Horn 1933-1945
Wie in den meisten Orten Deutschlands gab es auch in Horn eine lange jüdische Tradition.
In den Jahren 1837 -1876 nennt das jüdische Register in der Region Horn - Bad Meinberg 15 Jüdische Familien, davon 10 in Horn, 3 in Bad Meinberg und 2 - 3 in Belle.
Walter E. Capelle berichtet auch von der Mitgliedschaft jüdischer Bürgerinnen in der Hornschen Schützengesellschaft
bis 1933. So war der Metzgermeister Moses Examus wohnhaft in der Burgstraße Nr. 92 ( heute Nr.2 )
der Offizier des Burgrotts:
Zu Beginn der Weimarer Republik waren die jüdischen BürgerInnen in Horn ins gesellschaftliche Leben integriert:
Ein Beispiel:
Albert und Max Sondermann sowie Walter Examus waren Mitbegründer des
Hornschen Fußballclubs von 1912. Es gab jüdische Bürger als aktive Spieler, Schiedsrichter und
Vorstandsmitglieder.
Während der Weltwirtschaftskrise zeigten sich antisemitische Stimmungen.
Im Jahr 1932 ist aus dem Umfeld der Hornschen Schützen ein antisemitischer Vorfall überliefert:
Trotz der hohen Arbeitslosigkeit wurde Schützenfest gefeiert, Beim Königsschießen der
Jungschützen kam der Primaner Fritz Blank sogar ins Stechen. Welch eine Schande bahnt
sich da an, meinten bestimmte Kreise aus dem Offizierskorps, und der Jungschützen.
Am Ende erreichte Fritz Blank nur den zweitbesten Schuss.
Als Vize König erfuhr er aber laut Satzung eine besondere Ehrung beim Schützenrundmarsch.
Das war dem Offizier seines Kirchenrotts zuviel. Er bewirkte, dass das Rott der
Jungschützen, Blanks Rott, aus Protest nicht mitmarschierte.
Mit den Gemeindewahlen vom 10. Januar 1932 wurde die NSDAP stärkste Partei in Horn.
Während der Stimmenanteil der SPD und KPD im Wesentlichen konstant geblieben war, konnte die NSDAP weite Teile des Bürger- und Kleinbürgertums an sich binden.
Adolf Hitler hielt am 6. Jan. 1933 während des Landtagswahlkampfes 1932/33 auf dem Marktplatz eine Rede. Etwa 1000 Menschen kamen, um ihm zuzuhören. Zum Gedenken an diesen Tag brachte die Stadt eine Erinnerungstafel am Rathaus an mit folgendem Text:
Am 6. Januar 1933 sprach Adolf Hitler hier auf
dem Marktplätze und auf dem Rathause.
Nach Kriegsende wurde erst auf Befehl eines amerikanischen Kommandanten und nicht
auf Druck der Bürger diese Tafel wieder entfernt
Der Rathausputsch
Mit dem in den lippischen Landtagswahlen mal gerade dazu gewonnenen 5.000 Stimmen versuchte Hitler die Macht in Deutschland zu übernehmen. Die NSDAP hatte in Lippe gerade 39 % der Stimmen und 43 % der Landtagsmandate erreichen können.
Allerdings regierte in Detmold bereits ein Minderheitenkabinett der NSDAP mit Hilfe der DVP und der DNVP.
Durch die Landtagswahlen am 15. Jan. 1933 errang die NSDAP in Horn mit 675 Stimmen klar die Mehrheit vor
der SPD die 490 Stimmen erhielt.
Bereits nach der Gemeindewahl vom Januar 1932 hatte die NSDAP 5 Stadtverordnete gegenüber 3 der SPD
und 4 der bürgerlichen Parteien. Doch die Ernennung eines NSDAP-Stadtrates war nach langen Koalitionsverhandlungen
an der Person des NSDAP-Kandidaten gescheitert.
So kam es, daß in Horn die bürgerlichen Parteien und die SPD als Koalition regierten. Bürgermeister dieser Koalition war Friedrich Ulrich.
Nach der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler und der Auflösung des Reichstages forderte die NSDAP auch in Horn eine Beteiligung an der Macht. Am 11. März 1933 stürmten 20 SA-Männer das Rathaus und besetzten es.
Bürgermeister Ulrich wurde in festgenommen und die Hakenkreuzfahne gehisst.
Nun stellten die SA - Männer ihre Forderungen, nämlich die Ernennung eines Stadtrates.
Dieser Forderung stimmte Bürgermeister Ulrich nicht zu und er wurde von der SA für abgesetzt erklärt.
Dann kam Kreisleiter Adolf Wedderwille noch am selben Tag nach Horn, um die Handlung der SA zu bestätigen.
Zwei Tage blieb das Rathaus noch im Belagerungszustand.
Kommissarischer Bürgermeister in dieser Zeit war Fritz Koch.
Ein Kompromiss beendete diesen Zustand: Ulrich trat in die NSDAP ein und konnte so das Amt des Bürgermeisters wieder einnehmen.
Aus welchen Gründen Ulrich diesen Weg einschlug, kann nur spekuliert werden. Sicherlich war er nicht immer angenehm für die NSDAP. Es gab des Öfteren Auseinandersetzungen mit dem Gendarmeriemeister und Ortsgruppenleiter der NSDAP Heinrich Jürgens.
Dieser hätte ihn gerne seines Amtes entheben lassen. Der Horner SPD-Abgeordnete August Tolle warf Ulrich wiederum Antisemitismus vor, womit er Recht behielt. Aus einigen Schreiben geht hervor, dass er die jüdischen Mitbürgerinnen
in seiner Stadt nicht gerne sah.
August Tolle baute ein Haus und das Gerücht ging um, dass er einen Juden aus Bielefeld dort einziehen lassen wolle.
Tolle wurde von SA-Männern zusammengeschlagen, in Schutzhaft genommen und einige Tage später wurden
die Fenster seiner Wohnung eingeschlagen.
Ulrich dazu in einem Schreiben an die Landesregierung:
Eine Gefahr für Tolle und sein Haus besteht nicht, solange er sich ruhig verhält.
Nachdem die Gefahr eines Zuzugs eines Juden vorüber zu sein scheint, haben sich die
Gemüter wieder beruhigt.
Ulrich wurde gleich zu Anfang des Krieges eingezogen.
Das Amt als stellvertretender Bürgermeister nahm Gustav Solle ein. 1950, entlassen aus der Gefangenschaft, besetzte
Ulrich schon bald das Amt als Gemeindedirektor. Wie war das so bruchlos möglich?
