Fahnenjunker im Sanitätsdienst der Wehrmacht

* 03.04.1919 in Mensguth
† 04.05.1977

Sohn eines Zollbeamten

1944 wurde der Wehrmachtsarzt Emil Kaschub nach
Auschwitz versetzt, um durch Versuche an KZ-Häftlingen, verschiedene Methoden der Aufdeckung simulierter Krankheiten, die die deutschen Wehrmachtssoldaten (besonders an der Ostfront) anwandten, zu erforschen. Diese fügten sich absichtlich auf künstliche Art und Weise Verwundungen zu, lösten Geschwürbildungen aus oder riefen auch Fieber an sich hervor. In diesem Zusammenhang injizierte oder rieb Kaschub den Häftlingen verschiedene toxische Substanzen in die Haut ein. Er verabreichte ihnen auch oral Medikamente, um bei ihnen die gleichen Krankheitssymptome hervorzurufen, die auch die deutschen Soldaten zu haben, angaben.

24. August bis zum 25. Oktober 1944 (in Auschwitz)
in Zusammenarbeit mit Standortarzt Wirths und Lagerarzt Klein - Phlegmone-Versuche (Einspritzen einer petroleumhaltigen Flüssigkeit) und Versuche mit künstlich herbeigeführten Brandwunden in Block 28. Die Wunden werden von Kaschub fotografiert und die behandelten Hautstellen zur Untersuchung herausgeschnitten. Die Opfer sind junge, meist ungarische Juden.

04.04.1945
Promotion an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Kriegsbedingt fiel Kaschubs mündliche Prüfung aus. Seine Dissertation war nach Kriegsende nicht auffindbar.

ab 1963
Leiter der Chirurgie am Bethanien-Krankenhaus in Frankfurt am Main. Zeitgleich arbeitete er als Durchgangsarzt für die Berufsgenossenschaften.

Infolge Kaschubs Tod wurde ein gegen ihn eingeleitetes Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft Frankfurt am Main eingestellt.

Aussage des französischen Häftlingspfleger Samuel Stern (Auschwitz)
»Die schrecklichen Versuche beginnen genau am 24. August 1944. An diesem Datum werden wir in den >Versuchsraum< eingeschlossen. Man kann sich leicht vorstellen, wie unsere Nächte waren, eingeschlossen zu dreißig in einem kleinen Saal, Betten mit drei Etagen mit ungenügenden sanitären Einrichtungen, mit Kranken, die schrecklich litten und stöhnten.«

Häftlingsarzt Laszlo Schwarz in einem Brief an die Staatsanwaltschaft Frankfurt
am Main (Auszug): »Ungefähr die Hälfte dieser Versuchspersonen ist gestorben. Jede Person, die die Injektion bekommen hat, entwickelte riesengroße, tiefe Eiterungen und war sehr krank. Nach diesen voll entwickelten Schädigungen hat der Lagerarzt Dr. Klein die Versuchspersonen noch vor ihrem Tod selektiert, und dann wurden sie aus dem Zimmer abtransportiert. Die leichteren Fälle waren die oberflächlichen Hautversuche, wo die Haut mit Schmirgelpapier verletzt wurde und wieder mit verschiedenen chemischen Mitteln behandelt und verbunden wurde. Diese Fälle wurden später mit Tabletten behandelt, und mit wenigen Ausnahmen sind auch diese Personen an schwerer Toxikose gestorben. Ich hatte das Gefühl, die Versuche wurden gemacht, um eventuellen Kriegsdienstverweigerern auf die Schliche zu kommen, falls sie sich selbst Wunden beibrachten, um nicht an die Front zu müssen.«

Jacobs Simon * 20.01.1920 Niederlande
Ankunft Auschwitz am 21.5. 1944 aus Westerbork. Im Kommando Union-Werke (Munitionsfabrik), wegen geschwollener Füße nach drei Monaten im Krankenrevier. Jacobs am 5. 10. 1948 vor der Polizei in Amsterdam (Auszug): »Nachdem ich einige Wochen in dem Krankenrevier gewesen war, wurde an irgendeinem Tag eine sogenannte Inspektion abgehalten, die darin bestand, daß alle Patienten sich nackt vor den Betten aufstellen mußten. Diese Inspektion geschah auf Befehl von einem Hauptfeldwebel, genannt Heinz Kaschuh [Kaschub]. Kaschuh suchte von den Kranken etwa 110 Personen heraus. Wir wurden vollkommen isoliert. Wir durften das Zimmer nicht verlassen, selbst nicht um unser Bedürfnis zu tun. Persönlich habe ich folgende Behandlung erdulden müssen: Nachdem an verschiedenen Stellen meiner Schenkel und Waden die Hauthaare abrasiert waren, wurde die Haut bis zum Bluten aufgerauht. Danach wurde diese Stelle eingespritzt und schließlich mit einer Art Salbe bestrichen, woraufhin in manchen Fällen nach einigen Tagen Eiterungen auftraten. Die verschiedenen Stadien wurden fotografiert. Schließlich wurden die angegriffenen Stellen aus der Haut herausgeschnitten und in Töpfe mit Spiritus getan.« Jakobs zum Verbleib seiner Familie: »Meine Mutter ist in Auschwitz gestorben, mein Vater ist in Dachau verstorben. Mein Bruder ist in einem holländischen Konzentrationslager umgekommen.« Q.: Kaschub-Verfahren.

Der Arzt Norbert Mikulla, ehemals Studentenkompanie in Breslau: »Als ich im Jahre 1945 nach Jena kam, sprach mich ein Angehöriger unserer Kompanie an, daß er seine Doktorarbeit in Auschwitz gemacht habe. Es seien damals Häftlingen Flüssigkeiten in die Schenkel eingespritzt worden. Der Kollege sagte damals noch, diese Doktorarbeit könne er ja wohl kaum noch abgeben.«

24.05.1957
Am 24.05.1957 gibt der ehemalige KL Häftling Bardy Thomas geb. 27.11.1923 in Budapest Überlebender oft tödlicher Versuche des Fahnenjunkers Heinz Kaschub begangen im KL Auschwitz, in Sydney eine Erklärung ab:
Heinz Kaschub habe u. a. durch Einspritzen einer petroleumhaltigen Flüssigkeit und künstlich herbeigeführte Brandwunden Mithäftlinge mißbraucht und zu Tode gebracht.

Im Rechtsstreit mit der BRD, erklärt der deutsche Bundesminister der Finanzen - für die Entschädigung von NS-Verbrechen zuständig:
(Gesch.Z.: VI A/4 -0 1472 - B 17/59):
Medizinische Versuche, wie sie von Bardy in seiner Eingabe geschildert hat, sind nach amtlichen Unterlagen nicht im Lager Auschwitz durchgeführt worden. Die Krankheitserscheinungen, über die er heute noch klagt, können daher keine Folgen eines von Ärzten angeordneten und in seinen Ergebnissen verwerteten medizinischen Experiments sein. Es erscheint vielmehr wahrscheinlich, daß es sich in seinem Falle um therapeutische Maßnahmen gehandelt hat. (siehe auch Kaschub-Verfahren)