SS-Standartenführer

* 13.08.1894 in Potsdam
+ 07.06.1951 in Landsberg (gehängt)

Eltern:
Zimmermeister Wilhelm Blobel und Ehefrau Anna geb. Tralst

00.00.1899
Umzug der Familie von Potsdam nach Remscheid

00.00.1901 - 00.00.1909
Volksschule in Remscheid

00.00.1909 - 1911.04.24
Ausbildung im Zimmerer-und Maurerhandwerk

00.00.1910 - 00.00.1911
Besuch der Kunstgewerbeschule in Barmen

24.04.1911
Prüfungsabschluß im Praktischen

00.00.1912 - 00.00.1913
Studium der Architektur an der Bauschule in Wuppertal

00.00.1913 - 00.08.1914
Studium an der Kgl. Baugewerksschule (Höhere Technische Lehranstalt für Hoch-und Tiefbau) in (Wuppertal) Barmen-Elberfeld

10.08.1914
Eintritt in das. Rekrutendepot des Ersatzbataillons des Pionier-Regiments Nr. 24 (Köln) als Kriegsfreiwilliger

27.11.1914
Als Angehöriger der Pionier-Ersatzkompanie des Pionier-Regiments 24 nimmt er am Kriegseintritt (Westfront) teil

29.06.1915
Beförderung zum Gefreiten

24.12.1915
Beförderung zum Obergefreiten

19.01.1916
Beförderung zum Unteroffizier

00.00.1916 - 00.00.1917
Zugführer in der Minenwerfer-Abteilung der 2. Ersatz-Pionierkompanie des Pionier-Regiments 24

00.00.1917
abkommandiert zum Sturmbataillon Nr. 4.

26.11.1917
Beförderung zum Vizefeldwebel

02.05.1918 - 09.05.1918
Krank im Feldlazarett 368, danach beim Bezirkskommando Lennep

28.11.1918
Entlassung aus dem Militärdienst

00.12.1918 - 00.08.1920
Baugewerksschule (Höhere Technische Lehranstalt für Hoch-und Tiefbau) in Wuppertal-Elberfeld

23.08.1920
Prüfung vor dem Staatlichen Prüfungsausschuss in Düsseldorf mit Erwerb des Reifezeugnisses ("gut")

15.09.1921 - 31.03.1924
Architekt und Bauführer im Architekturbüro Franz Perlewitz in Solingen Wupperstr. 120

12.05.1922
Aufnahme als "Studierender an der Staatlichen Kunstakadademie" Düsseldorf

04.01.1924 00.00.1928
selbständiger Architekt in Solingen

00.00.1928 - 00.00.1929
Auftragslos

00.00.1930 - 00.00.1933
Arbeitslos (erhält Arbeitslosenunterstützung in Solingen)

01.05.1931
Eintritt in die SA-Reserve

01.12.1931
Aufnahme in die NSDAP (Mitglieds Nu. 844 662)

01.12.1931
Übertritt von der SA zur SS als SS-Anwärter

01.01.1932
Aufnahme (als SS-Mann) in die SS (Mitglieds Nu. 29 100)

00.03.1932 - 15.08.1933
Bezirksleiter des Bezirks Solingen-Remscheid des SD (Nachrichtendienst der SS)

00.03.1933 - 00.11.1933
ehrenamtlicher Mitarbeiter der Staatspolizei

14.05.1933
Beförderung zum SS-Scharführer

15.08.1933 31.05.1934
SD-Bezirksleiter im Bereich der
20. SS-Standarte

00.11.1933 - 31.05.1935
Angestellter (Hilfsbeamter) der Staatspolizei Düsseldorf

15.05.1934
Beförderung zum SS-Oberscharführer

06.01.1934 - 31.05.1936
Beauftragt mit der Führung des SD-Abschnitts V im SD-Oberabschnitt West (Düsseldorf)

07.01.1934
Übernahme vom ehrenamtlichen Mitarbeiter der Staatspolizei als Hauptamtlicher Mitarbeiter beim SD