Nach der Machtübernahme bekam der Marktplatz den Namen Hindenburgplatz und die Mittelstraße hieß nun Adolf-Hitler-Straße.
Der Marktplatz wurde für viele nationalsozialistische Feiern benutzt, wie z. B. die NS 1. Mai Kundgebungen.
Im Juni 1933 fand die Propagandafahrt des ersten Volkswagens durch Deutschland statt. Diesen fuhr Ferdinand Porsche persönlich. Auch Horn war Station.
Monate vorher war die Stadt mit den Vorbereitungen beschäftigt. Geplant war ursprünglich auch, dass das
Hausmanndenkmal entfernt werden sollte.
Anscheinend war man sich nicht einig, ob es an anderer Stelle wieder aufgebaut, oder völlig vernichtet werden sollte. Dieses
Denkmal des als Vordenkers für freiheitliche und demokratische Grundrechte Bezeichneten passte eigentlich nicht zur nationalsozialistischen Politik. Aber wie man sieht, steht das Denkmal immer noch an seinem Platz. Die Feier,
die unter dem Motto Kraft durch Freude-Wagen durchgeführt wurde, war ein voller Erfolg für die Propaganda der NSDAP
Der Stürmerkasten
Ein Stützfeiler des NS-Regimes war Denunziation
Ein Beispiel dafür in Horn war der Stürmerkasten. Am Marktplatz, am Nachbarhause des jüdischen Bürgers Fritz
Sondermann, hängten die Nationalsozialisten den Stürmerkasten auf.
Der Stürmer, ein fanatisch propagandistisches und antisemitisches Hetzblatt von Julius Streicher hing in dem Kasten.
Außen am Kasten war der Satz zu lesen:
Wer bei Juden kauft und mit Juden handelt, ist ein Feind der Nation.
In ihm, aber auch in der gleichgeschalteten Presse wurden die neuen Verordnungen gegen Juden propagiert. Ab jetzt gab
es den Boykott gegen die Geschäfte der jüdischen Bürgerinnen.
Der Ortsgruppenleiter der NSDAP und Gendarmeriemeister Heinrich Jürgens fütterte den Stürmerkasten stets
mit Propaganda und neuen Denunziationen.
Seine Ehefrau beteiligte sich aktiv an diesen Kampagnen. Alle die dabei gesehen wurden, wie sie trotz des Boykotts
beim Juden kauften, kamen mit Foto in diesen Kasten.
Viele Horner Bürgerinnen lasen im Vorübergehen diese Hetzkampagnen und Denunziationen. Schnell verbreiteten sich diese
Neuigkeiten in der Kleinstadt.
Es kam dadurch auch zu Auseinandersetzungen:
Die Ehefrau des damaligen Horner Pastors Weege soll in einem Geschäft jüdischer Bürgerinnen eingekauft haben
und so stand auch sie im Stürmerkasten als Feind der Nation.
Pastor Weege schrieb umgehend an den Kreisleiter Wedderwille einen Beschwerdebrief, dass diese Anschuldigung
haltlos sei und wie es auf seine Gemeinde wirken muss, wo doch seine Söhne in der SA bzw. HJ aktiv sind.
Wedderwille nahm sich von diesem Schreiben nichts an und maßregelte ihn sogar dafür.
Daraufhin verweigerte Pastor Weege die Spendenzahlung für das Winterhilfswerk. Die NSDAP wollte das nicht hinnehmen,
was erneut zu einem Briefwechsel mit der Kreisleitung führte.
Ob Pastor Weege nun doch noch zahlen musste, (Spenden waren nämlich nicht freiwillig) lässt sich nicht klären. Diese Auseinandersetzung lässt darauf schließen, dass selbst der Pastor ganz offensichtlich ein Anhänger der Partei gewesen ist,
sonst hätte er den Brief sicherlich ganz anders aufgesetzt.
Ein weiteres Beispiel.
Der jüdische Kaufmann Sally Blank beschwerte sich am 28.06.1935 beim Landespolizeiführer in Detmold:
Im Stürmerkasten wären wieder Mitbürgerinnen denunziert worden, weil sie in Geschäften von jüdischen Bürgerinnen eingekauft hätten.
Eine der Betroffenen, Frau Weber hätte sich beim Gendarmeriemeister Heinrich Jürgens beschwert und die Entfernung
des Zettels gefordert. Er hätte ihr aber die Tür gewiesen und seine Ehefrau sogar gesagt, die Frau Weber solle mit
den Juden nach Palästina auswandern.
Im gleichen Brief wies Herr Blank auch darauf hin, dass durch den Boykott der Geschäftsverkehr in den Geschäften der jüdischen Bürger bis auf ein Minimum zurückgegangen wäre.
Diesen Brief leitete der Landespolizeiführer an die Lippische Landesregierung und somit an den Kreisleiter weiter. Dieser schickte eine Abschrift an den Ortsgruppenleiter und Gendarmeriemeister Jürgens mit den Worten:
Eine Stellungnahme meinerseits erübrigt sich.
Es ist aber selbstverständlich, dass dieses Schreiben nicht für die Öffentlichkeit bestimmt ist. Andererseits glaube ich,
dass es Ihnen wertvolle Inhaltspunkte für Ihren so erfolgreichen Kampf zur Bekämpfung des Judentums geben wird.
Vor allen Dingen freut es mich, dass die Judenläden in Horn jetzt leer stehen.
Die denunzierten Horner Bürgerinnen haben unter diesem Stürmerkasten gelitten, wurden ausgegrenzt und von
Nachbarn, sogenannten Freunden und der Gendarmerie ausspioniert. Für die jüdischen BürgerInnen bedeutete der Stürmerkasten den Ruin und die Vorbereitung der Deportation.
Während der Olympischen Spiele 1936 wurde aus außenpolitischen Gründen dieser Stürmerkasten auch in Horn,
wie in allen deutschen Städten entfernt und danach wieder aufgehängt.
Flugblatt gegen Hitler
Eine vereinzelte Aktion gegen Hitler ist bekannt. In der Nacht zwischen dem 05. und 06. September 1944
wurde ein Flugblatt, das auf einer Sperrholzplatte klebte, an einem Telefonmast auf dem Marktplatz aufgehängt.
Das Flugblatt sah folgendermaßen aus.
