SS-Rottenführer
* 18.03.1919 in Czernowitz
† 21.06.1988 in Bad Nauheim (Konitzky-Stift, Ludwigstraße 41)
letzter bekannter Wohnort: Plaidt, Erzbergerstraße 17
Volksdeutscher aus Rumänien
Volksschule
Vater: Telefonmechaniker
ledig, Staatenloser
Spitzname: Belak
Baretzki erlernte das Handwerk eines Nadelrichters und Strumpfwirkers und arbeitete in einer Czernowitzer Strumpffabrik.
Dienstgrad
SS-Rottenführer
Dienststellung
1./SS-T Stuba.
1942 Eintritt in die Waffen-SS
Frühjahr 1942 bis Januar 1945 Blockführer im Quarantänelager für Männer in Auschwitz-Birkenau (Lagerabschnitt BIIa)
(Mitwirkung an Selektionen auf der Rampe und an Hinrichtungen)
15.08.1942
Beförderung zum SS-Schützen
21.11.1943
Beförderung zum SS-Sturmmann
März 1944 Beteiligt an der "Liquidierung" des Theresienstädter Familienlagers
Am 19. April 1944 wird in Auschwitz der Häftling Liczka Mihail vom SS-Blockführer Baretzki Stefan so zusammengeschlagen, das er an den Folgen verstirbt. Als Grund für die Misshandlung gibt Baretzki an, der Häftling habe nicht korrekt gegrüßt. (Offizielle Todesursache: Nierenentzündung mit Hämaturie).
20. April 1945 im Raum von Guben zum Rottenführer Befördert
Im Januar 1945 kommt Baretzki mit einem Häftlingstransport nach Dachau und wird zur SS-Division "30. Januar" eingezogen. Nach einem Kampfeinsatz östlich von Berlin im Mai 1945 gerät er in sowjetische Gefangenschaft. Bereits wenige Monate später wurde er entlassen.
(Die 32. SS-Freiwilligen-Grenadier-Division „30. Januar“ wurde am 30. Januar 1945 mit Befehl vom 26. Januar 1945 auf dem SS-Truppenübungsplatz Kurmark aus Truppen des Ersatzheeres und der Kampfgruppe Schill aufgestellt. Die Division kämpfte zunächst in Teilen, später als Verband, an der Ostfront und wurde im Kessel von Halbe aufgerieben. Kleinen Teilen gelang der Durchbruch zur 12. Armee. Diese ergaben sich am 3. Mai 1945 amerikanischen Truppen in Tangermünde.)
Er schließt sich einem Kameraden an und geht mit ihm nach Plaidt am Rande der Eifel, wo er Anstellung als Arbeiter bei Firmen der Kohlen- und Bimsbranche fand.
1959 wird dem hessischen Generalstaatsanwalt Fritz Bauer eine Liste übergeben, auf der Baretzki als Todesschütze verzeichnet ist. Die Ermittlung seines Aufenthaltsortes zog sich über ein Jahr hin, so dass der Haftbefehl erst im April 1960 vollstreckt werden konnte.
ab 12. April 1960 Untersuchungshaft
Am 20.08.1965 wird Baretzki vom LG Frankfurt am Main zu lebenslang Haft + 8 Jahre Zuchthaus, rechtskräftig ab 20. Februar 1969 (BGH-Entscheidung) verurteilt
(Das Gericht hat Baretzki wegen seiner Beteiligung an Hinrichtungen freigesprochen.
Begründung: Die Zeugen Lazanowicz, Punks und Knuth-Siebenlist haben bekundet, der Angeklagte habe das eine oder andere Mal bei Hinrichtungen einem Häftling die Schlinge um den Hals gelegt oder auch den Schemel, auf dem dieser stand, weggestoßen. Sie haben aber auch gesagt, daß bei jeder dieser Hinrichtungen das gesamte Lager habe antreten müssen und vor der Vollstreckung ein Hinrichtungsbefehl bzw. ein Urteil verlesen worden sei. Danach steht nicht fest, ob diese Exekutionen auf Grund rechtswidriger Befehle - etwa des RSHA - stattgefunden oder ob Gerichtsurteile vorgelegen haben.
Der ehemalige SS-Rottenführer Stefan Baretzki fühlte sich als Opfer. Vor Gericht beklagte er sich darüber, dass man ihm und seinen Kameraden in Auschwitz Hetzfilme gezeigt hatte (er konnte sich noch an Jud Süß und Ohm Krüger erinnern), was dann zu schlimmen Misshandlungen der Häftlinge geführt habe. Schuld am Sadismus der Wachmannschaften waren also diese Filme.
Er erklärt dem Gericht, dass er seine Opfer wie unter Zwang quälen und ermorden musste, weil er vorher Jud Süß gesehen hatte.
Baretzki weiter:
„Wir wurden des Öfteren von SS-Offizieren und Zivilisten darüber belehrt, dass die Vorgänge in Auschwitz rechtmäßig seien, weil die eingelieferten Häftlinge sich als Saboteure betätigt hätten".
Der kaum gebildete Baretzki hat jedoch Zweifel: „Ich persönlich war aber der Auffassung, dass all diese Dinge ein Unrecht waren. Denn was sollen zum Beispiel Kinder für Sabotagehandlungen begangen haben?“
Dennoch tut Baretzki, was von ihm erwartet wird. Dazu trägt die Indoktrination durch Hetzfilme wie „Jud Süß“ oder „Ohm Krüger“ bei.
Bei der weiteren Vernehmung sagt Baretzki aus: „An diese beiden Titel kann ich mich erinnern. Und was für Folgen das für die Häftlinge hatte! Die Filme wurden der Mannschaft gezeigt – und wie haben die Häftlinge am nächsten Tag ausgesehen!“ Auch andere Volksdeutsche erinnern sich, dass nach einer abendlichen Vorführung von „Jud Süß“ am nächsten Tag jüdische KZ-Insassen zu Tode gequält wurden – einfach zum „Spaß“.
Baretzki begeht am 21.06.1988 Selbstmord im Konitzky-Stift, Bad Nauheim, in das er wegen schwerer Erkrankung eingeliefert worden war
Aussage des ehemalign KL Auschwitz Häftlings Gotland Simon (lebt nach 1945 in Paris) im Auschwitz Prozeß:
Einmal kam ein Zug mit etwa 3000 Menschen. Die Menschen waren alle krank. Baretzki sagte mir: "Du hast 10 bis 20 Minuten Zeit, dann sind alle Menschen aus den Waggons!" Eine Frau schrie laut, sie war gerade während der Geburt. Ich zog das Kind aus der Frau und habe es in Kleidungsstücke eingewickelt und neben der Frau auf den Boden gelegt. Dann brachte ich ein Lebensmittelpaket zur Mutter. Baretzki kam mit dem Stock auf mich zu und schlug mich und die Frau. Er schrie mich an: "Warum spielst du noch mit dem Dreck!" und trat nach dem Kind, daß es fortfiel wie ein Fußball. Dann befahl er mir: "Bring die Scheiße hierher!" Das Kind war tot. Als ich später wieder an die Stelle kam, war die Mutter auch tot.