SS-Obersturmführer

* 03.03.1899 in Oberlahnstein
† 13.04.1966 in
Emden

Vater: Faust Heinrich (Reichsbahnschaffner)
Mutter: Faust Anna
Geschwister: 7
Familienstand: verheiratet, 12 Kinder

Besuch der Schenckendorf Volksschule in
Koblenz

Lehre als Kupferschmied

1914 – 1915
Verurteilung zu vier kleineren Haftstrafen wegen Betruges, Diebstahls und schweren Diebstahls

00.09.1915
Zusammenziehung der Strafen zu einer Gesamtstrafe von 3 Monaten und 3 Wochen

Abbruch der Lehre

1916 - 1918
Kriegsfreiwilliger (1. Weltkrieg) in der MG-Scharfschützen-Abteilungen 23 später in der 32

00.03.1918
schwer verwundet (Bauchsteckschuss)

1918
Abschied als Unteroffizier

1918 - 1920
Angehöriger im in den Freikorps "Förster Löwenfeld"

Ende 1920
Rückkehr nach Koblenz

1921
Anmeldung bei der Fremdenlegion

12.10.1924
Rückkehr nach Deutschland

Tatigkeiten bei der Reifenfirma Continental in Hannover sowie bei verschiedenen Maschinenfabriken

1925
Rückkehr nach Koblenz

1926
Hochzeit mit Lina B.

09.01.1929
Eintritt in die NSDAP (Mitglieds Nu. 151 165)
(später auch Mitglied der SA; dort stellv. Truppführer)

02.01.1930
Eintritt in die SS (Mitglieds Nu. 2 381)

24.04.1930
Verurteilung zu einer Geldstrafe von 20 RM (ersatzweise 4 Tage Haft) wegen Hausfriedensbruch

Sommer 1930
SS-Truppführer

01.10.1930
Verurteilung zu einer Geldstrafe von 25 RM (ersatzweise 5 Tage Haft) wegen Beleidigung

11.03.1931
Beförderung zum SS-Untersturmführer
(Ustuf; Ansprache: Untersturmführer) war im Deutschen Reich der niedrigste Offiziersrang der Schutzstaffel

Führer des 22. SS-Sturms

00.09.1931
Flucht nach Braunschweig; dort Führer der Stabswache/SS-Abschnitt IV
(Die SS-Stabswachen wurden am 17. März 1933 durch einen „Führerbefehl“ Adolf Hitlers aufgestellt und bestanden in der Regel aus 120 ausgesuchten SS-Männern. Sie sahen sich in der Tradition der militärischen Stabswachen stehend. Primäre Aufgabe der SS-Stabswachen war der Schutz von hohen Parteifunktionären und von Regierungsgebäuden. So stellte beispielsweise die SS-Stabswache Berlin die persönliche Leibgarde Hitlers dar.
Die Aufstellung der Stabswachen diente dazu, Langzeitarbeitslose, aber „verdiente“ SS-Männer wieder in Lohn und Brot zu bringen. So verpflichteten sich diese, mindestens zwölf Monate in den Stabswachen zu dienen. Durch die Finanzierung der Truppe über den Polizeietat galten Angehörige der SS-Stabswachen als Beamte der jeweiligen Landespolizei. Am 24. September 1934 verfügte Adolf Hitler, dass die Stabswachen und die Politischen Bereitschaften der SS in eine neue Truppe, der SS-Verfügungstruppe, aufgehen sollten.)

00.02.1932
aufgrund von Disziplinlosigkeit, Schlägereien und seiner Unfähigkeit zur Unterordnung Flucht über Göttingen und Kassel zurück nach Koblenz

00.04.1932
Verhaftung

28.04.1932
Verurteilung zu 8 ½ Monaten Haft wegen der "Begehung von Gewalttätigkeiten mit einer Schusswaffe" und Aufbewahrung von Kriegsgerät und verbotenen Waffenbesitzes".

00.06.1932
vorzeitige Entlassung aus der Haft

Führer des 22. SS-Sturms

07.10.1932
Führer z.b.V. im Stab 5. SS-Standarte "Mosel" (Trier)

00.05.1933
Portier bei der Koblenzer Gauamtsleitung der DAF

00.07.1933
Entlassung wegen Unfähigkeit

11.08.1933 – 00.09.1933
Adjutant im Lager II/KL
Esterwegen
(den KPD-Stadtverordneten Richard Christ schwer misshandelt)
Faust war nicht nur seit der Kampfzeit ein stadtbekannter Schläger, sondern ein wegen seiner sadistischen Brutalität gefürchteter ehemaliger KZ-Kommandant. 1933 war er nach nur kurzer Tätigkeit wegen schweren Misshandlungen von Schutzhäftlingen, an denen er sich aktiv beteiligte hatte, und mehreren Morden unter seiner Mitwirkung bzw. Verantwortung abgesetzt worden.