D e u t s c h e s Volk
Man wird die Frage aufwerfen, ob dieser, von verkommenen Subjekten und perversen
Lüstlingen auf das Schild erhobene Hochstapler geistig zurechnungsfähig war, und man wird
die Frage verneinen.
Du aber läufst ihm heute noch nach, nachdem er ganz Europa in ein Leid und jammervolles
Trümmerfeld verwandelte. Nachdem er deine besten Söhne seinem Größenwahn opferte.
Nachdem er alles was dir noch hoch und heilig war, zerrüttete, nachdem er dich in
grauenhafte Not und Elend stürzte.
Willst du ihm weiter folgen?
Nein !
Hinweg mit ihm.
Fort mit Hitler l
Wahrscheinlich bekamen nur wenige dieses Flugblatt zu lesen. Noch in den frühen Morgenstunden des 06.September
wurde es vom Blockleiter Fritz Schlüter entfernt.
Gegen den unbekannten Plakatierer wurde ermittelt.
Die Paternosterstraße
Die Situation der jüdischen Bevölkerung in Deutschland verschlechterte sich unter zunehmender NS - Herrschaft.
In der Zeit von 1933 - 1935 verarmten in Horn die jüdischen Geschäftsleute Sally Blank und Walter Examus derart,
dass sie beim Stadtrat Antrag auf Erlassung oder wenigstens Ermäßigung der Bürgerschaftssteuer stellen mussten.
Auch in Horn gab es solidarische Hilfe unter der jüdischen Bevölkerung, da keine Hilfe von anderer Seite kam. Einige Hilfsaktionen der jüdischen Bevölkerung untereinander bestanden schon seit einigen Jahren. Zwei bis dreimal
in der Woche fuhr ein getarntes Postauto in die dunkelste Ecke von Horn, in die Paternosterstraße hinter dem Rathaus,
die damals noch unbeleuchtet war. Alles ging sehr schnell, und auf verschlungenen Pfaden erreichten die Hilfsgüter,
oftmals mit wichtigen persönlichen Nachrichten verbunden, den Adressaten. Die nächsten Stationen lagen in
Bad Meinberg und Schlangen.
Allerdings musste der Postdienst bald eingestellt werden, was die Versorgung weiter verschlechterte.
Schule unterm Hakenkreuz
(Lehrer Bruns)
In der Kirchstraße 8 lebte der Lehrer Wilhelm Bruns. Gebürtig aus Almena, seit November 1923 Lehrer in Horn. 1929,
zur Gründung der Ortsgruppe der NSDAP erscheint er noch nicht auf der Mitgliederliste, jedoch hat er bald das Amt als Ortsgruppen - Propagandaleiters unter und wird Berichterstatter der Lippischen Staatszeitung für die Stadt Horn.
In beiden Ämtern arbeitet er sehr aktiv und effektiv. So veranstaltet Bruns Propagandaaktionen wie Filmvorführungen, öffentliche Veranstaltungen und Ausstellungen.
Als Berichterstatter der Lippischen Staatszeitung hatte er auch hier die Möglichkeit im Dienste des Nationalsozialismus Propaganda zu betreiben.
Nach einer Auseinandersetzung mit dem Hauptschriftleiter Prüßner der Lippischen Staatszeitung, der auch gleichzeitig Kreisleiter der NSDAP in Detmold war, schrieb Bruns an Prüßner:
Meine ganze Kraft habe ich diese 2 1/2 Jahre die ich mich offen zum Nationalsozialismus bekenne, in den Dienst der
Bewegung gestellt, Wenn aber, und das scheint mir, Ihnen Lehrer als Nationalsozialisten nicht genehm sind, so wollen
Sie sich doch daran erinnern, dass auch Sie einst einem Lehrer zu Füßen saßen, wenn ich mich heute ebenfalls bemühe,
immer mehr Nationalsozialist zu werden um unserem Führer in seinem Kampf zu helfen, so wollen Sie dem nicht brüsk begegnen.
Der Ortsgruppenleiter der NSDAP Jürgens und Bruns arbeiteten eng bei der Durchsetzung der antisemitischen,
faschistischen Ideologie zusammen.
Die „5. Turnstunde.
Seit November 1923 besetzte Lehrer Wilhelm Bruns die Lehrstelle der Volksschule in Horn.
Ein Beispiel ist die 5.Turnstunde.
Mit militärischer Disziplin wurde Keulenweitwurf zur Vorbereitung für das Handgranatenwerfen oder Geländespiele,
die einer Schlacht zwischen zwei Parteien ähnelten, geübt.
Im Unterricht erzählte er den Schülerinnen schon recht früh, dass nur die Ideen des Hakenkreuzes gut für Deutschland
seien.
Ein anderer Lehrer Horns namens Brüggemeier hielt am 27.September 1933 in Bärental einen Vortrag, der in der
Lippischen Staatszeitung am 4.Oktober 1933 unter dem Titel
Nordrassische Völkerwellen zu lesen war. Er sprach sich zum Nationalsozialismus als Hüter der Rasse aus.
Rassenpflege und Artverbesserung weisen alleine die Wege zur Rettung, zur Erhaltung hochwertiger Erbanlagen, Darum, deutsches Volk, wahre dein nordisches Bluterbe.
Er merkte an:
Auf diesem Gebiet liegt besonders die Erziehungsarbeit für die Erzieher des dritten Reiches.
Heinrich Jürgens
Die Koppelung von Parteizugehörigkeit und Beamtenstatus wird besonders deutlich an der
Person von Heinrich Jürgens, Gendarmeriemeister und Ortsgruppenleiter der NSDAP.
Am 1.April 1932 trat Heinrich Jürgens in die NSDAP ein. Im Jahre 1933 bekam der SS-Mann den Posten als Gendarmeriemeister in Horn. Bald darauf scheint er auch Ortsgruppenleiter der NSDAP geworden zu sein. Das genaue
Datum ist unklar.
Sicher ist, dass Jürgens als Scharfmacher und Denunziant in einer Person das antisemitische Klima in Horn drastisch verschärfte. Unterstützt von einigen alten Kämpfern, SS wie SA Männern und nicht zuletzt
Ortsgruppen - Propagandaleiter der NSDAP Wilhelm Bruns
sorgte Jürgens für die Durchsetzung der faschistischen Ideologie im Horner Alltag.
Jürgens sorgte dafür, dass die jüdischen Bürgerinnen Horns aus dem Wirtschafts - und Gemeinwesen ausgeschlossen
wurden.
Viele noch vorhandene Unterlagen in Form von Briefen und Protokollen berichten davon.