17.09.1934
Ernennung zum SS-Truppführer (mit Wirkung vom 07.04.1934)

06.02.1935
Verleihung des Ehrenkreuz für Frontkämpfer

25.03.1935
Beförderung zum SS-Untersturmführer (mit Wirkung vom 21.03.1935)

25.03.1935 - 00.05.1935
SS-Führer im SD-Hauptamt-(mit Wirkung vom 21.03.1935)

01.06.1935
Übernahme als hauptamtlicher SD-Mitarbeiter im SD- Oberabschnitt West (Düsseldorf)

16.12.1935
Blobel erhält als Anerkennung einen "Jul-Leuchter" (Als Glanzstück Himmlerscher Formgestaltung galten die "Jul-Leuchter", mit denen der Reichsführer verdiente SS-Leute zum Weihnachtsfest bedachte)

01.06.1936 - 00.05.1941
Führer des SD-Unterabschnitts Düsseldorf

15.10.1935
Beförderung zum SS-Obersturmführer (mit Wirkung vom 11.09.1935)

28.10.1936
Beförderung zum SS-Hauptsturmführer (mit Wirkung vom 11.09.1935)

30.01.1938
Beförderung zum SS-Sturmbannführer

20.04.1939
Beförderung zum SS-Obersturmbannführer

30.01.1941
Beförderung zum SS-Standartenführer

00.05.1941
Versetzung zum Reichssicherheitshauptamt

00.06.1941 - 00.01.1942
Führer des Sonderkommandos 4a der Einsatzgruppe C (befehligte am 29. u. 30. 09. 1941
das Massaker an 33 771 in der Schlucht von
Babi Jar bei Kiew

00.01.1942
wegen Alkoholexsesse und Undiszipliniertheit abgesetzt und nach Berlin strafversetzt

00.06.1942
ohne Beschäftigung im Amt IV (Gestapo) des Reichssicherheitshauptamtes

00.06.1943
Führer des
Sonderkommandos 1005 "NS-Amtssprache Enterdung" (Öffnung der Massengräber im Osten mit anschließender Verbrennung der Leichen)

00.06.1944
Versetzung zum Befehlshaber der Sicherheitspolizei und des SD in der Steiermark

1944.09.26
Beauftragt mit der Führung der Einsatzgruppe zbV "Iltis"

00.12.1944
erkrankt

00.02.1945 - 00.04.1945
in Einem Sanatorium in Marburg/Drau

00.05.1945
bei Rastatt in Gefangenschaft geraten

25.07.1947 - 10.04.1948
Angeklagter im Nürnberger Einsatzgruppen-Prozess (Fall IX)

04.10.1948
vom amerikanischen Militärgerichtshof II zum Tode verurteilt

Am 07. Juni 1951 wurde Blobel Paul in der Strafanstalt Landsberg am Lech gehängt

Auszeichnungen:
1914 EK II
1914 EK I
1935.02.06 - für Frontkämpfer Ehrenkreuz
1935.12.16 - Julleuchter der SS
1939 EK II
1939 EK I
KVK II m Schw.
KVK I m Schw.
Ehrendegen des RF SS
Totenkopfring der SS

Eidesstattliche Erklärung

Ich, Paul Blobel, erkläre,schwöre und sage aus:

1. Ich bin am 13. August 1894 in Podsdam geboren. Ich besuchte die Volksschule und Fortbildungsschule in Remscheidt bis zum Jahre 1912. Daran anschließend absolvierte ich meine Lehrzeit als Maurer und Zimmermann und während der Jahre 1912 und 1913 besuchte ich die Bauschule in Wuppertal. Bis zum Ausbruch des ersten Weltkrieges habe ich als Zimmermann gearbeitet. Von 1914 bis 1918 war ich als Pionier im Felde und schied im Jahre 1918 mit dem Dienstgrad eines Vizefeldwebels aus. Bis 1919 war ich nicht beschäftigt und lebte in Remscheidt. Während der Jahre 1919/1920 besuchte ich nochmals die Bauschule in Barmen. Von 1921 bis 1924 habe ich bei verschiedenen Firmen gearbeitet und ließ mich im Jahre 1924 als selbständiger Architekt in Solingen nieder. Während der schlechten Zeiten in Deutschland wurde ich in den Jahren 1928/1929 Auftragslos und vom 1930 bis 1933 empfing ich Arbeitslosenunterstützung in Solingen. Nach dieser Zeit wurde ich von der Stadtverwaltung im Bürodienst angestellt und blieb dort bis Frühjahr 1935. Im Juni 1935 kam ich zum SD Oberabschnitt Düsseldorf, bei welchem ich bis zum Mai 1941 blieb. Zum Schluss war ich Abschnittsleiter für Düsseldorf. Ich wurde dann in das Reichssicherheitshauptamt Berlin kommandiert.

