Die Berliner Operation (16. April bis 2. Mai 1945) Am 16. April 1945 begannen drei Fronten der Roten Armee (1. und 2. Belorussische und 1. Ukrainische) auf der gesamten Länge an Oder und Neiße zwischen Stettin und Görlitz die Berliner Operation mit 2,5 Mio. Soldaten und Offizieren, 6250 Panzern und 7500 Flugzeugen. An den Kämpfen beteiligten sich auch 200.000 Angehörige der 1. und 2. Polnischen Armee. Geplant war, innerhalb von nur zwei Wochen in allgemeiner Richtung von Oder und Neiße bis zur Elbe vorzustoßen. Die wichtigste strategische Aufgabe bestand darin, die große deutsche militärische Gruppierung im Berliner Raum zu zerschlagen und die Reichshauptstadt Berlin einzunehmen. Mit den westlichen Alliierten war vereinbart und abgestimmt worden, sich möglichst an der Elbe zu treffen und damit die militärischen Kräfte der Nazis im Norden und Süden Deutschlands aufzuspalten. Das entscheidende strategische Ziel war jedoch Anfang Mai 1945 erreicht: Berlin und die faschistischen Militärgruppierungen im Nordosten (Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern) waren zerschlagen, die anglo-amerikanischen und sowjetischen Truppen hatten sich von Wismar an der Ostsee über Wittenberge, Magdeburg bis Torgau und Riesa getroffen. Zum historischen und symbolisch geworden sowjetisch-amerikanischen Treffen kam es dann in Torgau, zwei Stunden zuvor aber schon bei Strehla, am 25. April 1945. Die Naziführung sah, wie der Ring um Berlin enger wurde, und forderte, daß deutsche Panzerverbände aus den Räumen Görlitz, Löbau, Bautzen sowie Meißen und Dresden nicht nur den sowjetischen Vormarsch zur Elbe aufhalten, sondern auch den in Richtung Berlin. Die zwei sowjetischen Armeen und die 2. Polnische Armee der 1. Ukrainischen Front, die zwischen Bad Muskau und Rothenburg die Neiße am 16. April 1945 und schon am 19. April Bautzen erreichten, am 22. April schon bei Radeberg und Kamenz standen und wenig später die Elbe erreichten, wurden unerwartet von großen faschistischen Panzerverbänden auf der 100 km auseinandergezogenen Front aus den Räumen Görlitz im Osten bis Dresden im Westen angegriffen. Es bestand die Gefahr, daß diese Truppen in Richtung Berlin vorstoßen. Deshalb fand in diesem Gebiet eine der letzten großen militärischen Kämpfe, vor allem in und um Bautzen, statt. Vom 19. April früh vier Uhr an begannen sowjetische Panzertruppen mit der Einnahme Bautzens. Als sie sich der Ortenburg näherten, ließ der Stadtkommandant Oberst Hoepke den Stadtteil Seidau niederbrennen. Er lehnte die Kapitulation ab, obwohl sich noch 5000 Einwohner in der Stadt befanden. Am 23. April war die Stadt fast befreit, aber der Vorstoß faschistischer Truppen aus den Räumen Görlitz-Löbau führte dazu, daß sich die Rote Armee am 27. April zurückziehen mußte. Die sowjetischen Soldaten, die sich ergaben, sowie das medizinische Personal und alle Verwundeten des in Bautzen noch befindlichen sowjetischen Feldlazaretts wurden umgebracht. Die Nazipresse bejubelte diesen vermeintlichen Sieg: „Die geschichtliche Wende kommt, sie ist schon auf dem Marsch ..." Während der über eine Woche reichenden Kämpfe wurden 3713 Wohnungen, d. h. 34,5% des gesamten Wohnbestandes der Stadt Bautzen zerstört. Auf den Bautzener Friedhöfen sind 942 deutsche Soldaten, Volkssturmleute, Hitlerjungen und Polizisten bestattet worden; unter ihnen auch jene 195 gefangenen Volkssturmmänner, die bei einem Feuerausbruch aus einer Scheune in Niederkaina flohen und von der polnischen Wachmannschaft erschossen wurden. 333 Bürger gelten als vermißt und wurden für tot erklärt. Auch 874 sowjetische Soldaten und Offiziere haben in Bautzen ihre letzte Ruhestätte gefunden.
Der Chef des Wehrmachtsstabes Jodl verlangte erneut am 25. April 1945: „Die Heeresgruppe Mitte hat nach der Bereinigung der Lage zwischen Bautzen und Dresden mit möglichst starken Kräften nach Norden anzugreifen, um danach eine wirksame Entlastung für den Kampf um Berlin zu bringen.“ Deshalb wurden Ende April 1945 drei faschistische Divisionen in den Raum nördlich von Dresden verlegt, um von dort aus einen Durchbruch der sowjetischen Flanke nach Norden in Richtung Berlin zu erreichen. Auch das scheiterte.