Geschäftsleute, die bei Juden gekauft hatten, bekamen schwer oder gar keine Aufträge mehr in ihrer Branche,
da Jürgens es verstand, dies über Behörden oder dem Stürmerkasten zu vereiteln.
Arbeitssuchende, die mit Juden Kontakt hatten, bekamen keine Arbeit. Kaum jemand in Horn redete noch mit jüdischen
Bürgerinnen, oder kaufte bei ihnen ein, da er sonst selber als Staatsfeind angesehen wurde.
Obendrein war Jürgens Kreisschulungsleiter der NSDAP. Er schulte Partei - und
Volksgenossen im Sinne des Nationalsozialismus.
Im Jahre 1937 wurde Jürgens nach Bad Salzuflen versetzt, stieg, auf zum Gendarmerie -Kreisführer und ab 1941 war er oberster Polizist Lippes mit Sitz in Lemgo.
Er war unter anderem verantwortlich für die Erschießung der am 5. August 1944 bei Hohenhausen abgestürzten amerikanischen Soldaten.
Das Spritzenhaus, Ort von Misshandlung und Folter
(Leopoldstaler Straße)
Das Spritzenhaus diente als Untersuchungsgefängnis.
Bereits im Sommer 1934 wurde der 17jährige jüdische Oberschüler Fritz Blank hier von SA - Männern eingesperrt und misshandelt.
Vorher wurde er mit einem Schild um den Hals:
Ich bin ein Judenschwein durch Horn geführt.
Nach dieser Misshandlung und Demütigung verließ er augenblicklich die Stadt um weiteren Übergriffen zu entgehen,
und tauchte bei Verwandten in Frankfurt unter. Ihm gelang die Flucht ins Ausland, er studierte Rechtswissenschaften und arbeitete von Straßburg aus an einem Radiosender gegen den Nationalsozialismus. Fritz Blank und sein Bruder sind die
einzigen Überlebenden der Familie Blank.
Am Morgen des 10. November verschleppten SA und SS Männer Sally Blank, den Vater von Fritz Blank. Er war in
der Nacht vom 9. auf den 10. November (Reichsprogromnacht) nicht zuhause gewesen. Er wurde noch vor seinem Hause abgefangen und auf offener Straße zusammengeschlagen und dann ins Spritzenhaus geschleppt. Frau und Tochter
wichen nicht von seiner Seite, so wurden sie auch eingesperrt.
Hier müssen die Misshandlungen fortgeführt worden sein. Eine Nachbarin hörte die lauten Rufe nach einem Arzt,
worauf sie zum Rathaus lief, damit schnellstens ein Arzt gerufen würde.
Ihre Bitte wurde abgewiesen mit den Worten:
Das sind keine Menschen! Sie solle sich nach Hause scheren und nicht noch einmal erdreisten, sie mit solchen Dingen zu
belästigen, denn sonst würde man sie zu einer besseren Tätigkeit zwingen, nämlich Runkeln
ziehen in Heesten.
Die junge Frau ließ sich nicht beirren und antwortete:
Runkeln verziehen, dazu bin ich bereit, aber dann bringe ich ihnen zuvor meine beiden Kleinkinder hier auf den Schreibtisch.
Ihre Hartnäckigkeit hatte sich gelohnt, am späten Nachmittag kam der damalige Stadtbote mit einem Arzt ins Spritzenhaus.
Dieser stellte bei Sally Blank einen Leistenbruch fest. Für die junge Nachbarin ergaben keine Nachteile aufgrund ihrer Aktivität.
Allerdings gibt es auch ein Gegenbeispiel: Anders erging es einem Nachbarn, der zu den Wächtern vor dem Spritzenhaus meinte, sie sollten die Inhaftierten doch laufen lassen, denn sie hätten doch nun schon genug gelitten. Er wurde prompt
für die folgende Nacht selbst im Spritzenhaus eingesperrt.
Umgang mit Oppositionellen
Die Oppositionellen wurden verfolgt, denunziert und eingesperrt. Die kommunistische Partei war schon vor
der Reichstagswahl am 5.März 1933 verboten worden. Bald darauf versuchten die Nationalsozialisten den politischen Widerstand auszuschalten, indem einzelne Personen oder ihre Angehörigen in Schutzhaft genommen wurden.
In Horn suchte die Gestapo zu dieser Zeit nach einem möglichen Vermögen der KPD.
Die Frau des Meinberger Kommunisten Erich Jäger kam im September 1933 in Schutzhaft ins Spritzenhaus. Sie wurde
so sehr misshandelt, dass sie in den Hungerstreik trat.
Dies geht aus einem Schreiben vom 23. September 1933 von Bürgermeister Ulrich
an den Oberstaatsanwalt in Detmold hervor:
Die seit dem 22. ds. Mts. befindliche Ehefrau Jäger
aus Bad Meinberg verweigert die Annahme jeglicher Nahrung.
Ihr Mann Erich Jäger kam ins KZ. Er, wie auch seine Frau überlebten den Nationalsozialismus. Erich Jäger wurde
nach dem Krieg von den Alliierten als kommissarischer Bürgermeister in Bad Meinberg eingesetzt.
Auch der Horner Sozialdemokrat August Tolle lernte die Schutzhaft kennen. Er war von unbekannten SA Männern
abgeführt und so sehr geschlagen worden, dass er ins Landeskrankenhaus eingeliefert werden musste. August Tolle
verlangte anschließend Schadensersatz für die Folgen der Misshandlung. Der Stadtrat lehnte diese Forderung ab.
Als Sozialdemokrat stand August Tolle während der Zeit des Nationalsozialismus unter Beobachtung.
August Tolle wurde nach Kriegsende in Horn vom 1. Mai 1945 -15. September 1946 von den Alliierten als kommissarischer Bürgermeister eingesetzt.
Das Spritzenhaus wurde später zur notdürftigen Unterbringung von reisenden Obdachlosen genutzt.
Die Reichspogromnacht in Horn
Die Aktionen dieser Nacht waren planmäßig vorbereitet. SA - und SS – Männer wurden am Spätnachmittag des
9. Novembers 1938 mit getarnten LKWs in ca. 10 - 30 Km entfernte Ortschaften transportiert. Die Männer wurden
unauffällig gekleidet und nicht uniformiert, so dass sie kaum jemand am Ort der Taten identifizieren konnte.
