einen 15jährigen Realschüler, der während des Unterrichts auf seinen Mathematiklehrer geschossen und ihn leicht verletzt hatte, von der Anklage des Mordversuchs frei. Der Schüler erklärt die Tat mit seiner Angst vor schlechten Zensuren.
03.03.1913
Der Direktor des Lemberger Naphta-Export-Bureaus, Karl Gottfried, wird unter der Anschuldigung verhaftet, Petroleum im Wert von einer Million Kronen (848 000 Mark) unterschlagen zu haben.
04.08.1913
Eine russische Grenzwache bei Lemberg (Lwow) erschießt drei von sechs Landsleuten, die ohne Paß die Grenze nach Österreich-Ungarn überqueren wollen. Die drei anderen ertrinken bei ihrer Flucht im Grenzfluß Lemnica.
22.06.1915
Lemberg wird von österreichisch-ungarischen Truppen bei ihrem Vormarsch in Galizien zurückerobert.
29.06.1941
Bericht des deutschen Stabsarztes Dr. Georg Saeltzer
“Ich begab mich sofort mit zwei Mann der Feldpolizei zum brennenden Gefängnis Brigitti. Wir entdeckten gleich am Eingang in den ersten vier Kellern eine Unmenge Leichen, die in der obersten Schicht verhältnismäßig frisch waren, während die untersten Schichten schon stark in Verwesung übergingen. Auf meine Veranlassung wurde mit der Ausräumung der Keller sofort begonnen, und es wurden im Laufe der folgenden drei Tage 423 Leichen auf dem Hof zur Schau gebracht. Unter den Leichen befanden sich Knaben im Alter von 10, 12 und 14 Jahren etwa, weiterhin junge Frauen von 18, 20, 22 Jahren, außerdem Greise und ältere Frauen. Von da fuhr ich zum Gefängnis der früheren GPU. Bei den geborgenen Leichen zeigte sich bei einer Frau, dass die rechte Brust abgeschnitten war. Bei einem Mann fehlte das Geschlechtsteil. Bei verschiedenen Männern waren die Finger oder Arme gebrochen, teilweise zerquetscht. Von da wurde ich zum Militärgefängnis im Norden der Stadt gerufen. Die Mädchen, Frauen und Männer lagen schichtenweise übereinandergeworfen bis an die Decke des Kellers. Der dritte und vierte Keller waren nur dreiviertel voll. Es wurden über 460 Leichen aus diesem Keller geborgen. Von den Leichen zeigten viele Spuren gröbster Misshandlungen und Verstümmelungen an Armen und Beinen und Fesselungen.”
01.07.1941
Major Friedrich Wilhelm Heinz Kommandeur Bataillon "Nachtigall" (zum Lehrregiment "Brandenburg" z.b.V. 800 gehörend)
Schlussmeldung über die Einnahme von Lemberg
In diesem Schreiben an das XXXXIV. Armeekorps kritisiert er in scharfen Worten das Verhalten deutscher Polizeieinheiten gegenüber der vorwiegend jüdischen Zivilbevölkerung:
"Die ukrainische Bevölkerung, teilweise auch die ärmere polnische Bevölkerung, soweit sie aus der österreichischen Zeit stammt, nahm die Truppe als Befreier auf. Die Metzeleien der Roten haben die Wut aufs Äußerste angefacht. Es setzten am 30.6.41 und 1. Juli verstärkt Gewaltaktionen gegen die Juden ein, die teilweise schlimmsten Pogromcharakter annahmen. Die eingesetzten Polizeikräfte erwiesen sich ihrer Aufgabe hierbei nicht gewachsen. Sie stachelten durch rohestes und abstoßendes Verhalten gegenüber Wehrlosen die Bevölkerung auf. Die eigene Truppe ist, wie die Meldungen der Kompanien beweisen, über die Rohheitsakte und Quälereien empört. Sie hält ein unerbittliches Strafgericht an den Schuldigen am Massaker der Bolschewisten für unbedingt erforderlich, versteht jedoch nicht das Quälen und Erschießen wahllos zusammen getriebener Juden, darunter Frauen und Kinder. Besonders auf die ukrainischen Kompanien macht dies alles einen Disziplin zerrüttenden Eindruck. Sie können nicht zwischen Wehrmacht und Polizei unterscheiden und werden, da sie im deutschen Soldaten ein Vorbild sehen, in ihrer Beurteilung der deutschen allgemein schwankend. Es ist dieselbe Truppe, die gestern jüdische Plünderer rücksichtslos niedergeschossen hat, aber kaltherzige Quälereien verwirft."
22.07.1941
Am 22.07.1941 wird die 1. SS-Brigade auf Befehl Himmlers nach Lemberg versetzt und taktisch sowie versorgungsmäßig dem HSSPF unterstellt.
12.09.1944
In den Unterlagen der Gebietskommission Lwow gibt es eine „Untersuchungsakte über Gräueltaten der deutsch-faschistischen Okkupanten in der Stadt Lwow (September 1944)” mit Angaben zum Stalag 328 in Lwow, das „Zitadelle” genannt wurde:
Im Verhörprotokoll von Michail Jakovlevi Žebinskij vom 12. September 1944 findet man folgende Aussagen über den Tod von Kriegsgefangenen:
„Im Winter 1942 erzählten die Deutschen, dass jeden Tag 400–500 Menschen an Hunger und Kälte starben. Insgesamt sind in diesem Lager mindestens 150 000 Personen ums Leben gekommen.” Anfangs befanden sich in dem Lager nur Rotarmisten, 1942 kamen dann Franzosen und 1943 auch Italiener in dieses Lager. Der Kriegsgefangene Nikifor Guljuk spricht im Verhör von 3 000 Gefangenen, die sich während seines Aufenthaltes im Lager dort befanden.
Täter und Mitläufer 1933-1945
SS-Unterscharführer
Breitwieser Arthur (Johann)
* 31.07.1910 in Lemberg
† 20.12.1978 in Bonn
vor 1945 Angehöriger der Lagermannschaft im KL Buchenwald, KL Auschwitz u. KL Monowitz
Lieutenant UPA
Szczygielski Wlodzimierz
* 08.08.1920 in Lemberg
† 04.07.1947 im Gefängnis (Burg) Rzeszow
vor 1945 Kommandeur der ukrainischen Polizei in Wojtkowa, Kuzminie, Jawornik Ruski u. Medici