SS-Unterscharführer

* 11.08.1911 in Marpingen

letzte bekannter Wohnort: Marpingen Schulstraße 13

Reichsdeutscher

Beruf: Bergmann

ab 01.05.1933
Mitglied der NSDAP (Mitglieds Nu. 2 710 610)

ab 01.04.1935
Mitglied der Allgemeinen SS (Mitglieds Nu. 270 057)

ab 31.03.1941
Mitglied der Bewaffneten Verbände der SS

vor 1945 Angehöriger der Lagermannschaft im KL
Auschwitz

01.09.1942
Beförderung zum SS-Sturmmann

01.05.1943
Beförderung zum SS-Rottenführer

01.02.1944
Beförderung zum SS-Unterscharführer

Orden, Ehrenzeichen und Medaillen
SA-Sportabzeichen in Bronze

Reinhold Schmidt war Gründungsmitglied der NSDAP Ortsgruppe Marpingen und hatte seine Aufnahme in die Nazi-Partei am 21. März 1933 beantragt. Zwei Jahre später, am 01. April 1935, wurde er in die allgemeine SS aufgenommen. Im Jahre 1937 legte er seine katholische Religion ab und wurde gottgläubig. Ab Juni 1938 wurde er als SS-Wachmann für die Arbeiten an den Westbefestigungsbauten verpflichtet und arbeitete danach ab Juli 1939 beim Heeres-Nebenzeugamt in St. Wendel. Im November 1940 wurde er zur Feldzeugdienststelle Metz abkommandiert. Am 27. Januar 1941 bat er im Alter von 30 Jahren um Einstellung als Freiwilliger in die Waffen-SS, und zwar in die Totenkopf-Standarten und ab dem 31. März 1941 verrichtete er als Freiwilliger der Reserve der Waffen-SS seinen Dienst beim „SS-Totenkopf-Wachsturmbann" im Konzentrationslager Auschwitz. Er begann seinen Dienst in Auschwitz genau zu der Zeit, als das Stammlager ausgebaut und der Aufbau des Lagers Birkenau ins Auge gefasst wurde. Am 23. Dezember 1942 wurde er in die Kommandantur des Konzentrationslagers versetzt. Am 01.09.1942 war er zum SS-Sturmmann (vergleichbar Gefreiter) befördert worden, am 01.05.1943 zum SS-Rottenführer (vergleichbar Obergefreiter) und am 01.02.1944 zum SS-Unterscharführer (vergleichbar Unteroffizier). Mit diesem Dienstgrad steht er auch im Marpinger „Ehrenbuch". Schmidt war also praktisch die gesamte Zeit des Bestehens des KZs Auschwitz dort als SS-Wachmann tätig.
Am 22. Mai 1944 unterschrieb Schmidt folgende Erklärung:
1.) „Mir ist bekannt und ich bin heute darüber belehrt worden, daß ich mit dem Tod bestraft werde, wenn ich mich an Judeneigentum jeglicher Art vergreife.
2.) Über alle während der Judenevakuierung durchzuführenden Maßnahmen habe ich unbedingte Verschwiegenheit zu bewahren, auch gegenüber meinen Kameraden.
3.) Ich verpflichte mich, mit meiner ganzen Person und Arbeitskraft für die schnelle und reibungslose Durchführung dieser Maßnahmen einzusetzen."
Diesen Verpflichtungsschein unterschrieb Schmidt am 22. Mai 1944 und genau in dieser Zeit, nämlich vom 15. Mai bis zum 07. Juli 1944, rollten insgesamt 147 Güterzüge in Auschwitz ein, beladen mit etwa 435.000 ungarischen Juden, die in diesem Zeitraum alle vergast wurden. Offensichtlich war die Versuchung der SS-Wachmannschaften doch ziemlich groß, sich an den Unmengen von jüdischem Eigentum, das im Lagerteil „Kanada" zu Bergen von Effekten aufgehäuft war, zu „bedienen". ...
Schmidt verrichtete auch in dem Zeitraum seinen Dienst in Auschwitz, in dem sein Marpinger Mitbürger Alois Kunz dort inhaftiert war. Kunz kam am 26. August 1942 mit einem Transport aus dem KZ Sachsenhausen in Auschwitz an und fand am 23. Oktober 1942 dort den Todii. Möglicherweise hat der Marpinger Reinhold Schmidt, Angehöriger der SS-Wachmannschaften, den Marpinger Alois Kunz, Häftling, im KZ Auschwitz getroffen.
Während seiner Zeit in Auschwitz war Schmidt Mitglied der SS-Wachmannschaften und als Koch in der Häftlingsküche eingesetzt. Bei dieser Tätigkeit konnte ihm schwerlich das, was in Auschwitz geschah, verborgen bleiben. Während seiner Zeit dort hat er mindestens viermal Heimaturlaub erhalten, den er jedesmal in Marpingen verbrachte. Und ob er sich 100% an seine Verschwiegenheitserklärungen gehalten hat, kann man sicher bezweifeln, so dass auch in Marpingen Einiges über die Verbrechen, die in Auschwitz geschahen, bekannt geworden ist.

Reinhold Schmidt ist laut Ehrenbuch am „07. Mai 1945 bei Senftenberg - Ostfront" gefallen. Dort kann er aber nicht gefallen sein, denn dieser Ort in der Lausitz wurde schon im April 1945 von der Roten Armee befreit. Er kann auch schon deshalb nicht „gefallen" sein, weil er gar kein Soldat war. Viel wahrscheinlicher ist, dass er als SS-Wachmann bei der Evakuierung des KZs Auschwitz dabei war und ab Januar 1945 die Todesmärsche begleitet hat, in denen die noch lebenden Häftlinge von Auschwitz in Gewaltmärschen im tiefsten Winter nach Westen geführt wurden, um sie nicht als Beweismittel der Verbrechen in die Hände der Roten Armee gelangen zu lassen. Bei diesen Märschen krepierten zigtausende von Häftlingen - wer nicht mehr gehen konnte, wurde gnadenlos erschossen. Wahrscheinlich hat er bei der Bewachung eines solchen Todesmarsches den Tod gefunden, wobei ich anmerken möchte, dass er bestimmt kein Held war.

An diesen Mann und an 16 weitere Nazis gedenkt die Gemeinde Marpingen „in tiefer Ehrfurcht"
Quelle: Helden, Opfer, Täter - das Marpinger Ehrenbuch