Horner Männer, etwa ein halbes Dutzend, hatten im Orte, also vor der Tür des jüdischen Kaufmanns Blank in der
Mittelstraße 35 ( heute Nr. 50 ), einen schnell einbiegenden LKW bestiegen und waren eilig in Richtung Süden davongefahren.
So der Bericht, den ein Augenzeuge gegenüber Walter E. Capelle geäußert haben soll.
In dieser Nacht wurde auch in Horn unter dem Motto:
ist nur vom Itzig reichlich geplündert.
Während die ehemalig der Familien Sondermann und Klarenmeyer gehörenden jüdischen Häuser am Markt und in der Parkstraße verschont blieben, wurde gegenüber der Ecke Domensoot/ Heerstraße bei Moses Sonderman und
seiner Tochter schrecklich gewütet
Der Sohn, Max Sondermann hat sich gewehrt und wurde heftig zusammengeschlagen.
Eine Zeugin berichtet, dass er entsetzlich geschrieen hat. Er wurde dann ins Spritzenhaus geschafft. Später ist er mit 60 Männern und einigen Frauen über Bielefeld, dem zentralen Ort der Deportationen für lippische Juden ins KZ Buchenwald verschleppt worden. Kurz vor Sylvester kam er entkräftet nach Hause und stirbt an den Folgen der Misshandlungen.
Bei Blanks an der Ecke Mittelstr. 35 ( heute Nr. 50 ) wurde ebenfalls gewütet. Auch hier wurde alles auf die Straße geworfen. Frau Blank war allein zuhause.
Die Familie Blank zog kurz nach der Pogromnacht in ihr Haus in Bielefeld, Falkstraße 17, in
der Nähe des Bahnhofs.
Jakob ( 84 J. ) und Julie ( 83 J. ) Hirschfeld in der Nordstr. 241 (heute Nr. 12) wurden von den SA / SS - Leuten aus
dem Schlaf gerissen. Julie Hirschfeld stürzte so sehr zu Boden, dass sie noch in der Nacht im Krankenhaus verstarb ohne
das Bewusstsein wiedererlangt zu haben.
Offensichtlich wurde für diesen Todschlag niemand zur Rechenschaft gezogen.
100 m weiter an der Nordstraße Nr. 223 ( heute Nr. 29 ) wohnten die Familien Sostberg und Blumenthal, sie führten ein Schlachtergeschäft. Die Ladentür wurde aufgebrochen und das Geschäft verwüstet. Auch hier wurden die meisten
Gegenstände auf die Straße geworfen.
Das Ehepaar Blumenthal und die Schwägerin Anne Sostberg, die im Obergeschoss waren, blieben unbehelligt, ebenfalls
die zwei Kinder. Nach 20 Minuten haben sich die unbekannten Täter dem nächsten Objekt zugewandt.
Augenzeugen berichteten,
dass der alte Jakob Hirschfeld auf der Straße herumlief und rief:
Mit uns machen sie es jetzt was, nein, wie grausam, wie schrecklich! Sicherlich hat das Ereignis viel Aufsehen gemacht,
aber niemand ist eingeschritten.
Nach der Pogromnacht zog Jakob Hirschfeld zu seinem Sohn Albert nach Detmold.
Er starb 2 Monate später.
In der Freien Presse vom 29.11.1947 findet sich ein Bericht über den Prozess
gegen einige der damaligen Novemberstürmer. Es handelt sich dabei um Taten die sie in
der Paderborner Gegend in der Ortschaft Haaren im Kreise Büren begangen hatten.
Aufgrund von Zeugenaussagen, wie die von Herta Stern, einer Überlebenden der
Konzentrationslager wurden die Beklagten 1947 verurteilt.
Es handelte sich um:
Hermann Droste aus Feldrom, Mitglied der SA (Sturmführer)
verurteilt zu 1 Jahr und 3 Monate Gefängnis.
Karl Jülicher aus Horn, Mitglied der DAF
verurteilt zu 4 Monate Gefängnis.
Albert Koch aus Horn, stellvertretender Ortsgruppenleiter der NSDAP und Mitglied der SA
verurteilt zu l Jahr Gefängnis.
Adolf Brenker aus Horn, Ortsgruppenleiter der NSDAP in Varenholz und Schulungsleiter
der Ortsgruppe der NSDAP Horn, Mitglied der SA (Verwaltungsführer, Oberscharführer)
verurteilt zu 6 Monate Gefängnis.
Erich Müller aus Horn Mitglied der SA, verurteilt zu 6 Monate Gefängnis.
Friedrich Lahme aus Horn, Mitglied der SA, verurteilt zu 6 Monate Gefängnis.
Heinrich Wiedemeier aus Horn, Mitglied der SA, verurteilt zu 6 Monate Gefängnis.
Die Synagoge
Als ein Beispiel für jüdische Kultur in Horn steht in der Burgstraße Nr. 29 a die ehemalige Synagoge der Horner Gemeinde hinter der ehemaligen Synagogenschule.
Sie wurde 1690 für die Gemeinde von Horn und Bad Meinberg errichtet und diente in der Zeit von 1840 bis 1902 mit
Unterbrechungen der jüdischen Gemeinde in Horn als Gebetshaus.
In der Reichspogromnacht vom 9.11.1938 verwüsteten SA – und SS - Männer die Einrichtung, legten Feuer und spielten,
lt. Zeugenaussagen mit den Thorarollen Fußball. Überreste der heiligen Schriften lagen bis zur Nordstraße verstreut.
Ein Handwerksmeister aus der Nachbarschaft hat das Feuer gelöscht und die Täter vertrieben.
Ihm ist, soweit bekannt ist, nichts Nachteiliges deswegen geschehen.
Jedenfalls hat er der Stadt Horn eines der wenigen Überbleibsel aus der langen Geschichte jüdischen Lebens erhalten.
Leider hat die Stadt die Synagoge nicht erworben um sie zu einer Kultur - oder Gedenkstätte zu machen.
Interessant ist auch in diesem Zusammenhang, dass 1939 das nationalsozialistische
Fliegerkorps diese beiden Gebäude für den Segelflugzeugbau als Werkstatt zu requirieren suchte.
In einem Schreiben an die Kreisleitung der NSDAP schreibt der Ortsgruppenleiter der NSDAP in
einem Nebensatz:
Ich weiß allerdings nicht, ob es politisch vereinbar ist, in solchen Räumen Gliederungen der Partei unterzubringen.
Aber eine Enteignung des damals im Schriftverkehr als Eigentümer angegebenen Bauern Capelle aus Horn war nicht
möglich, da er als politisch zuverlässig galt. Ob dann aus dem Kauf nichts wurde oder das Gebäude wiederverkauft wurde
ist nicht bekannt.
