Das Massaker von Babij Jar
Mit ihrer Erschießung binnen 36 Stunden hatten die Männer des Sonderkommandos 4a (SK 4a) einen Mord-Rekord aufgestellt, den nicht einmal ein Vernichtungsexperte wie der KZ-Kommandant Rudolf Höß in Auschwitz zuwege brachte. Die Mord-Aktion am 29. und 30. September 1941 bei Kiew gilt in der Geschichte als beispiellos. Das Massaker von Babij Jar ist nur ein Schritt auf der 1200 Kilometer langen Blutspur, die das Sonderkommando 4a unter der Führung des SS-Standartenführers Paul Blobel durch Südrußland zog. Unsicherheit gab es nur zu Anfang. So am 28. Juni 1941 in Sokal, als einer von Blobels Schützen bei der ersten Massen-Erschießung ohnmächtig wurde. Hirnmasse aus einem zerschossenen Kopf war ihm ins Gesicht gespritzt.
Am 29. September setzten sich 30 000 ahnungslose Juden in Bewegung. Sie zogen in unübersehbarer Kolonne, mit Handkarren und Kinderwagen, Säcken und Säuglingen. Während sie fromme Lieder sangen, wurden sie von der SS in Sechser-Reihe aufgestellt, und dann schritt die Menge aus dem Stadtinnern zur Schlucht von Babij Jar, nahe am Dnjepr. Da die rund 150 Mann des Sonderkommandos die Massen allein nicht dirigieren konnten, halfen die Bataillone 45 und 303 des Polizei-Regiments Rußland-Süd bei der Absperrung. Hinter der Sicherheitskette rund um die Schlucht wurden die Juden registriert. Einige hundert Meter weiter öffnete sich eine flache Sandkuhle. Wer hier ankam, mußte sich entweder ganz oder bis auf die Unterwäsche entkleiden. Unmittelbar daneben lag die Schlucht, zu deren Sohle es einige Meter steil hinunterging. Die ersten Opfer durften sich noch mit dem Gesicht auf die blanke Erde legen, bevor sie durch Nackenschüsse getötet wurden. Bald torkelten immer neue Männer, Frauen und Kinder auf die Leichenhügel. Manche schrien laut, wenn sie an den Rand der Schlucht kamen. Die Exekutions-Mannschaft stärkte sich mit Grog. In ihre Stiefel sickerte das Blut der Ermordeten. Am Abend des 30. September schloß die Registrierung mit der Nummer 33 771. In die Schlucht von Babij Jar zog die Stille des Todes ein. Im März 1942 fuhr Standartenführer Blobel mit Albert Hartl, einem Gestapo-Fachmann für Kirchenfragen, noch einmal zur Babij-Jar-Schlucht hinaus. Hartl sah, wie die Erde in kleinen Explosionen hochgeschleudert wurde das Tauwetter hatte die Gase der Leichen freigelassen. Blobel erläuterte: "Hier liegen meine Juden begraben."