Aktenzahl des Gerichts (Geschäftszahl): LG Wien Vg 1a Vr 1272/45

Prozess wegen Funktion im NS-Regime (Gendarmerie/Polizei/Gestapo/SD)

Opfer
Häftlinge, Widerstand/Opposition

Tatland (Tatort)
Wien (Gestapoleitstelle)

Volksgerichtsverfahren gegen
Otto Schleifer

wegen
Misshandlung von Häftlingen in den Jahren 1941 bis 1944 unter Ausnützung seiner dienstlichen Gewalt als Gruppenleiter im Referat II-2a (Marxismus und Kommunismus) der Gestapoleitstelle Wien

Verlauf der Vorerhebungen/Voruntersuchung bzw. des Gerichtsverfahrens
Am 31.03.1947 wurde Schleifer zu 20 Jahren schweren Kerkers verurteilt.

15.01.1946: Einbeziehung des Aktes Vg 3b Vr 4210/45 gegen Schleifer wegen § 3/2 KVG.

Dieser Beitrag ist nicht Bestandteil der Gerichtsakten
Otto Schleiffer, geboren am 14. Februar 1907 in Wien, verfolgte bis zum März 1938 als Gendarm und Kriminalbeamter illegale Nationalsozialisten. 1938 kam es in Folge des Anschlusses zu einem Disziplinarverfahren. Ab April 1938 war Schleiffer in mehreren Funktionen tätig, zeigte fanatischen Diensteifer und suchte krankhaft die Anerkennung der Vorgesetzten. Er besaß keine Nähe zur NS-Weltanschauung und hatte das Bestreben, als Beamter zu hundert Prozent seine Pflicht zu erfüllen. Schleiffer galt als sehr zuverlässig und erhielt dadurch Sonderaufgaben. So misshandelte und quälte er nachgewiesenermaßen bestialisch. Schleiffer war auch in der Gegnerbekämpfung tätig. Er wirkte bei der Zerschlagung der tschechischen Sektion der KPÖ mit, bei der Liquidierung der Widerstandsgruppe im Gaswerk Leopoldau und bei diversen anderen Aktionen, die die Vernichtung des Linkswiderstandes in Wien und Umgebung zum Ziel hatten. Schleiffer wurde 1947 zu 20 Jahren schweren Kerkers verurteilt. 1955 wurde er aus der Haft entlassen und starb am 11. Jänner 1997 in Wien.