Später taucht dann nach dem Krieg Meta Koch, Ehefrau des ehemaligen SA - Mannes Fritz Koch, als Eigentümer
der Synagoge und der Synagogenschule auf und zwar im Zusammenhang mit Rückforderungsansprüchen, da die
Kaufsumme während des Faschismus nicht an die Rechtmäßigen Eigentümer gelangte.
Möglicherweise handelte es sich damals um einen Zwangsverkauf.
Der jüdische Friedhof
Jakob Hirschfeld, der 2 Monate nach der Pogromnacht starb, hat das letzte
Grab auf dem jüdischen Friedhof in Horn bekommen.
Schon das vorletzte Begräbnis auf diesem Friedhof konnte nicht mehr nach dem angemessenen jüdischen Ritus
durchgeführt werden.
Es war das Begräbnis von Max Sondermann, der an den Folgen der Misshandlungen im Spritzenhaus gestorben war. Die überlebende Schwägerin Ruth Krause, geb. Klarenmeyer aus Belle, später in London berichtete, dass es unwürdig
gewesen sein soll.
Das letzte normale jüdische Begräbnis mit großem Trauerzug der Horn - Bad Meinberger
Kultgemeinde fand Anfang 1938 statt.
Deportation und Ermordung
Blank Hildegard * 03.03.1923 in Horn wohnhaft in Bielefeld
Deportation: 31. Juli 1942 ab Münster – Bielefeld - Ghetto Theresienstadt
überstellt 06. Oktober 1944 Vernichtungslager Auschwitz
Blank Sally * 07.05.1873 in Horn, wohnhaft in Bielefeld
Deportation: 31. Juli 1942 ab Münster – Bielefeld - Ghetto Theresienstadt
Todesdatum: 10. September 1942 Ghetto Theresienstadt
Blumenthal Ella geb. Sostberg * 05.10.1899 in Horn, wohnhaft in Horn
Deportation: 13. Dezember 1941 ab Münster - Osnabrück – Bielefeld - Ghetto Riga, für tot erklärt
Blumenthal Gerhard * 23.04.1935 in Detmold, wohnhaft in Detmold und Horn
Deportation: 13. Dezember 1941 ab Münster - Osnabrück – Bielefeld - Ghetto Riga
Überstellt Vernichtungslager Auschwitz 08. Mai 1945 für tot erklärt
Blumenthal Ilse * 06.10.1936 in Detmold
* 06. Oktober 1936 in Detmold, wohnhaft in Horn
Deportation: 13. Dezember 1941 ab Münster - Osnabrück – Bielefeld - Ghetto Riga
Buchbahl Zelma geb. Elsenberg * 01.06.1882 in Horn
Deportation: 10. August 1942 Vernichtungslager Auschwitz
Buchdahl Helene geb. Eisenberg * 01.06.1882 in Horn wohnhaft in Karlsruhe
Deportation: 22. Oktober 1940 ab Baden - Pfalz – Saarland - Internierungslager Gurs – Vernichtungslager Auschwitz
für tot erklärt
Eichenberg Margarethe geb. Hirschfeld * 01.11.1888 in Horn, wohnhaft in Düsseldorf
Emigration: Niederlande
Deportation: 11. Mai 1943 ab Westerbork - Vernichtungslager Sobibor
Todesdatum: 14. Mai 1943 Vernichtungslager Sobibor
Eisenberg Alfred * 02.04.1877 in Horn, wohnhaft in Köln
Deportation: 22. Oktober 1941 ab Köln - Ghetto Litzmannstadt (Lodz)
Examus Alfred * 27.12.1907 in Horn, wohnhaft in Salzkotten
Deportation: 13. Dezember 1941 ab Münster - Osnabrück – Bielefeld – Ghetto Riga
Überstellt 16. August 1944 Konzentrationslager Buchenwald Außenlager Tröglitz/Rehmsdorf
+ 17. Januar 1945 Buchenwald Außenlager Tröglitz/Rehmsdorf
Examus Elli * 17.07.1902 in Horn, wohnhaft in Hausberge a. d. Porta
Deportation: 13. Dezember 1941 ab Münster - Osnabrück – Bielefeld – Ghetto Riga verschollen
Examus Erna * 19. Dezember 1898 in Horn, wohnhaft in Salzkotten
Deportation: 13. Dezember 1941 ab Münster - Osnabrück – Bielefeld – Ghetto Riga
überstellt Konzentrationslager Majdanek – Konzentrationslager Stutthof
Todesdatum: 05. Januar 1945
Feibelmann Rosa geb. Sostberg * 20.06.1881 in Horn, wohnhaft in Frankfurt a. Main
Deportation: 15. September 1942 ab Frankfurt a. Main – Ghetto Theresienstadt
überstellt: 15. Mai 1944 Vernichtungslager Auschwitz verschollen
Herzfeld Rudolf * 07.08.1895 in Horn, wohnhaft in Berlin
Deportation: 17. November 1941 ab Berlin – Ghetto Kowno
Todesdatum: 25. November 1941 Ghetto Kowno
Herzfeld Siegfried * 30.10.1893 in Horn, wohnhaft in Hamburg
Todesdatum: 29. April 1938 Freitod
Hirschfeld Albert * 17.03.1883 in Horn, wohnhaft in Detmold und Berlin
Deportation: 31. Juli 1942 ab Münster – Bielefeld – Ghetto Theresienstadt
überstellt: 28. Oktober 1944 Vernichtungslager Auschwitz verschollen
Hirschfeld Alfred * 17.03.1883 in Horn, wohnhaft in Detmold
Deportation: Vernichtungslager Auschwitz
Todesdatum: für tot erklärt
Ikenberg Ida * 11.04.1876 in Horn, wohnhaft in Nieheim
Deportation: 31. Juli 1942 ab Münster – Bielefeld – Ghetto Theresienstadt
überstellt: 15. Mai 1944, Vernichtungslager Auschwitz verschollen
Jordan Hedwig geb. Examus * 23.04.1906 in Horn, wohnhaft in Frankfurt a. Main
Deportation: 11. Juni 1942 ab Frankfurt a. Main – Konzentrationslager Majdanek oder Sobibor verschollen
Katz Rosa geb. Aschoff * 17.06.1879 in Horn, wohnhaft in Düsseldorf
Emigration: Niederlande
Deportation: 20. Juli 1943 ab Westerbork – Vernichtungslager Sobibor
Todesdatum: 23. Juli 1943
Liepmann Agnes geb. Sternberg * 12.06.1896 in Horn-Mielinghausen, wohnhaft in Horn-Mielinghausen
