Häftlingsärztin Adelsberger

Ein Appell, der einen Tag oder eine Nacht hindurch dauerte, war nichts Außergewöhnliches, und viele Häftlinge haben 24 oder 48 Stunden gestanden, bei brütender Hitze, bei Regen, der in Strömen floß, bei eisigem Nordwind und 20 Grad unter Null. So standen die Menschen, die sich nicht rühren durften, mit den nassen, klammen Sachen am Leibe, ohne einen warmen Tropfen im Magen, ohne die Erlaubnis, ihre Notdurft zu verrichten, auch wenn bei Diarrhöe der Kot in wäßrigen Strömen von ihnen lief. Wer umfiel, blieb liegen, im günstigsten Fall ohne Schläge. In der Regel wurde er mit Stockschlägen, Peitschenhieben und mit dem Gewehrkolben- so lange traktiert, bis er wieder auf die Beine kam. Und wenn er wieder zusammensackte, setzte die Prozedur von neuem ein, bis der also Behandelte nimmermehr aufstand.

Häftlingsärztin Hautval Adélaïde

* 01.01.1906 in Le Hohwald + 12.10.1988
französische Psychiaterin und Häftlingsärztin im Kl Auschwitz Häftlingsnummer 31 802
Im April 1942 wird Hautval Adélaïde im besetzten Frankreich Zeugin der Misshandlung einer jüdischen Familie durch die deutschen Besatzer. Sie mischt sich ein und bekräftigt, dass “Juden Menschen wie alle anderen” sind. Dieses mutige Einschreiten wird ihr zum Verhängnis: “Wenn Sie die Juden so gerne verteidigen, können Sie ebenso gut deren Schicksal teilen.” Als “Juden-Freundin” wird sie verhaftet, widerruft während eines Verhörs ihre Aussage nicht und trägt aus Protest und Solidarität mit ihren jüdischen Mithäftlingen einen “Judenstern” aus Papier.
Hautval ist seit Dezember 1945 Trägerin des Kreuzes der Ehrenlegion.
Sie wurde 1965 von Yad Vashem als Gerechte unter den Völkern ausgezeichnet

Aussage nach 1945:
Allgemeiner Appell, eines der Terrorinstrumente des Lagers. Alle sind auf den Beinen, außerhalb auf der weiten Ebene. Es ist sehr kalt, es liegt Schnee, man ist kaum bekleidet. Seit dem frühen Morgen, Stunde um Stunde, ohne Essen und Trinken. Die Füße frieren, die Daumen werden starr vor Kälte, der Geist auch.
Man ist nur noch eine Masse, die sich wie durch ein Wunder noch aufrecht hält. Endlich, endlich geht man zurück. Aber wenn wir das Tor durchschreiten, müssen wir alle anfangen zu laufen. Die Füße verweigern den Dienst, man stolpert und alle diejenigen, die diesem "Sport" nicht mehr genügen, werden ausgesondert für den Block 25 (ab August 1942 Zwischenstation zu den Gaskammern).

Häftling Spandau Elfi

Es waren Stunden und Stunden, die wir in Eis und Schnee standen. Jemand sagte mir, ein Mädchen sei geflohen. Sie wurde dann von der SS mit ihren Hunden zurückgebracht und in die Mitte des Lagers gestellt. Plötzlich wurden die Hunde losgelassen, fielen über das Mädchen her und rissen sie in Stücke