SA-Obersturmführer

* 19.06.1905 in Caputh
† 28.11.1957 in Stuttgart-Wangen

Offiziell war er auf Antrag seiner Frau vom 15. März 1956 zum 31. Dezember 1945 vom Berliner Amtsgericht Tempelhof-Kreuzberg (70-60 II 450/55) für tot erklärt worden.
Personenidentität erst 1960 ermittelt
am 28. November 1957 in Stuttgart-Wangen gestorben und unter seinem Falschnamen Werner Bieleke dort beerdigt worden.

am 01. April 1929 Eintritt in die NSDAP u. SA (NSDAP Mitglieds Nu. 124.744)

ab 1938 Oberreichsleiter im Rang eines SA-Obersturmführers und Leiter des Amtes IIa in der Kanzlei des Führers.
Beteiligt an der Röntgenkastration von Häftlingen in Auschwitz

Am 21. April 1945 standen 10 dreimotorige Transportflugzeug vom Typ Junkers Ju 352 Herkules der Großraumtransportstaffel der FdF (Fliegerstaffel des Führers) auf dem Rollfeld Berlin Tempelhof. Zwei Maschinen davon mit Ziel Obersalzberg. Ein Flugzeug erreicht das Ziel jedoch nicht und stürzt bei Börnersorf ab.

Bericht über die Abgestürzte Maschine:
Am Abend des 20. April, der Führers Geburtstag, ist in Schönwalde Bombenalarm: Luftangriff auf Berlin, einer der letzten von über dreihundert. Um zehn Uhr müssen Gundlfinger und Schultze mit ihren Besatzungen in den Bunker.
Draußen stehen, von Erdhügeln geschützt, die beiden dreimotorigen Ju 352. Schonwalde ist nur ein kleiner Feldflugplatz mit Graspiste nordwestlich von Berlin, unweit des heutigen Flughafens Tegel. Vor dem Start werden die Maschinen mit Ochsengespannen aus der Deckung gezogen.
Um zwei Uhr nachts ist Entwarnung. Gundlfinger und Schultze erhalten von der Einsatzleitung in Schönwalde den Befehl, ihre Maschinen für einen Flug nach Ainring fertigzumachen. Ganz in der Nähe liegt Hitlers Berghof auf dem Obersalzberg bei Berchtesgaden.
Die beiden Piloten warten auf die Fracht aus Berlin. Was genau sie befördern sollen, erfahren sie nicht. Schon seit Tagen fliegen sie Akten und Passagiere aus der Reichskanzlei und anderen Ministerien in den Süden. Immer nur nachts.
Doch die Lastwagen aus der Stadt lassen auf sich warten. Sie können wegen des Luftangriffs erst um zwei losfahren. Die Fahrt durch das zerstörte und verdunkelte Berlin dauert Stunden. Als die beiden Flugzeuge endlich durch die großen Heckklappen beladen werden. ist es vier Uhr morgens. Gundlfinger wartet noch auf einen Passagier, aber der kommt nicht.
"Gundlfinger wollte sich ganz niedrig über den Bäumen halten", erinnert sich Schultze. "Als erfahrener Frontflieger fühlte er sich da vor feindlichen Jägern am sichersten. Ich sagte. ich fliege hoch und nütze jede Wolke aus."
Schultze, der weniger Kisten zu laden hat. dafür aber 30 Passagiere aus dem Auswärtigen Amt. dem Propagandaministerium und der Reichskanzlei mitnimmt, ist vor Gundlfinger fertig. "Da wurde nicht lange gewartet. Wer startbereit war. ging raus." Die Zeit drängt. Schultze fliegt fünf Minuten vor Gundlfinger ab. morgens um fünf.
Unterwegs stellt Oberleutnant Schultze fest, daß die Benzinzufuhr aus dem Backbordtank unterbrochen ist. Damit kommt er nicht zum Zielflughafen Ainring. Schultze entschließt sich zur Zwischenlandung in Prag, das auf seiner Route liegt und noch von deutschen Truppen besetzt ist. Das Bodenpersonal drängt ihn nach der Reparatur zum Weiterflug. Prag-Resin ist in den letzten Tagen immer wieder von feindlichen Fliegern angegriffen worden.
Doch der Oberleutnant wartet noch ein paar Minuten. Gundlfingers Maschine müßte dicht hinter ihm sein. Da er keine Motorengeräusche hört, startet Schultze um 7.10 Uhr, 35 Minuten nach der Zwischenlandung, zum Weiterflug nach Ainring.
Er landet um 8.30 Uhr. Gundlfinger ist nicht da. Schultze hat Gundlfinger seinen Koffer mitgegeben. Der ist nun weg.
"Die Maschine flog tief. dicht über den Bäumen." Helga Fries, die Frau des Gastwirtes Peter Fries, hat sie über Göppersdorf gesehen, hellblau der Tarnanstrich gegen den Himmel. die Balkenkreuze an den Tragflächen. brennend auf Börnersdorf zu. Dort verschwindet sie im Wald. Rauch steigt auf, fetter schwarzer Rauch.
Die Ju 352 hat erst die Baumkronen gestreift, dann Äste und die Eichenstämme im "Heidenholz" am Rand der Straße von Hartmannsbach nach Börnersdorf.
Einer der drei großen Bramo-Motoren wird abgerissen und stürzt in den Wald. die Maschine dreht sich und fällt dann aus etwa fünfzehn Metern Höhe auf einen Acker, überschlägt sich und birst. Nur noch ein paar Sekunden, ein Sprung über die letzten Bäume, und der Pilot hätte die rettende Lichtung erreicht. Diesseits und jenseits der Straße ist freies Feld, genug Platz für eine Notlandung.
Nur einer kann sich aus dem brennenden Flugzeug retten.
Major Friedrich Gundlfinger. Jahrgang 1900. Lufthansa-Kapitän mit einer Million Flugkilometern, dann erfahrener Kriegsflieger mit Narvikschild und Kreta-Band, hat die Maschine nicht mehr halten können. Wegen der alliierten Jäger hat er nach dem Start in Schönwalde einen leichten Bogen nach Osten geschlagen und die Ju bei Tagesanbruch auf Baumwipfelhöhe gedrückt. So hat er es immer gemacht, in den russischen Kesseln. und damit fast den ganzen Krieg überlebt.
Die häßliche, langnasige Ju 352. eine Weiterentwicklung der bewahrten "Tante Ju" 52, hat er noch nicht oft geflogen. Die Maschine ist erst 1945 zur Truppe gekommen. Da haben die Junkers-Werke gerade 44 Maschinen fertiggestellt.
Ein Kriegsprodukt: Stoffbespannung über einem Stahlrohrgerüst. die Flügel aus Holz, der Boden sperrholz-beplankt. Nur Cockpit, Motorgondeln und die Vorderkanten von Flügeln und Leitwerk sind aus Metall.
Beim Aufschlag hat die Maschine sofort zu brennen begonnen. Fremdarbeiter vom nahen Gut Enderlein, sowjetische und französische Kriegsgefangene. sind als erste an der Unfallstelle. Wegen der Hitze können sie nicht an die Ju heran. Sie hören Schreie.