Deportation: 29. Juli 1942 ab Dortmund – Ghetto Theresienstadt
Todesdatum: 05. Mai 1943 Ghetto Theresienstadt
Liepmann Paul * 05.01.1893 in Bücken, wohnhaft in Horn-Mielinghausen
Deportation: 29. Juli 1942 ab Dortmund - Ghetto Theresienstadt
überstellt: 28. September 1944 Vernichtungslager Auschwitz verschollen
Liepmann Ruth * 07.06.1929 in Lippstadt, wohnhaft in Horn-Mielinghausen
Deportation: 29. Juli 1942 ab Dortmund - Ghetto Theresienstadt
überstellt: 06. Oktober 1944 Vernichtungslager Auschwitz verschollen
Lipper Emma geb. Examus * 14.10.1869 in Horn, wohnhaft in Blomberg
Deportation: 29. Juli 1942 ab Dortmund - Ghetto Theresienstadt
überstellt: 23. September 1942 Vernichtungslager Treblinka verschollen
Marcus Jenny geb. Sternberg * 18.08.1882 in Horn, wohnhaft in Seesen und Berlin
Deportation: 06. September 1944 ab Berlin – Vernichtungslager Auschwitz verschollen
Meyerhof Else geb. Aschoff * 29.04.1886 in Horn, wohnhaft in Medebach
Deportation: 07. Dezember 1941 ab Köln – Ghetto Riga verschollen
Muller Helene geb. Aschoff * 28.10.1880 in Horn, wohnhaft in Horn
Deportation: 1942 Vernichtungslager Auschwitz für tot erklärt
Nußbaum Berta geb. Rosenbaum * 10.03.1897 in Horn, wohnhaft in Hildesheim, Herford und Bad Oeynhausen
Deportation: 31. März 1942 ab Gelsenkirchen - Münster – Hannover – Ghetto Warschau verschollen
Reifenberg Josef * 17.02.1855 in Horn, wohnhaft in Düsseldorf
Deportation: 21. Juli 1942 ab Düsseldorf – Ghetto Theresienstadt
Todesdatum: 27. Juli 1942 Ghetto Theresienstadt
Reifenberg Louis * 23.08.1870 in Horn, wohnhaft in Berlin
Deportation: 03. Oktober 1942 ab Berlin - Ghetto Theresienstadt
Todesdatum: 23. April 1944 Ghetto Theresienstadt
Reifenberg Salomon * 02.05.1863 in Horn, wohnhaft in Berlin
Deportation: 03. Oktober 1942 ab Berlin - Ghetto Theresienstadt
Todesdatum: 02. November 1942 Ghetto Theresienstadt
Rosenbaum Else * 17.05.1908 in Horn, wohnhaft in Bad Oeynhausen
Deportation: 31. März 1942 ab Gelsenkirchen - Münster – Hannover – Ghetto Warschau verschollen
Rosenbaum Jeanette * 18.12.1883 in Horn, wohnhaft in Bad Oeynhausen
Deportation: 31. März 1942 ab Gelsenkirchen - Münster – Hannover – Ghetto Warschau verschollen
Rosenstein Elfriede geb. Sondermann * 14.12.1896 in Horn, wohnhaft in Hamburg
Deportation: 25. Oktober 1941 ab Hamburg – Ghetto Litzmannstadt (Lodz)
Todesdatum: 30. September 1942 Ghetto Litzmannstadt (Lodz)
Sondermann Albert * 04.11.1890 in Horn, wohnhaft in Belle
Deportation: 31. Juli 1942 ab Münster – Bielefeld – Ghetto Theresienstadt
überstellt: 29. Januar 1943 Vernichtungslager Auschwitz für tot erklärt
Sondermann Hugo * 15.10.1887 in Horn, wohnhaft in Düsseldorf
Deportation: 10. November 1941 ab Düsseldorf – Ghetto Minsk verschollen
Sondermann Max * 12.02.1886 in Horn, wohnhaft in Horn
Todesdatum: 09. November 1938 Horn
Sondermann Max * 17.04.1876 in Horn, wohnhaft in Hildesheim
Deportation: 20. Februar 1945 ab Hannover – Ghetto Theresienstadt verschollen
Sostberg Anna * 30.06.1904 in Horn, wohnhaft in Horn
Deportation: 13. Dezember 1941 ab Münster - Osnabrück – Bielefeld – Ghetto Riga verschollen
Sostberg Helene * 06.07.1908 in Horn, wohnhaft in Süchteln
Deportation: 11. Dezember 1941 ab Düsseldorf - Ghetto Riga verschollen
Spanier Gustav * 11.10.1883 in Enger, wohnhaft in Horn-Mielinghausen
Inhaftierung: bis 16. Dezember 1938 Konzentrationslager Sachsenhausen
Deportation: 27./28.04.1942 ab Dortmund – Ghetto Zamosc verschollen
Steinburg Minna geb. Sternberg * 13.04.1893 in Horn-Mielinghausen, wohnhaft in Haselünne
Deportation: 31. Juli 1942 ab Münster – Bielefeld – Ghetto Theresienstadt
überstellt: 23. September 1942 Vernichtungslager Treblinka für tot erklärt
Stern Berta geb. Hirschfeld * 18.10.1867 in Horn, wohnhaft in Essen
Deportation: 21. Juli 1942 ab Düsseldorf - Ghetto Theresienstadt für tot erklärt
Stern Rebecka geb. Jakobsberg * 18.10.1867 in Horn, wohnhaft in Essen
Deportation: 21. Juli 1942 ab Düsseldorf - Ghetto Theresienstadt
Todesdatum: 06. Januar 1943 Ghetto Theresienstadt
Sternberg Albert * 15.08.1876 in Horn, wohnhaft in Berlin
Deportation: 09. Dezember 1942 ab Berlin – Vernichtungslager Auschwitz verschollen
Sternberg Elfriede * 10.07.1880 in Horn-Mielinghausen, wohnhaft in Recklinghausen
Deportation: 31. Juli 1942 ab Münster – Bielefeld – Ghetto Theresienstadt
überstellt: 16. Oktober 1944 Vernichtungslager Auschwitz verschollen
Sternberg Elise geb. Spanier * 07.06.1880 in Enger, wohnhaft in Horn-Mielinghausen
Deportation: 29. Juli 1942 ab Dortmund - Ghetto Theresienstadt verschollen
Sternberg Emilie * 15.04.1864 in Horn, wohnhaft in Horn-Mielinghausen
Deportation: 29. Juli 1942 ab Dortmund - Ghetto Theresienstadt
Todesdatum: 21. August 1942 Ghetto Theresienstadt
