Aktenzahl des Gerichts (Geschäftszahl): LG Wien Vg 12d Vr 6269/47

Prozess wegen Funktion im NS-Regime, Arisierungsprozess

Opfer
Juden/Jüdinnen, alliierte Kriegsgefangene (rumänische Kriegsgefangene)

Tatland (Tatort)
Wien

Volksgerichtsverfahren gegen
Heinrich Berr

wegen
Illegalität, seiner Funktion als Kreisobmann der NSKOV

Verlauf der Vorerhebungen/Voruntersuchung bzw. des Gerichtsverfahrens
Am 12.05.1948 wurde Berr bezüglich §§ 10, 11 VG freigesprochen.

18.02.1948: Einstellung des wegen § 6 KVG ("Arisierung" einer Wohnung in Wien-Josefstadt) geführten Verfahrens gemäß § 109 StPO [Erklärung der Staatsanwaltschaft: kein Grund zur weiteren gerichtlichen Verfolgung].

24.02.1948: Einstellung des Verfahrens bezüglich §§ 8, 10/2 VG gemäß 1. Hauptstück, II. Abschnitt Zahl 3 Absatz 2 NSG 1947.
Am 07.10.1946 war gegen Berr und 22 weitere Personen Anzeige wegen Misshandlung und Verletzung der Menschenwürde von in der Schule Wien 16, Lorenz-Mandlgasse, internierten rumänischen Kriegsgefangenen bzw. Ermordung der Kriegsgefangenen anlässlich der Evakuierung des Lagers und auf dem Evakuierungsmarsch von Wien über Stockerau (Niederösterreich) nach Braunau (Oberösterreich) erstattet worden. (Berr war u.a. der Aufstellung des Z.b.V.-Bataillons, welches an der Ermordung der Kriegsgefangenen maßgeblich beteiligt war, beschuldigt worden.)

Beitrag ist kein Bestandteil der Gerichtsakte

Im Februar 1945 wurde in Wien-Ottakring, auf dem Gelände der Lorenz-Mandel-Schule, ein Lager für rumänische Kriegsgefangene errichtet. Im Zuge der Räumung des Lagers am 6. April 1945 erschossen SS-Männer 16 bettlägerige Kriegsgefangene. Ungefähr 550 Rumänen mussten zu Fuß von Wien über Stockerau in Niederösterreich nach Braunau am Inn marschieren. Während des einmonatigen Evakuierungsmarsches ermordeten Angehörige der Bewachungsmannschaft schätzungsweise über 80 Kriegsgefangene.

Beitrag ist kein Bestandteil der Gerichtsakte

Der Schneidermeister und ehemalige Obergefreite der deutschen Wehrmacht Rudolf Belada wurde am 14.01.1948 vom Volksgericht Wien zu einer lebenslangen Haftstrafe (mit Vermögensverfall) wegen schwerer Misshandlung von ca. 50 Kriegsgefangenen mit Todesfolge im Lager Lorenz-Mandel-Schule in Wien 16 (wo sich seit Februar 1945 ein Lager für zunächst 300, dann 800 rumänische Kriegsgefangene, die für Bombenaufräumungsarbeiten eingesetzt waren, befand) sowie wegen der Ermordung von mehreren rumänischen Kriegsgefangenen anlässlich der Evakuierung des Lagers und auf dem Todesmarsch in seiner Funktion als stellvertretender Leiter des Marschkommandos, zum Tode verurteilt.
(LG Wien Vg 1a Vr 3244/47)