27.09.1933 - 15.11.1933
Kommandant im KL
Neusustrum
(Das Lager Neusustrum war derjenige Ort in Deutschland, an dem in der NS-Zeit die meisten Homosexuellen inhaftiert waren.)
(Bei der Ankunft in Neusustrum wurden die Gefangenen von der SS begrüßt „Ihr Arschficker! Euch werden wir jetzt schon den Arsch aufreißen! Ihr werdet was erleben!“)

09.11.1933
Beförderung zum SS-Obersturmführer

00.11.1933
Nach dem Abzug der SS aus dem KL Neusustrum Rückkehr nach Koblenz und erneut Führer z.b.V. im Stab 5. SS-Standarte "Mosel" (Trier)

16./17.12.1933
Streit mit einem Generaldirektor der Firma Krupp in einem Hotel in Koblenz

19.01.1934
vorübergehende Versetzung in den einstweiligen Ruhestand durch Himmler

27.08.1934
Ablehnung jeglicher aktiven Verwendung innerhalb der SS durch Himmler.
Somit in der Folgezeit erwerbslos und von Zuwendungen durch die NSV abhängig

00.01.1935
Einleitung eines SS-Ausschluss-Verfahrens durch Himmler

02.11.1935
Antrag auf Einstellung in die SS-Verfügungs- bzw. SS-Wachtruppe

26.02.1936
Degradierung und Ausschluss aus der SS
(Der SS-Obersturmführer war aufgrund fortgesetzter Disziplinlosigkeit aus der SS ausgeschlossen worden)

Berlin, den 25.04.1936
Der SS-Obersturmführer Faust Emil, SS Nr. 2 381, 5. SS-Standarte wird aus der SS ausgeschlossen.
Ergänzungsamt


08.03.1937
Ausschluss aus der NSDAP
(Mehre Gnadengesuch um die Wiederaufnahme in die NSDAP und die SS scheiterten)

Ende 1938
Anstellung als bei der Stadtverwaltung Koblenz als Schulhausmeister in der Grundschule in der Handwerkerstraße untergekommen, obwohl inzwischen weder Parteigrößen ihm Arbeit vermitteln wollten noch Arbeitgeber bereit waren, den cholerischen Gewalttäter einzustellen.

19.04.1939
erneutes Gnadengesuch um die Wiederaufnahme in die NSDAP

25.06.1939
Befürwortung des Gnadengesuches durch die Gauleitung Koblenz-Trier

15.12.1939
Befürwortung des Gnadengesuches durch das Hauptamt SS-Gericht

1940
für wenige Monate in der Wehrmacht bei einem Pionier-Bataillon in Koblenz; Entlassung wegen Untragbarkeit

1940
erneute Anstellung als bei der Stadtverwaltung Koblenz als Schulhausmeister in der Grundschule in der Handwerkerstraße

31.03.1941
vorläufige Ablehung des Gnadengesuches vom 19.04.1939 durch den Chef der Reichskanzlei (damit war auch eine Wiederaufnahme in die SS ausgeschlossen).

1941 – 1943
Einberufung in die "Organisation Todt" (OT) nach Frankreich

15.09.1943
Antrag auf Aufnahme in die Waffen-SS zum Kampfeinsatz im Osten

27.01.1944
Ablehnung des Antrags durch das Hauptamt SS-Gericht

1945
Nach Kriegsende Umzug zu seiner Familie nach Emden

13.07.1946
Verhaftung durch britische Behörden

1947
mehrere Monate in den Gefängnislazaretten Lingen und Vechta

00.12.1947
Entlassung aus der Haft wegen gesundheitlicher Probleme

30.03.1949
erneute Verhaftung

Mai/Juni 1949
Operation nach Haftentlassung wegen Haftunfähigkeit

20.02.1950
erneute Verhaftung

06.11.1950
Verurteilung zu lebenslänglicher Haft durch das LG Osnabrück.
(u. a. wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Mordes)
Im Prozess hieß es im Urteilsspruch des Landgerichts Osnabrück, dass die Gefangenen „schlimmer als Vieh“ behandelt wurden.
Verbüßung der Strafe zunächst in der Strafanstalt Hameln, später im Zuchthaus Celle.

1952
erfolgte eine weitere Verurteilung zu sechs Jahren Zuchthaus

00.06.1962
Gnadenantrag durch die "Stille Hilfe für Kriegsgefangene und Internierte"

1963
erneuter Gnadenantrag durch die "Stille Hilfe"

10.07.1963
Umwandlung der lebenslänglichen in eine 20jährige Haftstrafe durch den niedersächsischen Ministerpräsidenten

21.09.1964
erneuter Gnadenantrag durch die "Stille Hilfe"

15.12.1964
Entlassung aus der Haft

Auszeichnungen
März 1918: Verwundetenabzeichen in Schwarz
März 1918: EK II
Schlesischer Adler
SS-Totenkopfring

Faust galt im Privat- wie im Berufsleben als brutaler und rücksichtsloser Schläger und Raufbold, der wegen seiner Disziplinlosigkeiten immer wieder mit der Justiz bzw. der NSDAP und der SS in Konflikt geriet. Da er jedoch als aufrechter, alter Kämpfer angesehen wurde, gelang es ihm bis 1936/1937 einen Auschluss aus der SS und der NSDAP zu verhindern