Sternberg Herz * 30.10.1870 in Horn, wohnhaft in Essen
Deportation: 21. Juli 1942 ab Düsseldorf - Ghetto Theresienstadt
Todesdatum: 25. September 1942 Ghetto Theresienstadt
Sternberg Johanna geb. Spanier * 12.11.1871 in Enger, wohnhaft in Horn-Mielinghausen
Deportation: 29. Juli 1942 ab Dortmund - Ghetto Theresienstadt
Todesdatum: 28. Februar 1943 Ghetto Theresienstadt
Sternberg Louis * 15.09.1874 in Horn-Mielinghausen, wohnhaft in Recklinghausen
Deportation: 29. Juli 1942 ab Dortmund – Ghetto Theresienstadt verschollen
Wolff Jenny geb. Rosenbaum * 26.01.1885 in Horn, wohnhaft in Herford
Deportation: 31. März 1942 ab Gelsenkirchen - Münster – Hannover – Ghetto Warschau verschollen
Zaudy Martha geb. Benjamin * 22.08.1891 in Horn, wohnhaft in Berlin
Deportation: 05. November 1942 ab Berlin - Ghetto Theresienstadt
überstellt: 23. Oktober 1944 Vernichtungslager Auschwitz verschollen
Klarenmeyer Hermann * 14. Juli 1860 in Bad Meinberg, wohnhaft in Bad Meinberg
Deportation: 31. Juli 1942 ab Münster – Bielefeld - Ghetto Theresienstadt
Todesdatum: 19. August 1942 Ghetto Theresienstadt
Klarenmeyer Rosalie
bereits vor der Deportation am 23.11.1940 im Kreiskrankenhaus in Detmold gestorben
Klarenmeyer Sarah geb. Löwenberg * 02.07.1865 in Lengerich, wohnhaft in Belle
Deportation: 21.12.1943 Ghetto Theresienstadt verschollen
Klarenmeyer Emil * 04. August 1886 in Belle, wohnhaft in Belle
Deportation: 31. Juli 1942 ab Münster – Bielefeld - Ghetto Theresienstadt
überstellt: 29. Januar 1943 Vernichtungslager Auschwitz verschollen
Sondermann Else geb. Klarenmeyer * 08. Januar 1895 in Belle, wohnhaft in Belle
Deportation: 31. Juli 1942 ab Münster – Bielefeld - Ghetto Theresienstadt
überstellt: 29. Januar 1943 Vernichtungslager Auschwitz für tot erklärt
Sondermann Julius * 10. April 1927 in Belle, wohnhaft in Belle
Deportation: 31. Juli 1942 ab Münster – Bielefeld - Ghetto Theresienstadt
überstellt: 29. Januar 1943 Vernichtungslager Auschwitz für tot erklärt
Sostberg Änne * 30. Juni 1904 in Horn, wohnhaft in Horn
Deportation: 13. Dezember 1941 ab Münster - Osnabrück – Bielefeld – Ghetto Riga verschollen
Überlebende
Levi Robert wohnhaft in Horn
es gelang ihm, vor der Deportation zu fliehen
und den Holocaust zu überleben. Er kehrte nach dem Krieg zurück nach Schlangen.
Examus Walter wohnhaft in Salzkotten
er floh über die Niederlande und England nach Connecticut, USA
Sondermann Hanna wohnhaft in Belle
sie floh über Amsterdam nach Israel, damals
brit. Palästina. Ihre Tante Helena Klarenmeyer aus Amsterdam hatte Deutschland
bereits in den 20er-Jahren verlassen. Ihre Eltern waren Albert und Else
Sondermann aus Belle.
Familie Walter Sondermann mit Sohn Fritz gingen erst nach Köln und flohen von dort nach
Belgien, und dann in die USA.
Die Schwestern Ruth und Anneliese Klarenmeyer aus Belle flohen über Amsterdam nach
London.
Moses Aron Sondermann und Tochter Henny
durften Deutschland noch im Januar 1940 verlassen. Reiseziel: der Sohn Philipp in Columbien/Südamerika.
Fritz Blank
konnte Deutschland eine Woche vor Kriegsausbruch verlassen und über Belgien
nach Frankreich fliehen
Dort arbeitete der spätere Rechtsprofessor, wie schon erwähnt, politisch gegen das
faschistische Deutschland in Zeitungen und im Rundfunk. Horn hatte er bereits nach den
Demütigungen und Misshandlungen 1934 verlassen und war erst bei Verwandten in Frankfurt
untergetaucht. Nach Ausbruch des Krieges verließ er Frankreich über Großbritannien nach
Kanada. Nach dem Kriegsende ging er in die Schweiz.
Albert Blank
war bereits nach Frankfurt gezogen und floh später in die USA.
Willi Blumenthal
überlebte den Holocaust und wurde von den Alliierten befreit
Emmy Beine, geb. Rättig aus Düsseldorf
war mit dem Schausteller Hugo Beine aus Horn verheiratet und blieb in der Zeit des Faschismus relativ unbehelligt
Ihr Mann war kein Jude und als Schausteller waren sie ständig unterwegs.
Ihr Mann starb 1956. Emmy Beine starb mit 87 Jahren 1984 im Detmolder Krankenhaus. Sie wurde auf dem jüdischen Friedhof in Detmold beerdigt. Die Trauerfeier hielt der Herforder Rabbiner ab.
Frau Sophie Weil
führte seit 1951 eine Kurpension in Bad Meinberg. Sie war nach dem Kriegsende nach Deutschland zurückgekehrt
Sie starb am 30. 7.1979 und wurde in Steinheim auf dem jüdischen Friedhof begraben.
In dem Transport am 13.12.1941 ab Münster - Osnabrück - Bielefeld nach Riga befanden sich nach Transportliste 1.031 deportierte Personen.
Bericht über den Transport am 13.12.1941 ab Münster - Osnabrück - Bielefeld nach Riga
Transportlisten
weitere Einzelheiten zu den Deportierten finden sie unter der Rubrik Opfer bzw. Städte sowie den jeweiligen Lagern.
Diese seite wird fortgesetzt.
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