Nichts weiss ich heut. Ich weiss nicht, wo Ihr jetzt gerade seid,
Noch weiss ich, welcher Himmel über Euch sich neigt,
Doch klingt das Rauschen meiner Bäume wie ein Stöhnen
Und immer hab ich Blut vor Augen, Euren Weg befleckend.
Nachts kommen Träume -trügerische Wahngebilde,
Von denen morgens nur des Schreckens Bürde bleibt.
In ihrer ganzen Schwere ist Eure Idee auf mich gefallen -so
Als hätte jemand mir Eure Herzen in die Brust gelegt.
Noch weiss ich nichts, nur eines fühl ich immer stärker,
Dass mich die Unruh Eurer Tage voll ergriffen hat
Dass selber irrlichternd im Nebel ich Gedanken spinne,
Und kann Euch doch nicht hören im Geheule der Maschinen.
Ich weiss nicht... geht Ihr durch zerstörte Straßen,
den »Nowy Swiat«* oder die »Hoza« *, im Qualm, geschwächt von Wunden
Vielleicht, dass auch nur Vögel über Eurem Kopfe schreien,
Im Felde irgendwo, welches das Feuer gleichsam umgepflügt.
Nichts weiss ich. Und immer hör ich hier im Baumesrauschen
Jemanden jammern, leise schluchzen, weinen wie ein Kind.
Doch werd ich hier nicht mehr erfahren, ob Ihr noch lebt
und wessen Kugel Euch jetzt jagt - die russische oder die deutsche?
(Ravensbrück - Außenlager Waldbau September 1944)
geschrieben nach der ersten Nachricht vom Warschauer Aufstand