2. Ich wurde Mitglied der NSDAP am 1. Dezember 1931. Meine Mitgliedsnummer ist 844662. Seit Januar 1932 bin ich Mitglied der SS, meine Mitgliedsnummer ist 29100. Ich war ferner Mitglied des Reichskolonialbundes, Luftschutzbundes, NSV und eine Zeitlang war ich Mitglied des Reichsbundes der bildenden Künste. Mein Rang in der allgemeinen SS ist Scharführer, mein Rang im SD ab 1940 ist Standartenführer.

3. Im Juni 1941 wurde ich Chef des Sonderkommandos 4a. Dieses Sonderkommando war der Einsatzgruppe C zugeteilt, letztere stand unter dem Befehl von Dr. Dr. Rasch. Das mir zugeteilte Einsatzgebiet lag im Bereich der 6. Armee, die von Feldmarschall von Reichenau kommandiert wurde. Im Januar 1942 wurde ich als Chef des Sonderkommandos 4a abgelöst und wurde nach Berlin strafversetzt.
Dort blieb ich eine zeitlang unbeschäftigt. Ich stand unter Aufsicht des Amtes IV, unter dem ehemaligen Gruppenführer Müller. Ich bekam im Herbst 1942 die Aufgabe, als Beauftragter Müller's in die besetzten Ostgebiete zu fahren und die Spuren der Massengräber, die von den Hinrichtungen der Einsatzgruppen stammten, zu verwischen. Diese Aufgabe hatte ich bis zum Sommer 1944.

4. Danach wurde ich zum Befehlshaber Steiermark kommandiert und sollte dort als Verbindungsmann zwischen dem Reichssicherheitshauptamt und dem Gruppenführer Rössner in der Partisanenbekämpfung eingesetzt werden, bin aber nicht mit der Ausführung dieser Aufgabe betraut worden. Ich erkrankte im Dezember 1944 und war vom Februar bis April in einem Sanatorium in Marburg an der Drau. Dort bekam ich Befehl, mich am 11. April 1945 in Berlin zu melden. Im April 1945 habe ich mich bei Kaltenbrunner gemeldet und fuhr in die Gegend von Salzburg. Damit habe ich mich weiteren Befehlen entzogen. Ich bin dann mit der Gruppe in Rastadt, Anfang Mai 1945, in Gefangenschaft geraten.

5. Während meiner Dienstzeit als Chef des Sonderkommandos 4a vom Zeitpunkt der Aufstellung im Juni 1941 bis zum Januar 1942, wurde ich verschiedentlich mit den Aufgaben der Hinrichtung von Kommunisten, Saboteuren, Juden und anderen unerwünschten Elementen beauftragt. Die genaue Zahl der hingerichteten Personen ist mir nicht mehr erinnerlich. Einer oberflächlichen Schätzung nach, für deren Richtigkeit ich keine Gewähr geben kann, vermute ich, dass sich die Zahl der Hingerichteten woran das Sonderkommando 4a beteiligt war zwischen 10000 und 15000 bewegt.