Besatzung der verunglückten Maschine:
Pilot Major Friedrich Gundlfinger
Bordmechaniker Oberfeldwebel Wilhelm Budack
Bordschütze Unteroffizier Franz Westermaier (einziger Überlebender)
Diener SS-Hauptscharführer Wilhelm Arndt, Führerbegleitkommando
Leibwächter SS-Hauptscharführer Max Fiebes, Leibstandarte A.H.
(Auszug aus einem Untersuchungsbericht zu SS-Hauptscharführer Max Fiebes)
Männliche Leiche mit den Resten einer graugrünen Uniform, an den Kragenspiegeln 2 Sterne. In der rechten Brusttasche eine Brieftasche mit einer Serie Paßbilder, lautend auf den Namen Max Fiebes. Oberscharführer, geb. am 27.03.1910 in Solingen. Persönlicher Nachlaß konnte nicht geborgen werden, da restlos verbrannt.
Desweiteren eine unbekannte Frau (möglicherweise eine der Sekretärinnen)
(wurde zusammen mit 3 weiteren Angehörigen d.Leibwache getötet )
Desweiteren eine unbekannte Frau (möglicherweise eine der Sekretärinnen)
Die Flugzeugbesatzung, ist am Absturzort Börnersdorf begraben worden. Informationen über eine Umbettung liegen nicht vor. Soldaten haben normalerweise ewiges Ruherecht, das auch die DDR respektiert. Gundlfingers Sterbeurkunde vom Standesamt Börnersdorf hat die Registrierungsnummer 16/45.

Das zweite Flugzeug erreicht sicher seinen Zielflughafen. An Bord der Maschine hochrangige Mitglieder der Partei-Kanzlei, u.a. Werner Blankenburg Codename "Brenner" (Leiter des Amtes IIa in der Kanzlei des Führers), Viktor Brack Code-Name "Jennerwein" (Oberdienstleiter des Amtes II in der Kanzlei des Führers) und Albert Bormann (Leiter d.Hauptamt I der Kanzlei des Führers), der Bruder von Martin Bormann.

Nach Kriegsende tauchte er mit dem Falschnamen „Werner Bieleke“ dem Geburtsnamen seiner Ehefrau in Stuttgart-Wangen unter. Er arbeitete als Vertreter einer Bausparkasse in Ludwigsburg und später als Vertreter einer Textilfabrik in Freudenstadt. Am 19. Februar 1949 verlobte er sich mit einer Krankenschwester. Obwohl er vom Sommer 1945 bis zu seinem Tode von der Justiz gesucht wurde, gelang es ihm, ein Leben im Verborgenen zu führen und auch den Kontakt mit seinen Eltern zu halten, die in einem Ulmer Altersheim untergebracht waren. Auch zu ehemaligen T4-Mitarbeitern bestanden rege Verbindungen.

Werner Blankenburg ist am 28. November 1957 in Stuttgart-Wangen gestorben und unter seinem Falschnamen Werner Bieleke dort beerdigt worden. An der Bestattung nahmen etliche ehemalige T4-Angehörige teil, so u.a. Dietrich Allers und Erwin Lambert. Offiziell war er auf Antrag seiner Frau vom 15. März 1956 zum 31. Dezember 1945 vom Berliner Amtsgericht Tempelhof-Kreuzberg (70-60 II 450/55) für tot erklärt worden.