Richard Christ
Richard Christ hat bis zu seiner Verfolgung und seinem Tod in Koblenz gelebt. Geboren wird er am 24. März 1898 als Sohn des Schneiders Peter Josef Christ und dessen Ehefrau Maria Magdalena, geb. Bemb. Nach seiner Schulausbildung wird er Buchhändler. Er heiratet seine zwei Jahre ältere, ebenfalls in Koblenz geborene Frau Else, geb. Beyerlein.
Die Eheleute sind politisch stark engagiert und dann Mitglied der Kommunistischen Partei (KPD). Richard Christ soll auch – was ihm aber nicht nachgewiesen werden kann – noch nach dessen Verbot Mitglied des Rotfrontkämpferbundes (RFB) gewesen sein.

1. Februar 1933 Kurz nach der Machtübernahme der Nazis am 30. Januar 1933 löst Reichspräsident Paul von Hindenburg den Reichstag auf und verfügt Neuwahlen für den 5. März 1933.

4. Februar 1933 Der Preußische Landtag löst die Gemeindeparlamente auf und ordnet Kommunalwahlen für den 12. März 1933 an.
Richard Christ ist Kandidat der KPD für die Wahlen zur Koblenzer Stadtverordnetenversammlung.
Im Wahlkampf werden „zum Schutze des deutschen Volkes“ die Presse- und Versammlungsfreiheit eingeschränkt. Göring wird kommissarischer preußischer Innen­minister.

28. Februar 1933 Nach dem Reichstagsbrand am Abend des 27. Februar folgen in Preußen noch in der Nacht die sofortige Verhaftung vieler KPD-Abgeordneter und wichtiger Funktionäre, die Schließung der Parteibüros und das endgültige Verbot der KPD-Presse.
Richard Christ ist einer von ca. 80 „Funktionären“ der KPD, die die Koblenzer Polizei festnimmt. Er kommt in „Schutzhaft“ in das Stadtgefängnis in der Karmeliterstraße.

12. März 1933 Bei den Kommunalwahlen wird Christ zum Stadtverordneten gewählt. Er ist aber weiter in „Schutzhaft“, erhält keine Einladung zur konstituierenden Stadtverordnetenversammlung und wird auch nicht in sein Amt eingeführt.

Frühjahr 1933 Während er weiter im Gefängnis einsitzt, muss er tagsüber Renovierungsarbeiten im SA-Heim an der Pfaffendorfer Brücke, in der Langemarckkaserne und in der SS-Kaserne am Schlossplatz leisten.

Ende Juni 1933 Nach dem Verbot auch der SPD verschärft sich die Situation für die „Schutzhäftlinge“. Sie kommen zu Vernehmungen und Misshandlungen in die SS-Kaserne. Ein Mitgefangener berichtet später über die Begrüßung („Da ist ja der intellektuelle Vogel!“) und die Misshandlungen von Richard Christ durch einen SS-Mann: „Er schlug auf ihn stundenlang ein. Ich selbst war Augenzeuge dabei und kann beeiden, dass er Christ mit dem Gummiknüppel nicht nur auf die Brillengläser in der Absicht schlug, um ihm das Augenlicht auszulöschen, sondern auch fortgesetzt Nierenschläge versetzte (ebenfalls mit dem Gummiknüppel), wie es nur fachkundige Sadisten in den Konzentrationslagern und in den SS-Höhlen taten, die es auf das Leben der Gefangenen absahen.“


Mitte August 1933 Richard Christ wird mit ca. 40 anderen Koblenzer „Schutzhäftlingen“ in das Konzentrationslager Esterwegen, einem „Emslandlager“, verschleppt. Dort treffen sie wieder auf den Koblenzer SS-Mann, der sie mit den Worten begrüßt: „Das Herz im Leibe lacht mir, wenn ich euch sehe, ihr werdet die Heimat nie wieder sehen!“
Wie die anderen Häftlinge auch muss Richard Christ in dem KZ hart arbeiten – vor allem im Moor. Trotz aller Quälereien entsteht dort das „Moorsoldatenlied“, ein Zeugnis für den Überlebenswillen im Konzentrationslager.

1934 Wohl vor der Umwandlung des Lagers in ein Strafgefangenenlager zum 1. April 1934 wird Richard Christ aus dem KZ Esterwegen entlassen.
Er kehrt nach Koblenz zurück und hält sich dort noch eine gewisse Zeit auf.
Schon bald emigriert er nach Frankreich.

1935 Christ stirbt in Toulouse in Südfrankreich an Nierenblutungen und wird dort beerdigt.

1938 Die Nazis betreiben noch das Ausbürgerungsverfahren gegen ihn und seine Witwe, verfolgen es aber nicht weiter, nachdem sie erfahren haben, dass Richard Christ tot ist.
Quelle (zu Richard Christ): Mahnmal Koblenz



Berlin Document Center Series 6400: SS Offiziersdienstregister
Faust, Emil (03.03.1899)