6. Ich habe verschiedenen Massenexekutionen beigewohnt und in zwei Fällen mit der Leitung der Exekution befohlen worden. Im August oder September 1941 fand eine Exekution bei Korosten statt bei der ungefähr 700 bis 1000 Mann erschossen wurden und bei der Dr. Dr. Rasch anwesend war. Ich hatte meine Einheit in einer Anzahl von Exekutionskommandos von je 30 Mann eingeteilt. Von der unterstellten Polizei der ukrainischen Miliz, Bevölkerung und den Angehörigen des Sonderkommandos waren zunächst die Leute erfasst und Massen-Gräber ausgehoben worden. Von der Gesamtzahl der zu der Exekution bestimmten Personen, wurden jedesmal 15 Mann an den Rand des Massengrabes geführt, wo sie sich hinknien mussten, das Gesicht zum Grab gewandt. Kleidung und Wertsachen wurden zu dieser Zeit noch nicht eingesammelt. Später wurde das geändert. Die Exekutionskommandos bestanden aus Männern des Sonderkommandos 4a und aus Miliz und Polizei. Nachdem die Leute zur Exekution fertig waren, gab einer meiner Führer, dem das jeweilige Exekutionskommando unterstand, den Feuerbefehl. Durch die kniende Lage am Rand des Massengrabes fielen die Opfer meistens gleich in das Massengrab. Ich habe stets größeren Exekutionskommandos die Erschießungen durchführen lassen, da ich den Gebrauch von Genickschussspezialisten ablehnte. Jedes Kommando schoss für ungefähr eine Stunde und wurde dann abgelöst. Die noch zu erschießenden Menschen waren in der Nähe der Exekutionsstätte versammelt und wurden von den Mitgliedern der Kommandos, die im Augenblick nicht an den Exekutionen teilnahmen, bewacht. Die hier geschilderte Exekution wurde von mir selbst beaufsichtigt und ich habe darauf gesehen, dass keine Übergriffe stattfanden.

7. Das Sonderkommando 4a hatte auch Frauen und Kinder erschossen. Im September oder Oktober 1941 erhielt ich von der Einsatzgruppe C unter Dr. Dr. Rasch einen Gaswagen und eine Hinrichtung wurde durch Gebrauch des Gaswagens vorgenommen. Dieser bestand aus einem 3 Tonnen Lastwagen, der vollkommen luftdicht abgeschlossen war und in dem ungefähr 30 bis 40 Leute Platz hatten. Nach ungefähr 7 bis 8 Minuten waren sämtliche Insassen, die den giftigen Gasen ausgesetzt waren, tot. Ich habe selbst die Leichen gesehen, als diese aus dem Gaswagen ausgeladen wurden.

8. Während der letzten Tage des September 1941 nahm das Sonderkommando 4a unter Mitwirkung des Gruppenstabes der Einsatzgruppe C und zwei Einheiten der in Kiew stationierten Polizeiregimenter die Massenhinrichtung von Juden in Kiew vor. Ich betrachte die mir genannte Ziffer der hingerichteten Leute von 33771 als zu hoch. Meiner Ansicht nach wurden nicht mehr als die Hälfte der angegebenen Zahl erschossen.

9. Da ich während der Zeit vom Juni 1941 bis Januar 1942 mehrfach schwer erkrankte und in verschiedenen Heilstätten untergebracht war, können mir nicht sämtliche Exekutionen des Sonderkommandos 4a zur Last gelegt werden. Während meiner Abwesenheit wurde das Kommando von Dr. Dr. Rasch, Hauptsturmführer Waldemar von Radetzki und Dr. Beyer, Hauptsturmführer, übernommen und unter deren Leitung fanden ebenfalls eine Anzahl von Massenhinrichtungen statt.

Ich habe obige Aussage, bestehend aus fünf (5) Seiten in
deutscher Sprache gelesen und erkläre, dass dies die volle
Wahrheit nach meinem besten Wissen und Glauben ist. Ich hatte
Gelegenheit, Änderungen und Berichtigungen in obiger Erklärung zu machen.
Diese Aussage habe ich freiwillig gemacht,
ohne jedwedes Versprechen auf Belohnung und ich war keinerlei
Zwang oder Drohung ausgesetzt.

Nürnberg, den 6. Juni 1947

(Unterschrift)
Paul Blobel